Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ao. 1799. hat die Regierung in Luzern zum General-Inspector aller helvetischen Zeughäuser ernannt B. Major Haas von Basel.

Sonntags den 17. Febr. wurde vermittelst einer Publication des B. Regierungs-Statthalters und des B. General-Inspectors der Züricher-Miliz alle junge Mannschaft des Cantons Zürich aufgefordert, sich marschfertig zu halten. Den 21. und 22. Februar wurden die jungen Leuthe der drey Sectionen der Stadtgemeinden sowohl unter das Eliten- als Reserve-Corps in den bestimmten Kirchen eingeschrieben, und ihnen die neue Kriegs-Ordonanz vorgelesen. Die Franken machten grosse Zurüstungen zum Krieg gegen den Kayser. Daher sah man gegen die Gränzen des Rheins, und Bündten viele Truppenmärsche, und Abführung von Canonen, Haubizen, und Munitionswagen, auch kame viel Brantewein und Frucht aus Frankreich.

Den 2ten März marschierte die in Zürich gelegene 76 Halb-Brigade, nach den Gränzen gegen Bündten ab, so paßierten auch 700 fränkische Dragoner hier durch, so verreiste Sonntag den 3ten Herr General en Chef Massena, mit dem ganzen Stab nach St. Gallen.

Donstag Abends den 7ten langte die helvetische Legion, nebst 2 Feldstüken hier an. Morgens den 8ten marschierte sie nach Weil und an die Gränzen ab.

Einem Schreiben Hr. General en Chef Massena an unsre Munizipalität, worinn die Siegesnachrichten der Franken in Pundten enthalten waren, nebst seinem Einmarsch in Chur, folgten, und kamen in verschiedenen Abtheilungen und unter Bedekung fränkischen Militairs, Kayserl. Kriegsgefangne, wie auch der K. K. General Auffenburg hier aus Bündten an.

Am 11ten Nachts ward die Stadt wegen des Siegs der Franken in Bündten aufs Schönste illuminiert.

Wurden täglich sowohl auf Wagen als in Schiffen, französische und kayserliche Bleßierte nach Zürich gebracht, wo ihnen von Seite der Bürgerschaft viele Erquikung zugesendt wurde.

Montags den 25ten kam viele junge Mannschaft ab dem See hier an, und nachdem sie ihre Fahnen erhielten geschahe, eine Rede an sie, durch den Bürger Regierungsstatthalter Pfenninger. Und auf dieses hin zogen sie nebst 2 Canonen gegen den Rhein.

Den 21. marschierte auch ein fränk. Depot-Bataillon von der 14. Halbbrigade hier durch nach Schafhausen.

So marschierten wiederum den 28. eine ziemliche Anzahl junger Mannschaft vom Canton Zürich, nach Winterthur und Bülach.

Da bey Stokach und Ostrach die Gefechte zum Nachtheil der Franken ausfielen, und die K. K. Truppen unter Commando des tapfren Helden Hrn. Erzherzog Carls immer avancierten, waren die Rükzüge der Franken durch unsre Stadt sehr stark.

Man berechnete die Mannschaft des Cantons Zürich allein an den Gränzen auf circa 7700 Mann. Auf dem Bülacherhard bivaquierte ein grosser Theil dieser Mannschaft. Freytags den 29. ward die Bürgerwache von den in der Caserne liegenden Schweizern abgelöst.

Sowohl den 2. als 5. April wurden etwa 13 von unsren ehevorigen Regierungs-Gliedern, unter militarischer Bedekung als Deportierte nach Basel abgeführt.

Von Seite hiesiger Municipalität erschien eine Proclamation, betreffend die Aufwerfung von Batterien aussert der Stadt, und sogleich fienge man an von Wippkingen her und bis auf den Geisberg bey Zürich, unter fränkischer Aufsicht Batterien aufzuwerfen, woran täglich einiche hundert Mann arbeiteten.

Vergeblich ward die Rheinbrügk zu Stein, von den rükziehenden Franken abgebrannt. Ingleichem die noch neue Rheinbrügke zu Eglisau troz aller Vorstellungen der Eglisauer-Bürgerschaft, unnüz gemacht.

Besezten K. K. Truppen die Stadt Stein.

Den 13. Abends haben die K. K. Truppen die Stadt Schafhausen nach einichem Wiederstand eingenohmen und besezt. Bey diesem Anlaß ward das im Canton Zürich ennert dem Rhein gelegne, wohlgebaute Ort Feuerthalen, von den durch die Kayserlichen hinübergeschikten Haubiz-Granaten fast ganz eingeäschert, und in die 30 Haushaltungen in Armuth gestürzt. Ingleichem ward die künstliche, von dem berühmten Grubenmannn, gebaute Rheinbrük zu Schafhausen ganz abgebrannt, welches nicht ohne Bedaurung geschahe.

Mitwoch Morgens den 17. geschahe von Seite der ob Eglisau ligenden K. K. Truppen ein heftiges Canonen- und Haubizenfeur, auf die ennert dem Rhein im Schloß und zu Seglingen gelegenen Franzosen und Schweizer. Einiche wurden getödet. Und zu Seglingen wurden 3 Häuser durch K. K. Haubiz-Granaten entzündet. Das Schloß, der Thurm und die Lochmülle wurden am meisten von den Kugeln beschädigt.

Täglich geschahen häufige Durchzüge von fränkischen und Schweizer-Truppen durch unsre Stadt.

Immer noch wurden Batterien angelegt; nicht nur unsre Landsleute, sonder Berner- und Lucerner-Bietler, ja sogar Juden mußten daran arbeiten.

