Wollenweberei.[]
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Man hat in Deutschland einschürige und zweischürige Wolle; jene enthält man von den Schaafen, die jährlich nur einmal, nämlich um Pfingsten, geschoren werden; die andre aber von denen, welchen man des Jahrs zweimal, im Frühlinge und im Herbst, die Wolle nimmt. Die einschürige wird größtentheils zu wollenen Zeugen, die zweischürige aber zu Tüchern und Hüten verbraucht, weil sie ihrer Kürze wegen sich gut filzen läßt. Eben so sondert der Schäfer die Lämmerwolle von der übrigen ab, und verkauft sie dem Hutmacher, da sie zum Spinnen und Weben zu kurz, zum Filzen aber sehr bequem ist.
Ehe die Wolle von dem Weber verarbeitet werden kann, muß sie dazu auf verschiedne Art erst vorbereitet werden. Um sie von dem natürlichen Schweiße und Schmutze zu reinigen, wäscht man die Schaafe entweder vor der Schur in reinem Wasser, oder die Wolle selbst, und so wird sie an den Woll-arbeiter verkauft. Dieser lieset nun alles Unreine (Futter) sorgfältig aus, und sortirt sie nach ihrer verschiednen Güte. Denn die Wolle ist an einem und ebendemselben Pelze gar sehr verschieden, z. B. am Halse und an den Beinen ist sie gewöhnlich schlechter, als am Bauche und auf dem Rücken. So haben auch die Schaafe von einerlei Heerde nicht einerlei Wolle. Diesen Unterschied, in Absicht der Feinheit und Güte der Wolle, durchs Gefühl sicher und schnell zu finden, erfordert viel Erfahrung und Geschicklichkeit, und ist eine Haupteigenschaft eines guten Woll-arbeiters. Denn je sorgfältiger die Wolle ausgelesen ist, desto besser werden die daraus zu bereitenden Zeuge.
Durch das bloße Waschen im Wasser ist sie noch lange nicht genug von dem Fette und der Unreinlichkeit befreiet worden, daher muß man sie nun noch einmal waschen, und zwar die feine (Spanische) in einem lauwarmen Bade von Wasser und Urin, wozu auch wol noch etwas Salz oder Pot-asche kommt; die gemeine Landwolle aber in Seifenwasser, woraus man eine Lauge macht.
Zu den sogenannten melirten Tüchern wird die Wolle nach der Wäsche verschiedentlich gefärbt und gut unter einander gemischt. Auch zu andern Tüchern von dunkler Farbe (schwarz ausgenommen) wird die Wolle gefärbt; die übrigen färbt man nach dem Weben. Soll sie aber weiß verarbeitet werden, so schwefelt man sie, indem man sie auf Stangen hängt, in einer dichtverschloßnen Kammer, und unter den Stangen in irdnen oder eisernen Gefäßen zerstoßnen Schwefel auf Kohlen streuet. Hiedurch wird sie völlig weiß.
Hierauf flocket oder schlägt man sie auf einer Horde mit Stöcken, um sie aufzulockern, und in eben dieser Absicht bringt man sie auch in den Wolf, welches ein hölzerner Kasten ist, worinn eine Walze mit eisernen Haken liegt, so wie dergleichen Haken auch an den Seiten des Kastens angebracht sind. Durch das Herumdrehen der Walze wird die in den Kasten geworfne Wolle von den Haken zerzauset und völlig aufgelockert.
Um die Wolle milde und geschmeidig zu machen, schmalzt man sie mit Baum-öl, oder Buch- ecker- und Mohnsamen-öl ein, d. i. man besprengt sie mit diesem Oele, und läßt es recht durchziehen.
Nun wird sie endlich, je nachdem sie zu Tüchern oder Zeugen bestimmt ist, entweder gekrämpelt oder gekämmt; zu den Zeugen kann man nur die lange einschürige Wolle gebrauchen.
