Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Achtes Corps der großen Armee.[]

[1]

General en Chef: Französischer Divisionsgeneral, Graf Vandamme.
von August an: Französischer Divisionsgeneral: Junot, Herzog von Abrantes.
Chef vom Generalstaabe: Französischer Oberst und Adjutant-Commandant Revest.
Adjoint: Oberstlieutenant v. Longe.
Commandant vom Hauptquartier: Oberstlieut. v. Stockmayer.

Infanterie.[]

23ste Division:
Divisions-General v. Ochs *).
Chef vom Generalstaabe: Oberst Humbert.
1ste Brigade.
Brigadegeneral Damas.
3tes leichtes Infanteriebataillon. Oberstlieut. v. Hesberg (Heinrich).
6tes Linien-Regiment: Oberst Ruelle.
1tes Bataillon: Oberstlieut. v. Conradi.
2tes Bataillon: Oberstlieut. Jungkurt.
2tes Linien-Regiment: Oberst v. Füllgraf.
1tes Bataillon: Oberstlieut. Wetzel.
2tes -- Oberstlieut. v. Schmidt.
3tes -- Oberstlieut. v. Stockhausen.
2te Brigade.
Brigadegeneral v. Zurwesten.
von Juli an: Brigadegeneral v. Borstel.
2tes leichtes Infanteriebataillon: Oberstlieut. Bödicker.
3tes Linien-Regiment: Oberst Bernard.
1tes Bataillon: Oberstlieut. v. Loßberg.
2tes -- Oberstlieut. v. Lepel.
7tes Linien-Regiment: Oberst Lageon.
von Juli an: Major v. Smallian.
1tes Bataillon: Oberstlieut. Bechtold.
2tes -- Oberstlieut. Blanchard.
3tes -- Oberstlieut. Kehr.
24ste Division:
Französischer Divisionsgeneral v. Tharreau *).
Chef vom Generalstaabe: Oberst v. Borstel.
von Juli an: Oberst Lageon.
1te Brigade:
Brigadegeneral Graf v. Wellingerode.
von Mai an: Brigadegeneral Legras.
Grenadier-Garde, 1 Bataillon: Oberst Legras.
von Mai an: Major Müldner.
Oberstlieut. Ries.
Jäger-Garde, 1 Bataillon: Major v. Picot.
Oberstlieut. v. Hesberg (George).
Jäger-Carabinier-Garde, 1 Bataillon: Major Müldner.
von Mai an: Oberstlieut. v. Hesberg (Wilhelm).
von October an: Major v. Lindern.
Oberstlieut. v. Stein.
1tes leichtes Infanteriebataillon: Oberstlieut. v. Rauschenplatt.
5tes Linien-Regiment: Oberst Gissot.
1tes Bataillon: Oberstlieut. v. Wiegand.
2tes -- Oberstlieut. v. Legat.
2te Brigade:
Brigadegeneral Verdun.
1tes Linien-Regiment: Oberst Pleßmann.
1tes Bataillon: Oberstlieut. Bauer.
2tes -- Oberstlieut. v. Kruse.
8tes Linien-Regiment: Oberst Bergeron.
1tes Bataillon: Oberstlieut. v. Meibom.
2tes -- Oberstlieut. v. Laborde.
4tes Linien-Regiment: Oberst v. Rossi.
1tes Bataillon: Oberstlieut. Gauthier.
2tes -- Oberstlieut. v. Bardeleben.


Diese letzte Brigade war zu Dessau nicht anwesend; das 1te und 8te Regiment lagen damals in Danzig; das 4te blieb noch eine Zeitlang im Lande. Im Laufe des Feldzuges kam das 1te Regiment zum 10ten Armeecorps (Macdonald nach Curland; das 8te Regiment, welches früher in mehreren Städten als Besatzung blieb, stieß unter General Verdun Anfangs October zum Armeecorps; das 4te Regiment ging erst im Spätherbst über den Niemen und wurde der Düna-Armee zugetheilt.