Den 22. 23ten und 24ten May waren von Frauenfeld bis Winterthur zwischen den K. K. und fränkische, und Schweizertruppen harte Gefechte, worinn aber leztre ohngeachtet aller Anstrengung weichen mußten. In diesem Treffen verlohren der verdienstvolle B. General Weber von Bern, und B. Grenadier-Hauptmann Denzler von Zürich, nebst verschiednen Gemeinen ihr Leben.

Samstags den 1. Brachm. Abends wurde von Seite der K. K. Truppen von Wangen und Dübendorf aus, der wichtige Posten von der Forche, einer der obersten Höhen, besezt, und diese wichtige Besezung nöthigte die Franken die Dörfer Mänedorf, Uetikon, und Meilen zu verlassen. Alle Schiffe nun vom rechten See-Ufer, wurden in die Stadt gebracht.

Sonntag Abends den 2ten um 8 Uhr verkündigte das Canonen- und Kleingewehr-Feuer, die Nähe der K. K. Völker, die sich auf der Höhe bey dem Dorf Wytikon festsezten, die Franken aber zogen sich zurük, bis nach Zollikon und in den Rieschbach.

Montags Morgens den 3ten schon früh, entstuhnde von Zollikon und Wytikon her ein hartes Gefecht, daß aber dann und wann durch Regen unterbrochen wurde; die K. K. Vortruppen kamen so nahe an die Stadt, daß sie von den auf den Fortificationen aufgepflanzten Canonen erreicht werden konnten. Im Seefeld fochte die Cavalerie und Husaren miteinander. Dreymahl thaten die K. K. einen Angriff auf die fränkische Batterie im Kapf. Allein Vergebens; sie mußten sich wieder nach Wytikon zurükziehen. Den ganzen Tag brachte man mehrere fränkische und kayserliche Verwundte, und von leztren auch Gefangene in die Stadt. Unter den fränkischen Verwundeten befanden sich der General Cherin, Chef des General-Stabs, und der Ingenieur-General Deville. Dienstags bis Morgens um 8 Uhr war alles ruhig, aber dann griffen die Kayserlichen mit vieler Heftigkeit die Batterie bey dem Kapf an, eroberten sie, und drangen bis in Hegibach, das Dorf Hottingen, und in die Heuelscheuer vor, und behaupteten diese Posten, ohngeachtet von 2 Batterien der Stadt auf sie canoniert wurde.

Um 10 Uhr aber wurden sie wieder genöthigt, die Batterie im Kapf zu verlassen, und in ihre alte Position zurükzukehren. Während diesen Gefechten ward Morgens die doppelte Behausung Geschwornen Bleulers im Rieschbach von Haubiz-Granaten entzündet und verbrannt.

Von Zollikon rükte das dort unter Anführung Hr. General Jellachich postierte K. K. Corps gegen die Stadt vor. Einiche Kanonenkugeln fielen Morgens von Seite der K. K. in die Bastion rechts vor dem Oberdorf-Thor, und Abends sogar einiche in die Stadt bis zur Helferey im Silberschild, und eine streifte an der Geßnerischen Wohnung auf dem alten Hirschgraben.

Eigentlich aber ware die Haupt-Attaque der Oestreicher, auf die Batterien auf dem Geisberg, Zürichberg, beym Strik, Illanzhof gerichtet, von danahen brüllte den ganzen Tag der Kanonen-Donner; 2 Redouten wurden von den Kayserlichen mit Sturm eingenohmen. Der Tag endigte sich nach einem Posten-Gefecht beym Schlößli Sausenberg. Aeusserst blutig war dieser Tag, und auf beyden Seiten kostete es viele Leuthe.

Mit aller möglichster Sorgfalt und Menschenliebe wurden die armen Verwundeten von beyden Seiten durch die Bürgerschaft wetteifernd, mit stärkenden Getränken, und andern Erfrischungen unterstüzt.

Bey allen diesen Ereignissen wachte Gottes Vorsehung über unsre Stadt und umliegende Gegenden. Keine Dörfer, keine Gassen wurden verbrennt, keine Rebberge verheert. -- Freylich, daß nicht verschiedne Excesse begangen wurden -- wie konnte es anders seyn; so wurden an diesem Dienstag ein Haus zu Oerlikon und eins zu Seebach verbrannt. Auch ward hin und wieder -- nicht wenig geplündert.

In Schwamendingen, so erzählte es mir jemand Glaubwürdiger, war ein Vater vieler Kinder, ein sonst wakrer Mann; in seiner Stube lag vorher fränkisches Militair auf dem Stroh. In der Nähe des Hauses fielen Gefecht vor; während dem flogen Kugeln und Haubiz-Granaten in das Haus; in der Stube ward der Ofen zerschlagen, eine Granate entzündete; allein die Wachtbarkeit des Mannes, und seine Entschlossenheit, vermochten, daß sein Haus, und vielleicht andere mehr, gerettet worden. In der Stube hieng, was sonderbar, ein Vogelkefich, worinn sich ein Distelfink befand; ein Kugel schmetterte solches hinunter, und der Vogel entwischte.

Im Rieschbach ward Mutter und Tochter, die frühstüken wollten, von einer Canonen-Kugel getödt.

Mittwochs den 5ten war ein Regentag, und geschah aussert einichen Canonen-Schüssen nichts, als daß die Todten begraben wurden.

Mit banger Ahndung auf den morgenden Tag begab man sich zur Ruhe, dann an diesem Tag sollte, wenn keine Capitulation geschlossen würde, die Stadt erstürmt werden.

Unser wakre Statthalter Ulrich, vereint mit der Munizipalität, wendete sich in folgender Zuschrift an den fränkischen Herrn Obergeneral Massena, der bisanhin mit vieler Menschenfreundlichkeit gegen unsre Vaterstadt und umligende Gegend gehandelt.

