Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Pirmasens, vom 14. Herbstmonat. [1]
Diesen Morgen griff der Französis. General Moreau, der mit einem Corps während der Nacht aus dem Lager von Schweigen aufgebrochen war, den Preußis. Vortrab vor Pirmasens an. Der Herzog von Braunschweig ließ seine Truppen bis Pirmasens zurückziehen. Die Franzosen rükte' so unvorsichtig als muthig nach. Nun griff der Herzog, Meister vom Terrain, wo er seine ganze Macht gebrauchen konnte, die Franzosen mit dem glüklichsten Erfolg an. Das Treffen dauerte lange. Der Prinz von Baden umgieng, vermittelst einer geschikten Evolution einen Flügel der Franzosen, und trug dadurch vieles zur Niederlage des Feindes bey. Die Küraßier von Bostel und die Husaren von Wolfrath richteten ein grosses Blutbad unter dem Feind an, dessen Verlust man auf 2,000. Todte und Verwundete rechnet. Gefangen wurden 1. Oberstlieutenant, 9. Hauptleute, 12. Subalternofficiers und 1500. Gemeine, erobert 2. Haubizen, 3. Achtzehnpfünder, 10. Vierpfünder samt den Munitionskarren, ausser einer Menge Gewehr und anderer Waffen. Die Preussen haben nicht viel Leute verlohren. Doch ist ihr Verlust bedeutend, weil mehrere Offiziers von Verdiensten verwundet und getödtet worden. Man nennt unter den lezten den Lieutenant von Erwille, und den Lieutenant von Bostel. Dieser wurde von einer Kugel getödet in dem Augenblik, da er einen Säbelhieb abhielt, der dem General Katt drohte. Diese vorläufige Nachrichten werden durch den Amtsbericht bestätigt. Nach dem Treffen nahmen beyde Theile ihre vorige Stellungen wieder ein. Man glaubt, der Herzog sey nicht weiter vorgerükt, um die ermüdeten Truppen zu schonen, und im Fall der Noth der Abtheilung der Wurmserischen Armee zu Bondenthal ehe Unterstüzung s_hiken zu können. Einstweilen hat ihr der Herzog eine Verstärkung von 4. Bataillons Infanterie und einigen Artilleriestüken zugeschikt.
Oberrhein, vom 18. Herbstmonat. [2]
Es bestätigt sich von allen Seiten, daß der Herzog von Braunschweig in der Schlacht zwischen Pirmasens und Bitsch 3000. Franzosen gefangen und 3. Haubizen und 27. Kanonen nebst 30. Pulverwagen, und einen Brodvorrath auf 3. Tage erbeutet. Die Franzosen haben ihr Lager bey Bitsch selbst in Brand gestekt. Zu Pirmasens ist das Exerzierhaus, das Rathhaus, das hölzerne Zelt, die reformirte Kirche xc. mit Gefangenen angefüllt. Unter den Gefangenen befindet sich beynahe das ganze Regiment Nassau. Auch die Preussen, besonders das Regiment Bostel, welches zuerst auf den Feind angerückt war und Prinz Heinrich haben viel gelitten. Major Graf von Möllendorf, Rittmeister v. Bostel, ein Sohn des Generals, und Lieutenant Levebur, ist geblieben, Major von Ziethen ist am Arm verwundet, General Katt wurde an der Nase verwundet, und verlohr das Pferd unter dem Leibe.
Paris, vom 23. Herbstmonat. [3]
In der vorgestrigen Seßion wurde dem National-Convent aus einem Schreiben des Kriegs-Ministers ein Bericht mitgetheilt vom dem Gefecht, welches am 14. dieses Monats zwischen einer Division von unserer Armee an der Mosel und den Preußischen Truppen bey Pirmasenz vorgefallen. Dieser Bericht lautet im Auszug folgender massen: Die genannte Division unter dem Commando des General Moraux, marschierte am 14. früh auf der Landstrasse, die von Zweybrüggen nach Pirmasenz führt. Beyde ungefehr 4. oder 5. Stunden von einander entlegenen Oerter waren von den Preussen besezt. Die Avant-Garde mit leichter Artillerie versehen trennte sich von dem Haupt Korps und brachte verschiedene feindliche Posten zum weichen. Als sie der Position der Preussen bey Pirmasenz bis auf 2. Kanonen-Schüsse nahe gekommen war, fand sie 5. bis 6. Escadrons feindlicher Kavallerie vor sich, welche sie, nachdem dieselbe durch unsere Artillerie einen beträchtlichen Verlust erlitten ebenfalls zum weichen brachte. Die feindliche Artillerie erwiederte das Feuer der unsrigen und die Kanonade daurte bey einer halben Stunde. Unser Korps d'Armee formierte sich in 3. Kolonnen, an die Spize einer jeden derselben stellte sich einer von den Volck-Representanten, und rückte mit derselben gegen die feindliche Verschanzungen an, die mit mehr als 40. Kanonen besezt waren, und ein fürchterlich Feuer machten. Die 3. Kolonnen waren diesen Verschanzungen schon bis auf einen halben Kanonen-Schuß nahe gekommen; der Feind hatte bereits seine Infanterie sich hinter die Schanzen zurückziehen lassen, und das neunte Jäger Regiment, nachdem es 3. feindliche Regimenter zusammengehauen und über 200. Mann von ihnen erlegt hatte, war schon an den Thoren von Pirmasenz; als die Kolonne rechter Hand eine von dem Oberbefehlshaber unvorgesehene Wendung machte. Die mittlere Kolonne wurde zu der gleichen Bewegung mit fortgerissen und nun hatte die auf der linken Seite am meisten zu leiden, indessen die beyden erstern durch ihre genohmene Stellung gegen das feindliche Kanonen-Feuer gedeckt waren. Die Kolonne linker Hand, welche einer feindlichen Batterie von 8. Kanonen ausgesezt war, wendete sich rechts, und dieses konnte nicht geschehen, ohne Verwirrung bey den beyden andern zu verursachen. Nun feurten die Feinde mit Kartätschen aus 10. bis 12. Feldstücken von der linken Seite her auf unsere Kolonnen, richteten unter denselben eine Niederlage an, und alles gerieth in Unordnung. Die Volcks-Representanten und Generalen thaten alles mögliche; aber ein panischer Schrecken hatte sich der Gemüther bemächtiget, und jene hatten die Kränckung, einen unordentlichen Rück~~g zu beschliessen. Man brachte 9. Kanonen und 3. Haubizen nach Orbach zurück, nebst der ganzen leichten Artillerie; welches im so viel glücklicher war, da dieselbe militärisch von der Sache zu reden, das gleiche Schicksahl, wie ein Theil der Bataillons-Stücke, hätte haben sollen. Die Truppen rückten von tiefem Schmerz gerührt wieder in ihr Lager ein, man sah nichts als Betrübniß und hörte die stärcksten Ausdrücke des in Unwillens gerathenen Muths. Die Wuth der Wiedervergeltung war auf allen Gesichtern gezeichnet.