Biographien.[]
Wichard Joachim Heinrich von Möllendorff.[]
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256) Wichard Joachim Heinrich von Möllendorff
verdienet sowohl wegen der höchsten militairischen Charge, welche er ruhmvoll bekleidet, als auch wegen seiner damit verbundenen erhabenen Eigenschaften, unter die Zahl derjenigen ersten Staatsdiener gesetzet zu werden, deren ruhige und glückliche Führung des ihnen anvertraueten großen Ruders er kräftig unterstützt und sichert. Mehrere seiner Vorfahren waren als Wirkliche Staatsminister bestellet, und hatten ihre besondern Departements im Staatsrathe. Ob dies nun gleich nicht bei dem xc. von Möllendorff der Fall ist, so berechtiget ihn jedoch seine höchste Würde im Militair nicht nur, sondern auch die ihm bei Stiftung des Ober-Kriegescollegii übertragene Stelle eines Vicepräsidenten desselben, bei militairischen Gegenständen, welche in die ganze Staatsmaschine eingreifen, den Sitzungen des Geheimen Staatsraths beizuwohnen; wie er denn davon auch bei wichtigen Veranlassungen Gebrauch gemacht hat, und findet sich das Staatsministerium gewiß geehret einen so erfahrenen als hochverdienten und allgemein verehrten Feldherrn neben sich zu sehen.
Von Möllendorff ward
1721
- zu Lindenberg in der Priegnitz geboren. Nachdem sein Vater, welcher Deichhauptmann in der Priegnitz war, ihn häuslich erzogen, und ihm die treflichsten Grundsätze eingepräget hatte, studierte er auf dem Rittercollegium zu Brandenburg und sammelte sich die nützlichsten Kenntnisse.
1740
- nahm König Friedrich II., der seinen verdienstvollen Vater schätzte und solches in der Beförderung seiner Söhne bewies, unsern von Möllendorff als Pagen bei sich an. Dieser begleitete demnach den Monarchen im ersten Schlesischen Kriege und besonders in den berühmten Schlachten bei Molwitz und Chotositz. Der König bemerkte bald, welch ein schöner Keim in dem jungen von Möllendorff lag, und eröffnete ihm daher bald eine Laufbahn, auf welcher sich derselbe entwickeln konnte. Er machte ihn
1743
- zum Fähnrich bei dem ersten Bataillon seiner Leibgarde und als solcher wohnte der von Möllendorff auch dem zweiten Schlesischen Kriege, und darin vorzüglich der Belagerung von Prag, wie auch den Treffen bei Hohenfriedberg und Sorr, in welcher letztern Schlacht er stark verwundet wurde, bei. Der König, welcher mit Aufmerksamkeit und Wohlgefallen den kriegerischen Geist und die Geschicklichkeit des jungen von Möllendorff wahrnahm, belohnte und ermunterte ihn dadurch, daß er ihn nach dem Frieden
1746
- sogleich vom Fähnrich zum Hauptmann avancirte und ihm eine Compagnie bei dem Regiment Garde gab.
1753
- den 26sten September bestätigte er die von dem Dechant des hohen Stifts zu Havelberg, Obersten von Asseburg, ihm übertragene Präbende.
1757
- , als der siebenjährige Krieg ausgebrochen war, befand sich der von Möllendorff mit bei der Belagerung von Prag, desgleichen in den Schlachten bei Rosbach und Leuthen, zeigte sich überall brav, und erwarb sich bei dem vorzüglich so überlegten als muthigen Angriffe des letztgedachten Dorfs, welcher die Schlacht mit entschied, den Orden pour le Merite; war auch bei der Belagerung von Breslau.
1758
- ward er Major und Commandeur bei dem dritten Bataillon Garde, in welcher Qualität er bei dem Ueberfalle bei Hochkirchen gegenwärtig war.
