Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ueber

ITALIENS POLITISCHE ZEITUNGEN

und

INTELLIGENZ-BLÄTTER,

besonders des letzten JahrZehendes. *)

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Italien, das MutterLand des StammNahmens der Zeitungen, hatte derer zu Venedig, Rom, Turin und Neapel schon so früh, dass kaum das Decennium des Anfanges im XVI. JahrHunderte, viel weniger das Jahr genau bestimmt werden kann. In Venedig gab schon 1605 das Interdict Paul's I. Anlass zu einer Gazzetta, um das Volk mit den "dannosissime ostilità di quel colerico santo Padre" bekannt zu machen.

Unter dem Ministerium des Kardinals Mazarin und selbst noch unter Rez dienten die italiänischen Zeitungen sogar zum Vehikel und LuftBall der französischen Politik. Jener gewandte schlaue RottenBändiger, wie ihn ein neuerer GeschichtSchreiber nennt, schickte theils selbst, theils durch seinen Sekretair, den Abt Zongo Ondedei, den Gazzettieri in Rom, Turin und Venedig die politischen Neuigkeiten über die innere Lage von Frankreich und vom Kriege mit Spanien zu. Eines dieser CirkularSchreiben, welches an den ZeitungsVerfasser in Turin, Nahmens Soccino, vom 20. August 1649 gerichtet war, ist in einer schätzbaren neueren Sammlung *) aus dem Manuscripte aufbewahrt. Mazarin's Freunde in Italien mussten diese Avvisi di gazzetta auf das Schnellste verbreiten.

Noch mehr war dieses der Fall von Seite des Kardinals Rez, der sich persönlich in Italien befand. Hiervon anstatt aller Beweise nur eine Anekdote. Als Mazarin's Vater starb, wünschte er spöttisch an die dunkele Abstammung des KardinalMinisters das Publikum zu erinnern, und liess daher in die Gazzetta di Roma folgende Worte anonymisch setzen: Wir vernehmen aus Paris, dass der Peter Mazarin hier in Rom das Zeitlich mit den Ewigen verwechselt hat.

Aus deuschen Schriften des XVII. JahrHunderts **) ersieht man, dass in dessen zweyter Hälfte die italiänischen Zeitungen sehr gern von den gebildeteren Deutschen, und zwar in Deutschland gelesen wurden. Diese Empfänglichkeit des Auslandes beweist deutlich für die ZeitungsIndustrie jenseits der Alpen.

Von der SpecialGeschichte der italiänischen Zeitungen findet man in der StaatenGeschichte nur wenig Spuren. Unter den beyden KönigsZeptern gedieh die Pflanze, wo nicht später, doch langsam.

Zu Neapel, wo neuerlich die Verpachtung der Zeitungen für jährliche 540 Ducati, nach Galanti's Descrizione geografica della Sicilia, KronRegale wurde, geben die Archive vom AnfangsJahre der dortigen Zeitungen keine Auskunft; denn Dupaty's *) Angabe, dass die erste Zeitung dieses volkreichen KönigsStadt im J. 1785 entstanden sey, ist ein unerhörtes Mährchen. Die Gazzetta di Napoli lieferte schon viel früher für die Litteratur und für die Statistik von Africa einige nützliche Beyträge (wie z. B. das Blatt vom 20 März 1796 über die SeeMacht der barbarischen Staaten). Auch Sicilien hatte lange vorher zwey Zeitungen, unter welchen die Nuove politiche di Palermo such ununterbrochen erhielten; die insularische Lage benimmt indessen diesen Nuove Vieles an ihrer Novität für das Ausland.

Was die Staaten des Königs von Sardinien betrifft, so hatte Turin lange zwey Zeitungen, Foglio oder Gazzetta di Torino, Notizie particolari 8. (zweyMahl wochentlich bey Masserano) und Diario Torinese. 8. In Cagliari und Nizza kamen aber bloss KundschaftsBlätter (Avvisi) heraus.

In den Freystaten Venedig und Genua hatte der Sitz des Gouvernements ausschliesslich die Zeitungen inne; dort, ausser dem Foglietto, den Nuovo Postiglione bey Allorizzi und die Notizie del Mondo bei Graziosi; hier die Gazzetta patria neben den Avvisi, wozu bis 1768 auch die Korsikanische Zeitung zu Bastia gehörte. Wie äusserst mager und beschränkt die Blätter Venedigs waren, kann man sich ungeachtet der ehemahligen politischen Inquisition dieses Staates kaum vorstellen. In den Fürstenthümern Parma und Modena waren die Giornali oder Gazzette eben so unbedeutend. Verhältnissmässig war der KirchenStaat besser versehen. Rom hatte sein Duodez-Diario und sein Giornale ecclesiastico vom Abbate Chiari in 4; die ProvinzialStädte Bologna und Cesena aber jede ihre Notizie.

Der übrige Theil von Italien, welcher dem österreichischen Szepter gehorchte, hatte grösseren ZeitungsBetrieb, als das ganze übrige Welschland zusammen. Mailand und Florenz waren stets die HauptStapelPlätze italiänischer Zeitungen. Der Corriere Milanese von Valadini (zwey Mahl wochentlich in 4.) und der Corriere di Gabinetto bey den Gebrüdern Pirola (drey QuartBlätter in der Woche); die Notizie politiche bey Gaetano Motta, mit dem gelehrten abgesonderten Anhange der Notizie letterarie, und endlich die Gazzetta Enciclopedica di Milano, versorgten neben der Gazzetta di Mantova von Alb. Pazzoni (gr. 4.) nicht allein die Lombardey, sondern ganz Italien. Noch mehr, als diese, gingen in das Ausland und über alle Meere die florentiner Notizie del Mondo und die unpartheyische Gazzetta universale bey Pagani seit 1769, deren Anhang als bürgerliches IntelligenzBlatt die Gazzetta Toscana war.

