Prinz Friedrich von Oranien.[]
Oranien, (Prinz Friedrich von) zweyter Sohn des Statthalters, kommandirte 1793 und 1794 unter seinem Bruder, dem Erbprinzen, gegen die Franzosen und legte viele persönliche Tapferkeit, Thätigkeit und Einsicht an Tag. Diese beyden Feldzüge in denen er den 13. September verwundet wurde, berechtigten zu den größten Erwartungen von seinen Talenten, und er säumte nicht diese Erwartungen zu rechtfertigen, da er 1796 als Generalmajor in österreichische Dienste getreten war. Den 3. September leistete er große Dienste in der Schlacht von Würzburg, und nachher zeichnete er sich bey der Belagerung von Kehl aus; er schlug den 8. Oktober den Feind mit Lebhaftigkeit in den Platz zurück und den 22. November eilte er im Augenblick, wo alle österreichischen Posten in die Flucht geschlagen waren, herbey, stellte sich an die Spitze einer ungarischen Kompagnie, machte gegen den Feind Fronte, daß derselbe eine ganze Kolonne gegen sich zu haben glaubte, hielt ihn in seinem Marsche auf und gab so der Reservearmee Zeit, anzurücken, um die Franzosen in ihre Verschanzungen zurück zu treiben. Den 2. Dezember führte er den ersten Angriff gegen die Aussenwerke von Kehl an, nahm sie mit Sturm ein und vernagelte 15 Stück Kanonen. Er zeigte bey dieser Gelegenheit die äusserste Unerschrockenheit und vollendetste Einsicht. 1797 blieb er bey der Armee angestellt, übernahm im Aprill das Kommando eines Lagers, welches Wien decken sollte, ging hierauf zur Armee in Italien und starb daselbst fast plötzlich zu Anfange des Feldzugs von 1799. Sein Verlust verursachte eine lebhafte Trauer in der ganzen österreichischen Armee und war ein wahres Unglück für das Haus Oranien, das in ihm den Abgott der Holländer und eine der Stützen von der Parthey der Statthalterschaft einbüßte.
Von Reisende.[]
Johann Georg Kerner.[]
- [1796]
Haag den 30sten Fructidor 4tes Jahr.
Was das letztere betrift, so fand man in dem ehemaligen Cabinet der Erbprinzessin -- ein Telescop, ein aus Holz und Elfenbein verfertigtes zur Demonstration sehr brauchbares Model von einem Kriegsschiff und endlich ein trefliches Paar Pistolen. (Wie diese Pistolen mit der Prinzessin zusammengekommen sind, ist schwerer zu errathen, als wie die Prinzessin wiederum von den Pistolen gekommen ist).
In diesem Cabinet befindet sich jetzo das Bureau des fränkischen Ministers. In diesem Bureau, das ehemals dem Prinz Friedrich von Oranien gehörte, und das in einem andern Flügel des Pallast stand, befanden sich im Moment der Inventirung trefliche Risse, die sehr bestimmte und genaue Notionen von der Topographie Hollands und der übrigen Provinzen geben. Einige Modelle von Canonen, einige geometrische Zeichnungen, die von der Hand des Prinzen zu seyn schienen; Briefe von ihm an seine Mutter. Die Portraits von Ludwig dem 16ten, seiner Frau, und seinem Sohn en larmes eingefaßt. Eine Uniform, 12 paar Cavallerie Handschuhe, 2 Säbel und einiges Weißzeug.
Der Handbibliothek des Prinzen enthielt klassische und militärische Bücher: -- die gute Auswahl, die dabey getroffen war, verräth, daß der junge Mann viele Solidität und ein rühmliches Verlangen nach Kenntnissen hat. Ueberhaupt zieht man ihn allgemein seinem Bruder, dem ehemaligen Erbprinzen vor.
Ralph Fell.[]
- [1800]
Hätte der Sohn des Statthalters, der vor zwei Jahren als General in kaiserlichen Diensten starb, länger gelebt, so hätte sich wahrscheinlich eine mächtige Partei zu seinen Gunsten in Holland gebildet und sich bemüht, wenn die Umstände ihren Plan unterstützt hätten, ihn wieder zurückzurufen und mit der Würde seiner Vorfahren zu bekleiden.
