Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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British Library.


Triest.[]

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Triest, ital. Trieste, slav. Trst, berühmte Handelsstadt, mit einem Freyhafen, ehemals im österreichischen Litorale, an dem von ihr benannten Busen des adriatischen Meeres, sie war der Sitz eines Bißthums, das 1788 nach Gradisca verlegt worden ist. Man zählte im Jahr 1801. 14660 Einwohner in der Stadt, darunter sich 1245 Juden befanden. Das kleine aus 10 gut gebauten und bevölkerten Dörfern bestehende Gebieth enthielt nicht völlig 13000 Seelen. Bey der Französischen Zählung im Jahr 1810 sollen sich aber in 1406 Häusern 29908 Einwohner gefunden haben. Darunter sind 48 Armenier, die mit der kathol. Kirche vereinigt sind, und ein eigenes Seminarium zum Unterricht junger Leute aus ihrer Nation in den abendländischen Sprachen und der Theologie haben, 739 Griechen, die sich nicht zur kathol. Kirche halten, 145 Lutheraner, 189 Reformirte und 1026 Juden. Die Stadt wird in die Alt- und Neustadt eingetheilt. Die erstere ist kleiner, und liegt an einem Hügel, auf dessen Spitze sich das Schloß befindet. Die Neustadt aber ist schön und regelmäsig; ein Kanal durchschneidet sie in der Mitte; sie hatte auch den Namen Theresienstadt. Bey der immer wachsenden Menschenzahl machte man Anstalten zu einer neuen Anlage, welche Franzensstadt heißen sollte. Im Jahr 1750 machte man den Anfang, hier einen Hafen anzulegen, da Triest vorher eigentlich nur eine Rhede hatte. Er wird durch den Molo S. Carlo, aber nicht hinlänglich gegen alle Winde gedeckt; vorzüglich aber schadet zuweilen die Borra, oder ein heftiger Nordostwind, den in dem Hafen liegenden Schiffen. Gegen Angriffe auf den Hafen dient eine Baterie von 30 schweren Kanonen. In der Nähe ist das eine der zwey großen Lazarethe: in diesem Lazareto sporco genannt ist die Quarantaine für Schiffe, die aus wegen ansteckenden Krankheiten verdächtigen Orten kommen. Die Fabriken und die Handlung sind wichtig. Man findet hier die größte Zuckersiederey in ganz Oberdeutschland, 2 Wachsbleichen, Oel- Seifen- Porcellan- Steingut- Weinstein- Leder- Farben- Sammet- Seiden- und Zwirnfabriken, Seidenmühlen, eine Potaschsiederey, und mehrere Rosoliobrennereyen. Es werden auch sehr viele Sardanen, Sardellen, Thunfische, Eschen xc. hier gesalzen und versendet. Die hier verfertigten Konfituren machen einen wichtigen Artikel für den Handel. Der beträchtlichste Handelszweig indessen ist der Speditionshandel. Der unmittelbare Handel nach Ostindien und China, den man versuchte, ist wieder aufgegeben worden. Auch hat der Landhandel, ungeachtet der Landstrassen, die über Laibach und Görz angelegt worden, noch seine Hindernisse. Die Zahl der jährlich einlaufenden Schiffe berechnet man im Durchschnitt auf 5 - 6000, und den Betrag der ein- und ausgeführten Waaren im Durchschnitt auf 14000000 Kaisergulden. Eigne Schiffe hatte die Stadt im J. 1804. 216. Das kleine 8 ge. QM. betragende Gebieth besteht aus 12 Dörfern und einigen zerstreuten Gütern und Höfen. Es hat zu Cervola wichtige Salinen und mit der Stadt 27400 Seelen. Im Jahr 1804 hat sich das Gebieth von Trieste ansehnlich erweitert, indem das ganze nachmals Venetianische Istrien dem Gouvernem. von Trieste beygefügt worden ist. Aber dieser Strich Landes wurde am Ende des Jahres 1805 an das Königreich Italien abgetreten; und die Stadt selbst litte bey dem kurzen Krieg sehr durch die von den Franzosen aufgelegte Kontributionen xc. Das nemliche Schicksal traf Trieste im Jahr 1809, wo es die Franzosen besetzten und durch den Wiener Frieden, nebst dem Gebiethe dem Königreich Italien einverleibten. Es ist jezt der Hauptort der ersten militärischen Division der Illyrischen Provinzen, auch einer Artillerie- und Ingenieur-Direktion.


