Reichenstein.[]
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Reichenstein, offenes freyes Bergstädtchen mit 1,275 Einwohnern, im Schlesischen Fürstenthum Brieg. In der Nähe ist der Berg, den man den goldenen Esel nennt. Jezt werden aus dem Erze des dortigen Bergwerks jährlich noch 14 - 1500 Centner Arsenik und aus den übriggebliebenen Schlacken wird noch einiges Gold gezogen.
Reichenstein..[]
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Ausser diesen Kreisen und Städten gehören noch die beiden Kantons freyen Bergstädte, Reichenstein und Silberberg, zum Fürstenthum Brieg, aber zu keinem der 5 Kreise desselben. Sie liegen beide im Fürstenthum Münsterberg, diese im Frankensteinschen Kreise an der westlichen Gränze gegen das Gläzische hin, und jene in der südlichsten Ecke des Münsterberger Kreises zwischen dem Gläzischen und dem Neißischen.
Reichenstein, berühmt wegen seines ehemals so ergiebigen Goldbergwerks, es liegt in einer gebürgigten Gegend am Abhang eines Berges, und erregt von weitem wegen seiner, nach dem letzten großen Feuer neuerbauten Häusern einen angenehmen Gesichtspunkt. Im Westen der Stadt liegen die Berge, in deren Innern man sonst so vortheilhaft auf Gold und Silber grub, die in der Mitte des 16ten Jahrhunderts sehr ergiebig waren und eine eigne Münze beschäftigten. Denn um diese Zeit wurden eine Menge Dukaten, unter den Briegischen Herzogen hier geprägt, wovon ihrer noch viele mit den Brustbilder ihrer 3 gleichzeitigen Herzoge rouliren. Nach dem Aussterben dieser Herzoge fiel es an den Kaiser Leipold, der es einem von Scharfenberg zur Lehn gab. Da aber der Bergbau unter diesem sehr fiel, so ertheilte man den freyen Bergbau den Bürgern der Stadt wieder. Die schlesischen Kriege störten ihn sehr, aber Friedrich der Große unterstützte ihn und errichtete ein eignes Bergamt hier. Allein der Bau auf Gold ist nicht der Mühe werth, daher baut man fast nur auf Arsenik, der in dem neuen goldnen Esel, dem Reichentrost und Fürstenstollen gewonnen wird. Das Erz wird in einem Ofer gebrannt, wo dann die Arseniktheile sich lösen, als Rauch in die Höhe steigen, und in dem schief an einer Berglehne erbauten Rauchfang hängen bleiben. Im letztern, den man deshalb den Giftfang nennt, werden sie abgekehrt, gesammlet und in der Raffinirhütte in Eisenöfen, die oben offen sind, calcinirt. Die mit dem Abkehren Sammlen und Calciniren des Arseniks beschäftigten Personen sind bei ihrer Arbeit von Kopf bis zum Fuß in Leder gekleidet und haben einen Schwamm vor dem Munde, um nur keine Gifttheile einzusaugen. Auf diese Art gewinnt man jährlich an 1900 Centner Arsenik, der zum Theil in den Glashütten und Färbereien gebraucht, zum Theil auch nach Holland abgesetzt wird. Gold wird nur etwa 10 Mark des Jahres gewonnen. Gleich hinter der Arsenikhütte, worin er geröstet und bereitet wird, die im Südwesten der Stadt liegt, ist eine sehr ergiebige Kalkgrube, worin schöner und feiner Kalkstein gewonnen wird.
Die Stadt Reichenstein hat eine evangelische und eine katholische Kirche und dergleichen Schulen, eine ehmalige Münze, ein kleines Hospital und 245 Bürgerhäuser, in denen 1267 Menschen wohnen und sich theils vom Bergbau, dem die Stadt ihres Entstehung verdankt, theils vom Ackerbau, Bierbrauen, den Handwerk, einigem Garnhandel, vom Stärkemachen und dem Wachsbleichen ernähren. Die Stadt hat ein Bergamt, ein Accise- und Zollamt und ein Postamt, einen beträchtlichen Getreidemarkt und 4 Jahrmärkte, aber keine Garnison.
Zeitgeschichte der Stadt.[]
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1788 brannten auf der Meifritzdorfer Gasse 6 Häuser nieder.
1796 den 26. August Nachts brach am Mittelringe Feuer aus, entzündete die Junkerngasse und binnen etlichen Stunden lagen 36 Häuser in Schutt und Asche. Ein Mädchen von 16 Jahren und die Leiche eines Bergknappens konnten den Flammen nicht entrissen werden.
1804 den 1. Mai Nachts geschah ein gleiches Unglück. Vier Häuser brannten nieder und darunter muthmaßlich auch das erste Zechhaus, der goldne Esel genannt; an seiner Stelle steht itzt der Gasthof zum goldnen Stern.
1805 den 17. April Abends 6 Uhr entstand, wahrscheinlich durch boshafte Ansteckung in der vorstädtischen Malzmühle ein Brand, sämmtliche Gebäude wurden eingeäschert und der Eigenthümer konnte wenig Habe retten.
1807 mußte auch Reichenstein die Kriegsleiden hart empfinden; besonders während der Belagerung von Neiße, wo hier sehr oft kleine Scharmützel vorfielen, welche nach damaliger Sitte der Feinde die Bürgerschaft entgelten mußte. Der allberüchtigte Vandamme machte meistens unmäßige Forderungen; unter andern sollten einmal um 800 Rthl. Leder und für mehr als 500 Rthl. an Schuhmacher- Bäcker- Weber- und Kramwaaren blos darum geliefert werden, weil von Glatz aus Preußen Tags vorher in der Stadt Feinde gesucht hätten. Er selbst verlangte Sachen, die man nur in Breslau kaufen konnte, 100 Rthl. an Werth und obendrein 50 Stück Friedrichsd'or; wobey auch sein Helfershelfer der Baron Hämmerer sich mit 50 Speciesthalern bedachte. An Erlaß war nicht zu denken, wollte man keine Plünderung aushalten.
1810 den 27. Nov. stürzte im städtischen Kalkbruche eine Wand von 8 Ellen Höhe, 25 Ellen Länge und 16 Ellen Breite zusammen und zerschmetterte zwey Arbeiter, Ernst Schlathau und Christoph Urban. Zwey andere entkamen glücklich dem Tode.
1812 wurde das eingefallene Gewölbe der Kapelle auf dem Kreuzberge wieder hergestellt und dieselbe um die Hälfte vergrößert.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- ↑ Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
- ↑ Zeitgeschichte der Städte Schlesiens mit Abbildungen herausgegeben von D. Christ. Friedrich Emanuel Fischer und Carl Friedrich Stuckart. Schweidnitz bei Carl Friedrich Stuckart. 1819.