"Bürger General!

"Zürich ist in einer schrekensvollen Lage. Sie können den Ruin derselben nicht wollen. Sie sind ein eben so menschlicher als unverzagter General. Wir beförchten ein Bombardement. Könnten Sie, General, die Vernichtung unsrer armen Stadt zugeben. Im Namen der Menschlichkeit; im Namen der Ehre Frankreichs; im Namen Ihres Ruhms, beschwöhren wir Sie, unsern Untergang zu verhindern, und Sie werden sich dadurch ein Denkmahl ewiger Dankbarkeit in unsern Herzen errichten."

Gruß und Achtung.

Zürich den 4. Brachm. 1799.

Eigenhändig ward Ihm Mitwoch Morgens den 5ten das Schreiben von dem Statthalter und einigen Municipalitäts-Gliedern überbracht. Der Zwek war nicht verfehlt; der menschenfreundliche Massena, der Eroberer Roms, rettete durch eine ruhmvolle Capitulation das gute Zürich und seine umligende reizende Gegend. Schon in der Nacht auf den 6. geschah der gut ausgedachte Rükzug der Franken.

Und nun kam der merkwürdige 6. Brachmonat, der hl. Benignus Tag, den jedermann mit Schreken erwartete. Die Franken zogen sich sowohl aus den Batterien, als der Stadt bis Nachmittag weg, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Die Brüke vor dem Hottinger-Pförtlein ward ganz abgeworfen, und die Canonen und Haubizen sowohl in den Baterien als auf den Stadt-Fortificationen leicht vernagelt. Noch schikte Hr. General en Chef Massena ein verbindliches Dankschreiben an die Municipalität, worin Er sein Wohlgefallen gegen die Einwohner Zürichs bezeugte. Nachmittags um halb 3 Uhr, nachdem er zu Mittag gespiesen, zog er mit seinem ganzen Stab, und der auf den Fortifikationen postiert gewesenen Bedekung ab. Die Pforten blieben verrammelt, indem die zurükziehenden Franken die Schlüssel ins Wasser geworffen. Und dann rükten von allen Seiten Abends um 4 Uhr, nachdem die Pforten mit Gewalt mußten geöfnet werden, die K. K. Truppen bestehend in Cavalerie, Husaren, Uhlanen, Infanterie und Artillerie in die Stadt und auf das nahe Sihlfeld, wo sie verschiedne Lager schlugen. Sie beobachteten die besten Mannszucht. beym Einzug durch die Pforte sagte ein commandierender General, zu den anwesenden Bürgern.

"Seyt freundlich von mit gegrüßt, Ihr guten Schweizer, ihr meine lieben Freunde."

So wie der Einzug der Kayserlichen geschah, so wurden von ihnen alle Pforten und Posten besezt.

Freytag Morgens den 7ten begab sich eine Ehren-Deputation, von alten Regierungs-Gliedern, worunter der würdige Herr alt Burgermeister Kirchsperger, Ikr. alt Sekelmeister und Municipalitäts-Präsident Escher, Hr. alt Zunftmeister und Schanzenherr Fries xc. in einichen Kutschen in das Hauptquartier zu Kloten, zu dem grossen Helden, dem menschenfreundlichen Herrn Erzherzog Carl K. K. Hoheit, um Ihm das Wohl und die Sicherheit unsrer Vaterstadt anzuempfehlen. Die Aufnahm war ganz seines grossen Charakters würdig, freundlich, herablassend, liebreich. Er bezeugte seine Freude, daß der Stadt nichts geschahe. Er versicherte zugleich die strengste Ordre gegeben zu haben, daß niemand solle beleidigt werden. Bey Ueberreichung der Stadtschlüssel sagte Carl herablassend. "Die Stadtschlüssel befinden sich in sehr guten Händen." Gleichen Morgens langte hier an, der das Centrum commandierende Hr. General Feldmarschall Lieut. Baron von Hotze. Er nahm seine Einkehr bey der Kronen. Verschiedene Mahl besuchten Ihn die beyden K. K. Hoheiten Herr Erzherzog Carl, und Ferdinand.

Bey ihrem Rükzug verbrannten und ruinierten die Franken theils die schöne von dem berühmten Appenzellerischen Baumeister Grubenmann gebaute Brüke bey dem Kloster Wettingen *) und die zu Baden. Da man glaubte die Franken würden sich über die Reuß und noch weiters zurükziehen, so besezten sie die ganze Bergkette vom Uetliberg, Albisberg. Samstag den 8ten kam es bey Albisrieden zu einer kleinen Attaque, die aber von keiner Bedeutung war.

*) Diese künstliche gesprengte und gedekte hölzerne Brüke bey dem Kloster Wettingen über den Limathfluß, ward 1767 von Herrn Johannes Grubenmann gebaut. Eine alte Verordnung im Züricherischen Richtbrief de 1343 sagt. Bey Anlaß der ehemals bey dem Hardthurm an der Limath gestandnen, und durch das alte durch starken Anlauf dieses Flusses hinweggeschwemmte Gasthaus beym Schwerdt in Zürich, zertrümerten Brüke: Daß kein Bürger befügt sey zwischen Zürich und Baden eine Brüke zu bauen, bey X. Mark Buß. Allein diese Verordnung ward theils 1352 von der österreichischen Herrsmacht, theils bey Anlaß dieses von den hohen Ständen bewilligten neuen Baus gebrochen.

Wurden alle von den Franken verfertigten Batterien und Verhaue gänzlich demoliert; die darinn vorgefundne Artillerie von 25 Canonen und 3 Haubizen, nebst 18 Munitionswagen, ward wieder in das zürichische Zeughaus geführt.