Es war ein junger Mann von vorzüglicher Tapferkeit und einnehmenden Sitten. Man verglich seine Person und Talente mit den Talenten seines grossen Oheims, des glorreichen Friedrichs von Preussen, und die Holländer bemerkten mit besondrer Vorliebe an diesem Prinzen Eigenschaften, die sie an die Heldenthaten eines Moriz und Friedrich-Heinrich von Nassau erinnerten. Zu einer Zeit, wo die heftigsten Gegner des Hauses Oranien die andern Zweige dieser Familie nur mit Hass und Verachtung ansahen, war dieser Prinz der Gegenstand ihrer Eifersucht und Hochachtung. Mit Vergnügen bemerkten sie, wie der Statthalter durch seine Maassregeln den sich bereits zugezogenen Volkshass noch immer vermehrte; aber die Tugenden und glänzenden Talente seines Sohns erregten ihre Besorgniss, dass die alte Zuneigung des Volks zu diesem Hause durch ihn wieder aufleben möchte.
Wie hoch sein Andenken geschätzt wird, erkennt man schon daraus, dass sein Bildniss in allen Bilderläden im Haag und zu Rotterdam ungestraft ausgestellt wird, während der Handelsmann, der kühn genug wäre, die Bilder des Statthalters und seiner noch lebenden Familie zu verkaufen, mit schweren Strafen würde belegt werden, und selbst die heftigsten Republikaner, mit denen ich darüber sprach, lobten seinen Charakter. Einen schönen Kupferstich von ihm sah ich im Hause eines Vornehmen, dessen Vorurtheil nicht verstatten würde, ein Ringelblümchen in seinem Garten aufkommen zu lassen.
Hätte dieser junge Mann, -- die Hoffnung des Hauses Oranien, -- sein Alter höher gebracht, so würde er vielleicht bald die Statthalterschaft oder irgend eine andre ehrenvolle Stelle in dem Lande erhalten haben, wo seine Person so geliebt und seine Talente so bewundert wurden. Aber die andern ihn überlebenden Zweige seiner Familie besitzen keine Eigenschaft, die sie in den Stand setzte, eine hinlänglich mächtige Partei für sich zu bilden, um das gegenwärtige System umzustürzen und eine Zurückberufung zu bewirken. Sie mögen wohl die dem Hause Oranien gehörigen Güter und Rechte wieder erlangen, aber nie können sie mit einiger Wahrscheinlichkeit hoffen, die volle Gewalt und das mächtige Ansehn zurück zu erhalten, die ihre Familie sonst besass.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Aus dem Haag, vom 18 Herbstmonat [4]
Der Prinz Friedrich von Oranien wird hieher nach dem Haag transportiert, um von seiner erhaltenen Wunden geheilt zu werden, wozu man die beste Hofnung hat.
Aus dem Haag, vom 21 Herbstmonat. [5]
Der Prinz Friedrich von Oranien befindet sich in ziemlich guten Umständen, seitdem man ihm die Flintenkugel aus der Wunde herausgenohmen, welche mit einem Theil von dem Achselband und einem Stük von dem Kleid in dieselbe eingedrungen war; einige kleine Splitter, die man erst jezt wahrnahm, sind zugleich herausgenohmen worden.
Aus dem Haag, vom 30. Weinmonat. [6]
Die neusten Berichte, betreffend den Zustand des Prinzen Friedrich von Oranien lassen eine baldige Heilung seiner Wunden hoffen. --
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Briefe über Frankreich, die Niederland und Teutschland. Geschrieben in den Jahren 1795, 1796 und 1797. Dritter Theil. Alltona, In der Buchhandlung der Verlagsgesellschaft 1798.
- ↑ Fell's Reise durch die Batavische Republik Aus dem Englischen übersetzt, und mit Anmerkungen begleitet von D. Karl Murhard. Leipzig, bei C. H. Reclam. 1805.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 28. Herbstmonat, 1793. Num. 78.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 2. Weinmonat, 1793. Num. 79.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Wintermonat, 1793. Num. 91.