1760
- wurde er Commandeur des Garderegiments und focht mit demselben in der Schlacht bei Lignitz, wo ihn der König zum Oberstlieutenant machte. In der Schlacht bei Torgau, am 3ten November des gedachten Jahres ward er gefangen, jedoch
1761
- gleich im Anfange des Jahres wieder ausgewechselt und bald nachher zum Obersten bestellet.
1762
- kurz vor der Belagerung von Schweidnitz, zeichnete er sich abermals durch die Eroberung des wichtigen verschanzten Postens bei Burckersdorff vorzüglich aus, worauf er General-Major wurde.
- Nach hergestelltem Frieden im Jahre
1763
- , als er Sieges- und Ehrenvoll die Garde wieder in Potsdam eingeführet hatte, ernannte ihn der König zum Inspecteur sämmtlicher in der Mark stehender Infanterie-Regimenter;
1766
- zum Commandanten von Potsdam;
1771
- zum Chef des damals zu Königsberg in der Neumark garnisonirenden, jetzigen von Zastrowschen Füselier-Regiments. Er trat seine bisherigen Inspektions-Geschäfte ab, und übernahm dagegen auch die Amtshauptmannschaft von Zehden.
1774
- wurde er General-Lieutenant.
- Im Bayernschen Erbfolgekriege stand er bei der Armee des Prinzen Heinrich in Sachsen und Böhmen, und befehligte ein eignes Corps, mit welchem er unter andern
1779
- im Winter eine bedeutende Expedition bei Brixen glücklich ausführte, wofür der König ihn durch den schwarzen Adler-Orden belohnte.
1782
- den 18ten December erhielt er das Patent als Domprobst des hohen Stifts zu Camin.
1783
- ward er Gouverneur von Berlin und erhielt das erledigte von Raminsche Regiment, übernahm nun die Berlinsche Inspection und trat die Pommersche dagegen an den Obersten von Brünneck ab. König Friedrich II. schätzte den xc. von Möllendorff wegen seiner Kenntnisse und Brauchbarkeit sehr, und belohnte seinen großen Diensteifer, so wie seine übrigen vorzüglichen Eigenschaften nicht sowohl durch mehrere Gnadenbezeugungen und Geschenke, als insbesondre durch sein besonderes Vertrauen zu ihm, welches Letztere dem General von Möllendorff von unschätzbarem Werth war. Der König berief ihn daher oft zu sich, und hatte ihn nicht selten als alleinigen Gesellschafter. Bei seinem feierlichen Leichenbegängnisse am 9ten September 1786 trug er das Reichs-Panier.
- So sehr auch bei dem obgleich unter den obwaltenden Umständen lange schon vorauszusehenden Tode dieses großen Monarchen, das mit dem Heldenmuthe in gleichem Verhältniß stehende gefühlvolle Herz des Generals erschüttert wurde, so wenig litten doch durch diesen harten Schlag seine Lage und seine Verhältnisse. Auch die Werthschätzung des Nachfolgers Friedrichs II. war fest gegründet. Es war des Königs Friedrich Wilhelm II. erstes Regierungsgeschäft mit, den Verdiensten des Generals von Möllendorff auch seiner Seits alle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Er beehrte ihn gleichfalls mit seinem vollsten Vertrauen und benutzte jede Gelegenheit, ihm thätige Beweise seiner Huld und Gnade zu geben.
- Er erhob ihn demnach
1787
- den 20sten May zum General von der Infanterie und ernannte ihn bei der Gründung des Ober- Krieges-Collegii den 25sten Juny desselben Jahres zum Vice-Ober-Krieges-Präsidenten, mit der Maaßgabe, daß von dem genannten Collegio bei allen nur irgend wichtigen Vorfallenheiten sein auf Erfahrung und Kenntnisse gegründeter Rath und Gutachten eingeholet werden sollte.
