Ulm.[]
Ulm, eine Stadt an der Donau, welche hier die Flüsse Iller und Blau aufnimmt, war bis zum Jahr 1803 eine freie Reichsstadt des schwäbischen Kreises, die ein sehr ansehnliches Gebiet von 15 Quadratmeilen mit 38,000 Einwohnern besaß.
Durch den Deputations-Receß von Jahr 1803 wurde sie, mit andern Reichsstädten, an Pfalz-Bayern überlassen. Zufolge einer, am 24sten April 1810 zwischen Bayern und Würtemberg, abgeschlossenen Convention wurde die Stadt von Bayern an Würtemberg abgetreten. Ulm ist nun die Hauptstadt der würtembergischen Landvogtei an der Donau, und hat in 1600 Häusern, 14,200 Einwohner. Ihre Lage an der hier schiffbaren und 100 Schritte breiten Donau macht sie zu einem nicht unbedeutenden Handelsplatze, besonders in Speditionsgeschäften von einem Theile Deutschlands nach Oesterreich und Ungarn. Er wird hier viel Barchent und die unter dem Namen der schwäbischen bekannte Leinwand fabricirt; auch sind hier noch verschiedene andre Fabriken vorhanden. Um die Stadt herum wird viel Hopfen gebaut. Die Stadt hat ein berühmtes Gymnasium und eine schon seit langer Zeit bestehende Erziehungsanstalt (Sammlungsstift) für junge Frauenzimmer. Unter mehrern ansehnlichen öffentlichen Gebäude ist die Hauptkirche, der Münster, ein altes gothisches Gebäude, die höchste und größte Kirche in Deutschland, das merkwürdigste. Die Lage und Befestigung dieser Stadt machten ihren Besitz ehemals wichtig. In der neuern Kriegsgeschichte ist Ulm dadurch merkwürdig geworden, daß ein Theil der am 14ten und 15ten October 1805 bei Elchingen und Langenau von den Franzosen geschlagnen österreichischen Armee unter dem General Mack sich in die Stadt warf, aber auch schon am 17ten October mit den Franzosen capituliren, und sich, 20,000 Mann stark, kriegsgefangen übergeben mußte.
Von Reisende.[]
Georg Arnold Jacobi.[]
Constanz den 24ten August 1791.
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-- Als wir nach einigen Stunden die Höhe erreicht hatten, brauchten wir gegen unsere Erwartung nur wenig bergunter zu fahren, und langten um halbzehn Uhr in Ulm an.
Unter manchen hässlichen Reichsstädten, die ich gesehen habe, ist Ulm die hässlichste; eine krumme und enge Gasse über die andere, und kein schönes Gebäude in der ganzen Stadt. Ich hatte nichts Merkwürdigeres hier zu sehen, als die Donau, und eilte daher gleich den andern Morgen mit N-- hinaus, um an ihren Ufern herum zu wandeln. Dieser Fluss des Unrechts und der Unterdrückung, der schon gleich bey seinem Ursprung zwey grössere Bäche um die Ehre des Namens bringt, verschlingt auch hier die viel stärkere, schiffbare Iler, ohne auf ihre gerechten Ansprüche zu achten. Die Donau ist hier nicht sehr breit, aber tief und schnell. Ein eigenes Gefühl ergriff mich, als ich sie dahinströmen sah zu so vielen und so macherley Völkern, die grösstentheils kaum durch etwas anders bekannt sind, als durch Elend und Barbarey, die unter ihnen herrschen, oder durch den Druck, worunter sie seufzen. Da das Donaubette so viel höher liegt, als das Bette des Rheins, so können ihre Ufer auch keinen Theil des Segens und des Reichthums aufweisen, den der Rhein den Seinigen gewährt. An Weinwachs ist, wiewohl bey einer Breite von 48 -- 49 Graden, gar nicht zu denken, und sogar die Obstgärten, die uns dort immer begleitet hatten, verliessen uns hier ganz. Man sieht keine Berge, sondern lauter flache, mehrentheils kahle Höhen. Das rostige Ansehen der Stadt macht die Gegend noch reizloser, und man darf nicht aus dem Würtembergischen kommen, um sie traurig zu finden. Wir brachten den grössten Theil des Tages in der Gesellschaft des liebenswürdigen Millers zu, und er zeigte uns den Nachmittag das Münster, welches die Hauptkirche der Stadt, und eines der grössten Gothischen Gebäude in Deutschland ist. Auch das Innere dieser Kirche zeichnet sich durch Grösse und Einfalt aus. Der viereckige stumpfe Thurm ist ungestaltet. Von dem Kranz, der die Spitze umgiebt, hat man eine weite Aussicht über das mit Städten, Dörfern und Schlössern angefüllte Donauthal und den Lauf des Stroms.
Zeitungsnachrichten.[]
1806.[]
Nürnberg, 4. Mai.
Die fr. Corps stehen alle noch in Schwaben, Baiern und Franken auf ihren vorigen Stellungen. Unlängst ist eine beträchtliche Anzahl Wagen mit Zwieback aus den franz. Magazinen zu Augsburg nach Braunau abgegangen; von da soll es weiter nach Dalmatien fortgeführt werden. Die Landleute in der Gegend von Ulm befinden sich in der traurigsten Lage, theils wegen des Verlustes an Pferden, welche von den Oesterreichern mitgenommen wurden, theils wegen des häufigen Vorspanns; die Stadt leidet durch druckende Einquartierungs-Lasten; die Ausgaben sind fürchterlich und die arbeitende Classe findet keine Nahrung; es sah in der Stadt schrecklich aus, als sie im vorigen Herbst beschossen wurde; die Lage ist gegenwärtig nicht viel besser.
1807.[]
Ulm. Vom 10ten Sept. 1805 bis zum 15ten Nov. 1806 hatte die Stadt Ulm, die kaum 13,000 Einwohner zählt, an österreichischen, französischen und andern Truppen (zu Tagen gerechnet) eine Million zweymahlhundert sieben und funfzigtausend dreyhundeert fünf und siebzig Mann und 268,494 Pferde in Quartier. Vom 13ten Febr. v. J. an, wo die königl. bayersche Regierung die Verpflegung selbst übernahm, wurden an die Quartierträger der Stadt Ulm und deren Kantonirungsbezirks für französischen Truppen an Fleisch und Brod angegeben: 609,437 Rationen; an das Lazareth insbesondere: 58,456 Pfund Fleisch, 47532 Brodportionen. 200,044 Metzen Hafer, 58,744 80 Pfund Heu und 18,627 Zentner Stroh.
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Orts- und Länderkunde.Ulm. Die Gegend um die Stadt Ulm verschönert sich immer mehr; die demolirten Festungsplätze sind Stückweise verkauft worden. Statt der bisherigen, für Ulms Bewohner nichts als Unglück und Gefahr drohenden, Bollwerke werden nun schöne und fruchtbare Gärten und öffentliche, mit Alleen versehene Spaziergänge angelegt.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Briefe aus der Schweiz und Italien von Georg Arnold Jacobi in das väterliche Haus nach Düsseldorf geschrieben. Lübeck und Leipzig bei Friedrich Bohn und Compagnie. 1796.
- ↑ Bamberger Zeitung. Nro. 126. Dienstag, 6. Mai 1806.
- ↑ National-Zeitung der Deutschen. 2tes Stück, den 8ten Januar 1807.
- ↑ National-Zeitung der Deutschen. 23tes Stück, den 4ten Juny 1807.