Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Wieliczka, Wielitschka, freye Stadt, Bochnier Kreis, in Galizien, mit 2200 Einwohn., 1 Meile von Cracau, ist berühmt wegen der überaus großen und ergiebigen Steinsalzgruben. Sie haben 6 Eingänge auf dem freyen Felde und 2 von der Stadt aus; die leztern diesen zur Einfahrt der Arbeiter und Herausförderung des Salzes. Man läßt sich anfangs 600 Fuß nach einem finstern Platz hinunter, erreicht dann eine Treppe von 325 Stufen und kommt durch mehrere Gänge in die eigentlichen Bergwerke, welche eine viele hundert Klaftern weite, hohe mit Salzsäulen gewölbte Ebene bilden. Das Ganze wird durch mehrere tausend Lichter erhellt, und bietet durch den Abglanz der Salzkristalle eine bezaubernden Anblick dar. Die Bergleute fahren 4 Uhr Morgens ein, und treten 12 Uhr Mittags wieder aus, und werden für ihre Arbeit gutbezahlt. Ungefähr 500 von den eigentlichen Salzarbeitern leben für beständig in der Tiefe, und mancher stirbt, ohne das Tageslicht erblickt zu haben. Es sind daher Wohnungen, Ställe, Heiligenbilder xc., aus dem gediegenen Salz gehauen. Die jährliche Ausbeute von diesem größten aller Salzwerke beträgt 700000 Centner; das damit verbundene Salzwerk zu Bochnia liefert eine weit geringere Menge; beyde nähren über 2000 Arbeiter. Durch den Wiener Frieden 1809 gehört nun sowohl die Stadt Wielitzka als die sämtlichen Salzbergwerke derselben Oesterreich und dem Herzogthume Warschau gemeinschaftlich, und nur so viele Truppen sollen von beyden Seiten daselbst gehalten werden, als für die Polizey erforderlich sind. Die Stadt ist der Sitz eines Salinen-Oberamts und eines Berggerichts; sie hat auch eine Poststation. Als diese Salzwerke noch zu Polen gehörten, war ihr Ertrag nicht beträchtlich, weil das meiste auf die Besoldung vieler dabey angestellten Beamten verwendet wurde. Aber, und österreichischer Herrschaft ist die Zahl der Beamten sehr vermindert und sonst noch manches sparsamer eingerichtet worden: so daß man nun den reinen Ertrag dieser Salzwerke auf 2 Millionen Kaisergulden rechnet.


Quellen und Literatur.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
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