Im Ganzen 24 Bataillone.

*) Die Divisionsgenerale v. Tharreau und v. Ochs wechselten mehrmals mit ihren Divisionen, wozu mehrere Veranlassungen waren, nämlich daß das Corpscommando öfters verändert wurde, daß die Garden eine Zeitlang vom Corps getrennt waren xc.

Cavallerie.[]

Garde-Brigade:
Oberst, nachher: Brigadegeneral Wolff.
Garde du Corps, 1 Escadr.: Oberstlieut. Lallemand.
Chevaulegers-Garde, 4 Escadrons: Oberst Müller.
von October an: Major Lallemand.
Oberstlieut., nachher Major Szmauch.
Oberstlieut. v. Bötticher.
-- -- v. Arbaud.
-- -- v. Crammon.
von Juli an: -- -- v. Busch-Münch.

Nachdem der König bei Nieszwitz die Armee verlassen und die Garde du Corps mit nach Westphalen genommen hatte, wurde die Chevaulegers-Garde mit der leichten Brigade des Generals v. Hammerstein vereinigt.

Leichte Brigade:
Brigadegeneral v. Hammerstein.
Chef des Generalstaabes: Oberstlieut. v. Reiche.
1tes Husaren-Regiment, 4 Escadr.: Oberst v. Zandt.
Oberstlieut. v. Czernitzki.
-- -- v. Stockhausen.
2tes Husaren-Regt., 4 Escadr.: Oberst v. Hesberg.
Major v. Hammerstein; *)
Oberstlieut. v. Gayl.
*) ging im Juli mit dem Könige als Ehrenstallmeister nach Cassel zurück und wurde als Staabsofficier nicht ersetzt.
Schwere Brigade:
Brigadegeneral v. Lepel.
1tes Cürassier-Regt., 4 Escadr.: Oberst v. Gilsa.
Oberstlieut. v. Cölln.
-- -- v. Cramm.
2tes Cürassier-Regt., 4 Escadr.: Oberst v. Bastineller.
Major v. Berger.
Oberstlieut. v. Knorr.

Die Cürassierbrigade wurde zu Warschau dem 4ten Cavalleriecorps unter General Latour-Maubourg, und zwar der Division Lorge zugetheilt; sie stand daher nicht mehr unmittelbar unter den Befehlen des General Vandamme.

Im Ganzen 21 Escadrons.

Gendarmerie-Abtheilung: Oberstlieut. v. Kalm.

Artillerie.[]

Divisionsgeneral Allix.
Artillerie-Regiment: Oberst v. Pfuhl.
Oberstlieut. v. Nummers.
-- Schulz.

1 reitende Batterie von der Garde; noch 1 reitende und 2 Fuß-Batterien, jede 6 Kanonen und 2 Haubitzen; ausserdem bei jedem Linien-Regiment 2 Kanonen Regiments-Artillerie, überhaupt also 48 Geschütze; desgleichen 4 Train-Compagnien.

Genie-Corps: Oberst Ulliac.
Major Gauthier.

Die westphälische Armee war eine der schönsten der damaligen Zeit, und hatte die Elite der westphälischen Jugend unter den Fahnen. Die 3ten Bataillone der Linien-Regimenter (mit Ausnahme des 2ten und 7ten), die 7ten Compagnien der einzelnen Bataillone und die 9te Compagnien der Cavallerie-Regimenter, blieben als Depots im Lande zurück. Die Stärke der Escadrons, jede in 2 Compagnien abgetheilt, auf 150 bis 160 Pferde, so daß das westphälische Contingent zur großen Armee nahe an 24000 Mann betrug.


