Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Treffen bei Wartenburg.[]

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SectieWartenburg

Plan von der Uebergang des Yorkschen Corps über die Elbe bei Wartenburg.

Wartenburg (Treffen bei), am 3ten Oct. 1813. Der Feldmarschall Blücher in der Mitte des Monats September entschlossen, durch die Versetzung seiner Armee auf das linke Elbufer dem Kriege eine entscheidende Wendung zu geben, brach am 26sten Sept. aus dem Lager bei Bautzen auf und marschirte bis zum 3ten Oct. über Camenz, Elsterwerda, Herzberg, Jessen nach Elster, - eine Bewegung, deren Anlage und Ausführung für immer in der Kriegsgeschichte Epoche machen wird. Der großen französischen Armee blieb dieser Marsch ganz verborgen, doch traf am 2ten Oct. das vierte französische Corps unter General Bertrand bei Wartenburg ein, um diesen Uebergangspunkt zu decken, der als solcher bereits durch Detachements der Nordarmee gefährdet worden war. Jenes Corps vertrieb die wenigen auf das linke Elbufer übergegangenen Truppen der Nordarmee und besetzte die Dörfer Globig, Bloddin, Wartenburg - letzteres mit seinem Gros - so wie das daran liegende durchschnittene buschige Terrain; die Front war nur auf wenigen durch Batterien gedeckten dämmen zugänglich, von einem todten Arm der Elbe geschützt. Das Corps des Generallieutenants von York - der von diesem rühmlichen Tage den Ehrennahmen Graf York von Wartenburg führt - war zum Angriff dieser fast unüberwindlich scheinenden Stellung bestimmt und begann ihn am Morgen des 3ten. Zuerst suchte eine Brigade in der Front von Wartenburg Terrain zu gewinnen, eine andere unter dem Prinzen Karl von Mecklenburg strebte Bloddin zu nehmen und so den Feind rechts zu umgehen. Während jene vorwärts Wartenburg ein blutiges aber unentschiednes Gefecht bestand, eroberte diese nicht ohne Verlust Bloddin, schwenkte rechts und drang nach Globig. Jetzt rückten die drei übrigen Brigaden des Corps - die des Gen. Maj. von Horn an der Spitze - gerade auf die feindliche Stellung an, der Zugang nach Wartenburg war nur auf einem schmalen Damme möglich, die Truppen ließen sich zum Feuern verleiten und verloren dabei natürlich unverhältnißmäßig, ohne daß der Zweck des Gefechts erreicht worden wäre; da setzte sich der Gen. Maj. v. Horn an die Spitze des zweiten Bataillons vom Leib-Infanterie-Regiment, und führte es mit dem Ausrufe: ein Hundsfott, wer noch einen Schuß thut! vorwärts, und in einem Anlauf ward das Dorf mit dem Bajonnet genommen; die Umgebung desselben durch Abtheilungen links und rechts machte den Sieg vollständig, der abziehende Feind stieß auf die während deß immer weiter in seiner rechten Flanke und Rücken angerückte Brigade des Prinzen Karl, und gerieth dadurch vollends in Unordnung. Es würde höchst überflüssig seyn, die Tapferkeit der preußischen Truppen emphatisch zu erwähnen, da die Sache zu sehr für sich selbst spricht; das Corps des Generallieutenants von York, ungefähr 24,000 Mann stark, hatte 70 Officiere, 2000 Mann todt und verwundet, der Feind - 20,000 Mann mit 60 Canonen - verlor einige 1000 Todte und Verwundete, 1000 Gefangene, 13 Kanonen, 80 Munitionswagen. Der General Bertrand würde unbezweifelt die natürlichen Vertheidigungsmittel besser benutzt und unter so günstigen Verhältnissen den Uebergang vielleicht ganz unthunlich gemacht haben, wenn ihm Zeit geblieben wäre, sich von den örtlichen Verhältnissen seiner Position genau zu unterrichten; er zog sich gegen Wittenberg zurück. Das wichtigste Resultat dieses Treffens war die Festsetzung der schlesischen Armee auf dem linken Elbufer, deren Einfluß auf den Gang des Krieges kaum abzusehen ist. Jenem braven Bataillon ward ein Anerkenntniß, welches den Geist der Armee zu schön bezeichnet, als daß wir es mit stillschweigen übergehen könnten. Als das Corps nach der Schlacht vor dem General von York defilirte, grüßte er alle Bataillons-Commandeurs, doch als jenes nahete, und seine Frage, ob dieses das zweite Bataillon vom Leibregiment sey, von dessen erstem Zuge bejaht wurde, zog er schweigend den Hut und bedeckte sich nicht eher, als bis das ganze Bataillon defilirt war. - Was ist die gelungenste Proclamation gegen diesen schweigenden Dank des Helden!


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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