Vezier (Wessier) ist bei den Türken ein Ehrentitel, den alle Bassen von drei Roßschweifen, d. h. die vornehmsten Bassen haben.
Außer diesen gibt es zu Constantinopel noch sechs Veziers, welche man Vezier von der Bank, d. h. des Staatsraths nennt, weil sie Sitz im Divan haben. Es werden dazu rechtskundige Männer, und die schon andre wichtige Aemter bekleidet haben, gewählt. Doch haben sie keine entscheidende Stimme in diesem Staatsrathe, sondern können nur ihre Meinung sagen, wenn der Großvezier sie darum befragt. Sie haben nur einen mäßigen Gehalt, aber den Vorzug eben so einen Turban - das eigentliche Unterscheidungszeichen des Ranges bei den Türken - als der Großvezier zu tragen, und den Namen des Großsultans unter die Befehle zu schreiben, welche in die Provinzen ergehen.
Von ihnen ist der Großvezier (s. d. Art.), Vezier Azem, d. h. Haupt des Staatsraths, unterschieden. Dieser ist der Stellvertreter des Großsultans, dirigirt die Berathschlagungen des Divans, und entscheidet allein. Der, welcher zum Großvezier ernannt wird, erhält ein Siegel, auf welchem der Name des Sultans gestochen ist, und welches er immer auf der Brust tragen muß. Durch dieses Siegel ist er bevollmächtigt, im Namen des Großsultans unumschränkt zu befehlen.
Quellen und Literatur.[]
- Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.