Anmarsch.[]

[2]
Im Königreiche Westphalen wurden die Kriegsrüstungen nunmehr auf's Thätigste betrieben und Ende Februar war die Armee vollkommen und trefflich ausgerüstet. Am 1. März fand große Revue in der Aue über diejenigen Truppen Statt, welche zu Cassel in Garnison lagen und in der nächsten Umgegend cantonnirten. Der König ertheilte bei dieser Gelegenheit den verschiedenen Corps der Garden ihre neuen Fahnen, um diejenigen zu ersetzen, welche bei der am 24. November 1811 im Schlosse entstandenen Feuersbrunst verbrannt waren. Der Armee wurde hierauf der Abmarsch in's Feld bekannt gemacht und sämmtliche Officiere nach der Revue zu einem glänzenden Mittagsmahle von 400 Couverts in das Schloß eingeladen. Am folgenden Tage marschirte General v. Ochs mit den zu Cassel und in der Umgegend befindlichen Linientruppen aus und begab sich in kleinen Märschen an die Elbe. Die übrigen Truppen nahmen aus ihren verschiedenen Garnisons dieselbe Richtung; die Garden setzten sich aber erst am 9. und 10. in Marsch. General v. Ochs, bis zur Ankunft des Generals Vandamme mit den Functionen als General en Chef der Westphalen beauftragt, vereinigte dieselben um die Mitte des Monats März an der Mulde und Saale, und nahm sein Hauptquartier zu Dessau. Hier traf Vandamme am 23. März ein, um das Commando über das westphälische Armeecorps zu übernehmen.

Am 24. März ging General v. Ochs mit der 1ten (23sten) Division und am 25. General v. Tharreau mit der 2ten (24sten) Division über die Elbe und dann in kleinen Etappen über Luckau und Glogau nach Kalisch. General Vandamme hatte den Befehl gegeben, schon von der Elbe an wie im Kriege zu marschiren und sich in den Cantonnirungen militairisch zu bewachen, damit die jungen Soldaten sich bei Zeiten an den Felddienst gewöhnen möchten. Der König von Westphalen traf am 13. April zu Kalisch ein und hielt an den folgenden Tagen über die allmählig anlangenden Truppen Revue. Diese breiteten sich bis Sieradz und Petrikau aus und marschirten Anfangs Mai in die Gegend von Warschau und Gora, wo sie ihre weitere Bestimmung erwarten sollten. Der König schlug sein Hauptquartier zu Warschau auf und übernahm hier das Commando des rechten Flügels der großen Armee, welche aus dem 5ten Corps (Polen unter Poniatowsky), dem 7ten (Sachsen unter Regnier), dem 8ten (Westphalen unter Vandamme) und dem 4ten Cavallerie-Corps (Polen, Sachsen und Westphalen unter Latour-Maubourg), zusammen aus 80,000 Mann bestand. Der französische Divisionsgeneral v. Marchand wurde sein Chef des Generalstaabes. General v. Ochs hatte sein Divisionsquartier zu Gora, verlegt es aber am 15. Mai nach Warschau, da er an diesem Tage das Commando der 24sten Division erhielt, wovon die 1te Brigade, einschließlich der Garden, die von den Polen geräumte Hauptstadt besetzte.

Der König von Westphalen benutzte den fast sechswöchentlichen Aufenthalt zu Warschau, um Inspectionen über die verschiedenen polnischen Festungen, so wie über sämmtliche Truppen des rechten Flügels zu halten. Diese cantonnirten an beiden Ufern der Weichsel und des Bug, und verwendeten die Zeit der Ruhe hauptsächlich zum Scheibenschießen und zum Einüben des Felddienstes.

