Feldzug 1809.[]
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Bei dem Ausbruch des zweiten Krieges zwischen Napoleon dem Kaiser der Franzosen, und dem Kaiser Franz von Oesterreich, stellte der König von Würtemberg zu der Armee des ersteren ein TruppenCorps, das 13,000 Mann und 2,600 Pferde stark war, und 22 Geschütze bei sich führte.
Dasselbe war zusammengesetzt aus:
- Den CavallerieRegimentern Chevauxlegers Herzog Heinrich, LeibChevauxlegers, Jäger Herzog Louis, und Jäger König.
- An Artillerie, aus 2 berittenen- und 1 FußBatterie.
- Den Linien InfanterieRegimentern, v. Phull, (Nachher Prinz Paul), Herzog Wilhelm, v. Cammrer, (nachher v. Phull), KronPrinz, Füsiliere v. Neubronn.
- Und endlich an leichter Infanterie, aus dem FußjägerBataillon König, dem FußjägerBataillon v. Neuffer, dem leichten InfanterieBataill. v. Wolf, und dem leichten InfanterieBataillon v. Brüsselle.
Sämmtlich diese Truppen waren in eine CavallerieDivision zu zwei-, und eine InfanterieDivision zu drei Brigaden, folgendermasen eingetheilt.
- Cavallerie.
- Divisionaire: GeneralLieutenant v. Wöllwarth.
- Ite Brigade.
- Brigadier: GeneralMajor v. Röder; die beiden ChevauxlegersRegimenter.
- IIte Brigade.
- Brigadier: GeneralMajor v. Stettner; die beiden JägerRegimenter zu Pferd.
- Infanterie.
- Unter dem speziellen Befehl des CorpsCommandanten, GeneralLieutenants v. Neubronn.
- Ite Brigade.
- Brigadier: GeneralMajor von Franquemont; Linien InfanterieRegiment Herzog Wilhelm, und Kronprinz; 1tes Bataillon des Regiments von Neubronn.
- IIte Brigade.
- Brigadier: GeneralMajor v. Scharfenstein; Linien InfanterieRegiment v. Phull und v. Cammrer; 2tes Bataillon des Regiments v. Neubronn.
- IIIte Brigade.
- Brigadier: GeneralMajor August v. Hügel; die 2 Jäger- und die 2 leichten Infant. Bataillons *).
Das Commando des ArmeeCorps war anfänglich dem Feldzeugmeister v. Cammrer übertragen.
Nachdem aber der Französische DivisionsGeneral Vandamme beim Corps eingetroffen war, um wieder, -- wie im Feldzug 1806. -- das OberCommando desselben zu übernehmen, gab Feldzeugmeister v. Cammrer das Commando an den GeneralLieutenant v. Neubronn ab.
Unter diesem brach das ArmeeCorps den 11. April aus seinen Cantonirungen bei Heidenheim auf, und rückte bis Dillingen, wo solches Quartier bezog, aus denen dasselbe den 14. April sich nach Donauwörth bewegte, und zwischen diesem Ort, Genderkingen und Rain eine concentrirte Stellung nahm.
Am 18. April marschirte das ArmeeCorps aus dieser Stellung weiter vor, und bivouaquirte die Nacht über vorwärts Neuburg bis Ingolstadt, den 19. über Vohburg bis Neustadt.
Da an diesem Tage die Vereinigung der ArmeeCorps der Marschalle Lefebvre und Davoust zu Stande gekommen war, so getraute sich der Feind, der mit diesen beiden Corps die vorhergegangenen Tage lebhafte Gefechte gehabt hatte, nicht weiter gegen die Donau vorzurücken, sondern war aus seinen Rückzug nach Landshut bedacht.
Am 20. April in der Früh nahm der Kaiser der Franzosen die feindliche Stellung jenseits Abensberg in Augenschein, und ließ, nachdem er die Disposition des Rückzugs des Feindes beobachtet hatte, sogleich seine Cavallerie und das Würtembergische ArmeeCorps über die Position der Baierischen Division Deroy bei Abensberg vorrücken.
Nachdem der Kaiser an die um ihn her aufgestellten Würtemberger folgende Anrede gehalten hatte:
- Soldaten von Würtemberg!
- "Ihr seyd im Begriff euch mit einem Feinde zu schlagen, der seit langer Zeit Deutschland tirannisirte. Die Ungarn, Böhmen und Oesterreicher haben immer Deutschland als ihr Erbtheil betrachtet.
- "Als Beschützer des Rheinbundes habe ich mich an eure Spitze gestellt.
- "Euer Souverain hatte früher nur eine Handvoll Truppen, die man nur als Contingents-Truppen ansehen konnte.
- "Ich habe seine Staaten vergrößert, und er erscheint jetzt als eine Macht von Europa.
- "Zeigt euch würdig, an der Seite der großen Armee zu fechten, und das Vertrauen zu verdienen, das ich in euch setze.
- "Ich befinde mich allein in eurer Mitte, und habe nicht einen Franzosen um mich her. Diß ist eine Ehre für euch ohne Beispiel.
