Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Beytrag zur Geschichte des Krieges.[]

[1]
Friedrich von Cölln.

Zwey und zwanzigsten Brief.

Schlaiz.

Nahe vor diesem, einem Fürsten Reuß zugehörenden, Städtchen sahen wir an dem abgebrannten Dorfe Oetteritz die Folgen der Action, welche Tauenzien am 9ten October auf den Höhen jenseits dieses Dorfs lieferte.

Der Bericht des Augenzeugen der Schlacht von Jena liefert in den Beylagen eine authentische Relation von diesem Gefecht, welches ich nicht wiederholen will.

Hat irgend in diesem Feldzuge ein preußischer General sich regelmäßig, sinnig und ohne den Kopf zu verlieren geschlagen, so war es dieser Tauenzien. Was ich nachher von preußischen Dispositionen bey Saalfeld, Jena und Auerstädt beobachtet habe, reicht den seinigen nicht das Wasser. Er konnte mit seinen wenigen Bataillonen die große französische Armee nicht aufhalten; er mußte also fechtend sich zurückziehen, und das hat er mit Umsicht gethan.

Folgendes könnte man ihm vorwerfen:

1) Warum nahm er nicht die Position auf dem Culmberge, und besetzte unter sich die starke Naturvestung Saalburg?
2) Warum rapportirte er nicht, daß die große französische Armee, Napoleon an der Spitze, ihm entgegenrückte? Ihm, der in Franken Connexion haben mußte, konnte dieß nicht unbekannt seyn.
3) Warum zog er sich nicht, Verstärkung anziehend, über Gera und Zeiz nach Naumburg, wodurch er den Plan Napoleons, die Armee von der Elbe abzuschneiden, vereiteln konnte?

Was den ersten Punkt anlangt, so fühl ich mich überzeugt, folgendes zu seiner Vertheidigung anzuführen:

SectieSaalburgSchlaitz

Allgemeine Darstellung der Gefechte bei Saalburg und Schlaitz am 8.ten und 9.ten Octob. 1806.

Saalburg wird durch die Landstraße von Hof über Gefell nach Schlaiz tournirt; wollte er Saalburg vertheidigen, so mußte jene Straße in seine Vertheidigungslinie fallen, dazu war er zu schwach; er that also sehr wohl daran, die Position hinter Schlaiz auf den Anhöhen von Oetteritz zu nehmen, wo die Straßen von Saalburg und Gefell sich vereinigen. Daß der detachirte Posten in Saalburg sich nicht länger hielt, davon in der Folge.

Ueber den zweyten Punkt sind die Rapports nicht bekannt gemacht. Wer weiß, ob Tauenzien nicht die richtigen Nachrichten gab, wurden sie aber geglaubt?

In dem dritten Punkt kann ich die Schritte des Generals nicht vertheidigen, wenn er nicht expresse Ordre gehabt hat, sich auf Hohenlohe zu repliiren. Indem er das Corps der Sachsen bey Mittelpölnitz aufnahm, konnte er bey Gera, Langenberg, Zeiz, Weißenfels und endlich auf dem Kößener Berge Posto fassen, endlich würden dann dem Herzoge doch die Augen geöffnet worden seyn.

Ging auch das ganze Corps darauf, Tauenzien wäre als Leonidas, seine Truppen als Lacedemonter bey Termopilä gefallen.

Die Aktion bey Schlaiz, so wie die bey Saalfeld, machen den Franzosen keine, wohl aber den Alliirten alle Ehre, denn Hunderttausende unterdrückten hier einige Tausend, die sich männlichtapfer wehrten, und deren General bey Schlaiz das Terrain zu benutzen verstand.

Die Preußen hatten die Höhen am Hochgericht zwischen Oetteriz und Görkeriz inne, ihre leichten Truppen zogen sich bis in die Vorstädte von Schlaiz. Die Höhen oberhalb Oschitz besetzten die Franzosen, und detaschirten rechts und links, die Preußen zu umgehen, und von ihrem Rückzuge nach Auma abzuschneiden, welches ihnen bey ihrer Vielzahl auch gelungen seyn würde, hätte der General nicht zur rechten Zeit sich abgezogen. In Schlaiz lobte man vorzüglich die Tapferkeit der preußischen Füselire vom Bataillon Roßen; sie wurden nur mit großer Anstrengung, so wie das ganze Tauenziensche Corps, von Schlaiz verdrängt.