Nachmittags den 10ten langte hier an die schöne in englischem Sold stehende Schweizer-Legion, oder das Regiment Roverea. Ihre Uniform war grün, am rechten Arm trugen sie eine rothe Binde, und runde hinten aufgestuzte Hüte; in ihren 2 schönen dunkelrothen Fahnen, stand in einem Kranz mit silbernen Buchstaben:

"Für Gott und das Vaterland. Siegen oder sterben."

Samstag Morgens den 15. versuchten die Franken aus ihren Postierungen einen Angriff auf das im Sihlfeld stehende K. K. Feldlager, und sonderheitlich auf den im Dorf Wiedikon stehenden K. K. linken Flügel, der in einer Division von Gemmeringer Infanterie, und einer Division von dem 5ten Petravardiner Bataillon unter Anführung des Hr. Major Guelff bestuhnde, welcher durch Bravour seine Stellung behauptete. Die Franken kamen so nahe an die Stadt, daß ab den Fortificationen der kleinen Stadt auf sie geschlossen wurde. Endlich wurden die Franken genöthigt, ihre vorige Stellung einzunehmen. Während dieser Attaque ward ohnweit dem Hirzlischen Landgut eine Behausung von Haubiz-Granaten angezündt und verbrannt.

Den 15. Abends bezog das K. K. Cavalerie-Regiment Coburg ein Lager auf dem Hottinger-Boden.

Den 17ten paßierten etwa 400. Freywillige Glarner, mit einer Fahne hier durch.

Freytag den 14ten ward das Geschüz ab den Fortificationswerken der grössern Stadt in das Zeughaus zurükgebracht.

Samstag Morgens den 26ten verkündigte das Geläut aller Glogken in der Stadt, und der Donner der Canonen, ab den Fortificationen und in den Lagern die Siege der K. K. Truppen in Italien.

Samstag Morgens den 26ten veränderten die Truppen im Sihlfeld ihre Stellung; das Regiment Bender kam anstatt dem 60. Ungarischen Regiment in die Garnison der Stadt, und die Gränizer-Husaren anstatt den Coburg Dragonern auf das Hottinger-Feld.

Mithin waren einiche Vorpostengefecht bey Albisrieden und Leimbach.

Alle Morgen um 11 Uhr zoge die K. K. Wachtparade unter schöner türkischer Musik auf dem Fraumünsterplaz auf.

Sonntags den 4ten August ward von den K. K. Truppen auf der ganzen Linie ein prächtiges Siegesfest wegen Eroberung der Stadt und Festung Mantua gefeyert. Nachts ware die ganze Stadt aufs Prächtigste beleuchtet. Ueberall herrschte Ruhe und Freude. Der grosse Held Carl ließ den Einwohnern Zürichs vor diese Theilnahm seinen besten Dank abstatten.

Begünstigt durch einen starken Nebel machten den 14. August Morgens die Franken einen heftigen Angriff auf die ganze Linie der K. K. Truppen, der bis gegen Abend dauerte. Man nahm am End wieder die vorige Stellung. Hingegen ward der linke Flügel der K. K. Truppen unter Jellachich im Oberland zurükgedrängt. Immer blieb dieser Flügel zurük, indem der rechte Flügel und das Centrum, wegen Eroberung Zürichs zu weit vorgerükt waren. Nachmittags den 15ten ware wieder Allarm. Die ganze K. K. Cavalerie und Infanterie stuhnd bis Abends im Sihlfeld in Schlachtordnung, bis ein Ungewitter beyde Theile nöthigte, ihre vorige Position zu nehmen.

Sonntags den 18. ereignete sich eine neues Schauspiel vor unsre Gegenden. Es rükte nemlich die erste Abtheilung der Rußisch Kayserl. in Engl. Sold stehenden Truppen bey Seebach ein; wo in die 9000. Mann ein Lager bezogen. Schön waren die blendend weissen und grüngeflammten Zelten zu sehen; alle waren groß und geräumig. Die Bagage und Munition ward auf leichten 2räderigen, mit Gabeln versehenen Karren nachgeführt, deren Bedekung theils abgeründt, theils in eine Spize, auslaufend ware.

Die Grenadier, Mußquetiers waren grün, mit rothen Revers bekleidet. Erstre trugen hohe spizige Müzen, vornen ganz mit einer mößingernen Platte belegt.

Sonderbar waren die Cosaken, (Uralische genennt, zu sehen, selbige bewohnen das hohe Gränz-Gebürg, welches Europa von Asia trennt, und sich bis an das Eismeer erstrekt.) Sie befanden sich nicht in Zelten, sondern in kleinen kaum 4 Fuß hohen Barraques; bey jeder stuhnd ein Pfahl, an den verschieden Hl. Bilder hiengen, vor denen sie täglich verschiedene Mahl ihre Andacht verrichteten. Ihre Kleidung bestuhnd in kurzen Stieflen, langen und weiten Pantalons, einem kurzen Jägli, über das sie einen grossen Talar trugen, um den ein Gürtel befestigt war, an welchem ein Dolch oder Stilet hieng. ihre Haare waren kurz abgeschnitten, und sie trugen eine mit schwarzem Schaafpelz verbrämte Müze. Das Hauptwaffen der Cosaken ist eine 12 Schuh lange Lanze, die eine scharfe eiserne Spize hat; über die Schulter hieng ein türkischer Karabiner. Ihre Pferde waren zwar klein, unansehnlich, aber schnell und dauerhaft.