Vorzügliche Gebäude.[]

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An schönen Werken der ältern Baukunst kann Triest dem Auge des Kenners nur das alte Theater und die Jesuiterkirche darbiethen.

Ersteres war ursprünglich der grosse Versammlungssaal der Patrizier, und steht auf dem Hauptplatze. Die Pfeiler, Bögen und Gewölbe an den, gegen den Platz gekehrten Seiten des Gebäudes sind ihrer Zusammensetzung, Leichtigkeit und des schönen Verhältnisses der Theile wegen, das Werk einer kühnen Architektur, von welcher man nur in Italien Beyspiele sehen kann.

Ernst und gross erhebt es sich über die kunstvollen Bögen empor, und vollendet mit hohen, einfach edeln Balkonen und reichem Gesimse ein ehrwürdiges, seiner ersten erhabenen Bestimmung feyerlich entsprechendes Ganzes. Die Treppe ist breit und bequem, und führt durch eine grosse Vorhalle gerade in den Saal, welcher seit der Erbauung des neuen Theaters ohne Bestimmung ist.

Ziemlich klein und unvollkommen nimmt sich diesem alten schönen Werke gegenüber das städtische Gebäude von drey gedrängten Stockwerken aus, an welchen unter drey schwerfälligen, niedern ungleichen Bögen die Hauptwache steht, deren zwey aus Stein gehauenen Schildhäuser die schönste Theile der ganzen Façade sind. Das ungeheure Stadtwappen und die Vasen von Stein sind über dem Dachgesimse zu schwer, und scheinen das Gebäude niederdrücken zu wollen.

Die Jesuiterkirche ist ein ehrwürdiges Gebäude, und scheint nach einer Zeichnung des berühmten Architekten und Jesuiten, P. Pozzi, gebaut worden zu seyn. Die Architektur der Façade ist kühn, und von erhabener Wirkung, die Innere gross und stark. Die Säulen sind in korinthischer Ordnung, und das Schwerfällige der Pfeiler ist sehr geschickt durch regelmässige, mit dem Ganzen übereinstimmende Abtheilungen und Nischen, worin aber keine Statuen stehen, gedeckt. Man hat den Mangel einer Kuppel, worauf im Gebäude Rücksicht genommen wurde, durch ein architektonisches Gemählde in der Mitte des Plafonds ersetzt.

Der Hauptaltar ist a fresco an die Mauer gemalt, die Seitenaltäre, dem heil. Ignaz und Franz Xav. geweiht, sind von Marmor mit Prachtaufwand und Kunst ausgeführt. Das nur zum Theil sichtbare, nun als Kaserne dienende Jesuiterkollegium ist in einem edeln, allen Gebäuden dieses Ordens eigenem Stile gebaut.

Die Domkirche ist ein altes, ärmliches, regelloses Gebäude, dessen Aeusseres blos durch die eingemauerten römischen Alterthümer, und durch die vor dem Thurme stehende majestätische Linde eine erhabene, pittoreske Ansicht erhält. Das Innere dieser Kirche ist durch unordentliche Säulengänge in vier Navaten eingetheilt, und ausser dem marmornen Hauptaltare dürftig verziert. Die prachtvolle Aussicht umher, die reine Luft, und die melancholische einsame Gegend sind das Vorzüglichste dieses seines Alterthums wegen ehrwürdigen Gebäudes.