Schon damals trat ein fühlbarer Mangel an Lebensmitteln und Fourage ein. In Deutschland waren den Soldaten gute Quartiere und Nahrungsmittel zu Theil geworden; in den ärmlichen Hütten Polens fanden sie einen bedeutenden Unterschied und mußten sich mit dem Wenigen begnügen, was ihnen der Hauswirth darbot, da nach den Grundsätzen des Requisitions-Systems an Anlegung von Magazinen kaum gedacht wurde. Die Cavallerie erhielt nur mit vielen Anstrengungen etwas Fourage geliefert, welche öfters aus Gerste oder Roggen bestand; sogar die Garde-Cavallerie erhielt kein Stroh. Als die Armee sich mehr zusammenzog, bekamen die Divisionsgenerale den Befehl, sich auf dem Wege der Requisition einen Vorrath von Lebensmitteln auf 14 Tage zu verschaffen und solchen bei eintretenden Abmarsche mitzunehmen. Diese Lebensmittel konnten aber nur kärglich und durch mancherlei Erpressungen im befreundeten Lande herbeigeschafft werden.

Am 14. Juni erhielt der König zu Warschau Marschordre, um mit seiner Armee bei Grodno über den Niemen zu gehen. Da der rechte Flügel früher bestimmt zu seyn schien, gegen Volhynien zu operiren, so waren die Truppen meist nach dieser Richtung hin dislocirt, und hatten deshalb mehrere Märsche nöthig, um in die neue Operationslinie zu gelangen. Die Sachsen wurden in der rechten Flanke verschoben und später von der Armee des Königs getrennt. Am 17. und 18. versammelte sich das westphälische Corps im Bivouak bei Pultusk, und marschirte nun vereinigt in angestrengten Märschen hinter dem 5ten Armeecorps über Ostrolenka, Sczuczyn und Augustowo gegen Grodno.

Napoleon, welcher mit der Hauptarmee bereits am 24. Juni den Niemen bei Kowno überschritten hatte, einige Tage darauf in Wilna eingerückt war und bei dem schnellen Rückzuge der Russen die Vereinigung ihrer beiden Westarmeen vereiteln wollte, gab dem König von Westphalen den Auftrag, die hinter Grodno stehende zweite Westarmee unter dem Fürsten Bagration, auf ihrem Rückzuge unaufhaltsam zu verfolgen und zum Gefechte zu vermögen, während er den Marschall Davoust, Prinzen von Eckmühl, mit 40,000 Mann gegen Minsk detaschiren würde, um Bagration [xxxx] in die Flanke zu fallen und ihn von der ersten Westarmee gänzlich abzuschneiden. Der König suchte durch Anstrengung seiner Armee den Befehlen seines Bruders nachzukommen; seine Avantgarde konnte aber erst am 28. Juni das russische Gebiet bei Grodno erreichen. Hier hatten die Russen die Brücke über den Niemen angebrochen; General Allix ließ sogleich eine neue schlagen und rückte noch am nämlichen Tage, nach einem kurzen Gefechte mit dem russischen Nachtrabe, in welchem dieser etwa 100 Gefangene verlor, in Grodno ein. Der König hielt mit einer polnischen Infanterie-Division und der westphälischen Garde-Cavallerie, welche letztere den 14 Meilen starken Marsch von Augustowo in 28 Stunden zurückgelegt hatte, am 30. seinen Einzug zu Grodno und wurde von den exaltirten russischen Polen als Befreier empfangen. Die westphälische Infanterie traf erst am 2. Juli daselbst ein.



Schlacht von Borodino.[]

Bericht des Kriegsministers an Se. Majestät den König.[]

[3]
Der westphälische Moniteur enthält folgenden Bericht des Kriegsministers an Se. Majestät den König.

