VValachey.[]
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VValachey, Wallachey, große Landschaft, welche nordwärts an Siebenburgen, ostwärts an die Moldau, südwärts an Bulgarien und westwärts an Ungarn und Servien gränzt. Ihr Flächeninhalt beträgt gegen 1300 ge. QM. Die vornehmsten Flüsse darinnen sind die Aluta oder Olt, Jalowitza, der Seret und Argisch, welche zum Theil Goldkörner führen. Ungeachtet sie platte Fahrzeuge tragen, so wird doch die Schiffahrt im Lande ganz hintangesetzt. Die Donau, welche an der Südseite vorbeygehet, wird, ungeachtet der Wasserfälle bey Ujpalanka und Widdin und der Felsen und Wirbel, von Wiener und Grätzer Frachtschiffen befahren, aber von den Walachen selbst wenig benützt. Der Boden ist überaus fruchtbar, und man findet in diesem Lande die vortrefflichsten Viehweiden, guten und reichen Weinwachs und ganze Wälder von Obstbäumen; ingleichen herrliche Salzgruben; eine große Menge von guten Pferden, Hornvieh, Schafen, großem und kleinem Wildpret und Fischen. Die Einwohner oder Walachen nennen sich Rumunyi, d. i. Römer, und kommen wohl zum Theil von den alten römischen Colonien her, welche der K. Trajan in diese Gegenden schickte. Doch ist es wahrscheinlich, daß, so wie der Name Walach, also auch der Haupttheil des Volks, von den Wlachen oder Wolochen herkommt, die, mit den Bulgarn, zu Ende des 5ten Jahrhunderts, in diese Gegenden zogen und die Slawen von der Donau verdrängten; oder daß sie die ursprünglichen thracischen Bewohner dieser Gegenden sind, welche von Zeit zu Zeit unter der Herrschaft fremder Völker stunden, ohne aus den bergichten Gegenden je ganz verdrängt zu werden. Die Zahl der Bewohner der Walachey ist bey weitem nicht so groß, als sie seyn könnte; und in den neuern Zeiten hat sie sich, wegen der unglücklichen Verfassung des Landes, immer mehr vermindert. Man schäzt die Zahl auf 900000 Seelen; es fehlen aber die Angaben zu einer genauen Bestimmung, und sehr wahrscheinlich ist die Bevölkerung stärker. Ihre Lebensart und ihre Wohnungen sind meistens nach türkischer Art. Glasfenster siehet man nicht viele in der Walachey; und Schweinsblasen vertreten die Stelle derselben. An Kenntniß der Wissenschaften und Künste fehlt es sehr, und die Landessprache hat nicht einmal ein Wort, um den Begrif von Wissenschaft oder Kunst auszudrücken. Die Arzeneywissenschaft allein ist ein Gegenstand ihrer Bemühung, und sie studieren solche in Deutschland oder Italien. Einige Walachen verstehen italiänisch, und unter den Kaufleuten finden sich auch solche, die Deutsch sprechen; besonders die, welche die Leipziger Messen besuchen. Das Französische ist wenig bekannt unter ihnen, und die Vornehmen sprechen türkisch. Auch die nöthigen Handwerker werden von den Walachen, die träge und zu allem, was Mühe und Fleiß erfodert, ganz unaufgelegt sind, vernachlässigt. Ihre besten Arbeiter sind Armenier, Juden, und, in Ansehung der geringern Verrichtungen, die Zigeuner, deren es viele giebt und die leibeigen sind.
Die Religion des Landes ist die griechische: aber die Unwissenheit in derselben ist eben so groß und allgemein, als in Absicht auf andere Dinge. Desto stärker und ausgebreiteter ist dagegen der Aberglaube von allerley Art. Das Haupt der Klerisey ist der Metropolit oder Erzbischof, der unter dem Patriarchen zu Constantinopel stehet und von dem Fürsten der Walachey, mit Zuziehung der Bischöfe von Rimnik und Busco. Von den Klöstern stehen einige unter der Jurisdiction des Metropoliten, andere unter den Bischöfen, manche unmittelbar unter den Patriarchen zu Jerusalem, Alexandria und Antiochia, einige unter dem berühmten Kloster auf dem Berge Athos oder Monte santo, und unter andern Kirchen in Syrien xc.
Der Anfang der Walachischen Staats wird in das 12te Jahrh. gesetzt. Die ersten Fürsten hiessen Wojewoden oder Heerführer; nachher bekamen sie den Titel Hospodaren oder Despoten. Zu Anfang des 15ten Jahrh. kamen sie unter türkische Abhängigkeit und wurden zinsbar. Doch behielt anfangs der vom türkischen Hof ernennte Fürst seine Stelle lebenslang. Allein in der Folge ward beliebt, daß die Einsetzung alle 3 Jahre, und endlich, daß die jedes Jahr sollte erneuert werden. Dadurch wurde das Land erschrecklich ausgesaugt, indem die Fürsten, deren Existenz blos von der Pforte abhieng, ihre Stelle mit vielem Gelde und Geschenken an den Sultan, den Großvezier und andere Grosse erkauften und erhalten mußten. Uebrigens ließ man ihnen äusserlich viele Ehre und sie wurden von der Pforte mit eben dem Ceremoniel, wie die Chane der krimmischen Tatarn, behandelt. In den neuesten Zeiten hätte Rußland Einfluß durch seine Residenten auf die Erhaltung der ihm gefälligen Fürsten und auf mehrere Zweige der Regierungsverwaltung.