Das Krämpeln oder Kardätschen geschieht mit Bretern, die auf einer Seite mit Leder beschlagen sind, welches, nach Art der Hecheln, mit eisernen Haken besetzt ist. Man hat feinere und gröbere Sorten, die verschiedne Namen enthalten: Brechkämme, Schrobeln, Kardätschen und Kniestreichen. Sie werden nach der Verschiedenheit der Wolle und nach dem Zweck der Arbeit verschiedentlich gebraucht. Im Jahre 1785 wurde eine Maschine erfunden, welche in Einem Tage mehr krämpelt, als 10 Arbeiter zu liefern im Stande sind.
Die lange Wolle, die man vorzüglich zu Zeugen nimmt, wird mit Kämmen von doppelten stählernen Zähnen bearbeitet. Ein solcher Wollkamm besteht aus einem Holze, wie T gestaltet, auf dessen oberm Stücke zwei Reihen stählerner Spitzen oder Haken stehen. Der Kämmer hat zwei bis drei dergleichen Kämme, die er beim Gebrauche wechselsweise in dem Kammtopfe -- eine Art von kleinem Ofen, der mit Kohlen geheizt wird, -- erwärmt, und dann auf jeden eine Handvoll Wolle schlägt, welche er so lange kämmt, bis sie ganz rein und locker ist. Das Erwärmen der Kämme hat den Nutzen, daß das Fett in der Wolle sich mehr ausbreitet, und daß sie sich besser kämmen läßt. Durch dies Kämmen erhält man lange Flöten, die eben so, wie der Flachs, gesponnen werden. Die kurze verworrene Wolle, die in den Kämmen zurückbleibt, heißt Kämmling, und wird entweder an die Hutmacher verkauft, oder zu ganz groben Geweben verarbeitet.
Die gekrämpelte und auf dem Wollrade gesponnene Wolle gibt rauhe, wolligte Fäden zu Tüchern; von der gekämmten und auf einem Spinnrocken wie Flachs gesponnenen erhält man glatte und feine Fäden zu Zeugen. Ohne gute Spinner kann der geschickteste Weber kein gutes Gewebe machen; daher beruht auf der Wollspinnerei ein großer Theil von dem Flore der Tuchmanufakturen.
Aus den gesponnenen Fäden macht man nun auf dem Weberstuhl unendlich mannigfaltige Gewebe. Das einfachste Gewebe entsteht, wenn eine gewisse Anzahl Fäden der Länge nach neben einander aufgespannt, mit andern Fäden in die Quere so durchflochten wird, daß dieser über dem ersten, unter dem zweiten her, über dem dritten und dem vierten her, und so durch die ganze Fadenfläche zu liegen kommt; bei der Rückkehr muß er aber über alle die Fäden hingehen, unter welchen er am letzten durchgezogen ward, und im Gegentheile unter alle her, über welche er am letzten hingegangen war.
Die der Länge nach gespannten Fäden heißen die Kette oder der Aufzug, und die quer durchflochtnen der Einschlag.
Es gibt hauptsächlich zwei Arten der Gewebe: gebildetes und ungebildetes. Das ungebildete entsteht auf die eben beschriebne Art, wenn die Fäden der Kette und des Einschlages sich rechtwinklicht durchkreuzen, wie z. B. bei der Hausleinwand zu Hemden u. s. w. geschieht. Das gebildete Gewebe (gekieperte, geköperte) begreift nun alle die Arten unter sich, wo der Einschlagsfaden nicht, wie vorhin beschrieben wurde, wechselweise unter und über einen Kettenfaden durchläuft, sondern wo derselbe über und unter zwei oder mehrern Kettenfäden und in schiefen Winkeln gezogen wird. Von dem gebildeten Gewebe gibt es wiederum zwei Gattungen; denn entweder bildet der Einschlag die Figur durch Tretung mit den Fußschemmeln, und so heißt es Fuß-arbeit; oder die Kette bildet die Figur vermittelst des Zuges, welches Zug-arbeit oder gezogne Arbeit genannt wird.