Sire! Ich habe die Ehre, Ew. Majestät zu berichten, daß Ihre Truppen, welche das 8te Corps der großen Armee ausmachen, einen thätigen und ruhmwürdigen Antheil an der den 7ten Sept. an den Ufern der Moscau gelieferten Schlacht genommen zu haben. Se. Majestät der Kaiser hatte den Herzog von Abrantes, Befehlshaber des 8ten Corps, auf kurze Zeit unter die Befehle des Hrn. Marschalls, Herzogs von Elchingen, gestellt. Den 7ten Morgens formirte sich die westphälische Armee vor ihrem Lager in Schlachtordnung; die erste vom General Damas commandirte Brigade erhielt um 7 Uhr Befehl, einen Wald zu besetzen, der am rechten Ende des Angriffs lag; sie nahm Position bey einer Redoute, deren sich das dritte Corps bemächtigt hatte. Dieser Brigade folgte 9 Stück Geschütz, welche, da sie nicht in das Gehölz eindringen konnten, sich mitten unter die französischen Batterien stellten. Die feindliche Cavallerie versuchte diese Position wieder wegzunehmen, und richtete einen Angriff quer durch unsere Artillerie, ward aber bald genöthigt, sich zurückzuziehen, wobey sie zweymal mit ungeheurem Verluste unter das mörderische Feuer der in Quarrés formirten Infanterie kam. Das 2te und 6te westphälische Regiment bewiesen bey dieser Gelegenheit jene Kaltblütigkeit, die man nur von den krieggewohntesten Truppen erwarten kann. Die Russen zogen sich zurück, als der Herzog von Abrantes mit der zweyten Brigade ankam. Nunmehr trennte er sich vom 3ten Corps, und begab sich an der Spitze des 8ten Corps auf den rechten Flügel nach einem Walde, den der Feind occupirt hatte, aber bald daraus vertrieben ward; unsere Truppen erhielten sich darin, ungeachtet des Feuers einer beträchtlichen Artillerie und eines ganzen Schwarms von Scharfschützen. Da das dritte Corps sich in Bewegung gesetzt hatte, um den Wald zu umgehen, so konnte die westphälische Armee ausrücken. Das erste Bataillon leichter Infanterie, vom Bataillonschef von Rauschenplatt commandirt, erschien zuerst in der Ebene; es ward sogleich von russischer Cavallerie angefallen, aber sein wohl gerichtetes Feuer streckte die Feinde zu Boden, und die Fronte des Bataillons ward mit ihren Leichnamen bedeckt; jetzt kam der Ueberrest der Division heran, sicherte diesen Vortheil, und bemächtigte sich der Ebene; die Russen warfen sich in einen andern Wald, aus dem sie bald vertrieben wurden. Indeß versammelten die durch die Fortschritte des westphälischen Corps bedrohten Russen wieder eine zahlreiche Cavallerie, und versuchten einen neuen Angriff mit jenem flammenden Muthe, den die Verzweiflung einhaucht; auf allen Puncten aber wurden sie geworfen und genöthigt, ihr Heil im Rückzuge zu suchen. Unsere Truppen lagerten auf dem Schlachtfelde. Die westphälische Artillerie hat an diesem Tage die ausgezeichnetsten Dienste geleistet. Der General Allix hat alle Bewegungen derselben mit seiner gewöhnlichen Präcision und Tapferkeit geleitet, und ist darin vollkommen von dem Major von Pfuhl unterstützt worden. Eine Batterie von 7 Stück Geschütz, welche nach und nach mehrere Positionen durch Umgehung der linken Flanke des Waldes, den das 8te Corps besetzt hielt, einnahm, etablirte sich vor Ende der Schlacht jenseits der Anhöhen, die der Feind besetzt hielt. Acht Haubitzen, welche der Capitän Maitre commandirte, dienten zum Angriff einer Redoute und beschützten die Operationen unserer Cavallerie; sie warfen ungefähr 1400 Haubizenkugeln. Wir haben den Verlust mehrerer tapfern Officiere zu bedauern. Unter den Generalen ist der tapfere General Damas ruhmvoll auf diesem glorreichen Schlachtfelde gefallen. Der General Baron Thareau, Befehlshaber der ersten Division, ist von zwey Flintenkugeln gefährlich verwundet; dem General Grafen von Lepel, Befehlshaber der Kürassierbrigade, ist der linke Arm von einer Kanonenkugel zerschmettert worden, er ist ihm nahe an der Schulter abgenommen worden, und man hat nicht viel Hoffnung, ihm das Leben zu erhalten. Die Generale Graf Hammerstein und Baron von Borstel sind mehrmals von Kugeln gestreift worden, haben aber das Commando ihrer Truppen nicht verlassen, und ihre Wunden werden keine traurige Folgen nach sich ziehen. Der Herzog von Abrantes meldet, daß alle Corps an Feuer und Muth mit einander gewetteifert haben; die Generale und Stabsofficiere von allen Waffen haben sich würdig gezeigt, solche unerschrockene Soldaten zu commandiren. Die westphälischen Linienregimenter, welche an jenem Tage zum erstenmal ins Treffen kamen, so wie auch die leichte Infanterie, haben so viel Kaltblütigkeit und Ausdauer an den Tag gelegt, daß Se. Majestät der Kaiser, der höchste Richter und Belohner schöner Thaten, zu sagen geruhte, sie hätten seine Erwartungen übertroffen, und ihnen die ungemeine Ehre erwies, den andern Tag westphälische Grenadiere zur Wache seines Hauptquartiers zu verlangen. Ich füge dem gegenwärtigen Berichte das Verzeichniß der getödteten und verwundeten Officiere, so wie derjenigen bey, welche sich unter der großen Anzahl der Tapfern ausgezeichnet haben, und der Gnade Ew. Majestät besonders empfohlen zu werden verdienen. Unser Verlust betrug ungefähr 300 Mann an Todten und 1000 Verwundeten.

