Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Vicenza.[]

Vicenza, Hauptstadt des Vicentino, wo die Flüsse Bacchiglione, Asteghello und Rerone zusammen kommen, ehemals zur Republik Venedig, jezt zum Königr. Italien gehörig. Sie ist die Hauptstadt im Departem. des Bacchiglione, ziemlich groß, jedoch ohne Befestigung, in einer fruchtbaren Ebene gelegen. Sie enthält gegen 30000 Einwohner. Weil der berühmte Baumeister Palladio hier gebohren gewesen ist, so findet man in dieser Stadt über 20 Paläste von seiner Erfindung, welche als Muster einer klugen Baukunst angepriesen werden können. Auf dem schönen Platze vor dem Rathhause stehen 2 hohe Säulen mit geflügelten Markuslöwen und der Bildsäule des Heilands.

Der Kirchen sind über 60. Die bischöfliche Kathedralkirche hat Zierrathen von Marmor, und einige gute Gemählde. In der Dominicanerkirche St. Corona bemerkt man den schönen Hochaltar und das trefliche Gemälde des Paul Veronese, von den heil. 3 Königen, wie sie den Herrn Christum anbeten. Die übrigen Merkwürdigkeiten zu Vicenza sind: das Leihhaus oder Monte della Pietá, mit seiner ansehnlichen Bibliothek; il Palazzo vecchio, vor dem Thore samt schönen Gemälden und Gärten; das nach Art der alten Amphitheater vom Palladio eingerichtete Theatrum Olympicum in dem Gebäude, wo die zur Verbesserung der italiänischen Sprache errichtete Academia Olympicorum ihre Versammlungen hält: der Triumphbogen auf dem mit Mauern und Graben umgebenen öffentlichen Spatzierplatze Campo Marzo; die ohngefähr eine Stunde von der Stadt auf einem hohen Berge liegende Wallfahrtskirche della Madonna di Monte Berrico; die Bewundernswürdigen an den Flüssen angebrachten Maschinen zu Abwindung der Seide; die Moires- Damast- und Taffetfabriken; die Academia d'Agricoltura zur Verbesserung der Landwirthschaft, des Seidenbaues und der Oeconomie. Der Bischof stehet unter dem Erzbischof von Udine. Vicenza ist übrigens der Geburtsort des Dichters, Joh. Georg Trissino, der im J. 1478 allda zur Welt kam, und 1550 zu Rom starb. Das Vicentino oder Gebiet der Stadt, welches jezt zum Königreich Italien gehört und das Departement des Bacchiglione heißt, hat zwar auf der Nordseite einige sehr gebirgige Striche, wo die Viehzucht zur Hauptnahrung wird; aber alles übrige Land ist eben, gut bewässert, und sehr fruchtbar an Getreid, Wein, Seide und Südfrüchten. Die Zahl der Einwohner beträgt 250000. Zum Lehnsherzog von Vicenza, welcher unter französischer Hoheit 60000 Franken Einkünfte genießt, hat Kaiser Napoleon den General Caulicourt ernannt.


Vicenza..[]

Vicenza, Hauptstadt der Delegation oder Provinz gleichen Namens, welche zu dem venetianischen Gouvernement des österreichischen Königreichs Lombardei-Venedig gehört, liegt in einer schönen fruchtbaren Ebene, am Bachiglione, der hier schiffbar ist, durch die Stadt läuft, den noch kleinern Recone aufnimmt, und die Stadt in zwei durch vier Brücken wieder vereinigte Theile trennt. Sie ist mit doppelten Mauern umgeben, hat eine Meile im Umfange, sechs Thore, worunter das zu dem Marsfelde führende, von Palladio erbaute, und das Thor del Monte sich auszeichnen, ein altes Castell, 75 Kirchen, Capellen und Bethäuser, 11 Hospitäler, Waisen- und Krankenhäuser und 30,000 Einwohner. Die Stadt enthält meistens enge krumme Straßen, aber viele schöne Gebäude, und ist in Rücksicht der Baukunst die merkwürdigste Stadt in Ober-Italien, indem sie als der Geburtsort des berühmten Baumeisters Palladio (s. d. Art.) von demselben mit vielen schönen Gebäuden geziert worden ist.