An Werken der neuen eleganten Baukunst, welche sich von den regelmässigen grossen Gebäuden des neuern Theils der Stadt durch Pracht und Kunstsinn unterscheiden, sind die vorzüglichsten:

Das Gebäude der Börse von dem achtungswürdigen italienischen Architekten Mollari, ein schönes, kühnes Denkmahl seines Talentes. Vier ungeheure dorische Säulen treten aus der Façade hervor, und ein grosses schönes Portal führt in die untere grosse Halle, von welcher man durch einen kleinen Hof zur Stiege, und auf derselben, über einen Mezzadinstock, in den Saal kömmt, der den ganzen Vordertheil des Gebäudes einnimmt. Ueber korinthischen Säulen, welche an dreyen Seiten durch Gallerien unterbrochen sind, hebt sich ein grosses Gewölbe. Der Saal ist von Johann Scola, die Figuren und Tableau's von Bisson gemahlt, dessen angenehme Kühnheit, und liebliche Verschmelzung des Kolorits hier in eine unverzeihliche Nachlässigkeit ausartete. Das Gemählde des Plafonds stellt die feyerliche Erhebung Triests zu einen Freyhafen, durch Carl den Sechsten vor, welcher mit einem grossen Gefolge unter einem Zelte stehend, diese Gnade den Deputirten Triests ankündigt. Die architektonischen Verkürzungen sind ihm ziemlich gelungen, aber nicht so glücklich jene der Figuren. Von den fünf Stockwerken des Gebäudes ist das zweyte das schönste, regelmässigste und dem Casino eingeräumt, in den übrigen suchte man so viel Lokalität zu gewinnen, um die Arbeitszimmer der Börsebeamten, die Komtoirs der Versicherungsgesellschaften, und die Wohnungen des Aufsichtspersonals auszumitteln. Die mit Kupfer gedeckte, das ganze Börsegebäude einnehmende Terrasse gewährt eine reizende Aussicht über den Hafen in das Meer. Von den Statuen an der Vorderseite sind der Vulkan und die Asia von Banto. Die Amerika von Bosa, die Europa, Afrika und der Merkur hingegen von dem diesen hoffnungsvollen Künstlern weit zurückstehenden Fontana.

Dieses Gebäude, welchem ein schmaler Grund in der Figur eines Sarges ausgezeichnet wurde, litt von Nichtkennern, und dennoch unerträglichern Halbkennern den empfindlichsten Tadel, dessen Unsinn allein seine Bitterkeit unschädlich macht. Mollari und Pertsch lieferten zu diesem Gebäude ihre Plane, man sandte sie der Akademie in Ferrara zur Prüfung ein, und es wurde für jenen des Mollari entschieden.

Nächst dem Gubernialhause und der Börse steht vor einem Platze das nach dem Plane der italienischen Baumeisters Selva gebaute grosse neue Theater, dessen Fronte von dem deutschen Künstler Pertsch mit Säulen in jonischer Ordnung ausgeführt wurde. Dass man das Gesimse mit kleinen Fenstern durchbrochen sieht, darf man keinerdings dem, an die ökonomische Eintheilung gebundenen Architekten, wohl aber dem ersten Bauführer verargen, der den Regeln der schönen Baukunst keine seiner wirthschaftlichen Ideen opfern wollte. Vorne ist eine grosse gewölbte Vorhalle angebracht, unter welcher die Wägen einzeln vorfahren. Das Gebäude, von der Stadt gepachtet, ist von allen Seiten frey, und hat die hintere Fronte gegen den Hafen gekehrt. Die innere Eintheilung ist zwar nicht symetrisch, aber für die Rücksicht auf alle Arten Bequemlichkeiten geschickt entworfen, denn es vereinigt mit dem Theater und den erforderlichen Behältnissen und Gemächern einen grossen Gasthof, zur Stadt London genannt, mit mehr als 40 Zimmern, den Redoutensaal mit seinen Bequemlichkeiten, das Kaffeehaus, und einige an Handelsleute und Handwerker vermiethete Gewölber. Das Theater hat ein geräumiges Parterre ohne Untertheilung, und in fünf Stockwerken 154 Bogen. Die Treppe, welche in den Redoutensaal führt, ist die ansehnlichste im Gebäude, hat aber sehr wenig Licht, und es wären entweder Schildwachen, oder wie in Venedig angemalte Kreuze nothwendig, damit sie nicht verunreiniget würde.

Der Saal ist sehr gross, mit einer Gallerie auf jonischen Säulen ruhend, welche aber in so kleiner Entfernung von der Wand abstehen, dass kaum ein paar Menschen gedrängt durchkommen können. Das Orchester ist über die Gallerie angebracht, und macht nicht die beste Wirkung.