Nach dem Verhältniß des Preises der Lebensmittel in unserm Lande war der Sold des guten Rußischen Soldaten zu gering, und deßnahen ware es ihnen nicht zu verdenken, wenn sie auf den Aekern und in Baum- und Pflanzgärten die Früchte wegnahmen, die sie rohe öfters genossen. Uebrigens war der Russe, wenn man ihm etwas gab, sehr dankbar, und schade war es, und auch den Schweizern nicht übel zu nehmen, daß man ihre Sprach nicht verstühnde.

Man rechnete das ganze in der Schweiz stehende Rußische Hülfs-Corps auf etwa 30000 Mann.

Sonntags den 18ten Nachmittags um 3 Uhr, reißte Hr. General Feldmarschal-Lieutenant Baron v. Hoze von hier ab, nach dem linken Flügel. So folgte auch der ganze vor der Kronenpforte gestandne Artillerie-Park. Die ganze Verstärkung bestuhnd aus 9 Bataillons.

Samstag den 17ten machte der rechte Flügel, unter Anführung Sr. K. Königl. Hr. Hoheit des Erzherzog Carls bey Dettingen eine Demonstration gegen den linken Flügel der fränkischen Armee, und machte den Anfang mit Schlagung zweyer Schiffbrüken. Nachmittags aber kehrte die ganze Armee wieder in ihre ehevorigen Lager zurük. In Dettingen wurden einige Häuser von französ. Haubiz-Granaten eingeäschert.

Da verschiedene fränkische Corps bey Mannheim xc. über den Rhein gesezt, und dadurch die K. K. in der Schweiz stehende Armee leicht könnte im Rüken bedrohet werden, so fande, das die Russen in die Schweiz gerükt, I. K. Hoheit der Hr. Erzherzog Carl nöthig mit dem unter Seinem Commando stehenden rechten Flügel, die Schweiz zu verlassen, um dem weitern Vorrüken der Franken zuvorzukommen. Der Rußische Kayserl. Herr General en Chef Romskoi Korsakow bezog sein Hauptquartier bey der Kronen in Zürich.

Da das bey Seebach und der Enden ligende Rußische Corps, sich auch über Greiffensee, Uster, nach dem linken K. K. Flügel gezogen. So ward solches wieder zurükbeordert. Einiche Tage dauerten also die sehr starken Durchzüge. Sie wurden theils der Limmath nach hinunter im Sihlfeld, und bis nach Leimbach verlegt, wo sie in Feldlagern campierten, eine Besazung von etwa 2000 Grenadiers blieb zum Dienst der Stadt in der Caserne.

Herr General Feldmarschal-Lieutenant von Hoze kam wieder für zwen Tage hier an. Donstag Morgen den 29. August aber verließ er Zürich, reiste nebst dem Prinzen von Lothringen, Herr Obrist Plunquet, und Herr Obrist Williams, auf dem grossen Kriegsschiff nach dem linken im Oberland stehenden K. K. Flügel ab. Ihnen folgte eine ganze mit Canonen, Haubizen und mit dem 60. Ungarischen Regiment besezte Flotille. 3 Canonenschüsse verkündigten die Abfahrt. Noch zum lezten Mahl sah der tapfre Hoze Zürich, und sein reizendes Vaterland an den Ufern des Zürischsees.

Den 2ten Herbstmonat Nachmittag reisten auch die auf dem Hottinger-Boden campierenden Ferdinand Dragoner nach St. Gallen ab, und blieb nur noch etwa 1 Compagnie K. K. Canoniers hier zurük.

Die Fraumünsterkirch in Zürich ward indeß ausgepuzt, und zum Gottesdienst des in hier sich aufgehaltnen Rußischen Militairs eingerichtet. Vor dem Eingang ins Chor, wo der Taufstein stuhnde, war das Tabernakel, bestehend in mit Hl. Bildern und Geschichten gezierten Tapeten; in der Mitte stuhnd ein Pult, mit verschiedenen silbernen und vergoldeten Leuchtern, wobey der Pope oder Priester die Messe hielt. Vor der grossen Kirchthüre, hiengen 3 kleine metallerne Gloken, mit denen sie zum Gottesdienst läuteten (dann die Russen haben keine Thürme bey ihren Kirchen, sondern einiche Gloken hängen bey jeder Kirch an Balken.

Donstag Abends den 5ten kamen in circa 1500 gelb gekleidete und mit schönen braunen Pelz-Müzen versehene Rußische Husaren. Hinter nach folgten, nebst dem Bagage, 9 schwere Canonen; der Zug gieng durch die Stadt nach dem Sihlfeld.

Montag Nachmittags den 9ten Herbstmonat marschierte ein Bataillon von dem im englischen Sold stehenden, meistens aus Schweizern bestehenden Regiment Bachmann hier durch nach den Seegegenden.

Es ward sowohl von den noch hier in Zürich sich befindlichen Kayserlichen, als catholischen Schweizern, in der Prediger-Kirch Gottesdienst gehalten, dabey soll unter andrem auch der bekannte Capuziner Pater Paul Steiger, Messe gelesen haben.

Sonntag Abends den 8ten machten die Franken aus ihren Postierungen bey Aldisrieden und Altstätten, Miene, die im Sihlfeld stehenden Russen anzugreifen; alles kam in Allarm; die Garnison trat ins Gewehr; allein bald ware alles wieder ruhig, und es schien nur ein kleines Amüsement gewesen zu seyn. Am gleichen Morgen geschahen verschiedene Angriffe auf die Rußischen Vorposten bey Leimbach, und sogar bey Wollishofen. Nachmittags hörte man von dem Oberland her eine starke Canonade.

Dienstags den 24ten kam der englische Gesandte Wikham nach Zürich, nahm sein Aufenthalt in Herrn Zunftmeister Bürklis Haus, auf dem alten Hirschgraben. Er dauerte nur bis Mittwoch den 25ten, indem Morgens darauf die Franken Zürich wieder besezten.

