Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland.
Englische Neuigkeiten.[]
Die Englischen Blätter theilen sich gegenwärtig in verschiedene Klassen. Einige sind wegen der künftigen Ereignisse sehr besorgt, und wittern traurige Folgen, andre hingegen haben guten Muth, und meinen, die gegenwärtige Oppositions-Parthei sei so schwach und kraftlos, daß sie gar nichts gegen das Ministerium auszurichten vermögend, und dieses werde seinen Plan glücklich durchführen und wenigstens einen ehrenvollen Frieden erkämpfen.
Wie sehr einige dieser Zeitungsschreiber sich für die Möglichkeit einer Landung fürchten, sieht man aus folgender Stelle: "Die Schlafsucht worin unsre Nation versunken scheint, ist eine Aufmunterung für den Feind, den Plan, den er mit Hartnäckigkeit verfolgt, auszuführen, nämlich die Unzufriedenheit Irlands zu benutzen, und der Macht und Unabhängigkeit Englands einen schon lange beschlossenen Streich zu versetzen. Die Flotte in Toulon ist segelfertig, 7 Linienschiffe und mehrere Fregatten sind zu Karthagena ausgerüstet; zu Cadix erwarten 13 Französische und Spanische Linienschiffe den Befehl zum Auslaufen. Portugal, von Rußland unterstützt, enthält die Mittel, um ein beträchtliches Truppenkorps nach Irland zu führen und zu beschützen. Es sind 4 Linienschiffe zu Ferrol, 6 zu Rochefort, 13 zu Brest und 7 zu Antwerpen. Die Holländer haben auch eine Flotte, und Rußland und Dännemark, können verbunden, wenn nicht ungestraft eine Armee nach Irland bringen, doch eine in Schottland ans Land setzen, um den Einfall in Irland eine Diversion zu machen.
Unter den Englischen Neuigkeiten nehmen nun die Parlaments-Verhandlungen, den ersten Platz ein, und die Bänglichkeit für eine Landung scheint schwächer zu werden, seitdem diese Volks-Repräsentanten die Fortdauer des Kriegs zu beschliessen scheinen. Das ist sehr begreiflich, denn nun glaubt man, die Regierung werde alle Kräfte schnell genug aufbieten, um ihre Besitzungen auf allen Seiten zu schützen. Daß es ihr nicht an Mitteln dazu fehle, davon scheint die größere Parthei so fest überzeugt zu seyn, daß blos die Fragen aufgeworfen werden: auf welche Art wird man den Gegnern Englands Schaden zu fügen? und wie kann man seine Feinde am schnellsten überwinden? Wir werden bald hören, wie man diese wichtigen Fragen zu beantworten gedenkt.
Gemälde von England.[]
- [Februar]
In einem Englischen Oppositions-Blatte liest man folgendes schauderhafte Gemälde von England: Verleumdung stellte die Engländer als unruhig und mißvergnügt dar, als murrten sie über den Krieg, als wären sie achtungswidrig gegen ihren Monarchen, grob gegen die Regierung. Die Englische Nation ist zu scharfsichtig, die Maaßregeln der Verwaltung zu verkennen und zu klagen, wenn es keine Ursache hat. Das Unterhaus ist des Volkes. Es stellt die Nation vor und ist sein Organ. Das Volk trauert, wenn die Regierung schlecht ist, es ist glücklich, wenn sie wohl verwaltet wird. Da die Fehler der Herrscher auf das Volk fallen, so ist dies berechtigt, Gegenvorstellungen zu machen. Das Volk war nie so in Verzweiflung wie jetzt; auch hatte es nie solche Ursache zur Hofnungslosigkeit. Das Vaterland ist in Gefahr. Die Opposition verkündet es, und die Minister leugnen es nicht. Jetzt, da größere Hülfsmittel als je erfordert worden, beraubte uns ein seiner Gegner der einzigen Quelle, die uns übrig blieb. Die Staatsbedürfnisse erschöpften längst den reichen Boden des Vaterlandes, kräftige und erdichtete Vortheile eines gezwungenen Handels hielten uns aufrecht. Nun ausgeschlossen von allen Märkten der Welt, fällt unsre Ausfuhr auf die Kaufleute zurück. Jede Stadt ist mit ihren Manufakturen überschwemmt, die Hauptstadt angefüllt mir nutzlosen Waaren, der Künstler an den Bettelstab gebracht. Sind diese Thatsachen zu bezweifeln? Wann werden wir unsern Zustand einsehen? Besucht die Gefängnisse, und sehr die zitternden Haufen, welche die Gerichtshöfe drängen, die Stunde der Bezahlung zu verlängern. Das Elend ist allgemein! -- Der Bürger versetzt alles, und fristet mit dem verderblichen Pfandgeld sein Leben hin. Der Kaufmann zehrt von seinem Kredit, so lange er auf neue Wechsel Geld erheben kann, zur Bezahlung der alten. Alle kämpfen mit den Schiffstrümmern, um auszudauern, bis eine politische Zuckung jeden Schuldbrief verlöscht, und alle Klassen gleich macht. Wo ist unser Gleichgewicht auf dem festen Lande? Unsre Lorbeern verwelken, unser Ruhm ist befleckt. Wohin wir blicken, Englands Macht ist verloren, sein Einfluß vertilgt, jeder Beherrscher flößt uns zurück, jeder Hafen verschließt sich für uns. Von Indien bis zum Nordpol hat sich gegen England ein Bund gebildet. Verjagt aus jedem Lande schmeicheln wir uns mit der leeren Herrschaft des blossen Weltmeers. Eine Nation, die einst der Schiedsrichter der Welt war, ist -- zu einer Horde Seeräuber gesunken. -- --
Jetziger Bestand der Englischen Landmacht. Andre Englische Nachrichten.[]
[3]
Am 16ten März ward dem Parlamente folgender Etat der Englischen Landmacht am 1sten Februar dieses Jahrs vorgelegt:
Reguläre Armee, zusammen 204815 Mann. Artillerie –- 24781 –- Volontairs, Cavallerie –- 25023 –- Infanterie –- 261821 –- Artillerie –- 9825 –- Effective Miliz –- 77164 –-
Gegen die bekannten Cabinets-Ordres, die dem jetzigen Gang des Handels bestimmen, haben Lord Grenville, Lord Rawdon, (Graf Moira) Grey, Auckland und andere einen Protest eingelegt.
Dieser Zeit sind wieder ein paar Entwürfe zur Abtragung der Engl. Nationalschuld von Personen publicirt worden, die Schulden halber selbst im Gefängniß sitzen.
Im Jahre 1806 wurden in England aus der Fremde eingeführt, 517000 Quarter Weizen, 180000 Quarter Hafer und 50000 Quarter Gerste. Diese Angabe ward am 22sten März im Parlamente gemacht. Und wo sollen wir nun Zufuhr hernehmen, frug Lord Lauderdale?