Von den Privatgebäude, welche der Liberalität der Bauführer ebenso, als dem Verdienste des Architekten zur Ehre gereichen, sind die sehenswürdigsten:

Das Haus des Demetr. Carciotti in der Kanalgasse, von allen Seiten freystehend, mit der Hauptfaçade gegen den Hafen gekehrt. Sechs Säulen ragen vor- und rückwärts durch zwey Stockwerke hinan, über welchen Statuen von dem hoffnungsvollen Künstler Bosa stehen. An der Vorderseite ragt eine Warte mit einer von Kupfer gedeckten Rotonda empor. Symmetrie, Geschmack im Stile, Richtigkeit in den Verhältnissen der Theile, und eine vortreffliche, weise berechnete Eintheilung im Innern sprechen den Verdiensten des deutschen Architekten Pertsch rühmlich das Wort.

Von den schon erwähnten Künstler Mollari ist das Haus des Hrn. Johann Dobler in einem ernsten edeln Stile, jenes des Hrn. Ludwig Chiezza mit den gewölbten dreyfachen Laubengängen, unter welchen sich die schöne Welt vor ihren Spaziergängen sammelt, und zurückkommend ausruht, dann nächst der Antonskirche in der Neustadt, das Gebäude des schweizerischen Consuls Hrn. And. Griot, welches sich vor allen des schönsten regelmässigsten Portals mit Recht rühmen darf. Bisson hat hier, durch seine vortrefflichen in dem Saale und den Gemächern des Hrn. Consuls vollendeten Gemälde, die mit Recht gerügte Nachlässigkeit in der Börse -- noch unverzeihlicher gemacht. Freylich mag die Urbanität und Kunstachtung eines gebildeten Privatmannes den Künstler wirksamer elektrisiren, als die kalten oekonomischen Arbeitsbestellungen bedächtiger Bauführer es thun können; aber das Publikum kann darauf keine Rücksicht nehmen, und der Verdruss einer kargen Belohnung soll keinen Künstler von Bewusstseyn dahin bewegen können, sich in einer Arbeit ganz unähnlich zu werden. Eine besondere Merkwürdigkeit an diesem Hause ist eine hohe, breite, aus der Mitte des Gebäudes aufsteigende Warte, dessen Zimmer von dem eben genannten Künstler mit lieblichen Luftgebilden, und einigen trefflichen Kabinetsstücken bemahlt sind, und dessen hohe Terrasse eine grosse freye Aussicht über die Stadt in das Meer und die umliegende Landschaft gewährt.

Unter mehrern schönen Privatgebäuden ist noch jenes des spanischen Consuls Ritter von Lelis von Hrn. Mollari, und jenes des Hrn. Dominik Panzera von Hrn. Pertsch merkwürdig.


Zeitungsnachrichten.[]

1806.[]

Grätz, 24 April. [3]

Die Russen blokiren bekanntlich die sämmtlichen von den Franzosen in Italien besetzten Häfen; dadurch kommen nicht nur diese Häfen, sondern auch Triest in die größte Verlegenheit. Die Assecuranz ist dort von 2 auf 6 Prozent gestiegen. Die Versendungen geschehen nicht mehr nach Ancona sondern nach Sinigaglia, weil letzterer Hafen von den Franzosen noch nicht besetzt ist.

Triest, 18. April. [4]

Gestern kam ein russ. Linienschiff von 74 Kanonen hier an; es begleitete mehrere Kauffahrteischiffe und brachte auch einige Prisen mit sich, unter welchen sich eine bewaffnete Tartana befand; es ankerte in einer kleinen Entfernung unsers Hafens. Bei Capo d'Istria sind einige franz. Kanonier-Barken hervorgekommen, haben auf die Kauffahrteischiffe geschossen, und waren bemüht einige von ihnen abzuschneiden, als das Kriegsschiff etwas seitwärts war, dieses machte aber eine schnelle Wendung nach der Küste hinüber und die Franzosen verschwanden. -- Curzola, eine Insel mit einem Städtchen in Dalmatien, sollen die Russen nach vorgeblicher Aufforderung bombardirt, und sodann in Besitz genommen haben, die aus hundert Mann bestandene franz. Besatzung flüchtete sich auf die nahen Berge. -- Wir erwarten hier noch mehrere russ. Kriegsschiffe.