Nun folgten Mittwoch den 25ten und Donstag den 26ten Herbstmonat 2 heisse und für Zürich, und die umligenden Gegenden merkwürdigen Schlachttage. Auf der ganzen Linie sowohl, wo die Rußischen als K. K. Truppen stuhnden, geschah von den fränkischen Truppen, unter Leitung Herr General en Chef Massena, und seiner Divisions-Generale, ein entscheidender Angriff.

Allgemein ward versichert, daß Donstag den 26ten September die Franken von den Russen und Kayserlichen auf der ganzen Linie sollten angegriffen werden, und daß der rußische General Suwarow von Italien her, ihnen in die Flanquen und Rüken fallen sollte. Allein die guten Russen hatten nicht mit Türken, sondern mit listigen kriegserfahrnen Franzosen zu thun. Es sollte eine Colonne Bayerische von etwa 2500 Mann, das rußische Husaren-Regiment Bauer, und ein Curaßier-Regiment zur Verstärkung von Schafhausen heranlangen.

Allein während diesem konzentrierten sich die Franken, sammelten eine ziemliche Anzahl Schiffe und Pontons bey Dietikon; und Mittwoch Morgens den 25ten September, Schlag 5 Uhr begann bey Dietikon, 2 Stunden von Zürich, unter einer fürchterlichen Canonade der Angriff Die 10te Halbbrigade und die helvetische Legion wurden in Kähnen übergeschift. Die Rußischen Wachten und Vorposten aufgehoben, und zurükgetrieben; während diesem unter schreklichem Canonendonner tentierten Angriff ward eine Schifbruke über die Limmat geschlagen, und in Zeit einer halben Stund war die ganze Division des General Lorge am jenseitigen Gestad. Schnell war das rußische Lager eingenohmen, und nebst 7 Canonen eine Beuthe der Franken. Hierauf theilte sich die fränkische Armee in 3 Colonnen, die erste marschierte auf die Strasse nach Weiningen, Höngg und Zürich. Die 2te über Berg, zwischen Regenstorf und Affholtern, und die 3te auf die Strasse auf Dällikon, hinunter ins Thal, auf Schwamendingen. Um aber den rußischen General zu hindern, seine, auf Seite der anrükenden Franken, zwar mit vielem Muth fechtenden, aber immer zurükweichenden Truppen zu unterstüzen, machten die Franken um halb 6 Uhr eine falsche Attaque von etwa 2 Stunden, auf die 2 bey Wollishofen stehenden rußischen Lager. Sie zogen sich aber zurük, verfolgt von den nacheilenden Russen, welche aber an dem Berg durch ein fürchterliches Kartätschenfeuer wiedrum zurükgetrieben wurden. bey diesem Rükzug litten die Dörfer Kilchberg, Rüschlikon, Langnau, und Adlischweil nicht wenig durch Plünderung.

Während diesen Attaquen rükten die Franken von Weiningen her vorwärts, und um halb 11 Uhr stand ihre Artillerie gleich unter der Kirche bey Höngg. Bey Wipkingen und der Hofmeisterischen Fabrik im Lätten war das Gefecht sehr hartnäkig, und endlich bis 12 Uhr wurden die Russen bis zum Bekenhof zurükgetrieben.

Immer muß man den Russen ihren Muth rühmen, aber sie verstuhnden die französische Kriegsmanier nicht. Sie fochten in geschlossenen Reihen, während dem die Franken ausgedehnt, und en Tirailleur fochten. Zudem fehlte den rußischen Officiers die Localkenntniß, welche die Franken in Zeit mehr als anderthalb Jahren schon benuzt hatte. Schreken und Furcht verbreitete sich in meiner Vaterstadt, als man das Fliehen der Russen vernahm, und man konnte nichts anders als die Besiznahme von Zürich durch die Franken wiederum erwarten, indem am gleichen Morgen der englische Herr Gesandte Wikham, der K. K. Herr General-Commissair Hiller, nebst verschiedenen englischen Officiers, eiligst abreiste.

Morgens kamen die auf Rapperschweil marschierten rußischen Regimenter wieder zurük, aber durch die unaufhörlichen Märsche sehr müde und hungrig, in Unordnung; dennoch griffen sie um 1 Uhr die Franken mit Ungestühm beym Bekenhof an, trieben sie etwas zurük; allein die fränkische Artillerie auf der Weyde nöthigte sie mit starkem Verlust zum Rükzug.

Auf 2 Uhr begann aufs Neue bey dem Bekenhof und im engen Weg der Angriff. Die Hofmeisterische Fabrik, das Bad im Drathschmidli, und das Irmingerische Landgut wurden schreklich geplündert und verwüstet; im lezterm ward der Bewohner, Hr. Alt-Zunftmeister Irminger; von Cosaken mit mehreren Lanzenstichen ermordet. Ueberhaupt taugten vor dieses Terrain die Cosaken nicht viel, indem sie mehr behinderlich waren. Abends gegen 5 Uhr waren die Franken so nahe an der Stadt, daß Gefechte vor der Niederdorf- und Kronenpforte vorfielen. Als aber die Nacht einbrach, zogen sich die Franken auf die Anhöhen zurük, wo sie vor Ankonft der Kayserlichen Batterien errichtet hatten. Sie unterhielten eine Menge Wachtfeuer.