Die Affaire bei Schleiz.[]

[2]
Das kleine Treffen bei Schleiz im Voigtlande ist weniger durch die Menge des in demselben vergossenen Blutes, oder durch kühne Dispositionen merkwürdig, als durch manche andere Umstände, die von großem Einfluß auf das Ganze wurden, und auf welche die folgende Erzählung hinweisen wird.

Der General Tauenzien hatte seit dem fünften Oktober sein Hauptquartier in Hof genommen, und den Paß bei Saalburg mit einem Bataillon sächs. Infanterie, und ein Paar Eskadrons Husaren und Dragonern besetzt. Zwei Tage darauf wurde ihm die Nachricht von dem Andringen der Franzosen gebracht, und er brach nun mit seinem, etwa 6 bis 7000 Mann starken Corps eiligst auf, und kam den achten Oktober in den Mittagsstunden mit denselben bei Schleiz an.

Auf einigen Anhöhen um Schleiz herum konnte man das Anrücken der Feinde ziemlich deutlich bemerken.

Gegen drei Uhr des nehmlichen Tages vernahm man ein ziemlich heftiges Schießen aus der Gegend von Saalburg her, die Franzosen hatten sich vis à vis des Saalburger Paßes aufgestellt. Zwar hatten die Preußen die Brücke bei Saalburg abbrechen lassen; aber da das Wasser so seicht war, daß man durchwaden konnte, so waren auch die Franzosen durchgegangen, und der Angriff hatte begonnen.

Auf dieses Schießen wurde sogleich Lärm geschlagen, und die sämmtlichen Truppen setzten sich gegen Saalburg in Marsch. Sie hatten aber Schleiz kaum eine Stunde im Rücken, als die Nachricht bei dem General Tauenzien ankam, daß der Paß bei Saalburg verloren sey.

Da die Feinde nicht für gut gefunden hatten, die von Saalburg zurückgedrängten Truppen zu verfolgen, so hatten auch die ausgerückten Truppen keine Gelegenheit gefunden, sich mit dem Feinde zu messen, und kehrten gegen neun Uhr des Abends wiederum in die Stadt zurück. Etwas später kam auch das bei Saalburg gestandene Bataillon.

Schon diesen ersten Abend, nachdem man sich mit dem Feinde gemessen, zeigte sichs, welch eine Vereinigung die der Preußen und Sachsen wäre. Ueberall verlangten die Preußen etwas Besseres zu seyn, als die Sachsen, und sie giengen sogar so weit, daß sie, in Quartieren, wo sie mit den Sachsen zusammengelegt waren, sich weigerten, mit ihnen zu essen.

Die Nacht gieng indessen, bis auf einige kleine Unordnungen, zwar nicht ruhig, aber doch ohne große Drangsale vorüber.

Des andern Tages früh um neun Uhr erfolgte die Nachricht, daß der Großherzog von Berg mit der Avantgarde in Ebersdorf sey, ja daß der französische Kaiser selbst sein Hauptquartier daselbst genommen habe.

Der preußische General ließ auf diese Nachricht die Truppen durch den Schlag der Trommel versammlen. Alle glaubten, die Preußen würden sich zurückziehen, da sie nicht im Stande wären, sich gegen eine solche Uebermacht zu halten; aber auf dem Markte ward der Befehl ausgegeben, daß sich die Truppen nach Oschitz bewegen, die Bagage aber nach Auma zurückgehen sollte.

Nun stellte sich das Corps vor der Stadt in Schlachtordnung, und die Avantgarde, die aus den sämmtlichen Schützen und Husaren bestand, rückte bis jenseits Oschitz an den Wald vor, die Reserve aber war hinter der Stadt bei der Bergkirche aufgestellt.

Die Avantgarde kam bald mit den feindlichen Tirailleurs zusammen, und wurde von der Uebermacht zurückgedrängt. Sie zog sich gegen die Hauptlinie zurück, welche nicht angegriffen wurde.