1808.[]

Politische Notizen. [5]

In Triest ist man wegen eines Bombardements der Engländer sehr besorgt, denn es liegen nur einige Russische Linienschiffe im Hafen, dagegen haben sich schon 11 Englische Kriegsschiffe in der Nähe gezeigt. Viele Einwohner aus Triest sind geflüchtet und haben ihre Effekten in Sicherheit gebracht.


1812.[]

Triest, den 22sten März. [6]

Auf der Nachricht, daß Triest die Freyheit des Transitohandels erhalten, haben sich die hiesigen Einwohner und das Kommercium der lebhaftesten Freude überlassen; drey Tage hindurch war die Stadt illuminirt; es ertönte überall der Ausruf: Es lebe der Kaiser! und man hat diese glückliche Begebenheit durch eine Kantate gefeyert. Die Börse hat beschlossen, dem Kaiser eine Statüe zu errichten, und der Herr Generalgouverneur hat es übernommen, Sr. Majestät den Wunsch der Stadt Triest vorzulegen.


Triest, den 1sten Juny. [7]

Im Aprilmonat sind zu Triest 183 Schiffe eingelaufen, worunter 113 illyrische, 6 italienische, und 9 neapolitanische waren. Ausgelaufen sind hingegen 91 Schiffe.


Aus Italien, vom 8ten September. [8]

Die Erschütterung, welche das Auffliegen der französischen Fregatte Duca (nach einigen Damas) zu Triest neulich verursachte, drückte in den am Meere nahe gelegenen Häusern und Magazinen die Thüren ein. Das neue Theater, das große Wirthshaus und der Pallast des Gouverneurs haben sehr gelitten; in Opschina auf dem Berge hatte es die Bilder in der Kirche heruntergeworfen. Das größte Glück war, daß die Pulverkammer gegen die hohe See hinaus gerichtet war, folglich das meiste Gehölz, Kanonen, Menschen, Kugeln, Granaten xc. nach dieser Richtung hin warf; und daß eine Barke mit 70 Fässern Pulver, die Abends anlangte, und für die Fregatte bestimmt war, selbige nicht am nämlichen Tage ausgeladen hatte, sonst wäre ganz Triest in einen Schutthaufen verwandelt worden. Wie das Feuer in die Pulverkammer gerathen, ist noch nicht bekannt; der Kommandant war eine halbe Stunde zuvor noch am Lande beym Nachtmahl, und kaum hatte er den Fuß ins Zimmer gesetzt, so ging es los, daher nur ein einziger Matrose, der den Kommandanten hinabfuhr, und welcher der Letzte war, das kleine Boot anzuhängen, davon kam; während er die Strickleiter hinauf wollte, ging es los, er stürzte herab ins Wasser, und rettete sich durch Schwimmen in die nächste Galeere.


Von Reisende.[]

Zwei Neufranken.[]

[9]

[1792]

Zu Adelsberg kann man den Weg nach Fiume nehmen; wo aber nichts zu sehen, als eine beträchtliche Zukerraffnerie, mit vier und zwanzig Kesseln, welche jährlich 30,000 Centner Zuker in die österreichischen Staaten liefert. Die zwei lezten Posten von Triest sind öde und unbekannt; die Felder liegen voller Steine und Felsstüke; kurz vor Triest kömmt man auf eine Anhöhe, von der man die See und die Stadt gerade unter sich entdekt.

Die Stadt Triest, welche gegen 20,000 Einwohner enthält, hat ihr Emporkommen der Kaiserin Maria Theresia, vorzüglich aber ihrem Sohn Joseph zu danken; denn unter der Regierung des leztern wurden die größten Fabrikgebäude und die schönsten Häuser erbaut. Die alte Stadt ist übrigens häßlich, bergig, eng, und zum Fahren sehr unbequem.

Die neue Stadt ist schön, mit breiten, geraden Straßen, und neuen Gebäuden versehen, und mit den flachen Steinen von Istria gepflastert, welche zum Gehen bequem, und von dem Regen nicht verdorben werden; wenn sie etwas besser und regelmäßiger gesezt wären, so würde dies Pflaster noch den Vorzug vor den Neapolitanischen erhalten.