Wie aufmerksam und eifersüchtig Se. jetzt regierende Ruß. Kaiserl. Majestät schon längst auf die angemaßten See-Rechte der Engländer gewesen, erhellt auch aus folgendem merkwürdigen Umstande, der am 21sten März im Parlamente vorkam: Lord Lewison Gower, vormals Brittischer Ambassadeur zu St. Petersburg erklärte nemlich folgendes: Als der Allianz Tractat zwischen Großbrittannien und Rußland im Jahre 1805 unterhandelt wurde, durften die Russischen Bevollmächtigten nicht eher den Tractat unterzeichnen, als bis sie dem Brittischen Ambassadeur (Lord Gower) eine Erklärung übergeben hatten, des Inhalts: daß wenn in den Englischen See-Regulationen ungerechte Bestimmungen gefunden würden, der Kaiser es sich vorbehielte, den König von England zu bewegen, selbige aufzuheben.
Die Minister lassen jetzt eine Vertheidigung des willkührlichen Verfahrens zur See verbreiten, die unter folgenden Titel, schon in mehrern Auflagen erschienen ist:
Address on the Maritime Rights of Great Britain. By Sir Frederick Morton Eden, Bart. Second Edition.
- "Tis better using France than trusting France:
- Let us be backed with God, and with the seas *),
- Which he has giv'n for fence impregnable;
- And with their helps only defend ourselves;
- In them, and in ourselves our safety lies."
- Shakespear's Hen. VI. Part. 3.
- *) "This has been the advice of every man who in any age understood und favoured the cause of England."
- Dr. Johnson's Note.
Admiral Sir Charles Cotton, der Lissabon blockirt hält, hat von der Regierung Anweisung erhalten, die Auswanderung der Portugiesen auf alle Art zu befördern und diejenigen an Bord zu nehmen, die sich einfinden.
Eine sehr merkwürdige originelle Maaßregel ist das Embargo, welches die Americ. Regierung am 22. Dec. v. J. auf die eignen Handelssch_ffe in den Americanischen Häfen gelegt hat; eine Maaßregel, die ihre wichtigen Folgen bald für die fremden Colonien in Westindien und auch für das feste Land in Europa zeugen wird. Bei der jetzigen freiwilligen, politischen Stockung des Amerikanischen Handels verdiente der Notarius Lee zu Charleston durch Protestirung von Wechseln bloß an einem Tage, am 12ten Februar 1200 Dollars.
Unter den jetzigen kriegerischen Umständen ist wegen des Ablebens eines nahe verwandten Monarchen beym Hofe zu London noch keine Trauer angelegt.
Am 17ten März beendigte das Kriegsgericht, welches über den General Whitelocke wegen seines schlechten Commando's zu Buenos Ayres war niedergesetzt worden, seine Sitzungen, die 32 Tage hindurch gedauert hatten. Als Zeugen waren Generallieutenant Bourke, 2ter im Commando, die Brigadier-General Craufurd und Lumley, der General-Major Auchmuty und viele andere Offiziers verhört worden. Am 24sten März ward darauf durch den Obersten Gordon, Secretär des Herzogs von York, dem Generalleut. Whitelocke sein Urtheil officiell bekannt gemacht, welches nach Freisprechung von verschiedenen Anklage-Punkten damit schloß: "daß [[John WhitelockeGenerallieutenant Whitelocke]] cassirt und für völlig unfähig und unwürdig erklärt sey, in irgend einer Militär-Eigenschaft weiter Sr. Majestät zu dienen." (That the said Lieutenant-General Whitelocke be cashiered, and declared totally unfit and unworthy to serve His Majesty in any military capacity whatever.) Dieses Urtheil ist bey der ganzen Armee publicirt und General Whitelocke der Gegenstand vieler Spottschriften geworden.
Während mehrere Städte in England Bittschriften im Frieden an das Parlament gesandt haben, ward am 30sten März von der Stadt London dem Könige folgende Addresse überreicht:
Allergnädigster Monarch!
"Wir Ew. Maj. gehorsamste und getreueste Unterthanen, der Lord Mayor, die Aldermen und Gemeinen der Stadt London, nahen uns dem Throne mit der erneuerten Versicherung unsrer unerschütterlichen Anhänglichkeit an Ew. Maj. geheiligte Person und Regierung. Innig empfinden Ew. Maj. getreue Bürger von London die Segnungen, welche das Volk dieses Landes auf eine vorzügliche Weise genießt. Denn während es dem Allmächtigen gefallen hat, den Umsturz vieler Nationen in Europa zuzulassen, haben wir das Glück, unsre glorreiche Constitution noch unangetastet zu besitzen, von dem mildesten und wohlwollendsten Monarchen regiert, und durch gute, heilsame und weise verwaltete Gesetze (wisely administred) geschützt zu werden. Unsere Vorfahren haben freiwillig ihr Blut vergossen, um diese Segnungen zu erhalten, welche wir jezt als ein kostbares Unterpfand besitzen, und deren unsere Kindes Kinder, wie wir uns schmeicheln, unausgesezt genießen werden. Wir wissen sehr wohl, Sire, daß durch den überwiegenden Einfluß der Französischen Regierung, beinahe jeder Staat auf dem festen Lande genöthigt worden, eine ungeheure, gigantische Conföderation gegen uns zu bilden, deren Anstrengungen bloß dahin gerichtet sind, Ew. Maj. Besitzungen in Untergang zu bringen. Wir sehen diese Verbindung ohne Furcht an, indem wir uns fest verlassen auf den fortdauernden göttlichen Schutz, auf die Einigkeit unter allen Classen Ihres Volks, die Ausrottung alles Parthei-Geistes (welches bei dieser wichtigen Krisis nothwendig ist) auf unsere gute Sache, auf die Tapferkeit und Geschicklichkeit Ew. Maj. Flotten und Armeen, und auf die Energie, Festigkeit und Weisheit von Ew. Maj. Conseils. Mit diesen Hülfsmitteln zweifeln wir nicht, daß Ew. Maj. die Absichten unsers Erb-Feindes zu Schanden machen, und daß Sie zu rechter Zeit im Stande seyn werden, einen ehrenvollen, sichern und dauerhaften Frieden zu schließen."
- Unterz. auf Befehl des Staatsraths Henry Wordthorpe.
Der König dankte hierauf und sagte in seiner Antwort: "Das Beispiel von Eintracht und Gemeingeist in dieser wichtigen Krisis, welches Sie allen Classen meines Volks gegeben haben, muß die wohlthätigsten Folgen hervorbringen, indem es mich in Stand sezt, mich der mächtigen und ausgedehnten Conföderation thätig zu widersetzen, die der Feind gegen meine Besitzungen entworfen hat, und endlich den großen Endzweck aller meiner Anstrengungen, einen sichern und dauerhaften Frieden zu erreichen."