- "Ich rechne heute vorzüglich auf euch. Noch nie habe ich dem Feinde den Rücken zugekehrt, und heute werde ich dieß gewiß nicht zum erstenmal thun. In einem Monat sind wir in Wien;"
wurden sie zum Angriff auf den Feind beordert. Dieses geschah mit Muth und Entschlossenheit, so daß derselbe aus allen Positionen, deren er in einem coupirten Terrain eine nach der andern bezög, vertrieben wurde. Er wurde bis Siegenburg verfolgt, wo die Würtemberger eine Stellung nahmen und bivouacquirten.
An diesem Treffen nahmen Antheil: von der Cavallerie: das Regiment Herzog Heinrich, LeibChevauxlegers und Jäger König, (das Regiment Herzog Louis machte die Eskorte des Kaisers), die beiden berittenen Batterien, und die leichte Infanterie Brigade.
Sämmtlich diese Truppen hatten das Vertrauen des Kaisers vollkommen gerechtfertigt.
Das FußJäger Bataillon König und leichte InfanterieBataillon v. Wolff, welche zuerst mit dem Feinde zusammen trafen, führten die schönsten Angriffe und Gefechte auf Waldungen und Dörfer aus, die der Feind, der übrigens viel Contenance aus seinem Rückzug bewieß, besetzt hatte.
Der Brigadier, GeneralMajor von Hügel, rühmte besonders den Obrist v. Wolff und Major v. Stockmayer wegen ihrer bewiesenen Entschlossenheit und Bravour; er giebt aber auch sämmtlichen übrigen Offizieren der in's Feuer gekommenen Bataillons seiner Brigade das Zeugniß, sich vortrefflich benommen zu haben.
Die Cavallerie konnte wegen des coupirten Terrains nur Eskadronsweise agiren, hielt sich aber auch sehr brav.
Die berittenen Batterien unter der Leitung des Obrist v. Kerner, agirten im KleinGewehrFeuer des Feindes mit großer Kaltblütigkeit.
Die Verlust dieses Tages war zwar nicht sehr bedeutend, doch wurden mehrere tapfere Krieger getödtet und verwundet.
Unter den ersteren befand sich Lieutenant v. Mengershausen vom FußJägerBataillon König, und unter den letztern Obrist v. Jett und Lieutenant Bose vom ChevauxlegersRegiment Herzog Heinrich, und Obrist, BataillonsCommandeur v. Wolff, mit dem Hauptmann v. Grünberg und Lieutenant v. Tungern seines Bataillons.
An Unteroffiziers und Soldaten zählte das ArmeeCorps 12 Todte, 94 Blessirte, und einige Gefangene und Vermißte; an Pferden waren 14 geblieben, 5 blessirt, und 8 wurden vermißt.
Dem Major v. Stockmayer und Adjutanten v. Vittinghoff wurde ihr Pferd unter dem Leibe erschossen.
Bericht über die Operationen des Württembergischen Armee-Corps.[]
- Das Württembergische Corps, aus einer Brigade leichter Infanterie, zwei Brigaden Linien-Infanterie, und einer Division Reuterei und 22 Geschützen bestehend, erhielt den 20ten April den Befehl, sich vorwärts Abensberg zu begeben. Von diesem Corps waren detaschirt: das Chevauxlegers-Regiment König das sich unter den Befehlen des Marschalls Bessieres befand, das Jägerregiment Herzog Louis, welches die Ehre hatte Sr. Majestät dem Kaiser und König zur Bedeckung zu dienen, das Jäger-Regiment König, befehligt von dem General Lebrun.
- Der General von Hügel verließ den 20ten mit seiner Brigade die Stellung bei Siegenburg, um an dem Angriff bei Abensberg Theil zu nehmen. Gegen 2 Uhr Nachmittags kamen die Fußjäger Bataillons König und Wolff in Colonnen bei Abensberg an, und rückten gegen das Dorf Bergeken vor, welches vom Feind, mit so überlegenen Streitkräften angegriffen wurde, daß die Baiern, welche dasselbe besetzt hielten, sich auf dem Punkte sahen, dasselbe verlaßen zu müssen. Die beiden Bataillons formirten sich unter dem feindlichen Feuer; Major von Stockmaier, welcher das Fußjägerbataillon König befehligte, griff mit dem größten Nachdruck an der Spitze seines Bataillons den rechten Flügel an; und der Oberst von Wolff, an der Spitze seines Bataillons mit gefälltem Bayonette, das Centrum. Der Feind, obgleich überlegen, sah sich durch die Entschlossenheit, mit welcher diese Anführer den Angriff leiteten, zum Weichen genöthigt, wurde von Stellung zu Stellung getrieben und mit dem Bayonette in den Rippen bis in die sinkende Nacht verfolgt. Gegen Abend kamen die Bataillons von Neuffer und von Brusselle auf dem Schlachtfeld an, und beschlossen diesen Tag mit einem Angriff auf Kupfelsburg, der mit vieler Ordnung ausgeführt wurde. Oberst v. Wolff und Major Stockmayer haben sich besonders ausgezeichnet. Dem General von Hügel, welcher sich an der Spitze von diesen beiden Bataillons befand, wurde ein Pferd verwundet und sein Adjutant getödtet.