Nach zwei Uhr kamen die Preußen und Sachsen nach Schleiz zurück. Da dem General Tauenzien gemeldet worden war, daß der Feind auf verschiedenen Punkten über die Saale gegangen sey, daß er bereits alle Straßen beherrsche, und nur die nach Auma noch frei sey; so sahe er sich genöthiget, sich zurückzuziehen, und richtete seinen Marsch nach Auma.

Man war in Schleiz des Zurückkommens wegen in Sorgen und Angst, und wendete sich deshalb mit der einfältigen Frage: Wie es denn gegangen sey? an einige retirirende Preußen. Wir haben sie garstig gepfeffert, war die beruhigende Antwort, in acht Tagen läßt sich kein Franzose wieder sehen. Ich allein, fuhr ein Anderer fort, ich allein hab' ihrer eilfe todt Geschoßen; aber viermal hab' ich nach der letzten Kanaille schießen müssen, ehe sie fiel.

"Wie kömmt es denn aber, daß ihr Corps sich zurückziehet?"

Der General muß doch seine Ordres haben; wer weiß, wo er sie von Neuem aufsuchen will. Hätte er uns nur man dran gelassen, wir hätten sie ganz kaput gemacht.

Während aber, daß diese auf solche Weise hier renommirten, kam ein Offizier vom Regiment Zweiffel gesprengt, und trieb die Verweilenden an, zu eilen. Er war ehrlich genug, zu gestehen, daß sie die Feinde nicht aufhalten könnten, und daß sie in wenig Minuten in der Stadt seyn würden. Das preußische Corps mochte sich leicht um eine halbe Stunde in der Stadt verspätet haben.

Die Preußen in ihrer aufgestellten Schlachtordnung anzugreifen und zu schlagen, würde bei der großen Uebermacht der Franzosen etwas sehr leichtes gewesen seyn; aber der feindliche Plan gieng auf etwas ganz anders: das ganze Tauenziensche Corps sollte aufgehoben und vernichtet werden. Der Großherzog von Berg war deshalb mit einem Theil seiner Cavallerie über Mühltruff vorgedrungen, und vier andere Regimenter Husaren und Dragoner sollten über Ziegenrück herbei kommen, und so das Corps in die Mitte nehmen. Die letztere Reiterei wurde aber irre geführt, und kam deshalb zu spät auf dem bestimmten Platze an.

Bei der Plänkelei der Vorposten am Oschitzer Walde war auch von den Preußen ein französischer rother Husar gefangen genommen worden. Er wurde in Schleiz eingebracht, und der Pöbel versammelte sich in großen Massen um ihn her. Er war ein Mann von edler kräftiger Gestalt. Da er den Pöbel so neugierig auf ihn zudringen sahe, sagte er weiter nichts, als: sie würden bald mehrere sehen.

In der Schmiedsgasse in Schleiz hatten sich ein Paar preußische Füseliere postirt, und manchen der nachrückenden Franzosen getödet. Jetzt rückte ein größerer Trupp mit heftigem Geschrei ihnen entgegen. Sie ließen sich aber dadurch dennoch nicht bewegen, zu weichen. Nur das Geschrei war ihnen zuwider. Schreit doch nicht so, ihr verfluchten Kerls! damit wird doch nichts ausgemacht. Sie tödeten noch einige. Endlich wurden die beiden Braven zu gleicher Zeit in die Füße verwundet, daß sie zu Boden sanken.

Die Retirade gieng aus der Stadt über die rothe Brücke. Jenseits derselben wurde Halt gemacht. Man hatte auf den Höhen nach Heinrichsruh zu einige Pistolenschüsse fallen hören. Als man aber starke Trupps von rothen Husaren gewahr wurde, hielt man es nicht für rathsam, sich aufzuhalten, sondern setzte seinen Marsch weiter fort.

