Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Gefecht bey Wiazma zwischen den Russen und Franzosen.[]


Der dritte November 1812. [1]

Als am heutigen Tag die Franzosen und Russen bey Wiazma auf einander stießen, kam es zu einem hitzigen Gefechte. Die erstern wurden mit großem Verlust durch Wiazma gejagt und bis in die späte Nacht verfolgt. Bis jetzt war die Kälte noch mäßig gewesen, aber in dieser Nacht stieg sie zum erstenmal bis auf dreyzehn Grade. Dies erste Bivouak in einer gräßlichen Kälte spannte den Unmuth der Truppen bis zur Verzweiflung und das Elend stieg von Tag zu Tag höher. Alle Ordnung war verschwunden, alle Disciplin hatte aufgehört. Haufenweise warfen die Soldaten die Gewehre weg und gehorchten keinem Befehl mehr. Ganze Reihen von Leichnamen, von todten Pferden, Wagen, Trümmern und Kanonen zeigten den nachfolgenden den Weg, welchen die Vorgänger genommen hatten. Die Pferde fielen so haufenweise, das gar keine Kavallerie mehr vorhanden war. In diesem Zustand kam die Armee nach Smolensk und verweilte hier einige Tage. Es war eine grenzenlose Verwirrung. Ueberall ward geplündert, überall angezündet. Zwey oder drey Portionen Mehl waren alles, was der Soldat erhielt und doch giengen Tausende, die die Hände darnach ausstreckten, leer aus.


Bericht von der Oberbefehlshaber der Armeen, Feldmarschall Fürst Kutusow.[]


Der Oberbefehlshaber der Armeen, Feldmarschall Fürst Kutusow, berichtet Sr. Kaiserl. Majestät aus dem Dorfe Bükowa (in der Nähe von Wiäsma) vom 24. October folgendes: [2]

Ich habe das Glück Ew. Majestät zu berichten, daß seit meinem Rapporte vom 20. October, über die Operationen des Generals von der Cavallerie, Platow, vom Kolotzkyschen Kloster bis zur Stadt Gschatzk, der General-Adjutant Graf Orloff-Denißow am 21. bey Tages-Anbruch auf verschiedenen Puncten, die sich bey der Stadt Wiäsma befundenen Detaschements der geschlagenen feindlichen Regimenter angriff. Sie vertheidigten sich hartnäckig, wurden indessen überall geworfen.

Bey dieser Gelegenheit wurden dem Feinde ein Batterie-Geschütz und über 40 Fuhren genommen.

Gefangen wurden der Secretär des Herzogs von Bassano, Kamuce, nebst der Canzelley, der Capitain Hartung von der sächsischen Garde, der Staabs-Doctor Schwabhaus, 3 Commissairs vom Corps des Marschalls Ney, und 130 Mann vom untern Range.

Den 22. Morgens attakirte der General Miloradowitsch den Feind bey der Stadt Wiäsma. Das Gefecht dauerte bis zur Stadt Wiäsma fort, aus welcher der Feind von unserer 11. und 26. Division, unter Befehl der General-Majors Paskewitsch und Tschoglikoff, mit dem Bajonette vertrieben wurde. Das Pernausche Infanterie Regiment befand sich an der Spitze der Colonnen, drang zuerst in die Stadt mit fliegenden Fahnen und beym Trommelschlag, und reinigte den Weg den übrigen Truppen. Nach Aussage der Gefangenen hatte der Fend in diesem Gefechte drey Corps, nahmentlich: des Vice-Königs von Italien und der Marschälle Davoust und Ney.

Der Verlust des Feindes beläuft sich, an Todten und Verwundeten, bis 6000 Mann. Gefangen sind 2500, unter welchen sich der Artillerie-General Pelletier mit seinem Adjutanten, und der Chef des General-Staabs des Marschalls Davoust, Obrist Morat, befinden. Von unsrer Seite war der Verlust an Todten und Verwundeten nicht grösser als 500 Mann.

Nach der Einnahme von Wiäsma hat sich unsre Avant-Garde, jenseits der Stadt, auf der Smolenskischen Straße gesetzt und die leichten Truppen, unter Befehl des Generals von der Cavallerie verfolgten den Feind von Wiäsma bis Genenina.

Während dieser Zeit sind dem Feinde 1 Fahne und 3 Kanonen genommen, und sein Verlust beläuft sich, außer einer Menge Todter, von welchen die Straße bedeckt ist, auf mehr als 1000 Gefangenen, die Blessirten und Kranken nicht einbegriffen.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  2. Actenstücke und Materialien zu der Geschichte des großen Kampfes um die Freyheit Europa's in den Jahren 1812 und 1813. Germanien, bey Peter Hammer. 1813.
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