Seine zwei schönsten Gebäude sind: das Rathhaus, Palazzo della ragione, auf dem schönen, ein längliches Viereck bildenden und mit Säulen gezierten Marktplatze. Es ist ein in seiner Art einziges Gebäude, welches zwei Stockwerke mit Arkaden von 36 ionischen und dorischen Bogen hat. Der untere Theil besteht aus lauter Arkaden und Bogengängen, die das ganze untere Stockwerk einnehmen. Um das andere Stockwerk geht ebenfalls eine Gallerie von Arkaden, mit Statuen, Basreliefs und Gesimsen geziert. Das ganze Gebäude mit allen Statuen, Säulen, Bogengängen, ist aus Marmor.

Das andere Gebäude ist das sogenannte olympische Theater, ein Meisterwerk Palladio's, ein prächtiges Gebäude, bei dessen Erbauung er die Alten nicht blos nachahmte, sondern noch übertraf. Es ist im Geschmack der alten römischen Theater erbaut, und das Ganze, sowohl das Theater als die Sitze, von Holz. Die Sitze sind in einem Halbzirkel über einander und oben mit den Bildsäulen römischer Kaiser geziert.

Bemerkenswerth sind auch zwei nicht antike Triumphbogen. Der eine ist am Eingange des Campo Marzo, eines schönen Spazierplatzes, und der andere vor dem Thore del Monte, und macht den Eingang zu einer aus 195 marmornen Stufen bestehenden Treppe, welche zu dem auf einem Berge erbauten berühmten Servitenkloster Madonna di Monte Berico führt, wo sich eine der entzückendsten Aussichten eröffnet.

Ein Theil der Einwohner dieser Stadt lebt von der Seidenbereitung und Verarbeitung, indem diese Provinz viel Seide erzeugt. Es befinden sich hier fünf Seidenspinnereien und acht Seidenzeugfabriken; ferner sind hier drei Lederfabriken, eine Filzhutfabrik, eine Fabrik, wo Feuerspritzen und hydraulische Maschinen verfertigt werden, auch zwei Gold- und Silbergeschmeidefabriken.

Vor dem Thore des Castells liegt der schöne Garten Valmarana, in dem nahen Dorfe Cavazale der von Palladio erbaute Palast Cricoli und eine Viertelmeile von der Stadt die Villa Rotonda. Ueberhaupt enthalten die Umgebungen schöne Paläste und Landhäuser, davon einige dem Palladio zugeschrieben werden.

Bis zum Jahre 1797 gehörte Vicenza zur Republik Venedig, in welchem Jahre es nebst dem größten Theile des Gebietes dieser Republik an Oesterreich abgetreten wurde. Durch den preßburger Frieden 1806 kam Vicenza zum Königreiche Italien, zu welchem es bis zum Pariser Frieden 1814 gehörte, wo es wieder an Oesterreich zurückfiel.


Von Reisende.[]

Elisa von der Recke

Vicenza den 27. September. [1804]

Als wir Verona verließen, mußten wir uns der französischen Visitation unterwerfen. Dieser Akt gleicht mehr einer Kriminaluntersuchung, als einer Polizeimaßregel. Menschen und Gepäcke werden in einem dunklen Schuppen eingesperrt, der hinter ihnen sogleich verschlossen wird. Das ganze Benehmen hat etwas Schreckhaftes, um so mehr, da der Fremde die Gesetze nicht kennt, nach welchen in diesem inquisitorischen Augenblicke sein Gepäck verdammt oder losgesprochen wird. Durch Geld freilich kann man sich eine mildere Behandlung verschaffen.