Die Zeitungen des welschen Tirols zu Trient und Roveredo, und die Nuove politiche di Lugano gehören, ihres Idioms und des Umlaufes in ganz Italien wegen, freylich auch hierher; aber in Rücksicht auf die Censur darf man sie nicht füglich von dem Zusammenhange der östreichischen Monarchie und von Helvetien absondern.

Dieses ist die Uebersicht der Zeitungen in Italien bis zu dem Ausbruche der Feindseligkeiten zwischen Sardinien und der französischen Republik im J. 1792 und den darauf erfolgten Eroberungen. Lücken von Bedeutung zeigt sie nicht, ausser zu Lucca und Maltha. Im Verhältnisse zu der Bevölkerung war die Zahl freylich sehr geringe, weil die ZeitungsLeserey nicht wo, wie nachher, im Uebermasse und auf Kosten der BerufsPflichten, -- so wie überhaupt nicht gar viel politische KannenGiesserey getrieben wurde. Noch geringhaltiger war aber der Inhalt und die Redaction. Strenge der Censur, Langsamkeit und Unregelmässigkeit in den KommunikationsWegen waren die HauptUrsachen davon, weil beydes den KunstFleiss der Verfasser und den LeseTrieb des Publikums zugleich lähmte. Die Censur liess in den inländischen Artikeln nie etwas Politisches, und in den auswärtigen kaum ein Wort zu, das für Fürsten, Minister oder für bedeutende Personen des Auslandes die mindeste Anzüglichkeit hätte haben können. Der römische Diarist durfte vom Papste nichts als den PantoffelKuss einiger Reisenden oder seine Spazierfahrten Col treno di Campagna melden, und der neapolitanische würde noch im J. 1792 eine eigenmächtige Erwähnung von Latouche's KreuzZuge mit langwieriger Gefangenschaft gebüsst haben. Gesetzt aber auch, dass die wichtigsten Nachrichten hätten gedruckt werden dürfen, so durchkreuzte sich in dem geographischen Stiefel der PostKurs zu wenig und zu langsam, als dass nicht Reisende oft dem ZeitungsBlatte vorgeeilt wären. Aus der Schweiz, und folglich aus dem grössten Theile von Deutschland, führten nur SchneckenPosten über den Gotthart und den Mont-Cenis, und ausserdem brachte Niemand als der Lindauer Bothe regelmässig die ZeitungsMaterialien zu. Im Inneren Italiens wurden sie auf einigen wenigen HauptStrassen, und dazu oft mit Umwegen, nach Livorno, Genua, Florenz, Rom und Turin verbreitet. Daher der LieblingsSpruch der ZeitungsSchreiber: Mancano le recenti lettere di varie parti, so wie auch der hohe Preis auswärtiger Zeitungen. Schon an der Pforte Italiens, in Venedig, kostet z. B. das Journal de Francfort 48 Lire, und noch die Hälfte mehr in Neapel.

Auch erstickten die StaatsVerfassung und die Erziehung der italiänischen Jugend den ZeitungsTrieb. Sonderbar ist de freylich, dass dasselbe Volk, welches dem Gazzettace und Gazzettone den Nahmen gab, und das in seiner Litteratur und Dramaturgie mehrere sich auf das ZeitungsWesen beziehende Satyren, z. B. den Gazzettiere im Teatro moderno vom Marchese Albergati zählt, die mittelmässigsten Zeitungen hatte. Zu Redacteurs warfen sich gewöhnlich Unfähige auf, zumahl da bey dem mässigen JahrGangsPreise von 7 bis 10 Lire ihr Sold nicht sehr ergiebig seyn konnte. Der gebildete Theil unter den Verfassern half sich mit litterarischen Artikeln, mit Anzeigen akademischer Vorlesungen, wissenschaftlicher Versuche, litterarischer EhrenBezeigungen und mit Uebertragung aus fremden Sprachen durch. Dem Geschmacke des Publikums gemäss, mussten sie aber oft auch LeichenReden und theologische Abhandlungen aufnehmen.

Mit dem Vordringen der französischen Heere und GrundSätze in Welschland schneidet sich ein ganz neuer ZeitRaum des italiänischen ZeitungsWesens ab. Ihre Anzahl wuchs Schwamm-artig im J. 1792 unter dem Geklirre der republikanischen Waffen; Form und Inhalt bekamen französischen Zuschnitt, so dass von diesem ZeitPunkte an dieser bisher so gar kleine LitteraturZweig üppig empor schloss, und sich fest um die Schicksale der ephemeren StaatsUmwälzung schlang. Nizza machte den Anfang der neuen Epoche. Unter dem Schutze der fechtenden Jungfrau Anselme entstand dort im J. 1792 eine neu-italiänische ZeitungsPresse. Der Stifter des Journal de Nice, Beffroi, wurde auch zugleich der erste Märtyrer, indem man ihn im Juny 1795 wegen einiger factischen Unrichtigkeiten gefänglich einzog. Dem Departemente der SeeAlpen folgte das vom Montblanc. Da beyde Zeitungen aber in französischer Sprache geschrieben waren, so spürte man bis 1795 keine Wirkung davon in Italien; mehr noch von dem Giornale patriotico di Bastia, bis das der brittische Besitz der Insel diesem Blatte eine monarchische Richtung gab.

