Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Weimar.[]


Weimar,[1] das Fürstenthum oder die Provinz, bestand ursprünglich aus einigen um die Stadt her belegnen Aemtern, bis 1690 nach Aussterben der Herzoge von Sachsen-Jena die jenaische Landesportion damit vereinigt wurde. Dadurch erhielt das Land seine Rundung, aber nicht seinen jetzigen Umfang, indem erst im J. 1815 das neuerworbene Tautenburg mit Zwätzen, Lehesten, Liebstedt, und den übrigen sächsischen Enclaven, die Grafschaft Blankenhain mit Nieder-Cranichfeld und die erfurter Aemter Atzmannsdorf und Tonndorf mit Schloß Vippach u.s.w., so wie das Amt Ilmenau und der neustädter Kreis einverleibt wurden. Mit diesen Zubehörungen umfaßt es gegenwärtig ein Areal von 46 Q. Meilen mit 129,600 Einwohnern, meistens, nur bis auf einzelne Catholiken, Reformirte und Juden, lutherischer Religion. Das Land ist zwar auf das im thüringischen Walde belegene Ilmenau nicht gebirgig, aber ganz mit Hügeln bedeckt, die wenige eigentliche Ebenen öffnen; der Boden gibt sich strenge und nur mäßig fruchtbar; die Natur ist nur in einigen Thälern, wie im Saalthale bei Jena und im Oberilmthale schön, und reizende Ansichten sind selten. Der beträchtlichste Hügel nach dem thüringer Waldgebirg ist der seit 1808 durch Napoleons Jagd bekannte Ettersberg; auch der Berg, durch den die Schnecke von Jena heraufführt, ist historisch merkwürdig. Die beiden wichtigsten Flüsse sind die Saale und die Ilm. Ackerbau ist der vornehmste Nahrungszweig der Bewohner; das Land ist so gut als möglich angebaut, die Viehzucht, besonders die meisten veredelten Schäfereien ansehnlich, und die Waldungen ein großer Rheichthum des Landes, das bloß natürliche Erzeugnisse zur Ausfuhr bringt, da der Kunstfleiß fast gar nichts bedeutet, und selbst die vormals bedeutenden Wollen- und Strumpfwebereien in neuern Zeiten verloren haben; doch sind diese im Neustädtischen noch am meisten im Flore, und auch das kleine Ilmenau zeichnet sich durch mehrere Hütten und andere Gewerbe aus. Uebrigens hat die Provinz ihre eignen Dicasterien, die Finanz- und Polizeioberbehörden aber mit Eisenach gemeinschaftlich, wie denn auch nur eine Landschaft und ein Landschaftliches Collegium für beide Provinzen besteht. Politisch ist die Provinz in 1 Criminal-, 3 Stadtgerichte und 18 Justizämter vertheilt.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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