Zittau.[]
Zittau,[1] ehemals die dritte unter den Sechsstädten der Oberlausitz, jetzt die zweite Stadt im königlich-sächsischen Landestheile dieser Provinz, an der Mandau, welche nahe bei der Stadt in die Neisse fällt, hat 1100 Häuser, von denen die meisten nach dem Brande, welcher 1757 fast die ganze Stadt verheerte, geschmackvoll aufgebaut worden, an 60 aber noch traurige Brandstellen sind. Die Einwohner, an 7800, sämmtlich evangelisch-lutherischer Confession, nähren sich hauptsächlich vom Handel, wozu theils die Lage an der nur eine kleine Stunde von der Stadt entfernten böhmischen Gränze, theils die in den umliegenden Dörfern stark betriebene Leinwand- und Damastweberei Gelegenheit gibt. Gegenwärtig ist der Transitohandel mit Colonial- und Schnittwaaren und Garnen sehr lebhaft, der sonst sehr bedeutende Leinwandhandel aber sehr gesunken. Auch andere Gewerbe haben hier guten Fortgang, doch mehr im Kleinen, und auch das starke Tuchmachergewerk liefert seine Fabrikate meistentheils an auswärtige Tuchhandlungen. Der Magistrat, die einzige Behörde in der Stadt, hat bedeutende Vorrechte (s. Lausitz) und übt die Gerichtsbarkeit mit allen herrschaftlichen Gerechtsamen über 43,000 Seelen, da eine große Anzahl von Dörfern mit ansehnlichen Rittergütern der Stadt gehören. Daher sind auch die Einkünfte der Communalcassen sehr beträchtlich, und alle öffentlichen Anstalten wohl fundirt. Darunter gehört ein blühendes Gymnasium, eine allgemeine deutsche Stadtschule, welche nach dem Muster der Leipziger Bürgerschule 1811 errichtet wurde, und an 800 Schüler beiderlei Geschlechts zählt, ein Seminarium für Landschullehrer, eine mit der Stadtschule verbundene Industrie- und Arbeitsanstalt, das reiche Jacobsspital mit einer eigenen Kirche u. s. w. Unter den öffentlichen Gebäude zeichnet sich die im besten Geschmack aufgeführte, aber im Innern jetzt noch nicht vollendete Hauptkirche zu St. Johannis, die interimistische Hauptkirche zu St. Petri und Pauli, drei Begräbnißkirchen, das Zuchthaus, welches das einzige in der Provinz ist, und in seinen Mauern eine eigene Kirche hat, das neue Schauspielhaus und der Marstall mit den Salz- und Getreideniederlagen aus. Wohlerhaltene Kunststraßen mit Baumpflanzungen und Spaziergängen umgeben die innere Stadt, Gärten, deren Besitzer einen starken Handel mit Gartengewächsen und Gemüsen auf sechs Meilen weit nach allen Seiten hin treiben, füllen die Vorstädte. Die um die Mitte des 17ten Jahrhunderts hier gebildete böhmische Exulantengemeine hat einen eignen Prediger und neben der Peter-Paulkirche ihre eigene Kirche, über welcher in zwei großen Sälen die an historischen und philologischen Werken reiche Rathsbibliothek würdig aufgestellt ist.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.