Mit Buonaparte's Fahnen im J. 1796 flog die neue ZeitungsIndustrie nach Mailand, während dass eine französische FeldZeitung: Gazette de l'Armée d'Italie, solche für ganz Italien vorbereitete. Le Courier de l'Armée d'Italie, ou le Patriote Français à Milan par une Societé de Rèpublicains (August 1796, de l‘ Imprimerie patriotique) von Jaques Rossi, ein von dem Marseiller Courier de l'Italie ganz verschiedenes Blatt, und der Courier Transalpino (Juny 1796) waren die Erstlinge der Mailändischen FreyheitsDruckereyen. Der Veladinische Corriere nahm so gar im Juny 1796 den Beynahmen Cittadino libero, traduzione genuina dei principali fogli di Francia an, und that also auf alle Originalität zu seiner nicht geringen Schande Verzicht. Auf Mailand fixirte sich indessen lange Zeit hindurch ausschliesslich dieser Betrieb. Das Giornale di Patrioti d'Italia von Galdi, bey Carlo Civali mit der neu-republikanischen ZeitRechnung und dem Motte: Omnes in unum, welche nur allein das Anno I. della Libertà Italiana modificirte, entstand erst im März 1797. Es war ganz im französischen Sinne gemodelt, und einige Monathe hindurch erschien davon sogar eine französische Uebersetzung, nähmlich das Journal des Patriotes d'Italie. Der Debit, die Fassung und die Reichhaltigkeit der Artikel beweisen, wie sehr es der Propaganda für Italien fröhnte. Die Eroberung von Mantua verpflanzte im Sommer 1797 die FreyheitsBlätter auch in das venetianische Gebieth. Il Patriota Bergamasco von Muletti mit dem Anno I. della Repubblica Cisalpina und dem Motto: Dulcis amor patriae (Juny 1797), das Giornale degli uomini liberi vom Br. Mulletti im Locatellischen Verlage zu Bergamo (Juny 1797) und L'Iride bey Belloni zu Brescia, geben diesen beyden ProvinzialStädten das ZeitungsLicht, das bis dahin nur durch das Prisma der oenetianischen Censur ihnen zu Theil wurde. Zu Venedig selbst, bei Giov. Zatta, kamen seit dem May 1797 täglich Il Libero Veneto als officielles Blatt der neuen demokratischen Regierung und Municipalität, die Gazzetta Urbana Veneta und für kurze Zeit auch ein Monitore Veneto zum Vorschein. Alle drey verschwanden mit dem Frieden von Campo-Formio; nur blieben die Notizie del Mondo bei Graziosi (Nr. 104. 4. 1796.) stehen, weil derer Verfasser sich nie zur politischen Propaganda bekannte. In Mailand ging nun auch am 15 Fiorile anno VI. die erste Foglio TagsZeitung hervor, der berüchtigte Monitore Cisalpino bey Andr. Mainardi *), dessen Inhalt mit dem Motto: Sine ira et studio, sehr kontrastierte, und in welchem der Keim zu dem späteren Monitore Italiano (1. Piovoso anno VI. 20, Gennajo 1798) lag. Die feurigsten Republikaner Benincosa, Gioja, Foscolo, Braganza aus Venedig (der Verfasser der Cenni Politichi) waren deren Mitarbeiter. Ein anderes mailändisches PartheyBlatt, für dessen Verfasser man den Schriftsteller Lupi hielt, erregte gleiches Aufsehen. In den beyden Räthen der cisalpinischen Republik wurde den Gazzettieri und Giornalisti eine eigene geräumige Loge gegeben, und mit dem 2. Frimaire an VI. (10. Novbr. 1797) fing Il Redattore del gran Consiglio della Republica Cisalpina an, dessen Inhalt und historischer Werth früh in der deutschen Litteratur *) bekannt geworden ist. Unter den FilialBlättern des cisalpinischen RegierungsSitzes zeichnete sich das Giornale Patriotico di Modena aus.

Gleichzeitig mit der neuen Verfassung von Venedig, aber von längerer Dauer, waren die Zeitungen der ligurischen Republik. Am 22. May 1797 wehte in Genua die RevolutionsFahne, und schon im Juny entstand, die Libertà und Eguaglianza an der Stirne, eine Gazzetta Nazionale Genovese bey Caffarelli, wochentlich acht volle QuartSeiten, auf welche im Januar 1799 eine Gazzette Nazionale della Liguria in der neuen NationalDruckerey gepfropft wurde. Auf jene folgten der Censore, in dem Verlage degli amici della Libertà (October 1799), welchen Anfangs ein Arzt, Mongiardini, bearbeitete; Il Genio Repubblicano vom Br. Como, anno 2do del Governo Costituzionale Ligure, und der Amico della Legi e Virtù Repubblicane, von Como, in 4. Diese drey beschäfftigten sich vorzüglich mit den inneren Angelegenheiten, nur der Monitore Ligure, bey Albani und Frugoni, mit doppelten Kolumnen, gab wochentlich zwey Mahl das Detail der auswärtigen Eräugnisse. Später, nähmlich am 12. Juny 1798, kam ein Bullettino officiale gr. 8., welches täglich von der Fehde mit Piemont ausführliche Nachricht gab, zu Stande. Die Gazzetta di Fort-Ercole wurde in Deutschland nur durchs Citiren bekannt.

