Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1807]

Insbesondere hat man von dem ersten Korps der grossen Armee folgende Details aus Marienburg erhalten:

"Am 4. Jun. Morgens um 3 Uhr machte der Feind Demonstazionen zum Angriff auf Pettelkau und Zagern bey Braunsberg. Ein Theil des 96. Regiment zog sich nach der Gegend, wo er einen Uebergang zu bewerkstelligen suchte, nöthigte ihn zum Rückzuge, und zur Hinterlassung der Brücken-Materialien, die er mitgebracht hatte. Es entstand nun eine Kanonade von einem Ufer zum andern, von Zagern bis nach Pettelkau; sie dauerte einige Stunden, und hatte gar kein Resultat. Um 9 Uhr zeigte sich der Feind auch mit einigen Truppen und Kanonen vor Boarden; er kanonirte unsere Vorposten, versuchte aber keinen Uebergang. Um 11 Uhr man aus der Redoute von Spanden 2 feindliche Kolonnen, die auf den Strassen von Mehlsack und Wormditt vorrückten, und ihre Richtung gegen den Brückenkopf nahmen. Bald darauf breiteten sich diese beyden Kolonnen, deren jede auf 3000 Mann Infanterie geschätzt wurde, welche von einer zahlreichen Kavallerie unterstützt ward, vor dem Brückenkopf aus, und demaskirten 10 Kanonen und 2 Haubitzen, die sogleich auf unsere Verschanzungen Feuer gaben. man erwiederte dasselbe mit Nachdruck, und nach einem zweystündigen Gefechte fieng der Feind an, sich auf den beyden Strassen von Wormditt und Mehlsack zurückzuziehen. Um 3 Uhr Nachmittags war alles auf der Linie ruhig. Am 5. um 4 Uhr des Morgens zeigten die Vorposten an, daß man auf dem rechten Flügel eine lebhafte Kanonade höre, und bald darauf erhielt man die Nachricht, daß das 4. und 6. Korps stark angegriffen wären. Das 1. Korps ergriff die Waffen, und hielt sich auf jedes Ereigniß bereit. Der Prinz von Ponte Corvo traf seine Disposizionen zum Offensiv-Agiren, um eine Diversion zu bewirken, als auf einmahl das Feuer auf dem rechten Flügel aufhörte. General Frere, welcher bey dem Brückenkopf von Spanden kommandirte, zeigte um 9 Uhr an, daß man auf den Strassen von Mehlsack und Wormditt 2 Kolonnen-Spitzen bemerkte. Der Feind rückte mit 10 bis 12,000 Mann Infanterie, 3000 Mann Kavallerie, und 20 Artilleriestücken vor, warf einige Bataillons leichter Infanterie auf die Ufer der Passarge, zur Rechten und Linken des Brückenkopfs, und seine Scharfschützen etablirten sich an den Ufern, unter Begünstigung der Gehölze, die sich auf dem rechten Ufer befinden. Der Prinz von Ponte Corvo befahl darauf dem Divisionsgeneral Lapisse, mit 6 Bataillons von Neumark nach Deutschendorf zu marschiren. Zugleich ließ er die Brigade des Generals Gerard aus dem Lager von Carwinden auf die Anhöhen zwischen Schlodien und Spanden vorrücken. Das 63. Regiment erhielt den Befehl, sogleich Spanden zu unterstützen. Die 4 Regimenter Dragoner, unter dem General Lahoussaie, vereinigten sich, und wurden auf dieser Linie vertheilt. Das 17. Regiment ward so aufgestellt, daß es bey der ersten rückgängigen Bewegung des Feindes auf das rechte Ufer vorrücken konnte. Während diese Disposizionen in Ausführung gebracht wurden, beritt der Prinz die Linie, und näherte sich Spanden, um sich von den wahren Absichten des Feindes zu überzeugen. Der Weg, der von Schlodien nach jenem Dorfe führt, war wegen des Feuers der Russischen Scharfschützen gefährlich, die am Ufer des Flusses aufgestellt waren, und einen Uebergang versuchen zu wollen schienen. Der Prinz befahl, sie aus den Gehölzen, die sie besetzt hatten, durch Kartätschen und Haubitzen zu vertreiben; unglücklicherweise aber kamen die Artilleriestücke, die hierzu dienen sollten, nicht zur rechten Zeit an. Der Prinz hatte sich nach dem Brückenkopf begeben, und dem General Frere seine Ordres ertheilt. Als er zurückkam, ward er das 17. Regiment Dragoner gewahr, welches unter dem Feuer der Russischen Infanterie seiner Posizion zu nehmen in Begriff stand. Er wollte es selbst an einen weniger gefährlichen Ort stellen; indem er sich aber dem Regimente näherte, wurde er von einer Flintenkugel am Halse, unterhalb dem rechten Ohr, getroffen. Die Erschütterung war so heftig, daß sein Kopf auf den Sattelbogen fiel. Die Truppen waren einen Augenblick betrübt und bestürzt. Sie glaubten, daß ihr General en Chef getödtet wäre. Dieser peinliche Irrthum dauerte indeß nur einige Sekunden. Die Verblutung und daher rührende Schwäche nöthigte den Prinzen, sich in ein Haus zu begeben, um sich verbinden zu lassen. Er übertrug darauf dem General Maison, Chef des Generalstabs, seine Ordres den Generals zu überbringen, und die Truppen in ihrer Posizion zu halten. Die Abwesenheit des Prinzen dauerte nicht eine halbe Stunde. Kaum war er verbunden, als man ihm die Nachricht brachte, daß der Feind vor Boarden über den Fluß zu gehen suchte. Er begab sich hierauf sogleich nach der Anhöhe von Deutschendorf. Bald darauf erschien der General Lapisse an der Spitze von 3 Regimentern. Ein Bataillon des 16. Regiments leichter Infanterie marschirte nach dem Fluß zu, um alles anzugreifen, was darüber gegangen wäre. Durch die Gegenwart dieser Truppen ward der Feind zurückgehalten. Der Prinz erhielt die Nachricht, daß neue feindliche Truppen erschienen, und daß die beyden ersten Kolonnen heranrückten, um den Brückenkopf zu erstürmen. Er sandte dem General Frere die Ordre, diesen Angriff auszuhalten, und sich nöthigenfalls mit dem 27. Regiment leichter Infanterie unter den Ruinen der Redoute begraben zu lassen. Auch der Divisionsgeneral Villatte erhielt den Befehl, den General Frere zu unterstützen, und den Feind abzuhalten, in dessen Flanken zu dringen. Bald darauf berichtete General Maison dem Prinzen, daß 5 Russische Regimenter die Erstürmung des Brückenkopfs versucht hätten, aber von dem 27. Regiment leichter Infanterie nachdrücklich zurückgeschlagen worden wären. Die Soldaten dieses Regiments hatten die Russen, ehe sie schossen, auf eine Schußweite erwartet. Das Feuer ihrer Musketen und verschiedene Kartätschensalven, brachten die Russen in Deroute. Sie liessen 300 Todte in den Verhauen des Brückenkopfs, und 200 Verwundetet, die sich nicht mitnehmen konnten. Ueberdies brachten sie 700 Verwundete nach den Dörfern Wühlsen und Wormditt. Ein so vollständiger Erfolg auf unserer Seite, bestimmte den Feind zum Rückzuge. Das 17. Dragonerregiment gieng über die Brücke, und griff ihn auf seinem Rückzuge mit vieler Entschlossenheit an."