1790
- führte von Möllendorff bei dem besorglichen Kriege mit Oestreich ein Corps gegen die Böhmische Grenze, dessen baldige Rückkehr jedoch die zu Reichenbach zwischen Preußen und Oestreich am 5ten August gedachten Jahres zu Gunsten der Türken geschlossene Convention bewirkte. Kaum war der General von Möllendorff zur besondern Freude der ihn mit Recht liebenden Bewohner Berlins zurückgekehrt, als er seiner Familie einen immer bleibenden Beweis seiner Fürsorge, und seines Wohlwollens dadurch an den Tag legte, daß er bei dem Domstifte zu Havelberg eine Erb-Präbende für sie stiftete, welche, wie zu erwarten war, am 3ten Juny 1790 von dem Könige gern bestätiget wurde.
1793
- beorderte ihn der König, mit einem zureichenden Truppen-Corps in Pohlen einzurücken, um mehrere Distrikte, besonders von Groß-Pohlen, in Besitz zu nehmen, welches er mit der größten Klugheit, Vorsicht und Geschicklichkeit ausführte, und worauf er anstatt und Namens des Königs in Verbindung mit dem Staatsminister Grafen von Danckelmann von den Unterthanen der neuacquirirten Pohlnischen Provinzen, desgleichen von Danzig und Thorn am 7ten May gedachten Jahres die Erbhuldigung annahm; auch unterm 17ten August zum General-Feldmarschall ernannt wurde.
1794
- im Januar berief ihn der König an den Rhein und übergab ihm das General-Commando über die daselbst stehenden Preußischen Truppen. Was er in diesem äußerst schwierigen Feldzuge als Held, als Sieger und als Mensch geleistet, wie er für seine Untergebnen gesorgt, wie er seine mit Klugheit und Vorsicht entworfene Plane fest und glücklich ausgeführet hat, und den Frieden mit zu bewirken bemühet gewesen ist, dies gehört einer geschicktern Feder zu, und bleibt dem künftigen mit vollkommnern Einsichten und Kenntnissen im Militairfache ausgerüsteten Biographen überlassen; überdem sind von Möllendorffs Thaten und Verdienste bereits mit so starken als schönen Zügen, tief in das Gedächtniß der Lebenden eingegraben, und in den Annalen unsers Zeitalters verzeichnet, daß ich nichts weiter hinzuzufügen nöthig habe, als die Bewunderung der Geistesgröße und des richtigen Ueberblicks des Ganzen, welcher sowohl aus der Führung seines zur Vertheidigung des Vaterlandes geweiheten Degens, als aus den mit seinem hohen Posten verbundenen Correspondenzen und Verhandlungen, die er über die Lage der Dinge sowohl mit dem Könige, als mit Höchstdessen Cabinets-Ministerio, wie auch mit den Generalen der übrigen combinirten Truppen pflog, hervorleuchtet. Allenthalben zeigt sich der Held, der Weise, der Menschenfreund. Als der Friede mit Frankreich am 5ten April 1795 geschlossen war, und der General-Feldmarschall von Möllendorff noch das Nöthige, wegen Einrichtung der Demarcations-Linie, besorgt hatte, rief ihn der König zurück, und bezeigte ihm Seinen und des Vaterlandes Dank in den gnädigsten Ausdrücken und empfahl ihm Ruhe und Erholung, indem die Erhaltung eines so verdienstvollen Mannes ihm sehr am Herzen lag.