Alle diese Zeitungen sind denen vor 1796 in Form und Zuschnitte so wie im Inhalte sehr ungleich; anstatt der landesherrlichen Wappen die SinnBilder und Denksprüche der Freyheit; anstatt der kleinen QuartBlätter grössere Formate mit gespaltenen Kolumnen; anstatt des wochentlichen Umfangs ganze TageBlätter, und daher auch ein verhältnissmässig-erhöhter Preis; im Inhalte noch mehr Feuer, Frechheit und BekehrungsSucht, als es bey den pariser Journalisten in den FlitterJahren des republikanischen Enthusiasmus der Fall war.

So wurde von J. 1797 an die Geschichte und der Geist des neu-italiänischen und des französischen ZeitungsWesens ganz identisch. Wie hier das Direktorium, so übte dort Buonaparte die bekannte ZeitungsTactik. Er gab nicht zu, dass durch Zeitungen, selbst im Nahmen nur, der Embryo der cis- und transpadanischen Republiken zur Reife gebracht werde; im Thermidor 1797 liess er, wie alle genueser Blätter dieses ZeitPunktes einstimmig sagen, keine pariser Zeitung nach Genua kommen. Kurz, so lange es ihm nicht Ernst war, blieben die welschen Zeitungen in der Kindheit. So bald aber die cisalpinische und die ligurische Konstitutionen sanctionirt waren, beförderte er auf alle Weise diese Propaganda. Der 18. Fructidor wurde in den mailändischen Blättern lange vorher verkündigt, und den Tractat von Campo-Formio erfuhren die dabey so betheiligten Venetianer schon am 10. Nov. 1797 ganz vollständig und zuerst aus ihren eigenen Zeitungen. Nach der Ebbe und Fluth der Factionen und der von Paris oder aus dem Innern entstehenden gewaltsamen Veränderungen, nach den Epochen von Trouvé (16. Juny 1798), Brune, Fouché de Nantes modelten sich seitdem die ZeitungsBlätter; die wichtigsten Artikel kamen aus diesen ergiebigen Quellen; es war keine PressFreyheit, sondern eine französische Censur, und die Hälfte der italiänischen Zeitungen war oft wörtliche Abschrift der pariser MinisterialBlätter. Der Italiano a Parigi, eine bekannte LästerChronik über Italien, wurde das LieblingsBlatt der Revolutionärs, so dass man dessen Debit, aus Furcht vor dessen Protector, selbst in Venedig nicht zu verbiethen wagte. Das Steigen und Fallen jenes Einflusses prägte sich sogar in zwey mailändischen Blättern ab, derer Benennungen: Termometro und Barometro politico, äusserst passend sind. Daher kamen, so wie in Frankreich, auch hier viele Beschwerden gegen Unrichtigkeiten und gegen Omissionen der venali und menzogneri Gazzettieri in den cisalpinischen Räthen *) vor; daher die Suspension des genuesischen Censore, und die geheime Eröffnung seines BriefWechsels durch den Minister des Innern, welches noch im Januar 1799 Statt hatte; daher die Einkerkerung einiger ZeitungsSchreiber und ihre vielen gegenseitigen Anfeindungen.

Nur in Einem Punkte vereinigten sich fast alle diese RevolutionsZeitungen, nähmlich in der ProselytenMacherey gegen das damahls noch rechtgläubig unangetastete Rom, und gegen Neapel und Sardinien. Gegen diese beyden Könige und den Papst waren sie mit Schmähungen und Imprekationen angefüllt, denen selbst der Friede von Campo-Formio kein Ziel setzte. Nur die Ausfälle gegen Florenz und die unsauberen Producte der neu-venetianischen Druckereyen erreichten mit diesem Tractate ihre Endschaft, anstatt derer, unter den Flügeln des kaiserlichen Adlers, der BuchHändler Pietro Zerletti eine Gazzetta Veneta Privilegiata, von gemeinnützigem Inhalte, seit dem September 1799 heraus gibt.