Auf der andern Seite der Limmath, bey Altstätten und Albisrieden, bemerkte man 2 fränkische Divisionen en Bataille stehen. Erst Nachmittag um 1 Uhr sezten sie sich gegen das im Sihlfeld postierte rußische Corps in Bewegung, welches auch seine Zelten abgebrochen, und ebenfahls in Schlachtordnung aufmarschierte. Eine heftige Canonade begann, und, nachdem sie eine Stunde gedauert, machten die Franken vermittelst Colonnen eine Schwenkung gegen den Uetliberg und suchten den linken Flügel der Russen zu tournieren, das Dorf Wiedikon in der Flanke und im Rüken anzugreifen, und sogar über die Sihl zu dringen; auch die am Morgen so unvorsichtig gegen den Albisberg vorgerükten Truppen abzuschneiden, die aber schon Abends um 5 Uhr zurükgekommen. Ohngeachtet aller Anstrengung und verschiedner Stürme auf das Dorf Wiedikon, behaupteten doch die Russen das Dorf. Bis zu Anbruch der Nacht, da dann die Russen von allen ihren Stellungen sich gänzlich in die Stadt zurükzogen.

Die ganze Nacht vom Mittwoch auf den Donstag war nun die Stadt mit Truppen angefüllt, von denen die meisten hungrig und durstig waren. Es ware im Dunkel der Nacht nicht möglich, Aufsicht und Disciplin zu halten. Leicht kann man sich die bange Orten durch reiche Austheilung von Wein und Brodt stärkere Excesse abhalten konnten. Hingegen wurden mehrere Krambuden auf der obern Brük, und an der alten Wühre erbrochen, rein ausgeplündert, und dadurch die Eigenthümer um mehrere tausend Gulden beschädiget.

Einen schreklichen Anblik gewährten die zahlreichen Verwundeten, die freylich in wohleingerichteten Krankenwagen in die Stadt geführt, aber ohne die mindeste Sorgfalt in dem Lazareth abgeladen wurden. Es mangelte ihnen an allen Bedürfnissen, und die hiesigen Aerzte und Wundärzte übernahmen die menschenfreundliche Arbeit, mit ausserordentlicher Mühe, wordurch mehrere hundert Menschen gerettet wurden.

Donstag den 26ten Morgens begann erst gegen 7 Uhr das Gefecht. Der rußische General ließ ein Theil des in der Stadt gebliebenen Corps über den Zürichberg gegen Schwamendingen marschieren, um von dieser Seite das Vorrüken zu verhindern, und um dem von Schafhausen erwarteten Succurs das Anschliessen zu erleichtern. Ein andrer Theil aber mußte das an der untern und obern Straß stehende Corps verstärken. Allein ohngeachtet aller dieser Stellungen, mußten sich die Russen fechtend gegen die Stadt zurükziehen, so daß von Morgens halb 10 Uhr an der Niederdorf-Pforte das Gefecht war. Nun sah sich der rußische General Korsakow genöthigt; da seine Hoffnung auf die Diversion des Feldmarschall Suwarow von Italien her über den Gotthard, und der Succurs von Schafhausen vereitelt war, mit dem französischen Herrn General en Chef Massena zu capitulieren, schikte deßnahen einen Adjutanten an Massena; verlangte in während 8 Stunden freyen Abzug; allein er konnte von demselben nichts anders erhalten, als eine halbe Stund zur Räumung der Stadt, und zwar einzig zur Oberdorfpforte hinaus.

Bey der unter den Russen herrschenden Verwirrung, nun, waren keine Adjutanten vorhanden, die auf alle Stellungen, wo gefochten wurde, hineilen konnten, um diesen Waffenstillstand anzuzeigen, damit dem Gefecht ein Ende gemacht wurde. Nur die in der kleinen Stadt postierten Truppen, und die noch hier gebliebenen kayserlichen Canoniers, die die aufgepflanzte Artillerie sehr gut zu brauchen gewußt, benuzten die Zeitfrist zu ihrer Flucht. Immer noch dauerten die Gefechten bey der Niederdorf- und Kronen-Pforte, da schon die Franken durch die Sihlpforte in die kleine Stadt marschierten, und von da auf durch Besezung der Oberdorfpforte den noch in der Stadt zurükgebliebnen und fechtenden Russen, den Rükzug abgeschnitten. Schon hatte eine Detachement reitende Artillerie eine Canonen und Haubiz-Batterie auf dem Lindenhof aufgeführt, um die bey der Kronenpforte fechtenden Russen im Rüken zu beschiessen. Da sie sich dann als Gefangne ergaben, und dadurch ward um 1 Uhr Nachmittags das Gefecht beendigt. Also ward die hiesige Stadt mit den Waffen eingenohmen. Aengstliche Forcht herrschte also bey diesen Umständen unter den Stadtbewohnern; allein die göttliche Vorsehung wachte noch über uns, und die Menschenfreundlichkeit des fränkischen Herrn General en Chef Massena, der die meisten Strassen durchritt, retteten uns von den Ausschweifungen und Plünderungen erhizter Soldaten. Freylich kostete es Wein, Brodt, und andre Lebensmittel, auch mitunter Sakuhren, Geldbeutel, und andre Kostbarkeiten. Zu bedauern war der verdienstvolle Herr Pfarrer Lavater, der ohnweit seiner Wohnung von einem unbekannten Grenadier einen Schuß unter die Brust bekommen, an dem er zwar nicht starb, aber grossen Schmerzen litte. Dieser Vorgang ward von ihm selbst beschrieben.

Die Beute der Franken war an diesem Tag ausserordentlich; nemlich die Kriegskasse, Bagage, Canonen, Zelten xc. Stark litten die Dörfer Wipkingen, Unter- und Oberstraß, Schwamendingen xc. durch die Plünderung der Russen und Franken.