- Die Gerechtigkeit, welche auch unser allgeliebter Monarch den Talenten dieses erfahrnen Generals wiederfahren läßt, das ununterbrochene Vertrauen, womit er ihn beehrt, die hohe Achtung deren Er und sein glorwürdigstes Königliches Haus diesen unter den Waffen grau gewordenen Helden würdiget, Heiterkeit und beruhigende Gefühle sind die ehrenvollen Begleiter seines glücklichen Alters und mögen das Ziel seines Lebens noch weit hinaussetzen! Lange noch mögen Preußens Unterthanen die Freude haben, und eine Genugthuung für sich darin finden, diesen den Lorbeerkranz würdig tragenden Veteran dankbar zu verehren, der für ihre Wohlfahrt und Ruhe so unermüdet focht, ruhmvoll siegte, rechtschaffen dachte, edel wirkte! Lange noch möge der junge Krieger sich Ihn als das erste Muster zu seiner vollkommenen Bildung diesen lassen! –
- Seine Thaten werden so wie sein Namen unverlöschbar seyn! --
Möllendorf.[]
- [1794]
Feldmarschall Möllendrf übernimmt das Kommando der preußischen Rhein-Armee! Eine wichtige Zeitung, und die uns berechtigt hier einige Nachrichten von diesem Feldherrn zu geben. Er ist allgemein als Soldatenfreund bekannt, und geliebt; als Gouverneur von Berlin, gab er die menschenfreundliche Ermahnung, wegen gelinder Behandlung der Gemeinen, die in alle Sprachen übersetzt zu werden verdient; auch in Pohlen wurde seine Menschenliebe so geschätzt, daß eine Dame beym Abschied zu ihm sagte: "Ehe Sie kamen, fürchteten wir uns vor Ihnen; jetzt fürchten wir uns, Sie verlieren zu müssen." -- Als Krieger durchwanderte er die ersten Stufen, und in der blutigen Schlacht bey Leuthen 1757, war er es, der an der Spitze der Garde, als ältester Kapltain, dieses langvertheidigte Dorf eroberte, und dadurch den Sieg entschied. Ein gleiches that er auf Siptitz Höhen bey Torgau. In den folgenden Schlachten und Feldzügen, erwarben ihm seine Kenntnisse, Talente und Tapferkeit, die Achtung des großen Friedrichs! Und welche Lorbeern warten nun seiner am Rhein!
Weichard Joachim Heinrich von Möllendorf.[]
Möllendorf (Weichard Joachim Heinrich von) Ritter der preußischen Orden, preußischer General-Feldmarschall, Vicepräsident des obersten Kriegsraths, Gouverneur von Berlin. Friedrich Wilhelm II. übertrug ihm 1793 die Anführung der Truppen, welche bestimmt wurden, die Auflösung Pohlens zu bewerkstelligen. Er entledigte sich seines Auftrags mit vieler Milde und Leutseligkeit und machte sich persönlich in einem Lande beliebt, wo man sich nur mit Schmerz einem neuen Herrn unterwarf. Er wurde damals zum Feldmarschall und im Oktober zum Gouverneur von Südpreußen ernannt. Im Januar 1794 übernahm er das Kommando der preußischen Armee in den Zweybrückischen und trug den 23. May einen ansehnlichen Vortheil über den Feind bey Kaiserslautern davon. Uebrigens aber schien er nur zu dieser Armee gekommen zu seyn, um einen Augenzeugen des Friedens abzugeben; denn nachdem er im July zum Rückzug genöthigt worden war, unternahm er nicht das geringste von Wichtigkeit weiter bis zu dem Augenblick, wo die Baseler Unterhandlungen den Feindseligkeiten ein Ziel setzten. Trotz seines hohen Alters wurde er 1805 zum Kommandanten der Hauptarmee ernannt, die, im Fall eines Bruchs mit Frankreich, unter den Befehlen des Königs regieren sollte; im November desselben Jahrs erhielt er den Besuch des Kaisers Alexander, der damals in Berlin sich befand, und im Februar 1806 übernahm er das Gouvernement von Berlin wieder. Man muß ihm nachsagen, daß er dem Kriege mit Frankreich abgeneigt war; erst als er im Jahre 1806 die Unvermeidlichkeit dieses Krieges einsah, verlangte er seinen Antheil an den Gefahren und Ehren desselben. Ob man ihm gleich zum Vorwurf macht, am Tage des 14. Oktobers 1806 durch seine jugendliche Hitze den Angriff bey Auerstädt zu sehr beschleunigt zu haben, bevor die ganze Armee aufmarschiert war, so ist doch gewiß das er bey der Räumung des Schlachtfeldes noch allein durch seine weise Geistesgegenwart und Tapferkeit den Rückzug der einzelnen Korps in möglichster Ordnung deckte. Er mußte sich selbst nach Erfurt zurückziehen. Eingeschlossen in diese unhaltbare Festung, kapitulirte er Tags darauf und kam als Kriegsgefangener auf sein Ehrenwort, beynahe um eben die Zeit wieder in Berlin an, als Napoleon daselbst seinen glänzenden Einzug hielt.
