Wenzel Anton Fürst von Kaunitz.[]
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Wenzel Anton Fürst von Kaunitz,
ein berühmter Oesterreichischer Staatsminister.
- Gebohren 1711. Gestorben 1794.
Kaunitz stammte von einer edlen Familie, die schon lange in Böhmen und Mähren große Güter besessen hatte. Weil er einer der jüngern Brüder seiner zahlreichen Familie war, so sollte er anfangs den geistlichen Stand ergreifen, nachdem aber mehrere seiner Brüder gestorben waren, widmete er sich den diplomatischen Geschäften, und erwarb sich bald Maria Theresias Vertrauen.
Diese große Frau erkannte schnell in ihm seine ausgezeichneten Talente, er wurde in Rom und Florenz zu geheimen Aufträgen gebraucht, und endlich in einem kritischen Zeitpunkte, 1745 bevollmächtigter Minister der Niederlande. Bald trat er jedoch von dieser Stelle ab, suchte seine Entlassung, und blieb auf seinen Gütern, bis er 1748 von seiner Einsamkeit wieder hervorgezogen, auf dem Friedenskongresse zu Aachen sein diplomatisches Genie entwickelte. Bald darauf gieng Kaunitz als Gesandter nach Frankreich, wo er zum Erstaunen von Europa das politische bisherige System ganz umänderte, und Oesterreich mit Frankreich in genauere und freundschaftlichere Verhältnisse brachte.
Seit 1753 leitete Kaunitz als Hof- und Staatskanzler beynahe ausschliessend alle auswärtigen Geschäfte, und nahm auch auf die inneren Angelegenheiten bedeutenden Einfluß. Durch ihn wurde die Rechenkammer eingeführt, welche durch eine genauere Aufsicht den Finanzen Vieles ersparte, und Schulen und Studien verbessert, und auch die Kriegsmacht auf einen Fuß gesetzt, wie sie zur Vertheidigung der großen österreichischen Monarchie nöthig und dienlich war.
Das Volk und die Regenten in Oesterreich erkannten Kaunitz Bemühungen und Verdienste um den Staat. Joseph II. schätzte ihn zwar, aber weil er durchaus nur selbst herrschen wollte, so befolgte er seltener den weisen Greis. Kaiser Leopold und Franz achteten den weisen Greis. Endlich starb er 1794, nachdem er seine letzten Tage in Ruhe und Entfernung von allen Staatsgeschäften verlebt hatte.
Kaunitz liebte die Literatur, besonders die französische, und ließ die meisten berühmten Künstler und Gelehrten, welche Wien besuchten, oder dort lebten, an seine Tafel kommen. Er sprach mehrere Sprachen, war aber im Umgange gewöhnlich ernst, oft kurz und trocken. Er war ein leidenschaftlicher Reiter, und hielt seine Reitbahn für die erste in Europa. Seine Lebensart war ganz gewöhnlich, er aß, schlief und arbeitete zu ganz andern Zeiten als andere Menschen. Unter seine Schwächen gehörte eine unglaubliche Furcht vor dem Tode, welcher er nie ganz zu überwinden im Stande war.
Wenzel, Fürst Kaunitz-Rittberg.[]
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Kaunitz-Rittberg (Fürst Wenzel) österreich. Hof- und Staatskanzler, gestorben zu Wien den 27. Juny 1794 in einem Alter von 84 Jahren, nachdem er 40 Jahre hindurch die erste Stelle im österreichischen Ministerium bekleidet hatte. Er hatte nach einander das Vertrauen Marie Theresiens, Josephs II., Leopolds II., und des jetzigen Kaisers erhalten. Diese lange Dauer von Gunst so wie das Glück, welches beynahe fortwährend seine Staatsverwaltung begleitete, lassen nicht an seinen Talenten zweifeln, und sein Einfluß im Wiener Kabinet, welches zum öftern selbst wieder auf das übrige Europa zurückwirkte, machte den Fürst Kaunitz zu einem der merkwürdigsten Männer seines Jahrhunderts.
Quellen.[]
- ↑ Neuer Plutarch, oder kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Herausgegeben von Peter Blanchard. Wien, 1807. Im Verlage bey Anton Doll.
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.