Jedoch nicht ohne beunruhigt zu werden. Die Arriergarde wurde angegriffen, und es kam der Befehl, umzukehren und den Nachzug zu unterstützen. Die sächsischen Schützen mußten vom Galgen bis an die Bergkirche eine Linie ziehen, und der Kirchhof war mit preußischen Jägern besetzt. Einzelne Trupps von Bila Husaren und Johann Dragoner standen links demselben, und die Füseliere giengen auf die Vorstadt los. Sie bekamen aber aus derselben ein so heftiges Feuer, daß sie genöthigt wurden, sich zurückzuziehen; auch waren schon Tirailleurs bis vor die Stadt hinter eine Erdwand vorgedrungen, von wo aus sie die preußischen Truppen beschoßen. Die Wiesenthal, die zwischen den beiderseitigen Truppen hinfloß, machte keinen Aufenthalt bei dem Vordringen der Feinde, und es dauerte nicht lange, so hatten sich feindliche Kolonnen jenseits der Stadt auf der Ebene ausgebreitet, und eine von den Franzosen aufgepflanzte Batterie fieng an zu feuern.

Man muß es den preußischen, so wie den sächsischen Truppen zum Ruhme nachsagen, daß sie in allen diesen kleinen Attaquen mit ausgezeichneter Bravour gefochten, und gewiß alles gethan haben, was in ihren Kräften stand. Aber die Uebermacht war zu groß. Die preußischen und sächsischen Kavallerietrupps wurden geworfen, und die Schützen wichen. Doch faßte ein Trupp Schützen noch einmal am Galgen Posto, zog sich aber bald wieder weiter.

Die Retirade gieng durch den Hohlweg nach Oettersdorf zu, wo sie zusammengedrängt wurde und sich verspäten mußte. Die Arriergarde marschierte unter beständigem Feuer des Feindes. Ein sächsisches Regiment, welches zu ihrer Unterstützung herbeieilte, und sich in einer Waldlichte am Wege nach Auma aufstellte, konnte nicht viel thun.

Indem man preußischer Seite mit der Vertheidigung seines Nachzugs beschäftiget war, hatten die Franzosen eine reitende Batterie auf die Höhen vor Schleiz gebracht. Sie fuhr zu beiden Seiten Oettersdorfs hinauf, um jenseits des Ortes die Retirirenden zwischen sich zu nehmen, wie es auch gekommen war.

Man muß bei dieser Gelegenheit die Kenntniß des Terrains bewundern, welche den Franzosen eigen war. Wie die Batterie die Höhe zu gewinnen suchte, ritt der commandirende Offizier voraus, und wie er etwa fünfhundert Schritte voraus war, und einen Punkt erreicht hatte, von wo aus er sich freier umsehen konnte, gab er bloß mit seinem weißen Schnupftuche ein Zeichen, und im Hui stachen die Kanoniere rechts und links aus dem Wege aus, und giengen ihrer Bestimmung entgegen, sechse rechts, und zwei links.

Am übelsten gieng es den zwei sächs. Eskadrons, Prinz Johann Dragoner, unter dem Obersten von Hochheimer. Vor Oettersdorf auf der langen Wiese wurden sie von einer großen Uebermacht feindlicher rother Husaren angegriffen und umringt. Aber brav wie ihr Anführer und ohne Furcht wie er, suchten sie sich mit dem Säbel in der Faust aus dem sie umschließenden Kreise herauszuhelfen, und es gelang ihnen auch. Aber als sie das Freie gewonnen hatten, wurden sie von allen Seiten mit Kartätschen- und Tirailleurfeuer empfangen, wodurch sie vollends aus einander kamen, und genöthiget wurden, sich einzeln einen Weg durch die Feinde zu bahnen.

Der Obriste von Hochheimer that sich bei dieser Gelegenheit besonders hervor. Er war unter den Waffen grau geworden, und scheuete nichts weiter, als den Verlust seiner Soldatenehre. Das Leben galt ihn daher nichts, wenn er es auf eine Weise erhalten sollte, die mit seinen Grundsätzen von Ehre im Widerspruch stand.

Bei dieser Affaire zeigte sich der Geist, der ihn beseelte, auf das deutlichste und hervorspringendste. Er wurde tief in das Gefecht verwickelt. Der Feind hatte Respect vor seinem Alter und seinem ganzen ehrwürdigen Ansehen, und behandelte ihn auf eine Weise, die seiner Art Krieg zu führen, Ehre macht.