Ich bin u. s. w. (Unterz.) Graf von Höne.

[4]
Zweiter Bericht des Kriegsministers an Se. Majestät.

Sire! in dem ersten Berichte, den ich die Ehre hatte Ew. Majestät zu überreichen, habe ich blos der vornehmsten Operationen der westphälischen Infanterie und Artillerie erwähnt. Die Chevauxlegers von der Garde Ew. Majestät und die beyden Husarenregimenter, vom General Grafen Hammerstein commandirt, standen in der Schlacht am 7ten bey der Cavallerie unter dem Könige von Neapel. Die Kürassierbrigade, welche der General Graf von Lepel commandirte, und dem 4ten Cavalleriecorps beygegeben war, stand unter den Befehlen des Generals Latour-Maubourg. Unmöglich wäre es mir, Ew. Majestät eine umständliche Uebersicht der Bewegungen Ihrer Cavallerie an jenem merkwürdigen Tage zu überreichen, indem sie nur mit andern alliirten Truppen in Uebereinstimmung agirt hat; aus allen Berichten aber geht hervor, daß sie sich mit Ruhm bedeckte. Die leichte Brigade hat zahlreiche Angriffe mit dem größten Erfolge gemacht; der General Graf von Hammerstein ist von 4 Kugeln gestreift und sein Pferd verwundet worden; der Capitän St. Cernin, sein Adjutant, fiel an seiner Seite. Viele Officiere verloren nach u nach mehrere Pferde, begaben sich aber alle, obgleich selbst verwundet, wieder an ihre Posten. Die Kürassierbrigade hat fünfmal mit gleichem Erfolge angegriffen. Da dem General Grafen Lepel gleich zu Anfange der Schlacht der linke Arm von einer Kanonenkugel zerschmettert wurde, so übernahm der Oberst von Gilsa vom 1sten Kürassierregimente an seiner Stelle das Commando und ersetzte ihn auf die ehrenvolle Art; späterhin, als er selbst durch einen Kanonenkugel am Beine verwundet ward, folgte ihm der Oberst von Bastineller vom zweyten Regimente im Commando. Se. Majestät der König von Neapel und der Divisionsgeneral Latour-Maubourg haben dem schönen Verhalten dieser beyden Brigaden auf eine glänzende Art Gerechtigkeit wiederfahren lassen; sie werden in dem Vergnügen, das dieses Ew. Majestät verursachen wird, ihre ruhmvollste Belohnung finden.

Ich bin xc. Graf von Höne.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Kassel, den 26sten Juny. [5]

Pultusk, den 17ten Juny.