Bis dahin hatte das italiänische ZeitungsWesen nur einen partiellen und beynahe blinden NachahmungsBetrieb. Die Errichtung der römischen Republik brachte aber mehr Originalität und NationalCharacter hinein. Zu Bologna hatte man, ungeachtet der sanctionierten Einverleibung mit der cisalpinischen Republik, noch dieses StaatsStreich erwartet, um die ungebundene PressFreyheit zu benützen. Erst im Januar 1796 erschien Il Relatore Bolognese, ein FolioTagsBlatt, im Verlage einer dazu verbündeten Gesellschaft, und auch dieser hatte noch eine geraume Zeit eine fast aristokratische Tinktur. Sehr ergibig waren aber bald nach Errichtung des Konsulats die Zeitungen in Rom. Die Druckerey der heiligen Propaganda wurde zu Blättern entweiht, welche der TummelPlatz des leidenschaftlichsten PrivatHasses, der schwärzesten Verläumdung und unziemlicher Pasquinaden selbst gegen das neue Gouvernement waren. Das uralte Diario di Roma fiel nach der Flucht des Abate Chiari unter die Hände eines jungen Arztes, dem es, wie weiland Renaudot, dem Erfinder der französischen Zeitungen, an Praxis fehlte, und der den Römern in einem Schwalle von Worten allerley so tolles Zeig vorschwatzte, dass auf der Säule des Pasquin's der Medico Novellista einst in satyrischen Versen ersucht wurde, nicht das ganze Publikum zu seinem Patienten zu machen. Der hochtrabende Orateur du Capitole, Journal politique et litéraire, mit dem ominösen Motto: Rome est toujours dans Rome (gr. 4. 1. Nivose an VII.), wurde auf des französischen Bothschafters Bertoglio Anstiften in französischer Sprache verfasst, und dessen Absatz vorzüglich auf die Versendungen nach Frankreich berechnet. Der Monitore di Roma von Lampredi, und der Osservatore von Imperiali, in der Fulgonischen Druckerey, wollten zwar als FolioZeitungen mit dreyfachen Kolumnen erscheinen: aber ihre Mittelmässigkeit wegen konnten sie nur zwey Blätter in jeder Dekade absetzen. Gleiches Bewandtniss hatte es auch mit dem Banditore della Verità, von Mallio, dem Verfasser der Annalen, und mit dem Compilatore Romano. Die Benennung des letztern war eben so übel gewählt, als die von Pozzo di Democrito (8. März 1799). Noch gerechteren Anlass zur Satyre gab das Blatt: Dello Tempio di Vesta, weil dieser Gottheit bekanntlich die französierten Römerinnen nicht mehr huldigten. Einige von diesen grössten Theils unbedeutenden Blättern verwelkten nach MonatsFrist. Eine Ephemere im botanischen Sinne des Wortes war der Monitore del Monitore Romano, ein FolioBlatt, vom Sohne des Exconsuls de Matteis, in der Form eines Dialogs zwischen Pasquin und Marforio; nähmlich in so fern Ephemere, als der Verfasser, wegen eines Ausfalls auf den KonsulatsSekretär Bassal, so gleich nach Erscheinung des ersten Stückes verhaftet wurde. -- Kurz, den mailändischen Blättern kam keines der römischen in der RedactionsKunst gleich.

Vom festen Lande Italiens wanderte nun die ZeitungsIndustrie nach der InselWelt; nach Corfu, wo ein patriotischer Journalist von Toulon übergeschifft wurde, und nach der exsouveränen Insel Maltha, wo am 16. August 1798 die erste Gazette de Malthe unter den SinnBildern der französischen Freyheit erschien, und aus deren historisch-merkwürdigen Quelle nur wenige deutsche ZeitungsVerfasser, z. B. das Journal de Francfort du 8. Septembre 1798, geschöpft haben.

Nach dem StaatsStreiche von Joubert und durch Championnet's KriegsGlück kam die Reihe an die KönigsStädte Neapel und Turin. In der Nachbarschaft des Vesuvs ging aus der Feder eines Weibes, der Marchesa di Pimentel, ein Feuer-speyender Monitore hervor, wodurch diese LieblingsBenennung sich für das italiänische Publikum überall verbreitete. Die Verfasserinn büsste ihre RevolutionsBegierde nachher unter Ruffo's Zwischenregierung mit dem Tode. *) Die alte Gazzetta die Napoli wurde unter den Kennzeichen der partenopejischen Republik mit den tödlichen Zuckungen eines kindischen Greisen befallen.

Noch auffallender war die Umwandlung des Diario Torinese und der Gazzetta di Torino. Aller Insinuationen, Beschwerden und FriedensVerhältnisse ungeachtet, waren die turiner Blätter anti-französische geblieben, so dass noch im December d. J. 1797 den Verfassern in einem an die französische Gesandtschaft mitgetheilten Befehle verbothen wurde, irgend etwas dem fructidorisierten Gouvernement Anstössiges einzurücken (qui put exciter des inimitiés contre le Gouvernement françois). Jetzt mussten sie sich aber gleichfalls unter das Gewand der provisorischen piemontesischen Regierung schmiegen. Die im Januar neu-errichtete Gazzetta Piemontese (4. im PostComtoir) vermischte nur die Libertà und Eguaglianza mit einem practisch-seltenen Zwischenworte, Virtù; um den republikanischen Inhalt ihrer häufigen Supplemente für die KönigsAnhänger erträglich zu machen.

Bey dieser GrundUmwälzung der italiänischen ZeitungsLitteratur stand noch die weit und breit bekannte Gazzetta Universale von Florenz unerschüttert. Seit dem grossherzoglichen SeperatFrieden hatte nähmlich die Censur über ihren Inhalt mit solcher Strenge ferner gewacht, dass die Unfruchtbarkeit des Inhalts den seit dreyssig Jahren behaupteten Werth für das Ausland sehr verminderte. Im März 1799 wurde auch diese mit in dem Strudel fortgerissen. Schon im ersten Blatte mit dem neuen Motto: Post fata resurgo, wiewohl ohne Veränderung des Titels, zeigte der Verfasser ganz die Routine, seinen Mantel nach dem Winde zu hängen. Nella felice epoca della Rigenerazione Toscana, sagt er, rinasce la Gazzetta Universale a nuotva vita ed adesso è libera. Mit dem più vivo attaccamento alle vere Massime repubblicane, zu dem er sich bekannte, wusste er jedoch eine gewisse, fast royalistische Mässigung zu verbunden, welche er un linguaggio decente zu nennen beliebte. Anstatt der sonst damit verbundenen Gazzetta Toscana lieferte er in den Beylagen alle Gesetze, Verordnungen und Ausschreiben der republikanischen InterimsRegierung, so dass für die Geschichte dieses kurzen ZeitRaums diese Gazzetta das vollständigste Repertorium ist. Nichts desto weniger behielt er aber, wie ein bekannter und neu-angestrichener GastHof, sein altes AushängeSchild bey, und nur anstatt der Pagani'schen Druckerey wählte er die neue von Giglio im NunciaturGebäude.