In den Amerikanischen Städten sind bei der Hemmung des Handels viele Bankrotte ausgebrochen. Die Rimessen aus Amerika nach England haben nun auch sehr abgenommen. Die Folgen hiervon, sagen Londoner Blätter, werden bald stark empfunden werden; und wem ist dies Unheil zuzuschreiben? unsern famösen Cabinets-Ordres. Man erwartet diese längst in Amerika, noch ehe sie würklich eingeführt wurden.
Rückkehr der Gothenburger Expedition nach England. Andre Englische Merkwürdigkeiten.[]
- Swan swam over the water;
- Well swam Swain
- Swan swam back again
- Well swam swain. *)
- *) Der Schwan schwamm über das Wasser; schön schwamm der Schwan; zurück schwamm wieder der Schwan; schön schwamm der Schwan.
Dieses nonsencicalische Kinderlied wird jezt von den Englischen Oppositions-Blättern auf die Expedition von 14000 Mann der Deutschen Legion und Englischer Truppen unter dem General Moore angewandt, die übereilt mit großen Kosten im Mai ausgerüstet, ganz planlos nach Schweden gesandt wurde, gegen 50 Tage in den Scheeren von Gothenburg paradirte oder vegetirte und dann am 20sten Julius wieder zu Dover ankam, um in einem ganz andern Himmelsstrich von Europa gebracht zu werden. Schon am 12ten Julius war der Marquis von Wellesley mit einer Expedition von 10000 Mann von Cork zu einer ähnlichen Bestimmung abgegangen.
Der Negernchef Petion auf St. Domingo hat auf dem Englischen Schiffe Trusty einen Bevollmächtigten abgesandt, um mit der Englischen Regierung einen Commerz Tractat zu schließen.
Am 7ten Julius segelte die Fregatte Alcmene mit 730,000 Piastern von Portsmouth ab.
Für die Marine werden jezt noch 5000 junge Leute angenommen. Die von 12 bis 14 Jahren erhalten 7 Guineen des Jahrs, die von 14 bis 16, 9 Guineen und die von 16 bis 18, 11 Guineen des Jahrs. Das Handgeld besteht aus einer Guinee.
Auf der Sloop Bittern ist im Anfange des Jul. ein Türkischer Abgesandter in England angekommen.
Der famöse General Dumouriez ist aus England abgereiset.
Am 13ten Jul. stieg zu London der Thermometer im Schatten bis auf 90 und im Freien bis auf 92 Grad. Einen so heißen Tag hatte man lange nicht in England gehabt.
Die Französische Escadre zu Cadix, unter dem Admiral Rosilly, bestand aus den Linienschiffen: Neptune von 84, Pluton von 74, Hero, Argonaut und Algesiras, jedes von 74 Kanonen und aus eine Fregatte.
Zu Croydon wird jezt ein prächtiges Residenz-Pallast für den Primas von England, den Erzbischof von Canterbury errichtet, wozu der Erzbischof Decker eine beträchtliche Summe ausgesezt hat.
11000 Acres unangebauten Landes sind im Walde von Dean, und 6000 Acres in New Forest, mit Eichen bepflanzt worden. Aehnliche Anpflanzungen sollen auch noch in andern Gegenden zur Erhaltung der hölzernen Mauern von Alt-England, wie Londoner Blätter sagen, gemacht werden.
Es liegt jezt eine Bill im Unterhause, um den Universitäts und andern öffentlichen Bibliotheken, Exemplare von allen neu gedruckten, und mit Zusätzen wieder aufgelegten Büchern zu sichern und die Gränzen des Verlagrecht zu erweitern.
Unier den kürzlich zu London erschienenen Broschüren, sind folgende:
The intrigues of the Queen of Spain mit the Prince of Peace and others, written by a Spanish Nobleman und Patrios. -- The trial of Sir Arthur Paget for criminal Conversation mit Lady Boringdon before a Special Jury at the Sheriffs Court; damages 10000 L., by J. and W. Plomer. -- Observations on a Journey through Spain, and Italy to Naples; and from thence to Smyrna and Constantinople. By Robert Semple. 2 Vol. -- A Letter on the Affairs of Spain, addressed to Lord Holland. By Mr. Witbread.
Aufruf an die Englische Nation.[]
- [Februar]
- (Aus dem Independent-Wigh.)
Endlich triumphirt das Genie Frankreichs! Die Armeen von Europa sind gegen uns vereinigt, und wenn unser politisches System nicht bald gänzlich verändert werden wird, so ist es darum geschehen, es sei nun durch einen Angriff des Feindes, oder durch eine gänzliche Auflösung, die Brittische Nation bisher so glücklich und blühend, ist gegenwärtig ganz aus der Weltkarte ausgestrichen.
Woher kommt denn in dieser schrecklichen Lage diese unglückliche Gleichgültigkeit, womit das Vaterland gleichsam umgeben zu seyn scheint? Entsteht sie aus der Ueberzeugung, daß unsre Hülfsquellen den Gefahren dieser Krisis entsprechen können.
Ist es die heroische Standhaftigkeit eines, auf die Gerechtigkeit seiner Sache stolzen Volkes, oder vielmehr die Gefühllosigkeit einer entarteten Nation, die bereit ist, die Fesseln anzunehmen, die ihr der Sieger wird geben wollen? Urheber des letztern Krieges, wagt ihr es, die Epoche zurückzuführen, wohin ihr Elende kam, Europa gegen Frankreich zu koalisiren. Seht diese glorreiche Hitze, diesen edeln Enthusiasmus, von dem alle Klassen dieses Landes entbrannten, den ihr zum Untergang geleitet habt. Warum? -- (Großer Gott! kann ein Englisches Herz eine solche Gesinnung gut heissen?) -- weil es das Gesetz nicht annehmen wollte, was ihr ihm geben wolltet!
Vergleicht mit diesem heroischen Gemälde, das, welches Großbrittanien jetzt darbietet. Dieser König, den ihr anbetet, diese Konstitution, auf die ihr so stolz waret, dieses Palladium der gesellschaftlichen Ordnung und unsrer heiligen Religion, sind durch noch zahlreichere, noch furchtbarere Feinde bedroht.
Seht diese tiefe Trägheit, worin wir versunken sind! Erröthet und zittert! Freude der Reform, an euch wende ich mich, daß das Vaterland um eurentwillen künftig würdig sei, gerettet zu werden; diese Elenden, die nach der Beute des Volkes dürsten, alle die diesen ungerechten wiederholten Verletzungen unsrer konstitutionellen Privilegien Theil nahmen, die diesen ungerechten und thörichten Krieg unterhielten, die erste Ursache unsrer Leiden! -- ich sehe sie hinstürzen in den Abgrund, worin sie uns stürzen wollten, ohne einen Ruf des Mitleids zu beweisen. Aber ohne Zweifel verdient die große Mehrheit unsrer Nation noch den Namen Engländer. Die Gefahren dieser Krisis werden ihren Muth entflammen, ob er gleich durch Privatinteressen gefesselt, durch Unterdrückung niedergebeugt, oder durch Verzweiflung eingeschläfert ist. Unsre Lage ist schrecklich: schleunig wollen wir die Gefahren derselben aufdecken.