Am gleichen Tag ward der K. K. linke Flügel im Oberland zum Rükzug genöthigt, und bey diesem Anlas der verdienstvolle K. K. Herr General-Lieutenant von Hotze, nebst dem Herrn Obrist Plunquet, die persönlich die Stellung der Franken recognoscieren wollten, getödtet. (Die Lebensbeschreibung des Erstern erschien im Druk.) Durch diesen Zufall nun gerieth die K. K. Armee noch mehr in Verwirrung, weil Hotze das Zutrauen des ganzen Militairs genoß. Dieser Vorfall geschah ohnweit Schännis.

An diesen beyden Tagen soll sich der Verlust der K. kayserl. und rußischen Armeen auf wenigstens 20000 Mann beloffen haben, auch erbeuteten die Franken etwa 150 Canonen, Haubizen, 6 Fahnen und viele Bagage und Zelten.

Mit grossem und anwohnendem Heldenmuth bestürmte der grosse Held, der rußische Hr. General Feldmarschall Fürst Suwarow, der Eroberer der Krimm, den Gotthard-Berg und den furchtbaren Paß der Teufelsbrüke. Es gelang Ihm bis in den Canton Schwyz vorzudringen, als er aber die fehlgeschlagnen Treffen der Rußen und Kayserlichen vernahm, und dardurch von aller Hülfe entblößt war; fand er gut mit gröstem Muth seinen Rükzug über die höchsten Gebirge des Glarner- und Bündner-Landes, nicht ohne Verlust zu nehmen. Dardurch nun befanden sich die Franken wiederum im Besiz, der von den Kayserlichen und Russen verlaßnen Gegenden.

Samstag Morgens den 12. Weinmonat ward der Freyheitsbaum auf dem Münsterhof in Zürich wieder aufgepflanzt. Auch wurden die Fortifikations-Werker der Stadt wiederum mit Canonen und Haubizen besezt.

Laut Auszug eines Briefes von Trüllikon über die in dortigen Gegenden vorgefallnen Kriegs-Affairen, meldet der Verfasser folgendes:

"Der 7te October war für uns ein sehr merkwürdiger Tag. Die Franken bezogen ein Lager auf der Anhöhe bey Oberschlatt, und rüsteten sich um die Russen in ihren Verschanzungen anzugreifen, allein die Russen kamen ihnen zuvor; griffen sie mit ohngefähr 9000 Mann an, trieben sie bis herwärts des Dorfs Trüllikon zurük. Hier in unserm Wiesenthal sammelten sich die Franzosen aufs neue, und vermittelst 2 Halbbrigaden griffen sie die Russen an und nöthigten selbige, um nicht abgeschniten zu werden, mit Zurüklassung vieler Todten und Verwundeten sich zurük zuziehen. An nemlicher Nacht verliessen sie die Stadt Diessenhofen und das wohlverschanzte Tête de Pont im Scharren, und zogen nach Zerstöhrung der Bruken ennert den Rhein. Bey diesem Anlas ward der schöne Galinger-Rebberg zerstöhrt, und verschiedene Personen getödet."

Zürich mußte, so wie andere Städte, ein Darlehen von 800000. Franken an den Herrn General en Chef Massena bezahlen, worvon er wiedrum der Municipalität eine Summe zurükgab.

Aufs Neue wurden auf dem Zürich- und Geisberg starke Verschanzungen und Verhaue angelegt, und dardurch viele 100. Juchart Holz, ja sogar der ganze Berg bis gegen Schwamendingen unnüz gemacht.

Ingleichem wurde das schöne Burghölzli umgehauen, und anstatt selbigem Verschanzungen angelegt. Aus weit entlegenen Gegenden des Schweizerlandes kamen Leuthe zur Schanzenarbeit her.

Von den Seeufern her würden in verschiednen Mahlen grosse Schiffe, nebst Ankern und Zubehörden, hieher gebracht, und nach dem Rhein zu Schifbrüken abgeführt.

Samstag den 30ten verreiste der geschäzte und beliebte Herr General en Chef Massena vor immer von Zürich weg. Bey seiner Abreise erließ er folgendes schmeichelhaftes Schreiben an die Stadtgemeinde Zürich:

"Der Obergeneral Massena an die Stadtgemeinde Zürich."

"Indem ich die Schweiz verlasse, um das Commando der italiänischen Armee zu übernehmen, verursacht die Entfernung von Zürich, dieser so anziehenden Stadt, in der ich mich mehrere Mahle aufhielt, schmerzliche Gefühle in mir. Wenn ich auf der einen Seite ihre Stellung zwischen den streitenden Heeren nicht ohne Unruhe betrachten konnte; wenn ich so eifrig gegen Schaden und Unglük, welche zu oft nur Kriegstheater bedrängen, vertheidigt und verwahrt habe; so ward ich auf der andern dafür, durch ihr Benehmen gegen die Truppen, durch die Sorgfalt für unsre Verwundete reichlich entschädigt. Benachrichtigen Sie, Bürger Municipal-Beamte, ihre Mitbürger von meiner Zufriedenheit, und überbringen sie denselben meine aufrichtigen Wünsche für das Wohl und den Frieden ihrer Stadt. Gruß und Freundschaft. Massena."

An seine Stelle kam der fränkische Herr General-Lieutenant Lecourbe.

Izt ward der mit verschiedenen Flanquier-Batterien versehene Brükenkopf bey Dietikon, an der Limmat beendigt, eine stehende Brüke gebaut, und auf dem Wettinger-Feld ein Retrenchement errichtet.


Quellen und Literatur.[]

  • Kurze Darstellung der Merkwürdigkeiten des Achtzehnten Jahrhunderts in unserm Vaterland. Geweiht den Freunden der vaterländischen Geschichte. Zürich, bey Joh. Caspar Näf. 1802.
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