Dieser Geschmeidigkeit ungeachtet wurde die Gazzetta Universale durch den Monitore Fiorentino verdunkelt, zumahl da letzterem ein schönes velin FolioPapier mit Bodoni'schen Typen, nebst der Begünstigung des französischen Kommissariats, zur Empfehlung diente. Am 5. Germile anno VII. della Repubblica Francese (25. März 1799) kam davon das erste Blatt bey Filippo Stecchi einzeln zu 1/2 Paolo heraus, und erneuerte sich täglich, nur den SonnTag ausgenommen, bis zu der Epoche des Aretinischen HeerBanns.

Dieser Monitore war, mit den zwey mailändischen und denen zu Rom, Neapel und Bologna, nun das sechste FolioBlatt von dieser Benennung. Mit ihm schliesst sich aber auch der zweyte Anschnitt des italiänischen ZeitungsWesens vom Frühjahre 1795 bis 1799. Wie sehr in diesem vierjährigen ZeitRaume die ZeitungsLeserey und mit ihr der Umlauf französischer und inländischer Zeitungen durch PrivatLeseGesellschaften und öffentliche Anstalten begünstigt und vervielfältigt wurden, und wie, bey den erhöheten Preisen, der ZeitungsArtikel eine stehende beträchtliche Ausgabe in jeder Haushaltung wurde, lässt sich leicht denken. Es gab kein wohlhabendes Haus in den Städten, das nicht so gar ein oder zwey pariser Blätter hielt. Von Ancona und Maltha aus gingen diese Vehikel der Revolution nach Dalmatien, GriechenLand, und dem Archipelagus. Das Journal du Dèpartement de la Mer Egée zu Corfu hatte aber zufällig weniger Wirkung und Debit, als man davon erwartete. Eine Sammlung der italiänischen ZeitungsBlätter aus diesem ZeitRaume ist für den künftigen GeschichtSchreiber ein beynahe unentbehrliches HülfsMittel.

Mit Suwarow's Einnahme von Mailand (im May 1799) fängt die dritte Epoche an. Von diesem Tage an rollten sich die ZeitungsAnnalen so im entgegengesetzten Sinne, aber ungleich schneller, wieder ab, wie sie sich seit 1795 aufgerollt hatten. Die alten Zeitungen nahmen beym ersten Anblicke der siegreichen kaiserlichen Waffen die Form von 1794 wieder an; jede neue FestungsUebergabe war das Grab einer republikanischen Zeitung, und viele von den Verfassern entzogen sich der Verhaftung oder dem Hohne ihrer Mitbürger durch Flucht und SelbstMord. Die Zahl und der Geist der Zeitungen kamen auf die der Vorzeit wieder zurück; nur ihr Inhalt gewann durch die KriegsGeschichte mehr Mannigfaltigkeit, dass die ersten turiner Zeitungen und StaatsKalender das Gepräge des römisch-kaiserlichen Adlers, so wie die ersten römischen das neapolitanische Wappen annahmen. Der NationalCharacter der Italiäner verläugnete sich auch hier nicht; die ZeitungsVerfasser, die blindlings in die französ. SchriftStellerey geworfen hatten, die heftigsten ProselytenMacher, vertauschten jetzt ohne Verzug die SinnBilder der Gleichheit mit den Flügeln des kaiserlichen Adlers; ganz anders, als in Holland, wo nach der brittischen Landung im Herbste 1799, und selbst nach dem Siege vom 2. September, keine Zeitung das Orange-boven annahm. Die italiänischen Estensori in Capo und Compilatori, wie sich die ZeitungsVerfasser auf jenen Blättern nannte, wetteiferten vielmehr mit einander, um die Siege und Fortschritte der kaiserlichen Waffen auf eine fabelhafte Weise zu übertreiben. Der politischen Hindernisse nach der Schlacht bey Novi unkundig, und ohne auf den FingerZeig zu achten, der in des Generals Melas Schreiben an den Grafen Cocastelli lag, kündigten sie z. B. den Einfall in das mittägige Frankreich, die Räumung der Bocchetta, die Einnahme von Genua, und den völligen Rückzug der Franzosen aus Italien ab, ob gleich der FeldZug sich ohne Alles dieses endigte. Wenn kaum die LaufGräben eröffnet waren, hatten die ZeitungsSchreiber schon die Festung erstürmt. Sobald Suwarow auf einige Meilen sich den unzugänglichsten GebirgsPässen näherte, liessen sie ihn schon solche erstiegen haben. Die französischen Heere von Moreau und Macdonald vernichteten sie zehn Mahl auf dem Papiere, und bey jeder neuen Anzeige ihrer Auferstehung halfen sie sich mit neuen Lügen durch. Ancona's Fall wurde vor der Kapitulation zehn Mahl quasi-officiell angekündigt, und nur bey Coni übertraf die oestreichische Artillerie den Flug jener poetischen Licenz. Fast alle wurden entweder Romane zu Gunsten ihres Helden Suwarow, oder wenigstens anticipierende Visionen in die als Gegenwart dargestellte Zukunft. -- Für die Geschichte des FeldZuges blieben sie daher bis an dessen Ende eine höchst unzuverlässige Quelle.