Bulletin der großen Armee.[]

Auszug des 78. Bulletins der Französischen Armee.

Heilsberg den 12. Jun.

"Gefecht bey Spanden. Am 5. Jun. setzte sich die Russische Armee in Bewegung. Die Divisionen ihres rechten Flügels griffen den Brückenkopf von Spanden an, welchen der General Frere mit dem 27. Regiment leichter Infanterie vertheidigte. Zwölf Russische und Preussische Regimenter strengten sich vergeblich an; siebenmahl stürmten sie, und siebenmahl wurden sie zurückgetrieben. Mittlerweile hatte der Prinz von Ponte Corvo sein Armeekorps zusammengezogen; allein ehe er hervorbrechen konnte, hatte ein einziger Angriff, den das 17. Dragonerregiment, unmittelbar nach dem siebenten Sturme, auf die Brückenschanze machte, den Feind gezwungen, das Schlachtfeld zu verlassen, und sich zurückzuziehen. So griffen einen ganzen Tag lang 2 Divisionen fruchtlos ein Regiment an, das freylich verschanzt war. Der Prinz von Ponte Corvo erhielt, als er die Verschanzungen in der Zwischenzeit der Angriffe persönlich besichtigte, um sich von dem Zustande der Batterien zu unterrichten, eine leichte Wunde, die ihn einige Wochen von seinem Kommando entfernt halten wird. Unser Verlust in diesem Gefechte war unbeträchtlich, der Feind verlor 1200 Mann, ausser vielen Verwundeten."


Quellen und Literatur.[]

  • Wiener-Zeitung Nro. 52. Mittwoch, den 1. Julius 1807.
  • Wiener-Zeitung Nro. 55. Sonnabend, den 11. Julius 1807.
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