Triest liegt in einem Halbzirkel an der See, am Fuß eines steilen, kahlen Bergs, wodurch die ersten Bedürfnisse vertheuert werden, die man etwas weit herbeischaffen muß. Der Handel dieser Stadt ist sehr beträchtlich; aus der Levante kommen jährlich zweihundert Schiffe hier an; aus Frankreich funfzig bis sechzig, größtentheils von Marseille, welche Zuker, Kaffee und dergleichen bringen. Mit Italien selbst wird starker Handel getrieben, aber die Triester Schiffe gehen selten bis nach der Ostsee oder den Inseln.

Während des Kriegs von 1778 fuhren sie stark nach Hamburg, aber nicht weiter hinaus; nach Marseille schiken sie jährlich über zwanzig Schiffe Getraide, das sie aus Ungarn und Dalmatien ziehen; der Hafen ist beim Ein- und Auslaufen ganz frei, und die Zollhäuser liegen außer der Stadt.

Es sind Assekuranzkompagnien hier, und die gewöhnliche Taxe ist anderthalb bis zwei Procent nach der Levante; zwei nach Marseille, vier bis fünf nach Hamburg; sonderbar ist es, daß keine Börse für die Kaufleute vorhanden ist, so daß sie gezwungen sind die Geschäfte zu Hause abzuwarten, und immer daselbst bleiben, wenn sie nichts versäumen wollen. Das Einladen der Schiffe wird durch einen Kanal von mehr als 200 Ruthen lang, sehr erleichtert. Triest wechselt direkte nur mit Wien und Venedig, und mit lezterer Stadt Dukaten gegen Zechinen. Es sind wenig sehr reiche Kaufleute hier, daher auch wenig große Unternehmungen gemacht werden; allein der Handel ist erst noch im Entstehen, und bis jezt wird mehr ein, als ausgeführt.

Große Fabriken sind keine vorhanden, wohl aber mehrere kleinere, vorzüglich von Rosolis, wovon die Flasche 17 bis 40 Kreuzer kostet. Ferner eine Fayancefabrik, und eine Zukersiederei mit zwölf Kesseln, welche zehntausend Centner verarbeitet, sie war aber im Jahr 1792 wegen der Theurung des Zukers geschlossen. Viele Seifensiedereien, aber keine beträchtlich; sie verarbeiten jährlich 30 bis 35,000 Millerollen Oel (die Millerolle zu 60 Töpfe gerechnet) welche aus dem Neapolitanischen kommen; was im Lande nicht verbraucht wird, geht nach der Lombardie. Die Fischerei ist so unbeträchtlich, daß sie nicht einmal für das Land selbst hinreicht.

Der Eingang des Hafens ist mit zwei Batterien versehen, die ihn aber höchstens gegen Kaperschiffe schüzen können. Am beiden Enden der Stadt liegen zwei Lazarethe; das alte wird nur gebraucht, wenn das neue zu voll ist, welches leztere vor ohngefähr fünf und zwanzig Jahren von Maria Theresia erbaut worden. Man muß eine Erlaubniß haben, um es zu besehen. Die Reisenden welche Quarantaine halten, zahlen täglich 51 Kreuzer, wenn sie ein Bruttopatent haben; haben sie aber ein Nettopatent, so zahlen sie nur 17 Kreuzer und beköstigen sich; es sind zwei und dreißig Zimmer für sie bestimmt. Von dem Molo hat man eine sehr schöne Aussicht; der Bau desselben ist sehr schön, soll aber ungeheure Summen gekostet haben.

Es ist hier ein stehendes Theater, und wir sahen im Jahr 1792 den Tod der Kleopatra eine ernsthafte Oper, Musik von Nasolini ziemlich gut aufführen; die Sängerin Marchetti, und der Soprano Crescentini zeichneten sich vorzüglich aus. Der Preis der Plätze ist 36 Kreuzer oder drei venezianische Lire, für das Parquet, wenn man sizen will. Aber man ist hier nicht zum Besten, weil es der einzige Plaz ist, wo bezahlt wird, und sich folglich alle Klassen des Volks da zusammendrängen; überdies kann jeder stehen bleiben wenn es ihm beliebt, und seinen Huth aufbehalten. Man kann jedoch nirgends anders hinkommen, wenn man nicht Bekanntschaft in den Logen hat, davon mehr als achtzig in vier Rang vertheilt, aber auch sämmtlich abonnirt sind. Der Saal ist klein, aber artig eingerichtet.