Da sind wir nun im Kriege mit allen Mächten Europas, wir haben nur prekaire Freundschaftsverhältnisse mit Amerika, und bald können wir alle Völker der civilisirten Welt auf der Liste unsrer Feinde sehen! -- Hier stellt sich natürlich eine Frage auf: welcher ist denn der große und wichtige Gegenstand, den man durch die Fortsetzung dieses ungleichen Kampfes vor sich hat? Warum fodert man Opfer, die die schon unerträgliche Last der Abgaben noch schwerer machen? -- Der feile Scharfsinn der Tagschriftsteller wird euch zuförderst die Befreiung Europas vor Augen stellen. Aber ohne zu untersuchen, ob es eine richtige Politik sei, und in die Angelegenheiten des Kontinents zu mischen, wollen wir uns blos darauf beschränken, eine Frage zu thun: Verlangt denn Europa befreit zu werden? Welche Zeichen von Unzufriedenheit hat es schon gegeben? Sind seine Gouvernements despotischer als die vorigen.
Der ganze Unterschied, den der Französische Einfluß daselbst verursacht hat, ist, daß die verschiedenen Staaten so vertheilt sind, um der Erneuerung dieser Scene von Zerstörung und Zerfleischung zuvorzukommen, von denen es seit 15 Jahren der Schauplatz war.
Als Weltbürger, als Menschenfreund, ist es unmöglich, ohne freudige Rührung, so viele Millionen Menschen der Sklaverei und den Banden der Feudalität entrissen zu sehen. Vereinigt unter einander und bewafnet gegen uns, müssen sie leicht triumphiren, unser Fall ist gewiß, wenn der Krieg, den wir führen, nicht wahrhaft zum Besten des Volks geführt wird. Aber ein solcher Krieg, muß gerecht und nothwendig und die Wichtigkeit des Gegenstandes deutlich bestimmt seyn; er muß den Opfern, die man vom Volke verlangt, angemessen seyn.
Aber der gegenwärtige Krieg ist ungerecht, darum, weil man ihn unter falschen Vorwande anfieng, und weil man seinen Ursprung keiner andern Ursache zu schreiben kann, als unsrer Weigerung, die Verpflichtungen eines bestimmten Tractats zu erfüllen. Man wird beweisen, daß er nicht nothwendig ist, indem man zeigt, daß er den Zweck nicht haben kann, welchen zu erreichen erlaubt ist; daß wir in Zukunft keine bessere Bedingungen zu erwarten haben, als heut zu Tage, daß das Französische Gouvernement die Geneigtheit gezeigt hat, den Verlangen nach Frieden nachzugeben, und daß seine Feinde nicht das Recht hatten, ihn zu begehren.
Ich frage die, welche den Krieg predigen, können wir Frankreich schaden? Können wir es auf einem Punkte seines großen Reichs beunruhigen? Sind wir nicht hingegen in allen unsern auswärtigen Besitzungen verwundbar, und sind unsre eigene Ufer gegen eine Invasion gedeckt? Durch die Fortsetzung des Krieges ist unser Handel äußerst beschränkt, wo nicht ganz vernichtet, und ungeachtet der schwankenden Theorien einiger politischer Seher, ist es jedem unparteiischen und vernünftigen Beobachter einleuchtend, daß in der Lage, worin wir sind, unsre Nationalexistenz von der Größe unsers Handels unzertrennlich ist.
Das Resultat unsrer Betrachtungen ist also, daß die Fortsetzung des Krieges uns unermeßlichen Verlust in unsern auswärtigen Besitzungen, dem Ruin unsers Handels und selbst den Schrecknissen eines Angriffs aussetzt; daß es nicht in unsrer Macht steht, etwas Wirksames gegen das Französische Reich auszurichten, und daß, verschwendeten wir auch noch Jahre lang unser Blut und unsre Schätze, wir doch keine bessere Bedingungen erwarten, als die, welche wir uns jetzt verschaffen können. Englisches Volk! es ist das Interesse derer, die sich mit deiner Beute gemästet haben, derer, die ihre Größe den Greueln ihres Vaterlandes verdanken, die Fortsetzung des Krieges zu wünschen und durch ihr wüthendes Geschrei die öffentliche Stimme zu ersticken; aber es ist in deiner Gewalt, ihre Intriguen zu enthüllen und England zu retten.
Freunde eures Vaterlandes, bedient euch eurer Rechte, laßt eure Stimme hören, verlangt mit Mäßigung, aber doch mit Standhaftigkeit, daß man euch die Wohlthaten des Friedens schenkt. Nachdem ihr sie erhalten habt, richtet eure Blicke auf die häusliche Oekonomie und deren Verbesserung; sichert euer altes und gerechtes Uebergewicht durch das Gleichgewicht der Konstitution. Macht, daß die Last der Auflagen mehr gleichmäßig getragen werde. Verachtet die engherzige Politick, die die Zuneigung und die Anstrengung eines Drittheils eurer Bevölkerung entfernt hat. Laßt eure Brüder, die Irländer, an allen Vorzügen der Engländer Theil nehmen.
In euren Unterhandlungen mit den Ausländern seid gerecht und fürchtet nichts, sicher überzeugt, daß Seeräuber-Expeditionen, willkührliche Forderungen und tyrannische Beschränkungen, weder in der That etwas Gutes, noch die Sicherheit der Nation begründen können. Durch diese Grundsätze regiert, kann der Brittische Charakter noch immer mit seinem alten Glanze schimmern. Treue Alliirte, furchtbare Feinde, wird unsre Freundschaft überall begierig gesucht werden und Jahrhunderte des Friedens und des Glücks werden diesem schändlichen Kriege der Quelle der Verheerungen, mit denen wir umgeben sind, folgen."
So weit dieser harte Aufruf an die Englische Nation, welcher in oben angezeigten Blatte zu lesen ist. Und dergleichen Aufsätze findet man mehrere in Englischen Zeitungen. Sie beweisen soviel, daß nicht alle Engländer der Meinung sind, den Krieg fortsetzen zu müssen, dessen Nachtheil sie mehr als zu sehr empfinden.
Wirklich schwankt man, nach den neuesten Englischen Blättern, in London zwischen Furcht und Hofnung. Da man daselbst keine direkten, wenigstens keine authentische Nachrichten vom festen Lande erhält, so drängen sich viele Sagen. Trotz aller Kriegsprediger, will man doch noch immer die Friedenshofnungen nicht gänzlich fahren lassen. Man gründet sie auf die Unmöglichkeit den Krieg fortzusetzen, und auf den Herzenswunsch der Minister ihre Stellen zu behaupten. -- Besonders beklagt sich das Englische Publikum, daß während das Vaterland, von 11 Häfen zwischen Toulon und der Ostsee, in Irland angegriffen werden kann, die Minister die drohende Gefahr gar nicht zu achten scheinen und anstatt die Irländer in das gemeinschaftliche Interesse mitzuziehen, sie nur noch mehr durch den Druck erbittern.