Aber der sächsische Obriste wollte nicht so behandelt seyn. Er dachte und fühlte sich nur, als Soldaten, und alles andere, seine Jahre, seine körperliche Schwäche, vergaß er so rein darüber, daß er den ungleichen Kampf nicht gewahr wurde, in den er sich eingelassen hatte, und lieber sterben wollte, als nachgeben.

Er starb an seinen zahlreichen Wunden bald nach der Schlacht in dem Pfarrhause zu Oettersdorf.

Man erzählt sich über den Kampf dieses Obristen folgende, diese gewiß interessante Anekdote.

Am Abend, nachdem das Gefecht beendiget und das preußische Avantkorps zurückgeworfen war, speisete der Großherzog von Berg mit seinen vornehmsten Offizieren auf dem Schlosse zu Schleiz.

Während der Tafel, wo, wie man sich leicht denken kann, das Ebengeschehene der Gegenstand der Unterhaltung war, wobei man der Tapferkeit der preußischen und sächsischen Truppen volle Gerechtigkeit wiederfahren ließ, geschah es, daß der Großherzog von Berg zu verschiedenenmalen einige zornige Blicke auf einen nicht weit von ihm sitzenden französischen Obristen warf, der sich den Mund mit dem Schnupftuche zuhielt.

Endlich redete der Großherzog den Obristen an. "Herr Obrist, sagte er, ich kann heute ihre Tapferkeit weniger bewundern, als ich ihre Hartherzigkeit verabscheue."

Wie das, Ihro kaiserliche Hoheit? entgegnete der Obriste, etwas betroffen, indem er sein Schnupftuch so viel lüftete, als nöthig war, um vernehmlich zu reden.

Es war abscheulich, fuhr der Großherzog fort, den alten Mann niederzuhauen, mit dem Sie sich in einem so ungleichen Kampfe befanden.

Erlauben mir, Ihro kaiserliche Hoheit, Sechsmal habe ich ihm Pardon angeboten, wie mir dies der Herr General -- er nannte hier seinen Namen -- bezeugen wird.

Der General bezeugte es.

Und, fuhr er fort, sehen Ihro kaiserliche Hoheit selbst, wie er mit zugesetzt hat. Indem that er das Schnupftuch vom Gesichte weg, und der untere Theil desselben war über und über mit Blut bedeckt. Er hatte zwey bedeutende Hiebe empfangen, von welchen der eine durch den Stutzbart gegangen war.

Der Großherzog war ausgesöhnt, konnte aber nicht umhin, dem braven von Hochheimer seine volle Bewunderung zu schenken.

Während der ganzen Action hielt der französische Kaiser selbst bei der Porzellanfabrik, und ließ mit einer bei sich habenden Kanone die Angriffe signalisiren. Er hatte auch schon sein Nachtquartier in Schleiz ansagen lassen; er gieng aber wiederum zurück nach Ebersdorf.

Die Zahl der Gebliebenen war von beiden Seiten von keiner großen Bedeutung, und wird kaum über hundert betragen haben. Gefangene sind von französischer Seite etwa anderthalbhundert gemacht worden. Das meiste Blut war ohne Zweifel bei Oettersdorf vergossen worden.

Die geschlagenen Truppen nehmen, in ziemlicher Unordnung, ihren Rückweg nach Auma. Der Feind hörte aber bald auf, sie zu verfolgen, und man kam ruhig bis Triptis. Der Zustand der Truppen war bedaurenswürdig; sie waren ohne Brod, die Equipage war verloren, und der gute Muth gesunken.


Von Reisende.[]

Johann Christian Fick.[]

[3]

Kriegerische Rüstungen in und bei Hof.

