Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Znaim.[]


Znaim (Znoym),[1] eine Stadt im Markgrafthum Mähren und Hauptort eines Kreises gleichen Namens, in einer angenehmen Gegend auf einem Berge, an dessen Fuße die Taga fließt. Die Stadt hat 700 Häuser und 6000 Einwohner. Am Fuße des Berges liegt eine ehemalige, schöne Abtei der Prämonstratenser, die jetzt zu einer großen kaiserlichen Tabaksfabrik eingerichtet ist, welche jährlich über 25,000 Centner Tabak liefert. Znaim ist wegen der Waffenstillstandes merkwürdig, der in der Nähe der Stadt am 12. Juli 1809 zwischen den Oesterreichern und Franzosen abgeschlossen wurde. Als die Oesterreicher am 6. Juli die Schlacht bei Wagram gegen die Franzosen verloren hatten, führte der Erzherzog Carl die österreichische Armee nach Böhmen über Znaim. Es kam am 11. Juli in der Nähe dieser Stadt noch zu Gefechten. Am folgenden Tage wurde, auf den Antrag von österreichischer Seite, noch spät in der Nacht im französischen Hauptquartiere ein Waffenstillstand auf vier Wochen abgeschlossen und eine Demarcationslinie festgesetzt, innerhalb welcher die beiderseitigen Armeen während dieser Zeit stehen bleiben sollten. Nachdem dieser Waffenstillstand ohne Unterbrechung drei Monate gedauert hatte, wurde am 14. Oct. 1809 der Friede zu Wien geschlossen, der Oesterreich verschiedene seiner Provinzen entriß.


Von Reisende.[]

Friedrich von Cölln. [2]

Znaim.

Von Iglau bis hier sah ich allenthalben die Spuren des Feldzugs von 1805. Hier hatten die Bayern gehauft, und sich wahrscheinlich für manches Ungemach gerächt, was die Oestreicher zehn Jahre lang in ihrem Lande ausgeübt hatten. Dörfer lagen noch in ihrem Schutt; in den Gasthöfen an den Landstraßen waren die Fenster zerschlagen, und wie die Viertelmeilen-Zeiger an der Chausse von Frankfurt nach Berlin, so standen die Bettler hier an der Landstraße, und ihr erstes Wort war einstimmig: Der Krieg! der Krieg!

Dagegen können sich die Bayern darauf gefaßt machen: daß, wenn die Oestreicher ihnen einst wieder einen Besuch machen sollten, kein Stein auf dem andern bleiben wird. Denn vom General bis zum Tambour belebt die Oestreicher nur ein Gefühl: Rache an Bayern zu nehmen, dessen König, wie sie wähnen, sie wider alles Recht verließ u. s. w.

Ich schweige darüber, meyne aber: Daß wenn Deutschland seine Kostgänger, deutsche Fürsten genannt, einst einmal los werden, und einen zweyten Napoleon an seine Spitze erhalten sollte, wir dann von Frankreich nichts zu fürchten haben würden.

In Znaim fiel mir Wallenstein ein; das Schloß wohin er sich zurückzog, und wo Eggenberg ihm zuredete, in des Kaisers Dienst zurückzukommen, lag mir zur Seite auf einer Anhöhe, als ich in die Stadt fuhr.

Hätte Preußen doch jetzt einen Wallenstein, der es vom Untergange retten könnte, dachte ich; aber es wollte mir keiner einfallen der Muth, Verstand und Vermögen so vereinigt besäße, wie jener.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Wien und Berlin in Parallele. Nebst Bemerkungen auf der Reise von Berlin nach Wien durch Schlesien über die Felder des Krieges. Ein Seitenstück zu der Schrift: Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. von F. v. C - n. Amsterdam und Cölln 1808, bei Peter Hammer.
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