Seitdem die Englischen Blätter mit Parlaments-Verhandlungen angefüllt sind, seitdem liest man wenigere Aufsätze von diesem Gehalt, welche Klagen gegen das Ministerium betrafen.
Ueber Englands Zustand.[]
- [April]
- (Aus einer interessanten Englischen Schrift von Rosco.)
Die erste Handlung gegen Dänemark, welche die Ehre und den Charakter unsers Landes verwundete, gab den öffentlichen Angelegenheiten eine neue Ansicht, düsterer als je. Durch die Verminderung des Einkommens, veranlaßt durch die gänzliche Ausschliessung unsers Handels von Europa, sind wir nun zu größern Opfern aufgerufen, und müssen die ganze Schwere des Kriegs allein tragen. Und diese Opfer beschränken sich nicht blos allein auf Geld. In jedem Kampfe von nun an zwischen England und Frankreich muß allein Brittischer Muth sich schlagen und Brittisches Blut fliesen. Wir sind nun jener mächtigen Bundesgenossen beraubt, die bis jetzt die Aufmerksamkeit unsrer Feinde auf sich hefteten, und das feste Land zum Kriegsschauplaz machten. Wenn die beiden Länder bestimmt sind sich in Gefilden zu treffen, so wird wahrscheinlich die nächste Schlacht auf Englischen Boden geschlagen. Stolz durch ihre Siege über die Nordischen Völker, und begierig, einen Krieg zu endigen, der mehrere Jahre solche Anstrengungen von ihnen forderte, werden die Französischen Heere eines Tages an die Ufer des Ozeans zurückkehren, ungeduldig einer Gelegenheit harrend, ihre Arbeiten durch die Demüthigung dieser Inseln, und die Zerstörung ihrer Einwohner zu beschliessen, die, wenn sie fallen, fallen werden ohne Freund, der sie bedauert, ohne den Arm eines Bundesgenossen, der sich zu ihrer Vertheidigung erhebt. –
Diese schnelle und unerwartete Veränderung unserer Aussichten ist um so mehr zu beklagen, da statt, daß sie jene weisen gemäßigten und vorsichtigen Maaßregeln, welche er Drang der Gelegenheit erfoderte, anfeuerte, sie von den blinden Beförderern des Kriegs mit der grösten Gleichgültigkeit oder dem unzeitigsten Vertrauen ins Auge gefaßt wird, gleichsam als ob diese Inseln von der Vorsehung außer dem Kreis menschlichen Unglücks gestellt wären, oder als ob ihre Einwohner durch ihre Tugenden die besondere Gunst des Himmels verdient hätten.
Im gewöhnlichen Laufe der Dinge braucht das Volk nicht seine Meinung über Regierungsangelegenheiten zu äußern, aber es giebt Zeiten, wo es nicht nur schicklich, sondern selbst nothwendig ist, und wenn je ein solcher Zeitpunkt da war, so ist er der gegenwärtige Augenblick.
Jede Bürgerklasse muß es sich jetzt zur Angelegenheit machen, die Ursachen, den Zweck und die Folgen eines Kriegs zu untersuchen, der so lange das Land unterdrückte und ermüdete. Sollte hervorgehen, daß der Krieg, der im Jahre 1806 anfieng, durch einige intereßirte Individuen ohne Grundsätze, durch einen Geist der Erbitterung und des Grolls erregt wurde, der einen verächtlichen Streit über Maltha in Flammen aufbließ; daß 1806 der Friede hätte hergestellt werden können, wenn wir die Interessen Rußlands nicht unsern eigenen vorgezogen, und daß die Ursachen der Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Großbrittanien nun durch den Tilsiter Vertrag und die Kriegserklärung Rußlands gegen England entfernt ist, so liegt es uns ob, ruhig und ernstlich zu untersuchen, welches jetzt die Gründe sind, die auf Grundsätzen der Menschlichkeit, des gemeinen Verstandes oder des gemeinschaftlichen Interesses die beiden Länder in Feindschaft gegen einander halten müssen. Finden wir nach reifer Ueberlegung, daß solche Gründe wirklich vorhanden sind, so wird diese Untersuchung uns nur noch mehr zur Verfolgung des Kriegs anfeuern, und uns noch zu grössern Opfern antreiben. Finden wir aber das Gegentheils, verspricht die Fortsetzung des Kriegs uns keine Vortheile, die den uns drohenden Gefahren gleich kommen, so ist es rathsam, uns den Thron eines Monarchen zu nahen, dessen Glück und Bestes mit dem Wohlseyn seines Volkes verbunden ist, und ihn in biedern Addressen zu bitten, solche Maaßregeln bei schicklicher Gelegenheit zu ergreifen, um in England die Segnungen des Friedens wieder herzustellen.
Die wahre Lage Großbrittanniens.[]
- [Mai]
- (Nach dem Argus.)
Der Mangel an regelmäßigen Neuigkeiten aus England, kann einige Zeit die Noth des Brittischen Volks und den Zustand der Partheien, welche die Nation trennen, verbergen; er verhindert aber nicht, ein richtiges Urtheil über die wahre Lage Großbrittanniens zu fällen, ob man gleich keine Privatnachtrichten aus England erhält, so sind doch die Ereignisse auf dem festen Lande und die Erfahrung der vergangenen Jahre sichere Mittel, Englands gefährliche Lage zu würdigen. Die politische Krankheit dieses Landes hat gewisse Perioden und einen unvermeidlichen Fortgang. Einige glückliche Erfolge verändern die Beschaffenheit des Uebels so wenig, als einige gute Augenblicke die Genesung von einer tödtlichen Krankheit anzeigen. Seit einem Jahrzehend hat die Englische Regierung jedes Jahr verlorne Gelegenheiten zu bedauren. Ihre Lage ist heute schlimmer als sie gestern war, und man kann als sicher annehmen, daß sie morgen noch schlimmer seyn werde als heute. Der Werth, den sie jetzt auf das Bündniß eines Königs setzt, der seit einem Jahrhundert kein Gewicht mehr in die Waagschaale Europens legte, ist ein offenbarer Beweiß von Schwäche; es ist ein schwacher Zweig, an den sie sich nicht retten wird. Was als ein schlimmes Vorbedeutungszeichen für dies Bündniß gehalten werden kann, ist, daß der König von Schweden bei Eröfnung des Feldzuges eine seiner schönsten Provinzen verlor, und keine Hofnung, zur Rettung seiner Staaten hat, als ihre geographische Lage, wenn anders die Natur den Herausgefoderten Feinden unübersteigliche Hindernisse in den Weg stellen kann. Wenn England den Handel mit einer kleinen Nation, die sie den Hungertod unter dem Eispool ausgesetzt, als eine Entschädigung für den unermeßlichen Verlust, den es erleidet, ansieht, so müssen wir ihm diesen schwachen Trost lassen. Verbannung oder Untergang ist alles, was England seinen Bundesgenossen ausspart. Es ist nicht möglich, daß die Englischen Minister, vielleicht wieder ihren Willen auf einen grenzenlosen klippenvollen Ozean geschleudert, je den Gegenstand ihrer Furcht und Hofnung ins Auge faßten. Sie gleichen tödtlich Verwundeten, die ihre Wunden zu untersuchen fürchten. Als ein Besessener in ihrem Solde zuerst es wagte, das Wort: ewiger Krieg auszustoßen, so sträubten sich ohne Zweifel ihre Herzen gegen das schreckliche Wort, oder sie nahmen es nicht in seinem ganzen Umfange auf. England und die ganze Welt wünscht hierüber ihre Gedanken näher zu wissen. Der Gedanke wäre zu empörend für die Menschheit, daß Umstände eintreten könnten, in denen die gänzliche Zerstörung einer Nation für das Daseyn einer andern nothwendig wäre.