Der Weg von Verona durch die Ebene hat eine ermüdende Einförmigkeit, so schön auch die Fluren angebaut sind. Zwei Stunden fuhren wir in einem breiten Flußbette, welches gegenwärtig trocken und mit lockern Steinen angefüllt war. Der Strom, der es im Frühling und Herbst ausfüllt, heißt Alpon; er kommt von der Montagna del Carbone herab. Auf diesem Berge sollen noch Abkömmlinge der alten Cimbern wohnen, die sich durch Sprache und Sitten von den Italiänern unterscheiden. Es wäre zu wünschen, daß der Graf Thurn, der als Oestreichscher Gubernialrath in Verona diese Gegend bereiset hat, seine darüber gemachten Bemerkungen mittheilte. Dieser geistreiche junge Mann nannte mir folgende, mit Eimbrischer Nachkommenschaft bewohnte, Ortschaften: Cero, Rovere di Velo, Bolca, Alfaedo, Vestena nuova, Vestena vecchia, und Campo Silvano *).

*) Bekanntlich ist über die so zuversichtlich behauptete Cimbrische Abstammung der Sieben Gemeinden (i sette communi) in Vicentinischen und der Dreizehen im Veronesischen viel gestritten worden. Pezzo heißt der eifrigste Vertheidiger dieser durchaus unhaltbaren Hypothese, der eine mißverstandene Stelle des Strabo zum Grunde liegt. Der um die Geschichte und die Freiheit Tyrols unsterblich verdiente Baron von Hormayr hat (Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tyrol Th. I, S. 134 - 182) noch viel gründlicher, als es schon Büsching gethan hatte, die offenbare Identität der Sprache der Sette Communi mit der Sprache der Bewohner von Roncogno, Lavarone u. s. w. im Tridentinischen dargethan. Früher hatte Adelung (Aelteste Geschichte der Deutschen) die Sache schon gründlich gewogen (man vergl. Dessen Mithridates I, 213 fgg.) Die neuesten und interessantesten Nachrichten über dies merkwürdige Hirten- und Bergknappen-Völkchen gab uns der hochverdiente Graf von Sternberg in seinen viel zu wenig gekannten Reisen durch Tyrol S. 36 - 49, wo in den Beilagen auch ein sehr vollständiges Idiotikon und einige Gesänge mitgetheilt sind.

Die Stadt Vicenza liegt in einer schönen Umgebung von freundlichen mit Villen besetzten Hügeln. Ihr wird die nehmliche Entstehung wie der Stadt Verona zugeschrieben, mit welcher sie auch fast gleiche Schicksale hatte. Doch litt sie stärker in den Kriegen des Hunnen Attila. Friedrich II, im Kriege gegen den Papst Gregor XI, übergab sie den Flammen. Mit verwickelt war Vicenza in den Unruhen, in welchen die kleinen Italiänischen Republiken sich unaufhörlich befehdeten. Zu dieser Zeit, es war das Jahr 1233, trat Johann von Vicenza hier auf, ein Dominikanermönch, dessen Beredsamkeit so siegreich auf die erbitterten Gemüther wirkte, daß er einen Frieden zu Stande brachte, in welchem zwanzig kleine Völkerschaften sich mit einander aussöhnten. Man hatte an dem Außerordentlichen dieser Erscheinung nicht genug, es mußte mit wirklichen Wunden begleitet werden. Der Dominikaner ward für einen Heiligen erklärt, welcher Kranke gesund und Todte lebendig machen könne. Fromm und gut gesinnt begann ohne Zweifel der wackere Mönch sein Friedenswerk, dessen Erfolg ihn aber selbst so überraschte, daß seinen Kopf der Schwindel der Eitelkeit einnahm, und er von den Vicentinern nicht nur den Mitsitz im Rathe des Gemeinwesens, sondern eine vollständige Obergewalt sammt dem Grafentitel verlangte. Das Volk zögerte nicht dem heiligen Manne alles zuzugestehn: und er, von Herrschsucht getrieben, säumte nicht die ihm anvertraute Gewalt recht fühlbar in Thätigkeit zu setzen. Er ward ein gemeiner Despot, und brachte auf die Art selbst wieder Unruhen hervor, in denen er endlich gefangen genommen und alles Einflusses beraubt wurde. Nach zwanzigjähriger Entfernung trat er aufs neue auf den Schauplatz, und begeisterte in den Städten umher die Einwohner zum Kriege gegen den berüchtigten Ezzellino. -- Seitdem ward Vicenza bald von Padua, bald von Carrara abhängig, bis es sich unter vortheilhaften Bedingungen der Republik Venedig hingab, mit welches es nun die letzten Schicksale theilt.