Graf von Tauenzien, den selbst die siegreichen Franzosen, die ihre Gegner so genau zu beurtheilen verstehen, in ihren Armeebulletins das verdiente Lob eines entschlossenen und einsichtsvollen Generals beilegen, kommandirte hier einen vom Hohenlohischen Armeekorps detaschirten Heerhaufen von ohngefähr 8000 Mann, der aus folgenden Truppen bestand: aus dem Infanterieregiment von Zweifel, Füselierbataillon von Rosen, zwei Kompagnien Jäger und dem Husarenregiment von Rechten, aus zwei Bataillons vom Regiment Prinz Anton, und aus dem Dragonerregiment Prinz Johann. Dieses Häuflein, von dem Armeekorps des erfahrnen Fürsten von Hohenlohe gleichsam der linke Flügel, war von demselben, welches zwischen Rudolstadt und Jena an der untern Saale stand, ohngefehr 10 Meilen entfernt, und von ihm durch ein seht gebürgigtes und waldigtes Land mit den schlechtesten Wegen getrennt. Graf Tauenziein sollte mit diesem Korps die Strasse von Bayreuth über Hof, wo sie sich theilt, und rechts über Plauen nach Dresden und links über Schleitz und Gera nach Leipzig geht, vertheidigen. Allein es führt noch eine andere Strasse von Süddeutschland, und zwar die kürzeste, über Schleitz nach Leipzig, also auf das rechte Ufer der untern Saale. Eben auf diesem Wege konnte man am weitesten vorrücken, ohne das preussische oder sächsische Gebiet zu betreten, und folglich noch vor der Kriegserklärung eine starke Truppenmasse herbeibringen und aufstellen. Es läuft nemlich von dem bairischen Fürstenthum Bamberg ein Strich Landes über Stadt Kronach noch über vier Meilen nördlich, so daß die Gränze desselben bei Nordhalben sich nördlich er erstreckt, als Hof liegt. Erreichten die Franzosen Schleitz früher als die Preussen und Sachsen bei Hof, so waren diese von ihrer Armee abgeschnitten, und konnten sich blos auf dem Wege nach Plauen gegen Dresden zurück ziehen. In Hof hatte man zwar ein beträchtliches Magazin angelegt, welches sonst nicht geschieht, wenn man das Terrain nicht vertheidigen will, allein Graf Tauenzien sah das Mißliche seiner Lage nur zu wohl ein, und traf gleich in den ersten Tagen des Octobers die Anstalten, bei der geringsten Bewegung der Franzosen auf der Strasse von Kronach über Lobenstein nach Schleitz, Hof zu verlassen, und sich längst dem rechten Ufer der Saale über Schleitz, mit wenigstens periodischer Vertheidigung dieses wichtigen Postens, näher an das Hauptarmeekorps zurück zu ziehen. Bis zum 27. September hatten die Franzosen unter dem eben so sehr wegen seiner Feldherren-Talente als wegen seines edlen, menschenfreundlichen Karakters allgemein geschätzten Fürsten von Ponto Corvo (Marschall Bernadotte) sich bei Nürnberg und Fürth gesammelt; die Armeekorps unter den Marschällen Davoust und Mortier, waren aus ihren bisherigen Standquartieren vorgerückt, und die folgenden Tage marschirte der größte Theil über Erlangen und Bamberg auf der Strasse nach Kronach gegen den obern Theil der Saale los. Die Marschälle Ney und Soult waren mit ihren untergebenen Korps an die Nordgränze der obern Pfalz vorgerückt, um bei dem würklichen Ausbruche der Feindseligkeiten als rechter Flügel über Bayreuth und Hof auch auf der Strasse nach Schleitz vorzudringen. Wenn man die Stellung des preussischen Heers auf der westlichen Seite der Saale bei Eröffnung des Feldzugs übersieht, so kann man sich diese Stellung nicht anders erklären, als daß dessen Befehlshaber den Hauptangriff der Franzosen von der Strasse über Koburg, also auf der sogenannten Judenstrasse, oder über Fulda her, erwarteten; oder vielmehr es ergiebt sich aus andern Gründen, daß man über den Operationsplan nicht einig war, und sich eben dadurch auf der linken Flanke umgehen ließ. Vielleicht wollten man auch die Verbindung mit Hessen erhalten, und den westlichen preussischen Provinzen zur Vertheidigung näher sein. Ob man nicht besser gethan haben würde, über die Gebürgspässe des thüringer Waldes mit der rechten Flanke gegen Königshofen im Grabfelde, mit dem Centrum über Koburg gegen den Main und mit dem linken Flügel bis vor die Schluchten von Berneck vorzurücken, wobei alle Bagage, alles durchaus nicht zu einem Kampfe Erforderliche jenseits der Gebürge zurück gelassen werden mußte, um bei einer unglücklichen Schlacht mit dem großen Gegner einen sichern leicht zu vertheidigen Rückzug zu haben, wo man sich jenseits der Gebürge gleich wieder aufstellen konnte, dieses überlasse ich der Entscheidung einsichtsvollerer Männer im Militärfache. So viel ist wenigstens gewiß, daß man bei jedem noch so unglücklichen Ereignisse nicht von der Elbe und von Berlin abgeschnitten worden wäre. Wahrscheinlich hatte man anfänglich den Plan, weiter gegen Süden jenseits der Gebürge dem Feinde entgegen zu rücken; er wurde aber durch das langsame Anschließen der Sachsen an die preussische Armee, und durch die seltene Schnelligkeit der Franzosen unter ihrem Kaiser Napoleon vereitelt.