Zu der Zeit als die Revolutionsstürme die gesellschaftliche Ordnung schrecklich umzukehren drohten, sprach kein Englischer Politiker von ewigen Krieg; und als 1798 ein Redner im Hause der Gemeinen, Frankreich als den natürlichen und unversöhnlichen Feind von England schilderte, rief selbst Pitt aus: "daß seine Seele sich bei dieser ungeheuren Behauptung empöre; die Vermuthung, daß eine Nation eine unversöhnliche Feindin einer andern sein könne, wäre eine Schwäche, die weder auf Erfahrung noch Geschichte fuße; sie wäre blos eine Satyre auf die Gründung politischer Gesellschaften."Doch die gegenwärtigen Minister vergessen die Lehre ihres Meisters und bringen das System zur Theorie zurück, das er nicht öffentlich in Ausübung bringen durfte. So wahr ist es, daß Schwäche immer grausamer ist als Kühnheit! Haben sie jetzt einen mächtigern Beweggrund als den Schrecken bürgerlicher Revolutionen, oder eine besser gegründete Hoffnung als die, welche bei dem Verein der ersten Europäischen Mächte Pitt beseelte? Nein, sie können nicht hoffen, daß der König von Schweden siegen und das feste Land ihrem Alleinhandel überliefern werde. Sie wissen, daß sie keinen Daumen breit Land gewinnen können, Indeß sie überall den Muth und die unerschöpfliche Macht ihres Feindes fürchten müssen. Sie können sich nicht schmeicheln, nach ihrem Wunsche, eine neue Austheilung der Kronen in Europa zu bewirken, noch Frankreich und seine Bundsgenossen den Launen ihres See- und Handelsdespotism zu unterwerfen. Nichts als die Verlegenheit ihrer Lage, die Schande, zurück zu treten, kann die Englischen Minister an ein System fesseln, das zum Verderben ihres Landes führt. Sie haben den Muth nicht, ihm das Geheimniß ihrer Schwäche zu gestehen, England ist in der Lage eines Mannes, der, einen Augenblick in die günstigsten Umstände gestellt, in der Mitte großer Geschäfte, die Ausgaben über seine Kräfte erheischen, es nicht über sich gewinnen kann, den gewöhnlichen Lauf des Lebens wieder einzuschlagen, wenn die günstigen Umstände verschwunden sind, und Borg auf Borg häufend, in täglicher Erwartung, daß seine Vermögensumstände sich verbessern werden, sein Verderben beschleunigt.
Siege bewirken sehr wichtige Veränderungen in Europa, aber England litt mehr als irgend eine andre Macht, durch sie. Was war England noch 1791? was jetzt? Seine Schuld hat sich verdoppelt, und man erstaunt, wenn man den Anwachs öffentlicher Schulden und der Auflagen übersieht. Als England in der für seinen Gewerbsfleiß günstigsten Lage stand, als es den Franzosen ihre schönste Colonie genommen hatte, ihren Handel mit andern Colonien verhinderte, und ungestraft den Alleinhandel in Kauf und Verkauf trieb, da hätte es ewigen, für sein Interesse so günstigen Krieg wünschen können. Könnte es denn aber vernünftiger Weise diese Quelle für unversiegbar halten? Der Landkrieg mußte ein Ende nehmen, und wer auch Sieger blieb, er hätte nicht lange einen, seinen Interessen nachtheiligen, Alleinhandel geduldet. England, unfähig Frieden zu machen, oder ihn zu einer günstigen Zeit zu erhalten, warf alle Landmächte in das System Frankreich, und muß nun einen kostspieligern Krieg mit geringern Mitteln führen. Wer nicht ganz in der Politik verblendet ist, wird leicht einsehen, daß dieses die wahre Lage Großbrittaniens sey, und daß Frankreich auf jeden Fall, sei es über kurz oder lang, die Oberhand behaupten wird.
Englische Angelegenheiten.[]
- [Juli]
Ueber die Unternehmung welche die Engländer auf Kadix projektirten, kann man zur Zeit noch nicht den gehörigen und gewünschten Aufschluß bekommen. So viel weiß man mit Bestimmtheit, daß General Spencer den Gouverneur von Kadix, Marquis von Socorro durch Bestechung zur Uebergabe der Stadt zu bewegen suchte, dieser Versuch aber fruchtlos abgelaufen ist. Ob es wahr sei, was in einigen Blättern gemeldet worden, daß gedachter Englischer General eine Landung versucht, aber zurückgeschlagen worden, muß man dahin gestellt seyn lassen, weil die Nachrichten gar zu verschieden sind. Wie dem aber auch sei, so hat die Englische Regierung ein solches Projekt noch keinesweges aufgegeben, und es sind wirklich zu Woolwich, (der Angabe nach) 30000 Stück Waffen aller Art, 600 Tonnen Munition, 4 Millionen scharfe Patronen und mehrere zur Artillerie gehörige Sachen nach Spanien eingeschifft worden. In einigen Englischen Blättern äussert man die Besorgniß, es würden alle diese Sachen den Franzosen in die Hände fallen, und so die Engländer mit ihren eignen Waffen geschlagen, aber ob dieses zutreffen werde, wollen wir dahin gestellt seyn lassen. Genug die Vorkehrungen die in England gegen Spanien getroffen werden, sind Folgen der Verhandlungen einer Deputation Spanischer Insurgenten, mit denen Herrn Adair, ehemaliger Englischer Gesandter in Wien, unterhandelt.
Wenn eine Expedition nach Spanien abgeht, so heißt es, Sir Arthur Wellesley werde das Kommando darüber erhalten, und viele in London die genau über die politischen Angelegenheiten unterrichtet seyn können, behaupten die Englische Flotte die sich gegenwärtig unter Admiral Saumarez befindet, sei abgerufen worden, um sich ebenfalls nach Spanien zu begeben, und dort eine Unternehmung zu machen.
