Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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VVesel.[]

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VVesel, Niederwesel, große und schöne Stadt im Herzogth. Cleve am Rhein, wo die Lippe hineinfällt. 1679 ist daselbst eine schöne Citadelle aufgebaut worden. Sie liegt 4 Meilen von Cleve, und war sonst eine Reichs- und Hansestadt. 1757 wurde sie von den Franzosen besetzt, und erst 1763 nach erfolgtem Frieden geräumt. In eben diesem Jahr sind ihre Werke demolirt worden: so, daß nichts, als Mauer und Graben, nebst der Citadelle, blieben. Im Jahr 1784 fanden sich allda 1457 Häuser und 4409 Einwohner, im Jahr 1806 aber 6144 Einwohner, ohne die Garnison. Die Stadt hat 2 reformirte Hauptkirchen, ein reformirtes Gymnasium, eine französisch-wallonische Gemeine, eine lutherische und eine katholische Kirche, 3 kathol. Mannsklöster, eine Johannitercomthurey, und wegen der bequemen Lage eine gute Handelschaft, wie denn zwischen dieser Stadt und Holland alle 14 Tage ein Beurtschiff hin und wieder fährt. Es befinden sich auch einige Tuch- Zwirn- Hut- Leder- und Tobakfabriken daselbst. Der hier gefangene Rheinsalm wird geräuchert weit versendet. Von hier bis nach dem Städtchen Xanten gehen schöne Alleen. Seit 1806 ist die Stadt mit den Ueberresten des Herzogthums Cleve an den Großherzog von Berg abgegeben worden, und die Stadt wurde der Sitz eines Bezirks und Landraths. Sie hat französ. Besatzung und ihre Befestigung wurde beträchtlich vermehrt. Auch erklärte Kaiser Napoleon am 29. Jul., daß die Festung in militärischer Hinsicht zur ersten Militärdivision, also zu Frankreich sollte gezogen werden.


Wesel.[]

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Wesel, eine preußische Stadt und starke Festung im jülich-cleve-bergischen Regierungsbezirke Cleve am Rhein, über welchen Strom eine fliegende Brücke führt, die jenseits durch einen Brückenkopf und das Fort Blücher vertheidigt wird. Sie ist die einzige Festung am niedern Rhein und daher für den preußischen Staat von großer Wichtigkeit. Sie zählt 1460 Häuser und etwa 6200 Einwohnern, die sich von ihren Gewerben, besonders einer großen Branntweinbrennerei, einigem Handel und Schifffahrt nähren.


Neopolem.


Zeitungsnachrichten.[]

1806.[]

Frankreich. [3]

Der Kaiser erließ aus seinem Pallaste von St. Cloud, 29. Jul. 1806, folgendes Decret: Napoleon, Kaiser der Franzosen und König von Italien, haben decretirt und decretiren, wie folgt: 1) Die Festung Wesel gehört, was den militärischen Theil betrift, der 25. Militär-Division. Diese Festung kömmt in Rücksicht der Artillerie, des Ingenieur-Faches und der Gendarmerie in die nehmliche Cathegorie, wie das Roer-Departement. 2) Unserem Kriegsminister ist die Vollziehung dieses Decrets aufgetragen. Unterz. Napoleon.


Rheinischer Bund. [4]

Seit einigen Tagen, wird unterm 30. Aug. aus Wesel geschrieben, ist man mit Arbeiten beschäftigt, welche den Bau der neuen Fortificationen auf der Insel und zu Büderich beginnen. Wenn dieser Plan ausgeführt ist, so werden Wesel, die Insel und Büderich, (welches letztere vier Bastionen und eine detaschirtes Werk bekommt), nur ein Ganzes, das durch Brücken zusammenhängt, und einen der festesten Plätze am Rheinstrohme ausmachen. Die Garnison der Festung Wesel, (die bekanntlich in allem, was das Militär betrift, zur 25. Militärdivision gehört,) wird vom 1. Sept. an, ihren Sold und ihre Lieferungen auf den Friedensfusse erhalten.


Wesel, 1. Okt. [5]

Vorgestern kam Hr. Loisons, Divisionsgen. und Gouverneur unserer Festung, hier an. Am nämlichen Tage marschirte ein holl. Husarenreg. hier durch in die benachbarten Ortschaften; des Nachmittags folgten das 65. und 72. franz. Linieninf. Reg., wovon letzteres hier übernachtete. Gestern kam ein Reg. holländ. Infant., so wie auch einige Pferde aus den Marrställen Sr. Maj. des Königs von Holland, hier an. Auch gieng ein Zug Munitionswägen u. Artillerie hier durch. Wir erwarten die übrigen Truppen des Zeister Lagers. (Die neueste Leydner Zeitung berichtet, die Truppen, welche aus dem Zeister Lager bereits nach Nymwegen abgegangen waren, hätten am 28. v. M. plötzlich Gegenbefehl erhalten, und es heisse nunmehr, nach der Ankunft eines Couriers vom Kaiser Napoleon, die k. holländ. Armee werden nicht ausser Landes gebracht werden.)


1808.[]

Frankreich. [6]

Der Kardinal Caprara hat durch zwey späterhin vom Kaiser genehmigte Dekrete, vom 26. Febr. und vom 8. März, Vliessingen der Diözese von Gent, und Wesel der Diözese von Aachen einverleibt.


1812.[]

Niederrhein, den 1sten May. [7]

Die Stadt Wesel erhält seit ihrer Vereinigung mit dem französischen Reiche, in kommerzieller Hinsicht, ein wichtiges Interesse. Sie wird eine der großen Entrepots für den Landhandel zwischen den nördlichen und mittäglichen Gegenden. Wegen des beträchtlichen Transithandels durch diese Stadt werden daselbst immer mehr Speditionshäuser errichtet und mehrere große Gebäude in Magazine umgeschaffen. Es etabliren sich seit einiger Zeit zu Wesel viele neue Handelshäuser, und mehrere reiche Kaufleute aus Düsseldorf und andern benachbarten Städten verlegen ihre Komptoirs dahin.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Wiener Zeitung. Nro. 54. Sonnabend, den 5. Julius 1806.
  4. Wiener Zeitung. Nro 75. Mittewoche, den 17. September 1806.
  5. Bamberger Zeitung Nro. 284. Samstag, 11. Oktober 1806.
  6. Wiener-Zeitung. Nro 42. Mittwoch, den 25. May 1808.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 114. Sonnabend, den 11. May 1812.
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