Schon in der Nacht vom 4. auf den 5. October brachen die Preussen durch das falsche Gerücht verleitet, daß die Franzosen gegen Naila, als von Westen her, im Anzuge wären, von Hof auf, marschirten aber sogleich wieder, nachdem man vom Gegentheile sichere Kunde erhalten hatte, noch vor Tages in die Stadt und benachbarte Gegen zurück. Auf dem nördlichen Berge von Hof jenseits der Saale, über dem die Strasse nach Plauen und neben dem die Strasse nach Schleitz läuft, rückte der größte Theil der preussischen und sächsischen Infanterie in ein Lager; die Preussen standen auf dem rechten, die Sachsen auf dem linken Flügel. Alle andern Anhöhen um Hof, wo Wege herbei führten, besonders gegen Naila hin, also gegen das nächste bambergisch-bairische Gebiet, waren mit starken Pickets besetzt. Ich besuchte in Gesellschaft eines Freundes und Verwandten, des Justitzkommissärs Wächters, den meiner Seele so nahen Kaplan Fick in Selbitz, drei Stunden von Hof. Bei unsrer späten Zurückkunft wurden wir von den ausgestellten Husarenpickets und Patrouillen mehrmals angehalten, und der eine von diesen Husaren erschreckte und nicht wenig, indem er uns, nachdem er an der Seite des Wagens unbemerkt herbei gesprengt war, eine gespannte Pistole vorhielt, mit dem donnernden Ausrufe: Halt! Unsere raschen Pferde wurden durch die plötzliche Erscheinung des Kriegers und durch sein Geschrei scheu, und wollten sich vom Kutscher durchaus nicht anhalten lassen. In vollem Kallopp ritt der Husar immer neben der davon rennenden Chaise her, mit ausgestreckten Arme das tödtende Geschoß in den Wagen gegen unsre Köpfe haltend, und dabei immer rufend: "Halt, Halt"; Der Mann bedachte nicht, daß nicht wir, sondern der Fuhrmann die Pferde halten müßte. Die Parthie war ganz und gar nicht beneidenswerth! Der Soldat machte, ohngeachtet unsers Zurufens, sich ruhig zu verhalten, bis der Kutscher die Pferde bändigen könnte, einigemal Miene, sich seines Feuergewehrs gegen uns zu bedienen. Endlich wurden die Pferde zum stehen gezwungen, und wir konnten nach einen kurzen Examen weiter fahren.


Quellen.[]

  1. Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am Preussischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. Dritter Band. Amsterdam und Cölln 1808. bey Peter Hammer.
  2. Kleine Begebenheiten und Charakterzüge aus dem französisch-preußischen Kriege. Zweiter Band. Erstes Heft. Nebst Nachrichten über das Gefecht bei Schleiz den 9ten Oktober 1806. Jena, in der akademischen Buchhandlung. 1808.
  3. Meine neueste Reise zu Wasser und Land oder ein Bruchstück aus der Geschichte meines Lebens. Von D. Johann Christian Fick. Erlangen auf Kosten des Verfassers und in Kommission in der Gredy und Breuningschen Buchhandlung. 1807.