Das Neueste womit man sich gegenwärtig in London beschäftigt, besteht in den Instruktionen welche der Admiral Duckworth bei dem bekannten Angriff auf Konstantinopel erhalten, und die man nun dem Parlament vorgelegt hat. Der Chef der Admiralität Lord Howick hatte diese Instruktionen an den Admiral Collingwood gerichtet und dieser schickte sie wieder dem Admiral Duckworth zu, den diese Unternehmung anvertraut worden. Es hieß darin unter andern: da die letzten Schritte der Türkischen Regierung deutlich bewiesen, daß die Franzosen auf das Kabinet von Konstantinopel immer größern Einfluß bekommen habe, so sehen sich Se. Majestät genöthigt, die schnellsten Maaßregeln zu ergreifen, welche die Umstände erfordern könnten. Diese sollten darin bestehen, daß eine Flotte schnell vor Konstantinopel rücke, und solches Geschäft wurde Duckworth aufgetragen. Nun heißt es ferner: ihr nehmet zu Gibraltar Lebensmittel auf 4 Monat ein, rücket so geschwind wie möglich vor die Rhede von Konstantinopel und nehmet eine solche Position, die euch in den Stand setzt, folgenden Instruktionen genau nachzuleben: Gleich nach Eurer Ankunft verschaft ihr euch Kommunikation mit unserm Gesandten, und schickt ihm die Depeschen zu, um euch bei ihm über die Maaßregeln Raths zu erholen, die ergriffen werden müssen. Wenn alle zwischen England und der Türkei entstandene Zwistigkeiten gütlich beigelegt sind, so muß man alles auf diesem Fuß zu erhalten suchen, im entgegengesetzten Fall aber müßt Ihr angriffsweise gegen Konstantinopel verfahren. Sollte aber nach der barbarischen Art der Türkischen Regierung unser Gesandte mit seinem Personale verhaftet seyn, so verlangt Ihr zuförderst deren Freilassung, und im Verweigerungsfall beschießt ihr die Stadt. Sobald der Gesandte in Freiheit ist, müßt ihr euch mit ihm über das Betragen verständigen, das ihr beobachten sollet. Glaubt der Minister, daß die Feindseligkeiten anfangen müssen, so haltet ihr eure Eskadre zu diesem Zwecke in Bereitschaft, und verlanget vorläufig die Auslieferung der Türkischen Flotte mit aller zu ihrer völligen Ausrüstung nöthigen Takelage und Provision, weil ihr im Verweigerungsfall die Stadt gänzlich zerstören würdet. Keine Unterhandlung darf länger als eine halbe Stunde dauren, da die Türkische Regierung wahrscheinlich nur unterhandeln will, um Zeit zu gewinnen. Sollte es zum Bruch kommen, so beschießt ihr Konstantinopel und greifet die Flotte überall an, wo sie sich befinden mag, denn alles kommt darauf an, diese Flotte entweder zu nehmen oder zu zerstöhren. Gleich nach Eröfnung der Feindseligkeiten lasset Ihr mit einem Schnellsegler den kommandirenden Englischen General in Sicilien benachrichtigen und zu mehrerer Sicherheit schickt Ihr an ihn ein zweites Schiff mit eben der Nachricht ab. -- Die gedachtem Instruktionen waren noch viel weitläuftiger, es ist aber unnöthig solche hier anzuführen, da wie bekannt, die ganze Expedition gescheitert ist. So wie damals die Engländer, den Französischen Einfluß auf die Türkei befürchten, so geht es jetzt mit Amerika, denn auch über diese Angelegenheiten wird in Englischen Blättern gesagt: man fürchte, daß der Französische Einfluß immer mehr zu nehme, und so scheint es auch in der That.
Treue Auszüge aus Englischen Blättern.[]
- [November]
Nie war eine Zeit, sagt die Morning Chronicle, wo das Volk die ihm aufgelegten Bürden freudiger trug, als jetzt. Es hält kein Opfer für zu groß, das öffentliche Sicherheit und Nationalehre zum Zweck hat; aber so bereitwillig es ist, seine Beutel in die Schatzkammer zu leeren, eben so sehr hat es auch die Pflicht auf sich zu fragen, wie diese Beiträge verwendet werden.
Die ministeriellen Blätter melden: ungeachtet der wiederholten Versicherungen des Gegentheils können wir doch ganz zuverlässig behaupten, daß zu Lissabon für 22000 Mann Transportschiffe liegen. Wenn ein Verzug im Transport unsrer Armee vorfiel, so liegt die Schuld wahrscheinlich da, wo man es nicht vermuthet. Die Morning Chronicle läßt dagegen aus ihrer spitzigen Feder folgendes fließen: wenn das Gesagte irgend einen Sinn hat, so soll es doch wohl diejenigen treffen, welche die Befehle der Regierung zu vollziehen haben. Die Minister, denen man zur Last legte, daß sie zwei Monate lang eine Armee von 35000 Mann in völliger Unthätigkeit hielten, da doch um deren Beistand die Spanier so dringend baten, wälzen nun die Ursachen dieses Verzugs auf die Oberbefehlshaber. Dem sei nun wie ihm wolle. Die Armee in Portugall glaubt allgemein, daß keine Verhaltungsbefehle in Hinsicht ihrer fernern Bestimmung von England abgesandt wurden. Dieser Punkt verlangt die nehmliche Aufklärung, wie die Konvention.
Im Englischen Journal Times, ließt man folgende Nachrichten aus Madrid: Die Mitglieder der hohen Regierung zu Aranjuez haben den General Urbino, Gouverneur von Segovia, befohlen, dem General und Staatsrath Valdes, Deputirten der Provinz Leon, der in dem Staatsgefängnisse von Segovia verwahrt wurde, vor sie zu bringen. Sie haben zu gleicher Zeit den General Cuesta befohlen, seine Armee zu verlassen, und vor ihnen zu erscheinen, um Rechenschaft von den Beweggründen, aus welchen er den General Valdes arretirt hat, zu geben. Valdes ist übrigens als rechtmäßiger Repräsentant des Königreichs Leon anerkannt, und die von Cuesto getroffene Wahl eines andern Deputirten ist kassirt worden. Auf das gewaltthätige Betragen Cuestas gegen einen Repräsentanten der Nation, hat Herr Stuart demselben keinen Antheil an der von der Brittischen Regierung für die Provinzen Asturien und Leon überschickten Geldsumme zukommen lassen wollen, und die Spanische Regierung hatte Stuarts Verfahren gebilligt. General Cuesta hat inzwischen eine Abtheilung seiner Armee nach Robres, einer kleinen Stadt bei Leon abgeschickt, und daselbst 250000 Dollars, welche der Brittischen Regierung gehörten, wegnehmen lassen. General Castannos ist nicht Generalissimus, wie man gesagt hat, sondern blos Oberbefehlshaber der Armeen von Andalusien, Kastilien, Valencia und Estremadura.