"Der König von Westphalen ist heute, um 10 Uhr des Morgens, in hiesiger Stadt angekommen, und hat sein Hauptquartier hierselbst errichtet.

Se. Majestät geniessen einer vortrefflichen Gesundheit.

Die westphälische Armee ist in der umliegenden Gegend gelagert."

Bis auf weitern Befehl sind die Herren Maires autorisirt, freywillige Enrollements für das 1ste und 2te Husarenregiment anzunehmen.


Kassel, den 9ten July. [6]

Aus Grodno wird unterm 30sten Juny geschrieben, daß Se. Majestät, der König von Westphalen, denselben Tag um 1 Uhr des Nachtmittags an der Spitze der ganzen leichten Kavallerie des rechten Flügels und einer Infanteriedivision dort eingerückt ist. Den andern Tag erwartete man die westphälische Armee, welche nur noch 6 Stunden entfernt war.

Die Russen haben sich nach einigen leichten Kavalleriegefechten in aller Eile zurückgezogen, und die Brücke über den Niemen niedergebrannt; die Avantgarde Sr. Majestät ist aber auf einigen Kähnen übergeschifft, und man hat auf der Stelle zwey Brücken für den Uebergang der Armee geworfen.

Zu Grodno sind beträchtliche Vorräthe vorgefunden worden.


Kassel, den 18ten July. [7]

(Aus dem westphälischen Moniteur.)

Aus Grodno wird vom 11ten dieses geschrieben, daß Se. Majestät, der König von Westphalen, den 6ten, um 2 Uhr Morgens, von dort abgereiset ist. Die ganze Armee hatte die umliegende Gegend dieser Stadt den 3ten, 4ten und 5ten verlassen, um weiter zur Verfolgung des Fürsten Bagration, der sich über Minks zurückzuziehen scheint, vorzurücken. Se. Majestät sind den 8ten zu Bielitza angekommen, und den 9ten mit Ihren Truppen nach Nowogrodeck abgegangen. Die leichte Kavallerie soll sich schon zu Mir befinden, und von der feindlichen Arriergarde ungefähr 150 Gefangene gemacht haben.


Kassel, den 19ten Oktober. [8]

Se. Majestät haben die Errichtung eines 2ten Cheveauxlegersregiments verordnet, das wie die andern leichten Kavallerieregimenter aus einem Generalstab, 4 Kriegseskadrons und einer Depoteskadron, jede von 2 Kompagnien, bestehen soll. Die Uniform ist dieselbe wie die des ersten Regiments, bloß die Nummer 2. wird sie auszeichnen.


Vermischte Nachrichten. [9]

Wie man aus Cassel meldet, ist der General Graf von Lepel, einer der Adjutanten des König, Befehlshaber der westphälischen Kürassierbrigade beym 4ten Cavalleriecorps der großen Armee, welcher in der Schlacht an der Moscau schwer verwundet wurde, den 21sten Sept. Morgens zu Mozaisk gestorben. Der Oberst von Gilsa, Commandant des ersten Kürassierregiments, welcher denselben Tag verwundet wurde, war einige Tage vorher und an demselben Orte an den Folgen seiner Wunden gestorben. Diese beyden tapfern Officiere, deren Verlust die Armee bedauert, sind von ihren Waffengefährten mit den ihren Graden gebührenden kriegerischen Ehren und in der Gegend des Schlachtfeldes, das Zeuge ihrer Hingebung und ihrer Tapferkeit war, zur Erde bestattet worden. Se. Majestät der König, welcher noch die Hoffnung genährt hatte, daß die Hülfe der Kunst diese beyden treuen Diener Ihnen erhalten würde, hatte ihrem schönen Verhalten bereits Belohnungen zuerkannt; beyden aber war es nicht vergönnt, die rühmlichen Beweise der Zufriedenheit ihres Monarchen zu empfangen, der ihr Andenken nunmehr mit seiner Trauer ehrt.