Selbst in Ansehung der PapstWahl im J. 1800 häuften sie Unrichtigkeiten und Widersprüche auf einander. Das viermonathliche Conclave und dessen Folgen hätten ein vom KriegsGlücke unabhängig-bleibendes Interesse für das Ausland der italiänischen ZeitungsIndustrie verschaffen können. Allein auch hierin blieb vom ersten Ausrufe: La Chiesa ê Vedova, bis zum WortSpiele: Roma inchina ti (Chiaramonti), ihre Erzählung todt und geistlos.

Mit Begierde ergriffen sie freylich jede Gelegenheit, um die auswärtigen Anschuldigungen dieser Fehler zu retorquieren. So z. B. beschwerte sich die Gazzetta di Napoli vom 27. August 1799 auf das Bitterste über die verläumderischen deutschen ZeitungsArtikel von den vielfältigen Hinrichtungen in Neapel, zu derer Widerlegung ein officielles Verzeichniss der Bestraften mitgetheilt wurde.

In der ersten Hälfte des J. 1800 gingen nur folgende unbedeutende Veränderungen vor. Die oben erwähnte Gazzetta Universale von Florenz vereinigte sich wieder seit dem 1. Januar mit der LandesIntelligenzZeitung, Gazzetta Toscana genannt; unterdrückte aber dagegen .,attese il tardo ed incerto arrivo dei Corrieri ordinari e la mancanza de' altri", die wochentliche Beylage, und setzte den jährlichen AbonnementsPreis für Auswärtige (Oltramontani) wegen des PostFrankierungsZwangs auf 30 Paoli fest.

Der Corriere Milanese vermehrte sein Montags- und DonnersTagsBlatt mit einer BücherAnzeige, ohne den JahrsPreis von 12 Lire zu erhöhen, und versprach noch mehr "preciso e chiaro" jedoch nicht ripulito e ricercato, zu werden. -- Zu Rom fing ein Abate die ZeitungsSchreiberey an, der sich bis dahin mit zierlichen Ausgaben von Mengs und Winkelmann's Werken beschäftigt hatte, und der sogar beym Einzuge der Neapolitaner verhaftet wurde. Dieser Abate, Nahmens Carlo Fea, nannte sein Blatt Il Spettatore Romano. -- Endlich, im ehemahligen venetianischen Gebiethe, entstand zu Verona wochentlich zwey Mahl bey den Gebrüdern Moroni ein Foglio Lombardo Privilegiato in QuartForm, das neben vielen politischen Erdichtungen auch litterarischen Zufluss hatte, und mit dem AnfangsBuchstaben F. II. geziert war.

Absichtlich wurde von den Regierungen die ZeitungsLeserey so viel möglich unterdrückt. Anstatt der Monitori suchten sie eine Uebersetzung der Beylagen zu der WienerZeitung unter dem Nahmen: Fatti d'armi, einzuführen, und die einheimischen Blätter mit einseitigen Nachrichten zu füllen. Daher dann Buonaparte's HeerZug über die Alpen für das grössere Publikum so unerwartet war, als wenn er aus den Wolken auf sie gefallen wäre *). Allein dessen ungeachtet wurde der ZeitungsBestand noch nicht auf die Vorzeit der französischen Invasion zurück geführt. Reisende bemerkten vielmehr allgemein einen politischen Dünkel, mit welchem der Italiäner aus den Zeitungen leichtsinnig über die Kabinette und KriegsOperationen abzusprechen gelernt hatte. Wenige HausVäter der höheren Klassen begnügten sich mit einer Zeitung, und in den mittleren verminderte man die Ausgabe durch kleinere LeseVerbindungen und ZeitungsInstitute. Jedoch wurde nie die SonntagsAndacht, wie in London, durch Horn-Boys oder Ausrufer von Bloody News gestört; denn selbst bey täglich sich erneuernden Blättern genossen Drucker, Verfasser und Publikum am siebenten Tage die Ruhe nach göttlicher Vorschrift!