Ueber des General Dalrymples Ankunft in London äusserte sich ein dasiges Blatt auf folgende Art: Man kann die Ankunft dieses Generals mit Recht als eine glückliche Begebenheit ansehen, weil man nun von seinem Verfahren Rechenschaft bekommt. Im voraus weiß man schon was seine Entschuldigung ist, nehmlich, daß er Portugall für England eher in Besitz habe nehmen wollen, als die Insurgenten-Korps, welche sich formirten. Die von ihm angeordnete höchste Administration hat wieder abbestellt werden müssen, und nur das See- und Handelswesen wird noch von Englischer Seite regulirt.
Es wird sich zeigen, ob dieses Generals Entschuldigungen im Kriegsgerichte gültig sein werden.
Aussichten für England.[]
- [Dezember]
Vor etwa zwölf Jahren sagte einmal Burke m Englischen Parlament: er habe die Karte von Europa vor sich, suche Frankreich, und finde nur eine leere Stelle. Jetzt könnte man mit größerm Rechte sagen; Man suche auf der Karte von Europa, Europa selbst, und finde nur Frankreich. An Feinden hat Frankreich nie Mangel gehabt, aber bis jetzt hat ihm keiner mit Erfolg widerstanden, als -- England, und doch ist die Aussicht für diese hartnäckige Gegnerin eben nicht tröstend, wie wir bald in Erwägung ziehen wollen.
Sonderbar genug ist es, daß England seit so vielen Jahren die erklärte Feindin Frankreichs war, zugleich aber auch diesen Staat auf die Stufe von furchtbarer Größe erhoben hat. Durch Englands feindseliges Betragen, wurde Bonaparte aus Egypten gerufen und ihm der Weg zur Herrschaft über Frankreich gebahnt.
Als England den Krieg nicht bloß fortsetzte, sondern Pitt sogar den Einfall hatte, Verschwörungen gegen Bonaparte's Leben anzuzetteln, da wurde sein Kaiserthron gegründet, und durch alle Englische Unternehmungen ist in der Folge dieser Thron immer mehr befestigt worden. Jetzt kann England nicht an Napoleon und die Zukunft ohne Entsetzen denken, denn es führt einen Krieg um seinen Handel, das ist eben so viel gesagt, als um seine Existenz. Ihm steht im eigentlichen Sinne des Worts, ein Mann gegenüber, der bisher noch immer der Schrecken seiner Feinde war, und immer unbesiegt, immer mächtiger von dem Kampfplatze abtrat. Daher muß man dem Brittischen Ministerium auch Gerechtigkeit wiederfahren lassen und die Entschlossenheit bewundern, noch immer diesen Krieg verlängern zu wollen. Wenn nun aber auch Frankreich die Sache nie auf dem Meere ausfechten wird, weil seine Marine der Brittischen durchaus nicht gewachsen ist, so hat demohngeachtet, unter den jetzigen Umständen, Großbrittannien sich keinen glücklichen Erfolg von der Fortdauer des Kriegs zu versprechen. Dieses ist nicht bloß hingeworfene Behauptung, sondern sie kann auf der Stelle erwiesen werden. Es ist wahr, daß England sich der Kolonien Frankreich und seiner Alliirten bemächtigt, wo es nur kann, aber am Ende ist dadurch wenig, vielleicht gar nichts gewonnen, denn auf dem festen Lande werden die Britten, auss_r dem nicht mächtigen König von Schweden, keine Alliirten mehr kaufen, und das Englische Minist_rium kann das Volk mit dem Mährchen einer neuen Koalition gegen Frankreichs Uebermacht unmöglich noch täuschen. Englands Alliirte sind zu oft hintergangen und auf zu schändliche Art aufgeopfert worden, daß es glauben könnte, je wieder neue zu gewinnen.
Die Minister haben dem Volke Jahre lang versprochen, Frankreich zu züchtigen, haben deshalb die jährlichen Abgaben verdoppelt, und statt dessen sieht der Britte, daß sein Feind sich immer weiter ausbreitet, immer mehr an Macht und Größe gewonnen hat. Was hilfts wohl, daß die Englischen Flotten alle Meere bedecken und die Französischen Häfen blockiren, da Französische Flotten nach Belieben in See gehen und ihre Besitzungen mit den nöthigsten Bedürfnissen versorgen.
Man sagt, der Englische Wohlstand beruhe eigentlich auf Ostindien, und ist dieses gegründet, so hat auch in diesem Betracht England ein sehr trübe Aussicht, denn bei der frenndschaftlichen Verbindung, welche zwischen Frankreich, Rußland und Persien herrscht, verschwinden die größten Schwierigkeiten, die sich der Vertreibung der Britten aus ihren reichen Ostindischen Ländern bis jetzt entgegen gesetzt haben.
England ist, das kann kein Mensch leugnen wenn er nicht von offenbarer Partheisucht angesteckt ist, ein natürlicher Feind von Europa, denn es kann ohne den Welthandel seine ungeheuren Ausgaben nicht bestreiten, die Zinsen seiner Nationalschuld nicht bezahlen, und folglich nicht existiren. Es muß also die Meere beherrschen oder untergehen, und weil kein anderer Fall anzunehmen auch nicht denkbar ist, daß Napoleon diese usurpirte Gewalt der Britten, die Beherrschung der Meere zugeben werde, so ist auch der Friede mit Frankreich eine schwere Aufgabe, aber die Aussicht für England bei der Fortdauer des Krieges ist auch nicht die beste, denn wahr bleibt es auf jeden Fall, daß Frankreich in diesem Augenblicke die erste Macht der Welt ist, und unweise ist es, sich mit einem Riesen in Kampf einzulassen, da solcher nur fechtend und in Gefahren so stark geworden ist. Nie hat eine Macht einen so entscheidenden Einfluß auf die Angelegenheiten der Welt gehabt, wie Frankreich ihn gegenwärtig ausübt, und dieser außerordentliche Mensch, der der wildesten Revolution Schranken setzte, sich und seinem Geschlechte in den schönsten Reichen der Welt nach Gefallen Throne baute, der jeden Kampf siegreich endigte, und mit dem selbst der Koloß, Rußland, Frieden zu schließen, sich genöthigt sah, dieser sollte im Kampfe mit einer Wassermacht unterliegen, die nur Schiffe besitzt, aber keinen Einfluß mehr auf dem festen Lande; gegen solche Behauptung streitet alle Wahrscheinlichkeit, und daher auch noch einmal die Wiederholung, trübe sind, was die Zukunft betrifft, die Aussichten für England, wenn es den angebotenen Frieden abermals ausschlagen sollte. </blockquote?
Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Interessante Artikel aus Englischen Blättern. [11]
- (The Star)
Nach allen Nachrichten vom festen Lande ist es endlich Zeit, das Volk zu den Waffen zu rufen, und einen Aufstand in Masse zu veranstalten. Wir sind jetzt eben in der Lage, in die wir Frankreich im Jahr 1793 versetzt hatten; damals war ganz Europa wider Frankreich, jetzt ist ganz Europa wider England, aber wie ungleich ist unsre Energie, unsre Bevölkerung und unsre Vertheidigung gegen die jener großen Macht.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
- ↑ id.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.