Die Tücher sind zwar in Ansehung der Feinheit und Güte verschieden, werden aber alle auf einerlei Art gewebt, nämlich gerade so, wie die ungebildete Leinwand. Wann die Kette aufgezogen ist -- welche Arbeit Aufscheeren oder Aufbäumen heißt, -- bestreicht man sie mit Leimwasser, um die Fäden damit zu stärken, daß sie unter dem Weben nicht zerreißen. An den beiden Seiten, wo das Tuch angespannt wird, bekommt es eine starke Leiste (Salband, Salbende) von Ziegenhaaren und schlechter Wolle, welche die starke Ausdehnung besser verträgt, als das Tuch.
Nach dem Weben werden die Tächer gefettnoppt, gewalkt, gerauhet, geschoren, gepreßt und einige auch wol frisirt (ratinirt).
Das Fettnoppen (Belesen) verrichten meistens Frauenzimmer, indem sie alle Knötchen, Stroh und andre fremde Theile, die bei dem Weben in das Tuch gekommen sind, mit dem Nopp-eisen herausziehen.
Das Walken ist eine sehr wichtige Arbeit, welche ungemein viel zur Güte des Tuchs beiträgt. Es geschieht in der Absicht, daß das Tuch dichter und fester werde, und gleichsam die Stärke des Filzes erhalte. Vor dem Walken muß man es erst ausfetten, d. i. die Fettigkeit herausbringen, welche mein Einschmalzen der Wolle mit in das Tuch übergegangen ist; denn dieses Fett, das in den Zwischenräumen der Wollenfasern sitzt, würde sie hindern, sich dicht genug zusammenzuziehen. Daher ist es offenbar zweckmäßiger, diese Arbeit vor dem Walken, als, wie Einige thun, nach dem Walken zu verrichten. Das Ausfetten oder Waschen geschieht am besten in der Walkmühle mit Urin, womit es in dem Walkstocke von den Stampfen durchgearbeitet wird. Hernach trocknet man es, kratzt es mit stumpfen Karden etwas auf, und bringt es sodann zum eigentlichen Walken wiederum in die Walkmühle.
Feine Tücher walkt man mit Seife, die in kochendem Wasser zur Gallerte aufgelöst worden; sonst walkt man auch überhaupt mit Walk-erde, Schafkoth und Oel, Gersten-, Hafer- und Bohnenmehl, und in England mit warmgemachtem Menschenharn und Schweinekoth, worin einige Arten Tücher eine Zeitlang eingeweicht, und nachher von Taglöhnern mit den Füssen gewalkt oder getreten werden. Die Walk-erde ist ein feiner Thon, der sich im Wasser auflöset, und Schaum gibt, wie Seife. Die Englische ist die beste; es ist aber die Lebensstrafe verboten, sie auszuführen. Man hat auch vorgeschlagen, mit Branntwein zu walken, welches jedoch wol zu kostbar sein möchte. Zuletzt wird das gewalkte Tuch mit reinem Wasser ebenfalls in dem Walkstocke ausgespühlt.
Das Rauhen, Scheeren und Pressen wird von den Tuchbereitern oder Tuchscheerern verrichtet, obgleich in großen Städten sich verschiedene Professionisten mit jeder einzelnen Arbeit besonders beschäftigen. Durch das Rauhen wird die Wolle aufgekratzt, damit man sie nachher desto bequemer abscheeren kann. Man bedient sich dazu einer Art Disteln (Karden), die absichtlich an mehreren Orten, z. B. bei Halle in Sachsen, angepflanzt werden. Man Scheeren braucht man einen mit Scheerwolle gepolsterten Scheertisch und eine Tuchscheere, welche, wenn sie gut ist, über 30 Thlr. kostet. Ein Stück Tuch wird gewöhnlich dreimal gerauhet und dreimal geschoren, sodann in einen Rahmen auf freiem Felde ausgespannt, um durch das Ziehen ihm überall einerlei Breite und Dicke zu geben, und wann es trocken geworden ist, völlig glatt und gleich oder ausgeschoren. Nun reinigt man es noch einmal mit dem Nopp-eisen, stopft die Löcher zu, die bei diesen Arbeiten entstanden sind, gibt ihm mit einem Bretchen, dessen eine Oberfläche geleimt und mit Sand bestreuet ist, den Strich, und kehrt es recht rein aus.