Man spricht zu Triest weit mehr italiänisch als deutsch, und rechnet nach Livres, welche ohngefähr den venezianischen gleich sind; den sie gelten 11½ Kreuzer, und die venezianischen 12 Kreuzer. Man sieht auch viele venezianische Sols, deren fünfe drei Kreuzer machen. Alle Wiener Münzsorten gelten auch hier, selbst die Brabantischen und die 17 Kreuzerstüke sieht man sehr häufig.

Der beste Gasthof ist die Ostocia grande auf dem Markt; man ist für einen Gulden täglich gut logirt, und obgleich alle Lebensmittel theuer sind, so kostet der Tisch doch nur 40 Kreuzer.

Im Sommer ist diese Stadt unangenehm zu bewohnen, und die Hitze ist unerträglich, weil sie mit Bergen umgeben, in einem Kessel liegt; Die Winde wehen hier zuweilen so heftig, daß man sich in den Straßen wo er ganz freien Zug hat, nicht auf den Beinen erhalten kann.

Die Garnison besteht in Friedenszeiten aus zwei Bataillons Infanterie, und einen Detaschement Artillerie; in Kriegszeiten wird sie sehr verstärkt.

Von Triest nach Venedig zahlt die Person einen Dukaten; nimmt man aber einen eigene Galiotte, so zahlt man acht bis zehn Dukaten dafür, und kömmt mit einem guten Wind binnen vier und zwanzig Stunden an.


Von Reisende.

Johann Gottfried Seume.[]

[10]

[1802]

Der erste Anblick der Stadt Triest von oben herab ist überraschend, der Weg herunter ist angenehm genug, der Aufenthalt auf einige Zeit muss viel Vergnügen gewähren; aber in die Länge möchte ich nicht hier wohnen. Die Lage des Orts ist bekannt, und fängt nun an ein Amphitheater am Meerbusen zu bilden. Die Berge sind zu hoch und zu kalt, um angenehm zu seyn; und zu Lande ist Triest von aller angenehmen Verbindlich abgeschnitten. Desto leichter geht alles zu Wasser. Der Hafen ist ziemlich flach, und nur für kleine Fahrzeuge: die grössern und alle Kriegsschiffe müssen in ziemlicher Entfernung auf der Rhede bleiben, die nicht ganz sicher zu seyn scheint. Die See ist hier geduldig, und man kann ihr noch sehr viel abtrotzen, wenn man von den Bergen herab in sie hinein arbeitet, und so nach und nach den Hafen vielleicht auch für grosse Schiffe anfahrbar macht.

An den Bergen rund herum hat man hinauf und herab terrassiert und dadurch ziemlich schöne Weingärten angelegt. Die Triester Halten viel auf ihren Wein, ich kann darüber nicht urtheilen, und in meinem Gasthause giebt man gewöhnlich nur fremden. Die etwas höhere Altstadt am Kastell ist enge und finster. Die neue Stadt ist schon fast ganz der See abgewonnen. Ob hier das alte Tergeste wirklich gestanden hat, mögen die Antiquare ausmachen. Ich wohne in dem sogenannten grossen Gasthofe, einem Hause von gewaltigem Umfange und dem nehmlichen, worin Winkelmann von seinem meuchlerischen Bedienten ermordet wurde. Meine Aussicht ist sehr schön nach dem Hafen, und vielleicht ist es das nehmliche Zimmer, in welchem das Unglück geschah. Die Geschichte ist hier schon ziemlich vergessen.