- Die Linien-Infanterie folgte allen Bewegungen der leichten Infanterie, aber fand keine Gelegenheit zum Gefecht zu kommen. Das Regiment Heinrich Chevauxlegers unterstützte die Bewegungen der leichten Infanterie; diesem Regiment wurden von der feindlichen Artillerie einige Mann getödtet und verwundet. Die leichte Artillerie benahm sich mit Kaltblütigkeit, und führte ihre Manövers mit vieler Schnelligkeit aus; sie verachtete das Feuer der feindlichen Infanterie, durch das ihr viele Kanoniere und Pferde verwundet und getödtet wurden; sie trug besonders zu dem guten Ausgang dieses Tages bei.
- Der Marschall Bessieres, unter dessen Befehlen das Chevauxlegers-Regiment König in dem Gefechte von 20sten stund, macht die größten Lobeserhebungen vom Lieutenant von Blücher, der früher schon das Legionskreuz erhalten hatte; Er befahl dem General von Röder, diesen Offizier auszuzeichnen, sowohl seiner Tapferkeit als Einsicht wegen, die derselbe unter seinen Befehlen bei jeder Gelegenheit, wo er ihn brauchte, an den Tag gelegt hat.
- Den 21ten verließ dieses Corps Siegenburg, um sich nach Landshut zu begeben. Der Vortrab, von dem Major von Spitzemberg angeführt, hatte vor Oberneuhausen ein kleines Gefecht mit den Uhlanen, die sofort in die Flucht geschlagen wurden. Bey diesem Scharmützel wurden mehrere Leute auf beiden Seiten getödtet. Nach der Einnahme von Landshut erhielt die leichte Infanterie-Brigade von Sr. Majestät dem Kaiser den Befehl, sich nach Ebersbach 5 Stunden von Landshut, zu begeben, um diesen Ort zu überfallen, der, wie man vermuthete, von den Oesterreichern besetzt seyn sollte. Dieser Brigade seit 24 Stunden auf dem Marsch und in steter Thätigkeit, kam den 22ten Morgens um 4 Uhr vor dem genannten Orte an; der Angriff geschah in zwei Colonnen; das Fußjäger Bataillon König das die Tete hatte drang zuerst ins Dorf und nahm einen Offizier und 40 Husaren vom Regiment Erzherzog Ferdinand gefangen, die hier auf Vorposten lagen. Nach einer dreistündigen Rast, machte diese Brigade den äußersten Vortrab der von Landshut nach Eckmühl eilenden Corps. Um 2 Uhr Nachmittags griff das Jäger-Bataillon König das Dorf Buchhausen an, und rückte mit dem Bataillon von Brusselle und von Wolff, so wie mit einem Theil des Bataillons von Neuffer ins erste Treffen vor. Das Jäger Bataillon König, unter den Befehlen des Major von Stockmayer, griff mit Kühnheit das Schloß von Eckmühl an, und trug viel zur Wegnahme dieses wichtigen Punktes bei.
- Der Jäger Seiffer nahm eine feindliche Fahne, die er Sr. Majestät dem Kaiser darreichte; es wurden ihm dafür 10 Napoleons ausbezahlt und das Legionskreuz zugesagt. Die leichte Infanterie-Brigade, unter den Befehlen des Generals Hügel, hatte sich den ganzen Tag geschlagen; als das Gefecht mit dem Tag aufhörte, war ihr die Munition ausgegangen. Der Oberst von Brusselle hat sich hier wie früher in Schlesien ausgezeichnet.
- Die Linien-Infanterie, mit Ausnahme des 2ten Bataillons von Cammerer, auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs auf verschiedenen rückwärtigen Punkten als Reserve ausgestellt, kam nicht ins Feuer. Die beiden Batterien leichter Artillerie haben sich in der Schlacht benommen, wie es braven Soldaten geziemt. Die Reuterei, welche an dem Siege dieses Tages Antheil nahm, zeichnete sich überall aus, wo sie Gelegenheit fand. Das Regiment Herzog Heinrich, welches gegen Abend den Feind verfolgte, kam mehrere Mahle zum einhauen, und hatte auch noch vor Regensburg das Glück sich auszuzeichnen.
- Im Hauptquartier Berach, den 30ten April 1809; der Chef des Generalstabes, Oberst,
- Ritter von Kerner.
Quellen.[]
- ↑ Feldzüge des Kaisers Napoleon in Deutschland, Italien und Polen im Jahr 1809, nebst den Expeditionen von Neapel und Walchern, nach einem Tagebuch und der Correspondenz Napoleons; mit Belegen und einigen bisher ungedruckten Actenstücken. Von General Pelet. Stuttgart, bei Friedrich Franck h 1824.
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