Wichard Joachim Heinrich von Möllendorf.[]
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Möllendorf (Wichard Joachim Heinrich von), königlich preußischer Generalfeldmarschall, geb. 1724 zu Lindenberg in der Prignitz, einem Gute seines Vaters, der die Stelle eines königlichen Deichhauptmann in dieser Provinz bekleidete. Er besuchte die Ritterakademie zu Brandenburg bis zum Jahre 1739. Im J. 1740 wurde er von Friedrich II. als Page angenommen, und begleitete den Monarchen im ersten schlesischen Feldzuge, in welchem er den Schlachten bei Wolwitz und Chotusitz beiwohnte. Im J. 1743 wurde er Fähnrich beim ersten Bataillon Leibgarde; 1744 Flügeladjutant des Königs. "Der junge Möllendorf, Adjutant seiner Majestät des Königs," sagt Friedrich im zweiten Theile der Geschichte seiner Zeit, "erhielt unter sehr schwierigen Umständen den Befehl, mit 300 Mann Infanterie einen großen Provianttransport zu escortiren, den Franklini, der von allen österreichischen Offizieren die genaueste Kenntniß der Wege, die von Böhmen nach Schlesien führen, besaß, mit 4000 Mann Panduren zwischen Chatzlar, und Trautenau angriff. Möllendorf hielt alle Angriffe des Feindes aus und bemächtigte sich eines Kirchhofes, des das Defilé beherrschte. Von hier aus beschützte er die Wagen und vertheidigte sich drei Stunden lang, bis ihm Herr Dumoulin zu Hülfe kam, der ihn gänzlich frei machte. Zwar sind," fügt der König hinzu, "Vorfälle der Art nur unbedeutend, aber sie machen der Nation und denjenigen, die dabei waren, zu viel ehre, um solche Thaten in Vergessenheit begraben zu lassen, die bei der Nachkommenschaft ein Keim zur Nacheiferung werden können."
Möllendorf befand sich im zweiten schlesischen Kriege bei der Belagerung von Prag und in den Schlachten bei Hohenfriedberg und Carr, in welcher letzteren er stark verwundet wurde. Im J. 1746 wurde er Hauptmann und erhielt eine Compagnie bei dem Regiment Garde. 1757 war er bei der Belagerung von Prag und in den Schlachten bei Roßbach und Leuthen gegenwärtig. In der letztern zeichnete er sich durch einen muthigen Angriff des Dorfes Leuthen, welcher Einfluß auf das Schicksal des Tages hatte, aus, und erwarb sich dadurch den Orden pour le Mérite. Er wohnte der Belagerung von Breslau bei, wurde 1758 Major und Commandeur des dritten Bataillons Garde, und war bei dem Ueberfalle von Hochkirch gegenwärtig. 1760 wurde er Commandeur des Garderegiments und focht mit demselben in der Schlacht bei Liegnitz, nach welcher ihn der König zum Oberstlieutenant erhob. In der Schlacht bei Torgau am 3ten November desselben Jahres war er es, der zu einem Manöuvre rieth, das die glücklichsten Folgen hatte, und das Schicksal dieses großen Tages entschied. Doch hatte er dabei für seine Person das Unglück, gefangen zu werden, wurde aber im Anfange des Jahres 1761 wieder ausgewechselt, und einige Monate darauf zum Obersten bestellt. 1762 im Sommer, kurz nach der Belagerung von Schweidnitz, eroberte er mit seiner Brigade den wichtigen verschanzten Posten bei Burkersdorf und avancirte darauf zum Generalmajor. 