Hierauf erfolgt das Pressen in einer starken Schraubenpresse. Man faltet das Tuch im Zickzack, legt zwischen jede Lage einen sehr glatten Pappeldeckel (Preßspan, s. Papiermacher), unten und oben Breter (Preßbreter), und hin und wieder zwischen die Lagen auch wol gewärmte eiserne Platten, und so wird der Stoff gepreßt. Nach der ersten Presse faltet man das Tuch anders, damit die ersten Falten auch eine Presse bekommen. Zuweilen werden Tücher vor dem Pressen gummirt (mit Arabischem Gummi, im Wasser aufgelöst, benetzt) oder laudirt (mit Baum-öl bestrichen); beides ist aber betrügliche Arbeit, um Käufer anzulocken, denn der dadurch erhaltne Glanz ist nur von kurzer Dauer.
Frisirt (ratinirt) werden einige Tücher, indem man durch Reiben auf der rechten Seite die Härchen der Wolle kräuselt und sie zu kleinen Knötchen drehet. Man hat zu dem Ende eine eigne Frisirmühle erfunden.
Als eine besondre Art von Tüchern bemerken wir den Kirsey, der ein leichtes gekiepertes Tuch ist, das feine wird von den Officieren der Reiterei zu ihren Kollets getragen, und das grobe von den gemeinen Reitern.
Moll und Molton sind dünne Tücher mit einer starken rauhen Oberfläche.
Die wollenen Zeuge weichen in der Art der Verfertigung und Zubereitung von den Tüchern ab. Sie werden von den Zeugmachern auf Stühlen, die den Leinweberstühlen gleichen, gewebt; zum Theil sind die Zeuge ungebildet, wie die Tücher, größtentheils aber gebildet. Man schlägt sie insgemein beim Weben auch dichter, als die Tücher, weil sie gewöhnlich nicht gewalkt werden. Die bekanntesten Arten der Zeuge sind folgende:
Etamin ist der dünnste und Gemeinste. Zur Kette nimmt man gewaschene, zum Einschlagen aber ungewaschene, oder Fettwolle. Nach dem Weben wird er in einer Lauge von grüner Seife gewaschen, in reinem Wasser wieder ausgespült, und dann kareyet. Diese letztere Arbeit besteht darin, daß man ihn wohl ausgebreitet und angefeuchtet langsam über glühende Kohlen zieht, und auf eine hölzerne Walze wickelt. Nachher kocht man ihn noch 2 Stunden mit der Walze in heißem Wasser, legt ihn dann eine Zeitlang in kaltes Wasser, und läßt ihn färben. Nach dem Färben kareyet man ihn noch einmal.
Wenn man den Etamin kalandert und preßt, so heißt er Dames (Damis, Tamis). Das Kalandern geschieht mit zwei hölzernen und einer metallenen Walze, zwischen welche das Zeug durchgezogen wird; in der metallenen Walze liegt ein glühender eiserner Bolzen. Zuweilen wird der Etamin auch gewalkt.
Serge nennt man überhaupt einen gekieperten wollenen Zeug, wozu die Kette von feiner gekämmter Waschwolle, der Einschlag aber von gekrämpelter Wolle genommen wird. Man theilt sie ein in Kronserge und Strichserge, erstere heißt auch Kronrasch. Sie werden so, wie alle gekieperte Zeuge, gewebt, dann eine Stunde gewalkt, ferner gerauhet, geschoren, und in den Rahm gespannt. Die Kronserge ist aber feiner und breiter, als die Strichserge.
Von den vielen besondern Arten von Serge bemerken wir nur noch folgende, die bekanntlich ihre Benennung von dem Orte, wo sie zuerst verfertigt worden, erhalten haben.
Serge de Berry. Die Kette und der Kieper fallen auf der rechten Seite stark in die Augen. Man nimmt die feinste Wolle, auch wol bisweilen Kameelgarn, dazu.
Serge de Rome. Bei diesem gekieperten Zeuge fällt -- zum Unterschiede vom vorigen -- der Einschlag auf der rechten Seite vorzüglich in die Augen. Er pflegt nicht ganz so dicht und fein zu sein, wie Serge de Berry.