Ich fand hier den Philologen Abraham Penzel, der in Triest den Sprachmeister für die Italiäner deutsch und für die Deutschen italiänisch macht. Die Schicksale dieses sonderbaren Mannes würden eine lehrreiche, angenehme Unterhaltung gewähren, wenn sie gut erzählt würden. Von Leipzig und Halle nach Polen, von Polen nach Wien, von Wien nach Laybach, von Laybach nach Triest, und überall in genialischen Verbindungen. Der unglückliche Hang zum Wein hat ihm manchen Streich gespielt und ihn noch zuletzt genöthigt, seine Stelle in Laybach aufzugeben, wo er Professor der Dichtkunst am Gymnasium war. Er hat durch seine mannigfaltigen, verflochtenen Schicksale ein gewisses barockes Unterhaltungstalent gewonnen, das den Mann nicht ohne Theilnahme lässt. Per varios casus, per tot discrimina rerum tendimus Tergestum, sagte er mit vieler Drolerie, damit uns hier, wie Winkelmann der Teufel hole. wir gingen zusammen aus, konnten aber Winkelmanns Grab nicht finden. Niemand wusste etwas davon.

Das Haus eines Griechen, wenn ich mich nicht irre, ist sein Nahme Garciatti, ist das beste in der Stadt und wirklich prächtig, ganz neu und in einem guten Stil gebaut. Eine ganz eigene recht traurige Klage der Triester ist über den Frieden. Mit christlicher Humanität bekümmern sie sich um die übrige Welt und ihre Drangsale kein Jota und wünschen nur, dass ihnen der Himmel noch zehn Jahre einen so gedeihlichen Krieg bescheren möchte; dann sollte ihr Triest eine Stadt werden, die mit den besten in Reihe und Glied treten könnte. Dabey haben die guten kaufmännischen Seelen gar nichts arges; schlagt euch todt, nur bezahlt vorher unsere Sardellen und türkischen Tücher. Das neue Schauspielhaus ist das beste, das ich bis jetzt auf meinem Wege gesehen habe. Gestern gab man auf demselben Theodoro Re di Corsica, welches ein Lieblingsstück der Triester zu seyn scheint. Die Dekoration, vorzüglich die Parthie Rialto in Venedig, war sehr brav. Es wäre aber auch unverzeihlich, wenn die reichen Nachbarn, die es noch dazu auf Unkosten der Herren von Sankt Markus sind, so etwas nicht ausgezeichnet haben wollten. Man sang recht gut, und durchaus besser als in Wien. Vorzüglich zeichneten sich durch Gesang und Spiel aus, die Tochter des Wirths und der Kammerherr des Theodor. Die logen sind alle schon durch Aktien von den Kaufleuten genommen und ein Fremder muss sich auf ihre Höflichkeit verlassen, welches nicht immer angenehm seyn mag. Der Herren haben die Logen gekauft, bezahlen aber noch jederzeit den Eingang; eine eigene Art des Geldstolzes. Der Patriotismus könnte wohl eine etwas humanere Art finden die Kunst zu unterstützen. Der Fremde, der doch wohl zuweilen Ursache haben kann im Publikum isoliert zu seyn, ist sehr wenig dabey berücksichtigt worden. Hier hörte ich zuerst den betäubenden Lärm in den italiänischen Theatern. Man bedient sich den Schauspiels zu Rendesvous, zu Konversationen, zur Börse, und wer weiss wozu sonst noch? Nur die Lieblingsarien werden still angehört; übrigens kann ein Andächtiger Thaliens nicht viel Genuss haben; und die Schauspieler rächen oft durch ihre Nachlässigkeit die Vernachlässigung. Etwas eigenes war mir im Hause, dass das Parterre überall entsetzlich nach Stockfisch roch, ich mochte mich hinwenden, wo ich wollte.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Triest und seine Umgebungen. von J. Kollmann. Agram, in der geistingerschen Buchhandlung.
  3. Bamberger Zeitung. Nro. 127. Mittwoche, 7. Mai 1806.
  4. Bamberger Zeitung. Nro. 129. Freitag, 9. Mai 1806.
  5. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 91. Montag, den 15ten April 1812.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 159. Mittewoch, den 3. July 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 239. Freytag, den 4/16. Oktober 1812.
  9. Reisen und merkwürdige Nachrichten zweier Neufranken durch Deutschland, Rußland, Polen und die Oestreichischen Staaten während des jezigen wichtigen Krieges. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung, 1797.
  10. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Von J. G. Seume. 1811.


Literatur.[]

  • Triest und seine Umgebungen. von J. Kollmann. Agram, in der Geistingerschen Buchhandlung.
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