Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Peru.[]

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Peru, großes Vicekönigreich in Südamerica, welches gegen Norden an das Reich Neu-Granada, gegen Süden an Chili, gegen Osten an das Reich la Plata, und gegen Westen an das Südmeer gränzt. Seine Länge beträgt 320 und die Breite im Durchschnitte g gen 70 deutsche Meilen. Im J. 1530 eroberten es die Spanier unter Pizarros Anführung, nachdem es lange ein blühendes unabhängiges Reich gewesen war, dessen Regenten Incas genannt wurden. Man theilte es in 3 große Provinzen oder Audiencias, Quito, Lima oder Los-Reyes, und Los-Charcas. Im J. 1778 trennte man aber mehrere von den Bestandstheilen des ehemaligen Reichs Peru, und fügte Quito zum Vicekönigr. Neugranada, Charcas aber größtentheils und mehrere andere Bezirke auf der Ostseite der Cordilleras zu dem Vicekönigr. Rio de la Plata. Es ist blos die Landschaft la Paz bey Peru geblieben, und Chile ist ebenfalls von dem Vicekönig abhängig. Mitten durch geht das hohe Gebirge Andes, welches sich in verschiedene Aeste oder Cordilleras verbreitet. An der Küste wächset Cacao, Baumwolle, Tabak, Zucker, Baumfrüchte, Getreide, Oel und Wein. Der größte Reichthum, welchen die Spanier daselbst gewinnen, besteht in Gold, Platina, Silber, Quecksilber, Zinnober, Smaragden, Cochenille, Chinachina oder der Peruvianischen Fieberrinde, Balsam, Cascarille, Baumwolle, Semen Amomi oder neue Würze, (Piment,) ingleichen die vortreffliche Wolle (Vigogne Wolle) von den diesem Lande eigenen Schafen, welche Lamas und Vicannas heissen. Alles Silber und Gold wird zu Lima und Potosi in Münze verwandelt, und dann erst ausgeführt. Die jährliche Summe aus diesen beyden Städten beträgt gegen 10 Millionen Piaster; ohne das in Anschlag zu bringen, welches heimlich aus dem Lande verführt wird, und wenigstens die Hälfte dieser Summe ausmacht. Mexico, Peru und Chili zusammen liefern jährlich über 28 Millionen Piaster gemünztes Geld. Statt der alten einheimischen Könige regiert nun ein Spanischer Vice-Re mit großer Gewalt. Er hat seinen Sitz zu Lima. Die Einwohner in Peru, deren Zahl im J. 1795 auf 1,066,122 Seelen berechnet wurde, bestehen 1) aus gebohrnen Spaniern, 2) Creolen, 3) Africanischen Negern, 4) Mulatten, 5) Indianern oder ursprünglichen Einwohnern, und 6) Mestizen. Die Spanier und Creolen machen ohngefähr den 4ten Theil aus, und sind die angesehensten, die alle Vorzüge und Macht besitzen. Die Indianer sind theils katholisch (Fideles) die meisten aber, die sich an der Ostseite der Andischen Gebirge aufhalten, sind Heiden (Barbaros) und erkennen die Spanische Oberherrschaft nicht; sind aber übrigens gutmüthige Leute, von gesunden Verstande. Die Schläfrigkeit und Erschlaffung, die man unter dem Volke bemerkt, wird, ausser dem Drucke der Regierung, den Kartoffeln zugeschrieben, die seit undenklichen Zeiten die tägliche Nahrung desselben gewesen sind. Im J. 1779 erregten die christlichen Indianer in den Reichen Peru und la Plata einen fürchterlichen Aufstand, zerstörten viele Städte und ermordeten die Bewohner, welche in ihre Hände fielen. Er ist endlich wieder gestillt worden; man kennt aber die nähern Umstände nicht. Die Gesichtsfarbe der Peruaner ist dunkel kupferfarb die Creolen fallen mehr in das Braune. Ehemals wurde der Handel nach Peru von Spanien aus über die Havannah und Panama betrieben. Jezt aber fährt man unmittelbar um die Südspitze von Amerika nach Peru, und holt die Reichthümer des Landes nicht mehr in vereinigten Flotten, sondern mit einzelnen Schiffen.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

New-York, den 16ten August. [2]

Von Quito haben wir interessante Nachrichten erhalten. Ein englischer Officier, Namens Charles Elphinstone Fleming, ist von der brittischen Regierung beauftragt worden, eine Allianz mit der Regierung von Peru zu unterhandeln. Diese hat ihre Anerbietungen ausgeschlagen und den Einwohnern verboten, irgend eine Kommunikation mit den Engländern zu haben. Diese haben sich darauf an Don Fernando de Abascal, Gouverneur von Chili, gewandt, und ihm dieselben Vorstellungen gemacht, die gleichfalls verworfen worden. Diese Stimmung der Gemüther ist unter den jetzigen Umständen um so wichtiger, da die Regierung der vereinigten Staaten Abgeordnete nach allen Provinzen des spanischen Amerika gesandt hat, und da wir uns schmeicheln können, daß ihre Sendung glücklich Erfolge haben werde.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 241. Montag, den 7/19. Oktober 1812.
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