Die doppelte Serge de Rome, oder Serge de Nimes, wird aus der allerfeinsten Wolle bereitet. Kette und Einschlag wird gezwirnt; man schlägt sie auch außerordentlich dicht.
Rasch ist nichts anders, als schlechte Serge. Er soll zuerst in der Stadt Arras, in der Grafschaft Artois, verfertigt worden sein, und daher diesen Namen führen. Es gibt eigne Raschmacher, welche aber auch andre Arten von Zeugen weben.
So wie der Rasch, eben so wird auch der Ratin verfertigt, der nur in der Güte von ihm verschieden ist.
Chalons (Schalong) von der Stadt gleiches Namens in Frankreich. Er ist breiter und feiner als Rasch, gut gewalkt und geglänzt, und wird jetzt in Berlin, Mühlhausen, Langensalza und andrer Orten sehr häufig gemacht.
Die beste Sorte von Rasch heißt Soy.
Drap des Dames (im gemeinen Leben: Drapderdam) ist ein tuch-artiges Zeug. Es wird wie ein dünnes Tuch gewebt, ein wenig gewalkt, auch meistens im übrigen wie Tuch bereitet. Man färbt es gewöhnlich schwarz, und trägt es zu Trauerkleidern.
Der Droguet (auch Dreget, von Drogeda, einer Stadt in Irland) gleicht dem Drap de Dames sehr; aber die Kette besteht bei jenem aus gekämmter, und bei diesem aus gekrämpelter wolle. Es gibt geblümten, ferner halbseidnen und seidnen Droguet. Man trägt ihn auch zur Trauer.
Der Krepp (Krepon), ein wollener, leinwand-artiger Zeug, wird vorzüglich gut in Zürch verfertigt, so wie überhaupt die Schweiz den meisten liefert. Man macht ihn aus sehr dünn gesponnenen, aber hart gedreheten Fäden. Nachdem er locker gewebt ist, legt man ihn in siedendes Wasser, wovon er zusammen läuft und runzlicht wird; dies nennt man kreppen. Er wird stark gewalkt, kalandert, und so wie der Etamin behandelt.
Berkan oder Perkan wurde ehemals nur aus Kameelgarn gemacht; jetzt nimmt man aber fein gezwirnte Wolle dazu. Die Einschlagsfaden sind weit stärker, als die zur Kette. Wenn der Zeug gut sein soll, müssen die Fäden zweimal gezwirnt werden. Man braucht ihn seiner Dichtigkeit wegen zu Regenröcken, und wegen der Leichtigkeit zu Sommerkleidern. Er wird wie der Etamin appretirt (zubereitet).
Beril, ein schöner Zeug, von der feinsten sächsischen wolle, dient besonders zu Schlafröcken. Er wird unter andern in Grimma gemacht.
Kamelot, ein mehrentheils buntgestreifter Zeug, der fast eben so wie der Etamin verfertigt wird, nur daß man beim Ausziehen der Kette die Fäden genau so neben einander ordnen muß, wie die Streifen sein sollen. Aus eigentlichem Kameelgarne macht man ihn jetzt selten. Eine Art leichter Kamelot heißt Poliniet.
Kalmang (Kalmank) ist entweder gekiepert, oder geblümt. Der gekieperte, sowol der glatte als gestreifte, wird mit eben den Handgriffen verfertigt, wie die andern Zeuge dieser Art. Der glatte bleibt entweder weiß, oder er wird nach dem Weben gefärbt, und mit dem Kalander stark geplättet; daher nennt man ihn auch wollenen Atlas. Der geblümte Kalmang ist eigentlich ein wollener Damast, und wird auch auf eben die Art, wie der Damast, verfertigt.
Batavia hat seinen Namen von dem Orte der Erfindung. Es gibt seidnen, halbseidnen und wollenen. Der Grund desselben ist glatt, die Verbindung der Ketten- und Einschlagsfäden daher rechtwinkelicht, wie bi der Leinwand; aber hin und wieder sind in denselben Blumen gewirkt (broschirt*), welches durch den Einschlag geschieht. Der Zeug selbst ist entweder einfarbig oder streifig. Bisweilen werden die Blumen mit Seide einbroschirt, und dann heißt es halbseidner Batavia.
