Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Schlacht bey Wagram.[]

[1]
Die beyden Anführer der streitenden Armeen hatten ganz entgegengesetzte Plane. Der Kaiser Napoleon wollte, wie in der Schlacht bey Eßlingen, das feindliche Centrum durchbrechen, deswegen zog er einen großen Theil seiner Truppen zusammen, und machte den Angriff auf Wagram; dagegen suchte der Erzherzog Karl seine Flügel zu verstärken, um den Franzosen entweder bey Neusiedel oder Aspern in die Flanke zu kommen. Auch war es ihm schon gelungen, die französischen Linien zu überflügeln und zu umzingeln; allein der Kaiser Napoleon, welcher dieses bemerkte, ließ sogleich den Herzog von Auerstädt auf Neusiedel marschiren, um dem General Rosenberg selbst in die Flanke zu kommen, und dem General Macdonald gab er Befehl, die Oesterreicher bey Aspern zurückzuhalten, er aber rückte mit gehäuften Kräften gegen das feindliche Centrum vor, welches geschwächt war, und also bey seinem Rückzuge auch die Flügel mit sich fortriß. Durch diese retrograde Bewegungen gelang es endlich dem Herzog von Auerstädt, Wagram hinwegzunehmen, wodurch die österreichische Linie ihren Hauptstützpunkt im Centrum verlohr. Nun wurde nicht mehr in großen Massen geschlagen, sondern theilweise gefochten, und das Schlachtfeld mit Todten und Verwundeten angefüllt. Gegen Abend stund die französische Armee mit ihrem linken Flügel bey Jetelsee, mit dem Centrum bey Ebersdorf, und mit dem rechten Flügel bey Schintrichen. Am 7ten nahm sie ihre Stellung zwischen Kronenburg und Wolkersdorf. Ihre Vorposten streiften bis Nikolsburg und Znaim.

So endigte sich die Schlacht bey Wagram, wo drey- bis viermal hundert tausend Mann mit zwölf bis fünfzehn tausend Feuerschlünden drey Tage hinter einander um Ehre, um Land und große Interessen mit allem Aufwande militärischer Kenntnisse und Tapferkeit gegen einander gefochten haben. Daß der Verlust an Todten und Verwundeten beyderseits außerordentlich war, ergiebt sich aus der Geschichte selbst. Am 12ten July wurde daher auch folgender Waffenstillstand zu Znaim angeschlossen:

Waffenstillstand zwischen den Armeen Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen und Königs von Italien und Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich.

1ster Art.

Es soll ein Waffenstillstand zwischen den Armeen Sr. Maj. des Kaisers der Franzosen und Königs von Italien und Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich Statt haben.

2ter Art.

Die Demarkationslinie ist auf der Seite von Oberösterreich, die Gränze, welche Oesterreich von Böhmen trennt, der Kreis von Znaim, der von Brünn, und eine von der mährischen Gränze über Brünn gezogene Linie, welche auf dem Punkt anfängt, wo die Gränze des Brünner Kreises an die March stößt, bis zum Zusammenfluß der Taya; von da nach St. Johann und der Straße bis Preßburg, Preßburg und eine Stunde um die Stadt; die große Donau bis zum Ausfluß der Raab, Raab und eine Stunde um die Stadt; die Raab bis zur Gränze von Steyermark, Krain, Istrien und Fiume.

3ter Art.

Die Citadellen von Brünn und Grätz werden unmittelbar nach Unterzeichnung des gegenwärtigen Waffenstillstandes geräumt.

4ter Art.

Die in Tyrol und Vorarlberg befindlichen österreichischen Truppen-Detaschements räumen diese Länder. Das Fort Sachsburg wird den französischen Truppen übergeben.

5ter Art.

Die Magazine von Lebensmitteln und Kleidungsstücken, welche sich in dem Lande, das die österreichische Armee räumen muß, befinden, und ihr gehören, können ausgeleert werden.

6ter Art.

Was Polen betrifft, so werden die beyden Armeen die Linie einnehmen, welche sie gegenwärtig inne haben.

7ter Art.

Der gegenwärtige Waffenstillstand soll 1 Monat dauern, und man wird sich, ehe die Feindseligkeiten wieder ihren Anfang nehmen, 14 Tage vorher davon benachrichtigen.

8ter Art.