Mit der wunderbaren Schlacht von Marengo beginnt der vierte Wechsel seit dem Anfange des RevolutionsKrieges, welcher aber wahrscheinlich in das XIX. Jahrhundert hinüber gehen wird. Der FederStrich, welcher am 14. July 1800 die französische Oberherrschaft in Italien gleichsam mit ZauberKraft wieder herstellte, verwandelte abermahls blitzschnell die Zeitungen, oder führte vielmehr auf den Zustand von 1797 zurück. Salvadore, der Verfasser des oben erwähnten Termometro politico, war schon vorher in Buonaparte's Gefolge zu Mailand angekommen; jedoch hielt er noch eine Weile mit seinem Blatte zurück. Noch vorsichtiger war Anfangs Veladini, der seinen Corriere Milanese ohne die Kennzeichen der cisalpinischen Republik fortsetzte, und sich mit dem mezzo-termino von Milano e sue Provincie durchhalf, bis dass er den republikanischen Beysatz: Cambiato, annahm. Auch einige römische Blätter, das Foglio und der Spettatore Romano, behielten wegen der bestätigten alten Oberherrschaft noch länger ihr orthodoxes Wesen bey. Dagegen traten die ZeitungsVerfasser in den drey Legationen, in Cisalpinien, und nach dem Falle von Genua, auch in Ligurien bald wieder in die vor JahresFrist verlassenen Bahn. In Mailand zeichneten sich die Gazzetta Nationale Cisalpinia ovvero Monitore Universale, das TagBlatt Amigo della Liberta Italiana, mit dem Buonaparte'schen Motto Noivi abbiamo dato la libertà, voi sappiate la conservare, so wie auch das Foglio Lombardo durch demokratisches Feuer aus; unter den cisalpinischen DepartémantalZeitungen die Notizie di Brescia; in Genua der Monitore Ligure und in den militärisch-abgesonderten Theilen des KirchenStaates die Notizie di Pesaro, so wie die Gazzetta und der Monitore di Bologna. Letzterer gab im August 1800 durch seine Inserate zu einer bitteren Fehde zwischen den Generalen Sommariva und Monnier Anlass, welche bekanntlich später zu der Kenntniss der beyden Gouvernements gedieh. -- Auf Toskana, Neapel und Sicilien erstreckte sich die Metamorphose nicht; bey der Unfruchtbarkeit der dortigen Zeitungen sind die Neuigkeiten dieses ZeitRaums aus Neapel nur im Moniteur reichhaltig und vollständig aufbewahrt.

Schliesslich noch ein Wort, wie es zugeht, dass italiänische Zeitungen in Deutschland so wenig gelesen, und noch seltener von deutschen Gelehrten und ZeitungsVerfassern benutzt werden. Während des Krieges war durch dessen SchauPlatz oder durch militärische Verfügungen der PostKurs, und mithin die Versendung nach Deutschland oft gehemmt. Bekanntlich blieb ganz Tyrol im Sommer 1800 einige Monathe hindurch gesperrt. Allein selten war mit jener Strasse zugleich die durch die Schweiz gehemmt, und dennoch war die allgemeine Zeitung in Stuttgard fast unter allen deutschen Blättern das einzige, welches auf dem letzteren Wege sich die Nachrichten schnell und richtig verschaffte. Ausserdem fällt jenes Hinderniss in FriedensZeiten ganz weg, und doch ist es nur zu bekannt, dass die Subscribenten bald mit ihren Bestellungen gar nichts ausrichteten, bald durch einen unregelmässigen und mangelhaften Empfang einer solchen Ausgabe überdrüssig wurden. In dem neu-angelegten Staatswissenschaftlichen Magazin 1800, gr. 8. Stück. I. S. 11, wird neben sehr unpartheyischen Bemerkungen über die Censur der Zeitungen die Ursache jenes Zurückhaltens guter italiänischer Zeitungen laut genannt. Die Diskretion verbiethet es zwar, solche hier wörtlich zu wiederhohlen; jedoch muss dem OberPostAmte in Augsburg und der dortigen ZeitungsSpedition vorzüglich daran gelegen seyn, den ungenannten Verfasser wo möglich zu widerlegen, oder künftig durch die That zur Verbreitung dieses Zweiges der italiänischen Litteratur in Deutschland kräftiger mitzuwirken.

*) Dieser schätzbare Aufsatz, welcher den verdienstvollen Hrn. v. Schwarzkopf zum Verfasser hat, und in den Numern 167, 168 und 169 des allg. litt. Anz, eingerückt ist, verdient auch hier um so mehr eine Stelle, je unmittelbareren Bezug derselbe auf den jetzigen politisch-litterarischen Zustand Italiens hat, und je geeigneter er daher ist, zu der durch die gegenwärtige Zeitschrift bezweckten Vollständigkeit in Hinsicht auf italiänisch-litterarische Nachrichten beyzutragen.
*) Beyträge zur Geschichte und Litteratur, aus einigen HandSchriften der marggräflich-Baadischen Bibliothek. Frankfurt am Main 1798 gr. 8. (Vom geheimen HofRath und Bibliothekär Friedr. Molter in Carlsruhe.) S. 94 - 107. von Schw.
**) Des Spaten Zeitungslust und Nutz. 1695 12. S. 101. -- Marin Schmeitzel's Abriss zu einem ZeitungsCollegio. Jena 1723. 8. S. 16. 17. von Schw.
*) Benincosa im Monitore Cisalpino, 17 Fiorile anno VI. von Schw.
*) Allg. Litter. Zeitung, No. 105. vom 3. April 1797. von Schw.
*) Allg. Litter. Zeitung, vom 29. März 1798. S. 807 u. 808. von Schw.
*) S. Redattore S. 105 und No. XIX. von Schw.
*) Le Moniteur Universel de Paris. 29. Brumaire an VIII. von Schw.
*) Allg. litt. Anz. 1799, Nr. 176, S. 1747; allgemeine Zeitung 1800, Nr. 273 und 274. von Schw.


Quellen.[]

  1. Ephemeriden der Italiänischen Litteratur für Deutschland. Herausgegeben von Joseph Wismayr, erstem Präfecten des lodronisch-rupertinischen Erziehungs-Stiftes, und verschiedener gelehrter Institute Mitgliede. Salzburg 1800, im Verlage der Mayrischen BuchHandlung.
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