Die nächsten nach dem Fürsten sind die Boyaren, welche die vornehmsten Stellen bekleiden. Vormals wählten sie ihren Fürsten, und die Pforte bestätigte fast immer den, auf welchen sich alle Stimmen vereinigt hatten. Constantin Maurocordat ist der lezte, der im J. 1730 auf diese Art zur Regierung kam. Seit dem bestimmt die Pforte einen Hospodar nach ihrem gefallen, ohne sich an die Gesinnung der Boyaren zu kehren. Diese leztern werden in 3 Classen eingetheilt und machen den walachischen Adel aus. In der ersten Classe, welche die Classe der Großen heißt, sollen 12 Boyaren seyn; (es sind aber bisweilen einer oder zwey weniger.) Diese haben das Vorrecht, stets vor dem Hospodar zu sitzen. Die von der andern Classe dürfen sich nur in öffentlichen Zusammenkünften vor ihm setzen. Sie werden insgesammt bey ihrer Installation mit einem Ehrenkleide (Kaftan) geziert. In der dritten Classe sind die, welche die geringern Stellen haben. Die Ernennung und Beförderung der Boyaren hängt von dem Willkühr des Fürsten ab.
Das höchste Staatscollegium ist der Divan, an den von allen andern Collegien und Gerichten appellirt werden kann. Ordentlich kommt er zweymal in jeder Woche zusammen, und jedermann darf dabey zugegen seyn, und seine Sache vorbringen. Wenn der Angeklagte auch der vorderste Boyar wäre, so muß er sich doch öffentlich verantworten. Der Hospodar hat die Macht, die Sprüche des Divans umzustoßen, wenn er sie für unrecht hält. Die Boyaren von der ersten und zweyten Classe wohnen dem Divan bey; doch kommt das meiste auf die 7 vordersten Boyaren der ersten Classe an. Der Metropolit sitzt auch mit im Divan, zur linken des Fürsten, und hat also, nach türkischer Sitte, den Vorrang vor den Boyaren. Der Hofstaat ist ganz nach asiatischer Art eingerichtet; aber die Regierungsverfassung ist es auch, und das unterdrückte Land muß alle schädlichen Folgen davon auf das härteste empfinden. Der Hospodar, Constantin Maurocordat, hat durch seine Reforme 1739 ungleich mehr Böses, als Gutes, gestiftet. -- Während des Kriegs gegen die Türken erklärte der Kaiser von Rußland die Wallachey am 18ten April 1810 für eine Provinz seines Reichs.
Die Walachey ist durch den Olt-Fluß in die östliche und westliche eingetheilt. Jene ist die eigentliche Walachey, und enthält 12 Districte, Slam Ribaik, Busco, Sekujeni, Prachowa, Jalowitza, Ilsow, Dembowizza, Wlaska, Teleorman, Mustzekul, Argisch, Oltuck, und die türkischen Distrikte an der Donau, (Raja) Brailow, Giurgewo und Turno; die östliche Walachey, jenseits der Olta, sonst das Bannat Crapowa genannt, begreift 5 Districte, nämlich Romanozi, Multza, Dolschi, Gorsch und Mehedinza.
Bisweilen kommt auch der Name Walachey in weiterer Bedeutung vor, so, daß auch die Moldau dazu gerechnet wird. Beyde Länder werden von einerley Volk bewohnt, welches auch, bis auf geringe Abweichungen, einerley Sprache redet. Viele Wörter derselben kommen aus dem Lateinischen und vermuthlich von den alten römischen Colonien in diesen Gegenden her; aber der größte Theil der Wörter, nebst der ganzen Grammatik, ist aus einer bisher unbekannten Sprache, die aber wahrscheinlich die alte Bulgarische ist.
Es finden sich aber Wallachen nicht blos in der Wallachey, sondern auch in andern Türkischen und Ungarischen Ländern, vorzüglich in Siebenbürgen, wo sie 800,000 Seelen oder gegen zwey Drittel der ganzen Landesbevölkerung ausmachen. Man kennt sie daselbst seit dem Anfange des 13ten Jahrh. und in den folgenden Jahrhunderten vermehrte sich ihre Anzahl, immer durch den Druck der Türken in denen ihnen unterwürfigen Strichen. Sie bekennen sich alle zur griechischen unirten und nicht unnirten Religion, sind aber noch ein sehr roher Volkshaufe, der sich mehr von der Viehzucht als vom Ackerbaue dürftig nährt, und Trunk und Faulheit äusserst liebt. Durch K. Joseph II. erhielten sie den Genuß aller bürgerlichen Freyheiten und Rechte. Die meisten ihrer Besitzungen gehören zu dem Militärdistrikte.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Türkey. [2]
Der General en Chef, Fürst Alexander Alexandrowitsch Prosorowsky, hat in Jassy eine Kundmachung erlassen, vermöge welcher der ehemalige Hospodar, Fürst Ipsilanti, sich nicht mehr mit den Administrazionsgeschäften der Fürstenthümer Moldau und Wallachey, sondern zur Entschädigung eine Pension erhalten, und in Moskau geniessen soll. Der Senator, General Kuschnikow, ist zum Divans-Präsidenten der Moldau und Wallachey ernannt worden, und der vorherige Generalkommissär der Armee, General Sergej Lascarow, ist nach Rußland zurückgegangen.