- *) Broschirt nennt man Zeuge, in welchen Blumen mit ihren natürlichen Farben eingewirkt sind, folglich alle sogenannte Stoffe und stoff-artige Zeuge.
Boy (Preßboy) ist ein grober tuch-artiger Zeug aus schlechter Wolle, worunter man bisweilen Kämmling mischt. Man färbt ihn meistens schwarz, und braucht ihn, um Kutschen, Pferde und Zimmer zur Trauer damit zu behängen. In England macht man ihn am besten, aber auch schon sehr gut in Gera, in Borna bei Leipzig, in Berlin xc.
Struck (Everlasting) ein leichter Zeug von verschiedenen Farben, auf dessen Grunde sich gemeiniglich Streifen (Ribben) erheben. Er dient vorzüglich zu Sommerkleidern. In Gera wird er häufig verfertigt.
Floret, ein leichter, geblümter Zeug. Der Grund und die Blumen sind von verschiedner Farbe. Seinen Namen hat er vermuthlich von dem französischen Fleuret. Eine andre Art davon heißt Taburet.
Fries, ein grober, dünngewebter, tuch-artiger Zeug, der auf der Oberfläche lange Haare hat. Man nimmt die schlechteste Wolle, auch Kämmerling, dazu. Der Einschlagsfaden ist weit gröber, als der Kettenfaden. Er wird in der Walke nur eine Stunde lang mit Seife gewaschen. Man braucht ihn zu Decken, auch gefärbt zu gemeinen Weibskleidern. An einigen Orten gibt es eigne Friesmacher.
Flanell Man hat gute und schlechte Sorten. Der gewöhnliche ist der Futterflanell. Die Kette ist einschürige Waschwolle, der Einschlag aber Streichwolle oder gekrämpelte Wolle. Man webt ihn wie Tuch. Der gekieperte Flanell ist der beste, er wird aber selten gemacht, weil er theuer ist. In der Walke wäscht man ihn mit grüner Seife, rauhet ihn einmal, scheert ihn aber nicht. Nach dem Rauhen wird er geschwefelt und in den Rahmen gespannt. Der glatte Flanell wird nicht gerauhet, sondern nach der Walke gleich in den Rahmen gespannt; diesen trägt man zu Kleidern. Der frisirte Flanell, der nach dem Rauhen frisirt wird, ist der schlechteste.
Golgas (gedruckter oder türkischer Flanell) wird zwar, wie der Flanell überhaupt, gewebet, die Fäden aber müssen besser und derber gesponnen sein, damit die Oberfläche so glatt wie möglich werde. Die Blumen und Figuren werden mit Formen aufgedruckt, welche Art der Druckerei im Anfange dieses Jahrhunderts in England erfinden wurde, nun aber auch in einigen deutschen Städten nachgemacht wird; doch hält man sie noch geheim. Diese Druckerei hat das Besondre, daß auf beiden Seiten des Zeuges, und zwar auf einer und eben derselben Stelle einerlei Blumen sind. Es kommt dabei hauptsächlich auf die Formen an. Diese sind von weichem Holze, und jede Form muß doppelt da sein. Wenn man nun damit drucken will, so nimmt man eine solche Form, setzt sie in eine dazu eingerichtete Presse, legt den heißgebrüheten Flanell darauf, und deckt dieselbe Stelle, wo die eine Form unter dem Flanell liegt, mit der andern Form, in welcher eben die Figuren geschnitten sind, wie in jener, so daß diese beiden Formen gerade auf einander passen. In der untern Form sind Kanäle, von denen jeder blos zu den ausgeschnittenen Figuren führt, welche Einerlei Farbe bekommen sollen. An die Mündungen der Kanäle steckt man eine aufwärts gebogne Röhre, die sich in einem Trichter endigt. Hier gießt man nun die Farbebrühe hinein, diese rinnt zu den vertieften Stellen hin, und durchdringt den Zeug bis zu der obern Form, kann sich aber wegen des starken Pressens nicht seitwärts ausbreiten. Das überflüssige der Farbe fließt zur Seite aus Kanälen der obern Form wieder ab. Wann auf die Weise das ganze Stück gedruckt ist, so spült man es noch im Wasser aus, und dann ist es fertig.
