Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Großer Aufstand zu Paris.[]

Der zwanzigste Junius 1792.

Bald nachdem der Krieg gegen Oesterreich erklärt war, (den 20ten April 1792) welches man den Jacobinern zu danken hatte, wußten es diese dahin zu bringen, daß die erst ein Jahr zuvor errichtete königliche Garde bey der Nationalversammlung als verdächtig angeklagt und der König genöthigt wurde, sie aufzuheben. Alle ungeschworne Geistliche sollten nach eigenen Dekreten aus dem Reich gewiesen, 20,000 neue Nationalsoldaten aus den Provinzen gehoben und zwischen Paris und die grenzen gelegt werden. Der König verweigerte diesen Dekreten seine Genehmigung und dankte die jacobinisch gesinnten Minister ab, weil sie ihm nicht beystimmen wollten. Um nun die königliche Bestimmung mit Gewalt zu ertrotzen, wurde ein Zusammenlauf von 15000 Menschen aus dem Pariser Pöbel veranlaßt. Mit allen Arten von Waffen versehen und unter Anführung des Bierbräuers Santerre, als Kommandantens der Pariser National-Garde, zog diese Rotte in den Saal der Nationalversammlung, wo sie ihre schriftlich verfaßten und mit Drohungen vermischten Forderungen ablesen lies. Nach vierthalb Stunden zog sie wieder ab und nach dem Schloß der Tuillerien, wo sie mit Kanonen eindrang. Die Wachen sahen ruhig zu und die Stürmenden schlugen mit Aexten die Zimmerthüren ein. Einer dieser Rasenden gieng mit gefälltem Bajonet auf den König zu und nur ein Kanonier der Nationalgarde wandte den gedrohten Stoß ab, und einen ähnlichen mit einer Picke zernichtete ein Grenadier. Erst als man dem König eine Jacobinermütze aufgesetzt hatte, wurde es etwas ruhiger. -- Ein anderer toller Haufe forderte laut den Kopf der Königin. Sie floh in das Rathszimmer und mußte sich auch mit einer Jacobinermütze schmücken, die sie doch bald dem auf dem Arm getragenen Dauphin aufsetzte. Auch hier wurde es endlich nach vielen Beängstigungen und bittern Vorwürfen ruhig und man rief sogar: "es lebe die Königin und der Dauphin!" ja die Menge schwur, sie mit ihrem Blutstropfen zu vertheidigen. Gegen zehn Uhr Nachts war das Schloß wieder leer, in dem wenigstens für 150,000 Livres Schaden angerichtet wurde. Alle guten Bürger waren unwillig über diese Aufgährung des Pöbels und der Maire Pethion, nebst dem Procurator-Syndicus, die ihre Schuldigkeit nicht gethan und abgewehrt hatten, wurden abgesetzt. Selbst die im Feld stehenden Armeen forderten die Bestrafung der Verbrecher des 20ten Junius.


Quellen und Literatur.[]

  • Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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