Trident.[]
Die Haupt- und bischöfl. Residenzstadt Trident, ital. Trento, liegt zwischen den Bergen an der Etsch, wo eine hölzerne Brücke hinüber geht, welche 146 Schuhe lang ist. Sie hat 700 Häuser, und eine halbe Stunde im Umfang. Die meisten Häuser sind von einer Art röthlichen und weissen Marmors erbaut. Die Einwohner reden mehr die italiänische, als deutsche Sprache. Das Residenzschloß ist ein ansehnliches Gebäude. In der Domkirche St. Vigilii ist ein kostbarer hoher Altar. Die Pfarrkirche St. Maria Maggiore, worinn das weltberühmte Concilium gehalten worden, hat eine sehr große und sehenswürdige Orgel. Die große Kirche zu St. Peter, das Collegium des aufgehobenen Jesuiterordens, und das Rathhaus sind ebenfalls sehenswerth. Dieser Ort hat in der Kirchengeschichte ein ewiges Andenken, weil hier das schon gedachte tridentinische Concilium 1545 ist angefangen und 1562 beschlossen worden, welches von der katholischen Kirche bis itzt pro Norma Symbolica ihrer Lehre gehalten wird. In der Gegend um Trident giebt es herrlichen Weinwachs, auch Tobaks- und vorzüglich Seidenkultur. Die Seidenmanufakturen in der Stadt sind von Belang. Die hiesige große Hitze im Sommer, und die strenge Kälte im Winter ist ungemein beschwerlich. Trident wurde durch die Bairischen Verfügungen die Hauptstadt im Etschkreise und der Sitz eines Stadtgerichts und Rentamts, welches die Gegenden an der Etsch in der Nähe der Stadt begreift, im J. 1806 auf 2 1/2 QM. 18253 Seelen zählte und zum Etschkreise gehörte. Seit dem J. 1810 ist aber Trident die Hauptstadt und Sitz der Präfektur im Departem. der Ober-Etsch, des Königreichs Italien.
Von Reisende.[]
Elisa von der Recke.
Trient den 20. September. [1804]
Unvergeßliche Stunden sind es, die ich in Botzen zubrachte! Tyrol ist das Land, welches an ehrwürdige Zeiten erinnert. Hier fand ich selig Sitteneinfalt, treuherzige anspruchlose Menschenliebe.
Durch eine Verrechnung in Ansehung der Postkurse, hatten meine Kreditbriefe mich nicht erreicht; aber die Empfehlungen der Firma Jakob Graff begleiteten mich in das Land, dessen Sprache und Sitten ich höchst unvollkommen kenne.
Der heutige Weg führte uns durch minder schöne Gegenden. Die Tyroler Gletscher wichen immer tiefer in den Horizont zurück, und die Luft wurde schwerer; doch blieb die Landschaft bis gegen Brandzoll anmuthig. Dann aber kamen wir durch Spuren zertrümmerter, von Waldströmen hinuntergestürzter Felsenstücke; indeß war das weite, sich zu beiden Seiten des Weges ausgedehnte Thal mit kleinen Städten, Landhäuser und Weinhügeln überdeckt. Die Luft wurde immer drückender, denn bis Salurn hin zieht die vortreffliche Chaussee sich nur durch Sumpfwiesen; das Gebirge verliert den Charakter der Großheit, und senkt sich zu Hügeln hinab. -- Die Etsch schleicht durch lange Sumpfflächen; wo aber der Tyroler Fleiß ein trocknes Plätzchen gewinnen kann, ist Wein gepflanzt, und die kleinste Felsenfläche trägt Getreide. Auch die Seidenkultur beschäftigt einen großen Theil der Einwohner. In der Nähe von Trient wird das Thal sehr fruchtbar: vorzüglich sind die Berge gegen Morgen reich angebaut; gegen Westen zeigen die hohen Marmorfelsen eine herrliche Schattierung von roth und gelb, von grau und schwarz.
Trient liegt an der Etsch. Das Aeußere dieser alten Stadt gewährt keinen heitren Anblick; doch hat sie guten Häuser, einige Palläste. schöne Kirchen, und ziemlich breite Straßen. Die Kathedralkirche ist ein großes gothisches Gebäude, durchaus von Quadersteinen erbaut: in der Kirchengeschichte ist sie, wegen des merkwürdigen dort gehaltenen Conciliums, berühmt. Gegen Morgen fließt ein Bach, auf dessen Ufern viele Mühlen und andre Gebäude zur Verarbeitung roher Seide angelegt sind. Einige Arme dieses Flüßchens strecken sich durch die Straßen der Stadt hin, und versorgen die Häuser mit Wasser. In Trient wird schon durchgehends Italiänisch gesprochen; und die Sitte fiel uns auf, daß nur Männer im Wirthshause die Betten der Fremden machen, und für alle ihre Bequemlichkeiten sorgen.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- ↑ Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien, in den Jahren 1804 bis 1806. Von Elisa von der Recke, gebornen Reichsgräfin von Medem. Herausgegeben vom Hofrath Böttiger. Berlin, 1815. In der Nicolaischen Buchhandlung.