Die Stadt Vicenza hat vier ital. Meilen im Umfange, über hundert Kirchen und Klöster; Einwohner zählt man 30000. Zwei kleine Flüsse, die aber bei Regenwetter sehr anschwellen, durchschneiden die Stadt. Unter den drei Brücken, die wahre Zierden des Orts sind, zeichnet sich vorzüglich die Brücke des heil. Michael aus, welche nach Palladio's Angabe erbaut ist. Die schönsten Palläste sind von diesem berühmten hier gebornen Architekten, der zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts lebte. Die Luft um Vicenza soll die gesundeste seyn: daher die Landhäuser umher außerordentlich theuer an Fremde, besonders Engländer, vermiethet werden. Doch wimmelt sie von Insekten, wie die Straßen von Bettlern; beide fallen vorzüglich die Fremden an. -- Mit der Bewirthung, die uns der Vetturino besorgt, können wie sehr zufrieden seyn. Zimmer und Betten sind, gegen die Gewohnheit der Italiäner, reinlich, das Essen schmackhaft.

Den 28. September.

Heut fuhren wir nach dem sogenannten Marsfelde (il Campo Marzo), auf welchem vormals die Römer ihre Soldaten übten, jetzt aber Märkte gehalten werden. Das Thor zu diesem Raume trägt deutliche Spuren des Mittelalters. Unter den von Palladio gebauten Villen zeichnet sich der schöne Landsitz des Grafen Caprara aus. Er hat die Form einer Rotunda. Aus jedem Fenster blickt man in eine schöne Landschaft; vorzüglich reizend ist die Aussicht auf die Chiesa della nostra Dama, die auf einer Anhöhe liegt, und durch einen langen Arkadengang mit der Stadt verbunden ist.

Ein merkwürdiges Gebäude von Palladio ist das Teatro Olimpico. Dieser Architekt hatte sich aus den alten Schriftstellern die Bauart der griechischen Theater abgezogen. Die Sitze der Zuschauer sind wie bei dem Amphitheater übereinander gereihet. Den Zuschauern gegenüber sind, statt der Coulissen, bis zur Täuschung perspectivisch gebaute Straßenausgänge angebracht, aus denen die Schauspieler hervortreten. Im. J. 1585 wurde hier der Oedip des Sophokles aufgeführt. Nur die Schauspiele der Alten können hier gegeben werden, denn die moderne Kunst fordert ein durchaus verschiedenes Lokal. Unbenutzt bleibt indeß dies schöne Gebäude nicht; es werden jetzt in diesem Theater litterarische Zusammenkünfte und Redouten gehalten.

In den Gebirgen um Vicenza finden sich häufig versteinerte Meerprodukte; besonders merkwürdig in dieser Rücksicht ist die Grotte de' Cavalli. Der Mineralbrunnen Recovaro soll dem Pyrmonter gleich seyn; auch ist das warme Bad S. Pancrazio di Barbarona nicht unberühmt.

Eine schöne Flur umgiebt die lebhafte Stadt: reich an Weingärten und Olivenpflanzungen, an Mais, Futterkräutern und Hanf; herrliche Wiesen grünen dazwischen in üppiger Fülle. Das hier gewonnene Oel ist vortreflich.


Quellen.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  • Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien, in den Jahren 1804 bis 1806. Von Elisa von der Recke, gebornen Reichsgräfin von Medem. Herausgegeben vom Hofrath Böttiger. Berlin, 1815. In der Nicolaischen Buchhandlung.
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