Beuteltuch wird aus drallgesponnenen wollenen Fäden, nach Art der Leinwand, gewebt. Man braucht es hauptsächlich zum Durchsieben des Mehls in den Mühlen, sonst aber auch noch zu allerlei Nähereien, zu Modelltüchern xc. Die Verfertigung desselben erfordert gewisse Handgriffe und Vortheile, die den Deutschen noch nicht ganz bekannt sind, denn in England macht man es immer noch am besten. Das Englische Beuteltuch hält in den Mühlen drei Monat, und das Deutsche kaum zwei. Man macht es jetzt unter andern in Potsdam, Berlin, Gera, in Ostra bei Dresden, und in Hartau bei Zittau. Der Verbrauch von diesem Zeuge ist sehr beträchtlich, denn man rechnet auf jeden Mahlgang jährlich 25 Ellen, und hiernach braucht ein Land in einem Jahre für mehrere tausend Thaler.
Plüsch, ein sammt-artiger Zeug, der auch eben so gemacht wird, wie Sammt. Am gewöhnlichsten nimmt man wollen Garn dazu, doch auch wol etwas Kameelgarn. Die rauhe Oberfläche wird bei allen sammt-artigen Zeugen durch die Florkette hervorgebracht, welches eine Kette von Fäden ist, die über der gewöhnlichen Kette gezogen wird. So wie die Fäden der Florkette eingewebt sind, schneidet man sie mit einem Instrumentchen auf; die Spitzen derselben bilden die rauhe Oberfläche. Man hat glatten, geblümten und gedruckten Plüsch.
Felbel (Velpel) ist eine geringere Sorte von Plüsch, und wird meist eben so, wie dieser verfertigt, nur daß der Flor des Felbels etwas länger ist.
Tapeten oder Teppiche werden auf besondern Stühlen gewebt. Man hat dreierlei Gattungen: Türkische (Savonnerie), hochschäftige (Hautelisse) und tiefschäftige (Basselisse).
Zu den türkischen nimmt man Wolle und feinen, aber festen hänfnen Zwirn. Sie bekommen nach Art des Plüsch einen Sammetflor, und heißen türkische Tapeten, weil diese Weberei von den Türken nach Frankreich gebracht worden sein soll. Tapeten der Savonnerie werden sie genannt nach dem Namen der Manufaktur, wo man sie verfertigt.
Die hochschäftigen unterscheiden sich von den tiefschäftigen dadurch, daß sie Kette senkrecht auf dem Stuhle angebracht ist. Bei den tiefschäftigen hingegen ist sie horizontal oder wagerecht.
Noch gibt es eine ganz schlechte Gattung Tapeten, welche Bergamees (von Bergamo) heißen, und deren Kette gemeiniglich Hanf, der Einschlag aber Wolle, Flockseide oder Baumwolle ist.
Die Tapetenweberei ist unter allen die künstlichste und mühsamste; sie wirkt Figuren von Menschen, Thieren u. s. w. in natürlicher Größe und mit lebendigen Farben, wie die schönsten Gemälde, in Seide, Wolle oder Leinen. Das Muster dazu wird von einem geschickten Maler verfertigt. Es arbeiten fünf, sechs, auch wohl mehrere Weber, an Einer Tapete und auf Einem Stuhle zugleich. Die besten hat man bisher in Frankreich und den Niederlanden gemacht; doch liefert auch die Berlinsche Manufaktur Stücke, die neben jenen ihren Platz behaupten.
Quellen.[]
- ↑ Naturgeschichte und Technologie für Lehrer und Schulen und für Liebhaber dieser Wissenschaften von E. Ph. Funke. Braunschweig, in der Schulbuchhandlung 1802.