1774 ward er Generallieutenant. Im bayerschen Erbfolgekriege stand er bei der Armee des Prinzen Heinrich in Sachsen und Böhmen, und befehligte ein eignes Corps, mir dem er 1779 mitten im Winter eine glückliche Expedition bei Bautzen ausführte, und zur Belohnung den schwarzen Adlerorden erhielt. 1783 wurde er Gouverneur von Berlin und wirkte sehr auf eine mildere Behandlung des gemeinen Soldaten, die damals im preußischen noch gar nicht berücksichtigt wurde. In den letzten Lebensjahren des großen Friedrich befand er sich oft um dessen Person, und war vielmals sein alleiniger Gesellschafter. Im Jahr 1787 wurde er General der Infanterie. Er war nicht für den Krieg mit Frankreich und stand deshalb 1791 gewissermaßen bei dem Hofe in Ungnade. Dennoch übertrug man, nachdem der Herzog von Braunschweig im J. 1794 das Obercommando der preußischen Armeen am Rhein niedergelegt hatte, dem nunmehrigen Feldmarschall Möllendorf dasselbe, welcher, wiewohl ohne große Siege, das Gleichgewicht gegen die übermächtigen französischen Armeen stets zu behaupten wußte. Obwohl ein Greis über 80 Jahr, folgte er dennoch in jenem verhängnißvollen Kriege vom Jahre 1806 der Stimme des Vaterlandes und dem Rufe seines Königs gegen seine Ansicht, und gerieth, nachdem die Schlacht von Jena unglücklich für Preußen entschieden, zu Erfurt erkrankt in französische Gefangenschaft; doch wurde er mit Achtung, die seinen Verdiensten und Jahren gebührte, behandelt, und erhielt die Erlaubniß, nach Berlin zurückzukehren. Er beschloß seine Tage zu Havelberg, wo er eine Dompropstey hatte, im Jahr 1816.
Gouverneur von Berlin.[]
Berlin den 1. Dez. Das Se. Majestät der König, mittelst Allerhöchster Kabinetsordre vom 12. d. M., in Erwägung meines hohen Alters, mich in den Ruhestand gesetzt, und das hiesige Gouvernement dem Hrn. Generallieutenant von Lestocq Exz. übertragen haben, so werden die resp. Behörden und das Publikum, alle Sachen und Gesuche, die von dem hiesigen Gouvernement resortiren, nach dem Abmarsch der k. k. Französischen Truppen, an den Generallieutenant und Gouverneur hiesiger königl. Residenzien, Hrn. v. Lestocq, gelangen lassen. Ich fühle mich bey dieser Gelegenheit gedrungen, dem wohllöbl. Magistrat und der löbl. Bürgerschaft, so wie den übrigen respekt. Behörden hiesiger Residenzien, hier öffentlich zu danken für die Freundschaft, die Sie mir während meiner 26 Jahr langen Verwaltung des hiesigen Gouvernements erwiesen haben; ich erbitte mir Ihre fernere Freundschaft, und wird es mir auch in meinem höchsten Alter zum besonderen Vergnügen gereichen, Ihnen Merkmale meiner Dankbarkeit geben zu können. Berlin den 27. Nov. 1808. v. Möllendorf.
Quellen.[]
- ↑ Der Königl. Preußische und Churfürstl. Brandenburgische Wirklich Geheime Staats-Rath an Seinem zweihundertjährigen Stiftungstage den 5ten Januar 1805. Berlin, 1805. In der Buchhandlung des Commerzienraths Matzdorff.
- ↑ Fliegende Blätter. Dem französischen Krieg und dem Revolutionswesen unsrer Zeiten gewidmet. Januar 1794.
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 100. Mittwoch, den 14. Dezember 1808.