Kassel, den 10ten November. [10]

Ein königl. Dekret verordnet, daß zwischen der Residenz und dem Hauptquartier des westphälischen Armeekorps eine Estaffettenpost errichtet werden soll, welche jede Woche einmal hin und zurück gehen soll.


Kassel, den 14ten November. [11]

Seit mehreren Tagen hat man bis auf 4000 Mann westphälischer Truppen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, durchpassiren sehen, die in einzelnen Detaschements zur großen Armee gehen. Bey unserer Armee ist ein großes Avancement gewesen, auch der Orden der Krone vielen Personen ertheilt worden, z. B. dem Fürst. Bischof von Korvey.

Die Herren Maires sind autorisirt, die freywilligen Enrollements für das zweyte Cheveauxlegersregiment anzunehmen, und alle Individuen abzuweisen, welche sich für das erste und zweyte Husarenregiment bestimmen sollten, die nunmehr komplet sind.


Kassel, den 25sten November. [12]

Am 22sten musterte der König zu Kassel befindlichen Kavallerie-, Infanterie- und Artilleriedepots der westphälischen Armee. Se. Majestät hatten diesen Tag bestimmt, um dem neu errichteten Regiment der Königin seine Fahnen zu ertheilen, und richteten dabey folgende Worte an dasselbe: Officiers, Unterofficiers und Soldaten! Ich gebe Euch diese Fahnen; die, welche ich euern tapfern Brüdern anvertraute, haben mit Ruhm an den fernen Ufern der Moskwa geweht. Schwört nach ihrem Beyspiel, den eurigen treu zu seyn, und sie bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Der einstimmige Ruf: wir schwören! ertönte hierauf unter einem großen Zulauf von Zuschauern, welche die Schönheit dieser Ceremonie mehr noch als die Schönheit des Wetters angezogen hatte.


Vermischte Nachrichten. [13]

Dasselbe Amtsblatt meldet, daß seit einigen Tagen 4000 Mann westphälischer Truppen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, durch Kassel passirt wären, um sich in einzelnen Abtheilungen zur großen Armee zu begeben.


Quellen.[]

  1. Biographie des Generals von Ochs. Ein politisch-militairischer Beitrag zur Geschichte des nordamerikanischen und des französischen Revolutionskrieges, so wie der Feldzüge in Spanien, Rußland und Deutschland. (Aus den Originalpapieren des Generals und sonstigen authentischen Mittheilungen.) Herausgegeben von Leopold, Freiherrn von Hohenhausen. Cassel 1827. Im Verlage der Luckhardt'schen Hofbuchhandlung und gedruckt bei J. H. Hampe.
  2. Biographie des Generals von Ochs.
  3. Leipziger Zeitung Nr. 205. Montags den 19. October 1812.
  4. Leipziger Zeitung Nr. 205. Montags den 19. October 1812.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 180. Sonnabend, den 27. July /8. August 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 174. Sonnabend, den 20. July /1. August 1812. ff.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 179. Freytag, den 26. July /7. August 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 257. Freytag, den 25. Oktober/6. November 1812.
  9. Leipziger Zeitung Nr. 210. Montags den 26. October 1812.
  10. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 279 Mittewoch, den 20. November/2. December 1812.
  11. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 279 Mittewoch, den 20. November/2. December 1812.
  12. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 287 Freytag, den 29. November/11. December 1812.
  13. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 291 Mittewoch, den 4/15. December 1812.


Literatur.[]

  • Biographie des Generals von Ochs. Ein politisch-militairischer Beitrag zur Geschichte des nordamerikanischen und des französischen Revolutionskrieges, so wie der Feldzüge in Spanien, Rußland und Deutschland. (Aus den Originalpapieren des Generals und sonstigen authentischen Mittheilungen.) Herausgegeben von Leopold, Freiherrn von Hohenhausen. Cassel 1827. Im Verlage der Luckhardt'schen Hofbuchhandlung und gedruckt bei J. H. Hampe.
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