Es sollen respektive Kommissaire zur Erfüllung gegenwärtiger Bedingungen ernannt werden.

9ter Art.

Von morgen, den 13ten, angerechnet, werden die österreichischen Truppen die in gegenwärtigem Waffenstillstande bezeichneten Länder räumen, und sich in Etappenmärschen zurückziehen.

Das Fort von Brünn wird am 14ten und das von Grätz am 15ten July der französischen Armee übergeben.

Gegenwärtiger Waffenstillstand ist zwischen uns beyden, von ihren respektiven Souverains bevollmächtigten Unterzeichneten abgeschlossen worden.

Baron von Wimpfen, General-Major en Chef der österreichischen Armee, und Se. Durchl. der Fürst von Neufchatel, General-Major der französischen Armee.

Im Lager vor Znaim, den 12ten July 1809.
(Unterz.) Alexander und Wimpfen.


Waffenstillstand zu Znaym in Mähren.[]

[2]
Der zwölfte Julius 1809.

Nach der unglücklichen Schlacht bey deutsch Wagram war der Erzherzog Karl von Oesterreich genöthigt, sich nach Mähren zurück zu ziehen. Schon waren die Franzosen bis Znaym und Nikolsburg vorgedrungen, als am heutigen Tag im Lager bey dem erst genannten Ort ein förmlicher Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Die Citadellen von Brünn und Grätz mußten von den Oesterreichern sogleich geräumt und ihre Truppen aus Tyrol und Vorarlberg zurückgezogen werden. Dadurch verloren die Insurgenten dieser Lande, welche Baiern die Hauptstadt Innsbruck dreymal mit Gewalt entrissen hatten, ihre Hauptstütze, die militärischen Operationen in Franken und Sachsen wurden gehemmt, auch die Ruhe im Herzogthum Warschau und Gallizien hergestellt.


Waffenstillstand zwischen Oesterreich und Frankreich.[]

[3]
Der 12. Juli 1809.


Nach dem Riesenkampf bei Wagram und dem musterhaften 5tägigen Rückzug nach Znaym, wo die Oesterreicher sich unbesiegt behaupteten, schlossen Marschall Berthier und der General-Quartiermeister der österreichischen Armee Baron von Wimpfen zu Znaym am 12. Juli Waffenstillstand. In diesem blieben die Küsten des adriatischen Gebiets, Innerösterreich, und ein Theil von Mähren und Ungarn mit Brünn, Pressburg und Raab, im Besitz der Franzosen. Die Räumung Tyrols und Vorarlbergs von österreichischen Truppen wurde bedungen. In Pohlen sollten die Armeen in ihren gegenwärtigen Stellungen bleiben, Sachsen und Bayreuth aber von ihnen evacuirt werden. Die Waffenruhe sollte einen Monat lang dauern, und dem Ausbruch der Feindseligkeiten eine 14tägige Aufkündigung vorausgehen.


Zeitungsnachrichten.[]

1809.[]

Vermischte Nachrichten. [4]

Pariser Blätter enthalten folgenden Auszug aus der Ofener Zeitung vom 31. August:

"Der Waffenstillstand vom 12. v. M. ist noch nicht aufgekündigt; er ist in einen Friedens-Congreß verwandelt worden; nach dessen Eröffnung haben sich der Herr Graf Metternich, Oestreichischer Gesandter in Paris, und seit kurzem Staats-Minister, und Se. Excellenz der Graf Champagny, Minister der auswärtigen Angelegenheiten nach Altenburg in Ungarn begeben, der erstere am 15. d. M., der andere am 17.

Vermischte Nachrichten. [5]

In dem Augenblick, wo man der Nachricht von dem Wiederausbruche der Feindseligkeit entgegen sah, erschallt aus den Rheingegenden die angenehme Kunde, der Waffenstillstand sei von neuem verlängert worden. Diese Nachricht soll bereits am 11. von Wien abgegangen seyn; indeß schien man am 17. in Augsburg hierüber noch nichts Bestimmtes zu wissen.


Quellen.[]

  1. Europäische Staats-Relationen. Von Nik. Vogt. Frankfurt am Main in der Andreäischen Buchhandlung 1809
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  3. Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  4. Extrablatt der Nordischen Miszellen. Nr. 38. Den 21. September 1809.
  5. Nro. 39. Nordische Miszellen. Den 24. September 1809.
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