VVeimar.[]
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VVeimar, liegt am Fluß Ilm, hat 750 Häuser und im Jahr 1801. 8100 Einwohner. Es ist daselbst ein Amt und 2 Schlösser. Das erste, die Wilhelmsburg, oder das neue Schloß, genannt, brannte 1774 größtentheils ab; doch wurden das Haus und gemeinschaftliche Archiv, die berühmte Bibliothek, nebst dem vortrefflichen Münz- und Medaillencabinet in dem sogenannten Französischen Schlößchen gerettet. Man arbeitet an der völligen Wiederherstellung. Die vorgedachte ansehnliche Bibliothek besitzt wichtige Handschriften, viele Aldinische, Juntinische und Stephanianische Ausgaben der griechischen und römischen Autoren, eine vollständige Sammlung von den Scriptoribus rerum Germanicarum, auch viele prächtige mit Kupferstichen gezierte neuere Werke; aber Bücher vom ersten Druck und anderer nicht zu gedenken. Das zweyte Schloß heißt das alte oder rothe Schloß, wurde zum Theil der Zeichenakademie eingeräumt, zu der schon 1778 der Grund gelegt ward. Die übrigen Merkwürdigkeiten sind das sogenannte Gartenhaus, die Haupt- und Stadtkirche, an welcher der General-Superintendent des Fürstenthums die vorderste Stelle hat, und in der das ältere fürstl. Sächs. Erbbegräbniß, und des unglücklichen Kurfürsten Johann Friedrichs zu Sachsen Grab vor dem hohen Altare ist, ingleichen das Gymnasium, das Waisenhaus, die anmuthige mit Bäumen bepflanzte Aue, der Stern genannt, und das eine halbe Stunde von der Stadt liegende Lustschloß Belvedere mit seiner Orangerie und Eremitage. In dieser Stadt sind gute Gerbereyen, Tuch-, Leinwand-, Spielkarten- und eine Schlauchspritzenfabrik. 1806, den 15. Okt. am Tag nach der Schlacht bey Jena erlitt Weimar sehr viel durch die vordringenden Franzosen; auch 8 Häuser wurden bey dieser Gelegenheit durch Feuer verzehrt.
Weimar.[]
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Weimar, die Hauptstadt des Großherzogthums Sachsen-Weimar und besonders der Provinz Weimar, an der Ilm gelegen, ein an sich unansehnlicher, jetzt offener Ort ohne einladende Umgebungen, mit unregelmäßigen Straßen und Plätzen, zum Theil noch aus alten, mit Schindeln gedeckten Häusern bestehend, und nur von mäßiger Größe, indem er 1816 nur 843 Häuser mit 7943 Einwohnern zählte, aber doch eine der denkwürdigsten Städte Deutschlands, und hochgefeiert von allen in den Annalen unsern Literatur, weil sich einst in ihren Mauern vier der eminentesten Köpfe Deutschlands, ein Schiller, Herder, Wieland und Göthe, begegneten! Sie ist die Residenz des großherzogl. Hauses, der Sitz der hohen Centralbehörden, und der Provinzialbehörden des Fürstenthums. Der großherzogliche Palast hat eine reizende Lage, und ist im Innern äußerst geschmackvoll eingerichtet. Vor ihm hin zieht sich der Park, eine der reizendsten Anlagen, die jeder großen Stadt zur Zierde gereichen würde. Die großherzogliche Bibliothek, die mehr als 100,000 Bände zählt, steht in einem zweckmäßigen Local. In der Hauptkirche (Weimar zählt überhaupt nur zwei Kirchen) findet sich die großherzogliche Gruft und mehrere Gemählde unsers Kranach, der auf ihrem Kirchhofe begraben liegt. Weimar hat ein stark besuchtes Gymnasium, ein Schullehrerseminar, ein freies großherzogliches Kunstinstitut, ein Zuchthaus, ein Waisenhaus, ein Hospital und Krankenhaus, eine Freimaurerloge und ein Hoftheater, dessen Personal von jeher zu den ausgesuchtesten Deutschlands gehört und viel zur Richtung des guten Geschmacks beigetragen hat. Merkwürdig sind hier noch Bertuchs Kunst- und Industrie-Comptoir mit dem geographischen Institute, vielleicht die weitverbreitetste Anstalt in ganz Deutschland, in dem außer dem Oppositionsblatte acht der gelesensten deutschen Journale erscheinen, und des trefflichen Falk Institut für hülfsbedürftige Kinder. Von Industrieanstalten findet man außer einer Metall- und einer Spielkartenfabrik und einigen Stühlen in Wolle wenig; die Einwohner leben meistens von den Ausflüssen des Hofs und der Dicasterien. ½ Stunde von der Stadt liegt auf einem Hügel, wohin eine schöne Allee führt, das Lustschloß Belvedere mit einem weitläufigen äußerst reizenden Parke, und etwas näher das Dorf Tiefurth mit seinen Anlagen.