Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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VVindsor.[]

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VVindsor, Burgflecken, in Berkshire, 22 engl. Meilen von London, hat den Namen von seiner Lage an dem sich krümmenden oder windenden Ufer (engl. winding shore) der Themse. Er hat ein schönes Rathhaus und schickt 2 Deputirte ins Parlament. Die vornehmste Merkwürdigkeit ist das Schloß. K. Wilhelm der Eroberer legte zuerst allda ein Jagdhaus an; welches aber Eduard III. abbrechen ließ, und das jetzige Schloß erbauete, das unter den folgenden Königen viele Zusätze erhielt, und besonders von Carl II. sehr verschönert wurde. In dem obern Hofe desselben ist ein großes, regelmäsiges Viereck, in dessen Mitte eine metallene Bildsäule des erstgedachten Königs stehet. Die berühmte Terrasse dieses Schlosses ist über 1870 Fuß lang, mit schönem Kriessande bedeckt, und mit Wasserableitungen so gut versehen, daß kein Tropfen darauf bleibt, und man, nach dem stärksten Regen, sogleich darauf herumspaziren kann. Man hat allda eine weite Aussicht über die Themse. Das Schloß ist mit Gräben und einem Wall verwahrt; und zwischen dem obern und untern Hofe stehet ein runder Thurm, in dem die Wohnung des Gouverneurs ist, und woselbst der Marschall von Belleisle und sein Bruder, (die 1744 zu Elbingeroda angehalten wurden,) eine Zeit lang als Staatsgefangene, (wofür sie das englische Ministerium erklärte,) in Verhaft sassen. In den königlichen Zimmern hängen kostbare Gemählde von Rubens und Tintoret: wie auch ein Teppich, den die unglückliche K. Maria von Schottland, während ihrer langen Gefangenschaft zu Fortheringay, verfertiget hat. Der Saal des heil. Georgs, mit antiken Zierrathen geschmückt, war ursprünglich zu den Festen bestimmt, die bey der Installation der Ritter vom Hosenbande gegeben wurden. Auf einem Gemählde siehet man daselbst den schwarzen Prinzen, wie er seinem Vater Eduard III. die Könige, Johann, von Frankreich, und David, von Schottland, als Gefangene vorstellt. Die St. Georgs-Capelle, worinn die Ritter des vorgedachten Ordens installirt werden, und worinn jährlich am St. Georgentag Ordenskapitel gehalten wird, hat ein Collegium von Canonicis. Sie wurde von K. Eduard II. 1337 angefangen, und ist eines der herrlichsten gothischen Gebäude. Im Chor sind die Sitze der 26 Ritter dieses Ordens, mit ihren Fahnen über ihnen, und ein Thron für den Monarchen. Wenn ein Ritter stirbt, so wird seine Fahne abgenommen, und seit Titel und Wappen auf eine kupferne Tafel gegraben, die man an dem Rücken des Sitzes annagelt, wo sie sodann bleibt. Kurz vor der Errichtung des Hosenbandordens stiftete K. Eduard III. eine Societät von 26 armen Rittern, zur Ehre des H. Georgs und Eduards, des Bekenners, und nennte sie die armen Ritter von Windsor. Sie mußten sämtlich von Adel, im Kriege verwundet, oder dürftig und alt seyn. Gegenwärtig ist ihre Zahl auf 18 eingeschränkt, wovon jeder jährlich 40 Pf. Sterling bekommt. Neben dieser Capelle sind Ueberbleibsel von einer andern, die K. Heinrich VII. anfieng, aber unvollendet ließ.

Der Cardinal Wolsey wendete in der Folge ungeheuere Summen daran, und hofte, darinn begraben zu werden. Allein seine Hofnung wurde zunichte, und die kostbaren Bildsäulen, Vergoldungen xc., womit er diese Capelle gezirt hatte, wurden nachgehends von Cromwells Anhängern verkauft. Es blieb weiter nichts, als das Hauptgebäude, welches K. Jacob II. zum katholischen Gottesdienst, mit einigem Aufwand, einrichten ließ. Aber nach seiner Thronentsetzung wurde dieses Gebäude nicht mehr geachtet und fällt nun zusammen. Von der Terrasse des Schlosses kommt man in einen schönen Park, der rund um das Schloß gehet, und der kleine oder Haus-Park genennet wird, zum Unterschied von dem grossen Park, der an der Südseite des Fleckens liegt und eine lange Allee, in gerader Linie, bis an die Spitze eines 3. engl. Meilen entfernten Hügels hat. Dieser Park hat 14 engl. Meilen im Umfang, und ist mit Rehen und anderem Wilde versehen. Der Wald von Windsor wird im Umkreis auf 30 engl. Meilen gerechnet, und ist von dem berühmten Dichter, Pope, reizend besungen worden. Winsor-Lodge, in dieser Gegend, ist ein Lustschloß, welches der Herzog von Cumberland, jüngerer Sohn K. Georgs II. bewohnte.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
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