Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Twer.[]

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Twer, Hauptstadt, mit einer Festung, in dem nach ihr benannten Gouvernement, in Rußland, wird von den Flüssen Wolga, Twerza und Tmaka in 4 Theile getheilt, deren 3 durch Brücken zusammenhangen. Bis 1775 war sie eine Provinzialstadt, die zum Gouvernement von Nowogrod gehörte; aber im folgenden Jahr ward sie zum Gouvernementsstadt erhoben. Die Stadt wurde öfters und zulezt durch große Feuersbrünste verwüstet. Nach dem letzten Brande ward sie, durch die Fürsorge der K. Catharina II., die dazu ansehnliche Summen vorschoß, nach einem regelmäßigen Plan erbauet, und kann nur für eine der schönsten Städte, nach St. Petersburg und Moscau, angesehen werden. Der Freygebigkeit der Kaiserin hat Twer auch die St. Catharinenkirche zu danken, die 1778 eingeweihet wurde. Die Stadt enthält 2163 meist hölzerne Wohnhäuser, 2 Haupt- und 24 andere Kirchen und 1 Mönchskloster, die Gouvernementsgebäude xc. Die Anzahl der Einwohner (welche alle der griechischen Religion zugethan sind,) beträgt 17400. Diese Stadt ist der Sitz eines Bischofs, in dessen Hause verschiedene Zimmer dem Kaiser vorbehalten sind. Die Handlung daselbst mit Getreide, Hanf, Eisen, gesalzenen Fischen ist sehr beträchtlich, und die Terpentin-, Tau-, Leder-, Farben-, Seifen- und besonders die Leinwandfabrike verdienen bemerkt zu werden. Im J. 1727 wurde ein Seminarium gestiftet, in welchem, unter der Oberaufsicht des Bischofs, 700 Kinder in der russischen Sprache, Geographie, Historie, Arithmetik, im Lateinischen und Griechischen, in der Philosophie und Theologie unterrichtet werden. Im J. 1804 verwandelte man es mit neu getroffenen Anstalten in ein Gouvernementsgymnasium. Im J. 1779 ward durch Zusammenschuß des Adels in der Twerischen Statthalterschaft ein adeliches Erziehungs-Institut zu Stande gebracht, in welches sogleich 120 junge Edelleute aufgenommen wurden. Unter die guten Anstalten dieser Stadt gehören auch 3 Armenhäuser, wovon sich eines bey dem Bischofshofe befindet, und zwey, von dem Collegio der allgemeinen Fürsorge, im J. 1777 gestiftet wurden. Die vornehmste Zierde der Stadt Twer ist das prächtige Monument, welches der Adel der K. Catharina II. hat errichten lassen. Es ist von grauem Olonetzischen und weissen Sibirischen und geäderten Marmor, mit Aufschriften in Russischer, Deutscher und Lateinischer Sprache.

Das Gouvernement Twer hat 1135 QM., größtentheils fruchtbaren Boden, und erzeugt Getreid (auch Weizen), Hanf, Flachs und Holz in beträchtlicher Menge zur Ausfuhr. Die Zahl der Einwohner beträgt 936511 Seelen. Es wird gegenwärtig in folgende Kreise getheilt: den Wysznei-Woloczoker, den Bieschetzker, Ostaszkower, Rzewer, Zubtzower (Subzower), Staritzaer, Torschoker, Twerer, und den Kasziner (Kaschiner) Kreis.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

St. Petersburg, den 23sten März. [2]

Der Etatsrath Kologriwow ist Allergnädigst zum Civilgouverneur von Twer ernannt.


Twer, den 23sten April.

Die Wolga bey uns ist jetzt, statt des Eises, mit Fahrzeugen bedeckt. Ueber 300 aus Gshatsk hier angekommene und in der Mündung der Twerza auf beyden Seiten in Ordnung liegende Barken bieten eine sehr angenehme Ansicht dar. Diese Fahrzeuge sind mit Korn, Hanf, Talg, Branntwein und mit andern innern Erzeugnisse beladen. Ihre Fahrt wird, nach dem jetzigen Ergießen der Gewässer zu urtheilen, sehr gut von statten gehn, und bereits haben sie schon angefangen in die Twerza einzulaufen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 85. Montag, den 8ten April 1812.
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