Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Montenotte.[]

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Montenotte, in dem ehemaligen Departement gleichen Namens, welches 1805 aus dem westlichen Theile des genuesischen Gebiets, dem Bezirk Ceva und dem Bezirk Acqui, gebildet wurde, ist in der Geschichte des Kriegs von 1796 bekannt geworden. Die Oesterreicher unter Beaulieu hatten am 11ten April die Franzosen unter Bonaparte angegriffen; der Sieg war unentschieden geblieben. Aber am folgenden Morgen erneuerte sich der Kampf; Bonaparte, von Berthier und Massena begleitet, fiel den Oesterreichern in Rücken und Flanke und erfocht nach der hartnäckigsten Gegenwehr den Sieg.


Schlacht bey Montenotte.[]

SectieMontenotte

Gefechte vom Monte Legino bis Mondovi, April 1796.

SectieMonteLegino

Vertheidigung der Schanze von Monte Legino von René Théodore Berthon.

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Beaulieu, nachdem er verschiedene Tage Bewegungen gemacht hatte, welche die Franzosen über seinen wahren Plan täuschen sollten, ließ am 20ten Germinal des 4ten Jahres (9ten April 1796) den Posten Voltri durch zehntausend Mann angreifen. Der General Cervoni und die 3,000 Mann, die er commandirte, vertheidigten sich mit der, den Soldaten der Freyheit eigenen, Unerschrockenheit, und zog sich in der Nacht, in der größten Ordnung, und ohne daß es die Feinde gewahr wurden, auf die Madonna von Savona zurück; Buonaparte hatte diesen Rückzug befohlen, und durch 1,500 Mann gedeckt, die er zu dem Ende an den Zugängen von Sospello und auf die Anhöhen von Veraggio postirt hatte.

Den folgenden Tag, um 4 Uhr des Morgens, attakirte und warf Beaulieu an der Spitze von 15,000 Mann, alle die Posten, auf welche sich das Centrum der Franzosen stützte, und erschien um 1 Uhr Nachmittags vor der Redutte von Montenotte, ihrer letzten Verschanzung.

Ohngeachtet diese Redoute zu wiederholten Malen gestürmt wurde, so blieb sie doch ihren Vertheidigern, und hielt den Feind auf. Der Brigadechef Rampon, der 1500 Mann darinn befehligte, ließ in einem von jenen erhabenen, eine starke und zu großen Thaten gemachte Seele bezeichnenden, Ausbrüchen des Geistes, sie mitten im Feuer einen Eyd schwören, alle in der Redutte umzukommen, und hielt so die ganze Nacht die Feind in der Weite eines Pistolenschusses zurück.

Während der Nacht faßte General Laharpe mit allen Truppen des rechten Flügels hinter dieser, so wacker vertheidigten, Redutte, Posto: und Buonaparte, von den Generalen Berthier, Massena, und dem Commissair Salicetti begleitet, brachte die Truppen seines Centrums und des linken Flügels, um 1 Uhr Mitternacht, indem er durch Altare marschirte, dem Feinde in die Flanke und in den Rücken. Dieses Manövre mußte den Sieg vorbereiten und entscheiden.

Den 22ten Germinal (11. April) mit Tagesanbruch griffen Beaulieu, der Verstärkung erhalten hatte, und Laharpe, sich tapfer und mit verschiedenem Erfolg an, als plötzlich Massena erschien, und Tod und Schrecken in die Flanke und den Rücken der Oesterreicher und Sardinier verbreitete, wo Argenteau kommandirte.

Nicht lange, und die schwere Verwundung der beyden feindlichen Generale Roccavina und Argenteau vermehrte die Verwirrung und die Niederlage war vollkommen. Funfzehnhundert Todte, 2,500 Gefangene, worunter 60 Officiere, und viele Fahnen, zeichneten diesen Tag aus. Die Oesterreicher wurden verfolgt, und die Franzosen bemächtigten sich Carcare's, wo sie den 23ten Germinal einzogen, so wie Cairo's, das die Feinde gezwungen wurden zu verlassen.

Vor Zeiten war es selten, daß eine Schlacht die Gränzen eines Tages überschritt, und eben so selten war es, daß ein Feldzug, so zu sagen, nur eine Kette von täglichen und unaufhörlichen Schlachten gewesen wäre. Diese neue Taktik scheint vorzüglich dem General Buonaparte anzugehören, der keinen Gefallen an halben Erfolgen hat, sondern angefangene Niederlagen gern bis zu ihren gänzlichen Vollendung verfolgt. Diese Art, den Krieg abzukürzen, zwingt seine Feinde, ihm in einem einzigen Feldzug immer neue Heere an der Stelle der zernichteten entgegen zu setzen.

Die Schlacht bey Montenotte konnte nicht entscheidend für den Feldzug seyn. Beaulieu, ob er gleich geschlagen war, blieb noch immer Herr und Meister, durch seinen rechten Flügel, die Hand dem linken der österreichisch-sardinischen Armee zu bieten. Die Kunst war, diese beyden Armeen zu trennen, und die eine in Unthätigkeit zu erhalten, während man die andere schlug. Weil alle beyde Armeen diese große Gefahr leicht einsehen mußten, so wurde diese Operation dadurch noch mehr erschwert, und der Ruhm, sie glücklich auszuführen, war um so größer, da sie das Werk einer, an Zahl weit schwächern, Armee seyn sollte. Die Zeit war kostbar und Buonaparte wußte es; er befahl daher, als er am 23ten sein Hauptquartier nach Carcare verlegte, dem General Laharpe gegen Sozello zu marschieren, als wolle er dort die acht Bataillone aufheben, die der Feind daselbst postirt hatte, und sich den andern Tag durch einen schnellen und verborgenen Marsch nach der Stadt Cairo zu begeben. General Massena erhielt den Auftrag, die Höhen von Dego zu besetzen, während die General Menard und Joubert, der eine die Anhöhe von Biestro, der andere die wichtige Position von St. Margaretha einnehmen würden. Diese Bewegung versetzte, nach den Gefechten von Montenotte, seine Armee über den Rücken der Alpen, und auf ihre gen Italien sich senkende Abhänge. Gewiß, es war sehr viel, in so wenigen Tagen diese Alpen von der Seite erklimmt zu haben, die nach dem mittelländischen Meere gekehrt ist. Man konnte sie nunmehr als überstiegen ansehn, und es war fast ohne Beyspiel, daß dieses je mit solche Schnelligkeit geschehen wäre.


Le Mémorial de Sainte-Hélène.[]

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IV. Schlacht von Montenotte, am 11ten April.

Beaulieu wurde hierüber aufmerksam, und rückte in aller Eile von Mailand aus, um Genua zu Hülfe zu kommen. Er versezte sein Hauptquartier nach Novi, vertheilte seine Armee in drei Corps: das zur Rechten unter dem Befehl des Generals Colli, das aus Piemontesern bestand, hatte sein Hauptquartier in Ceva; es sollte die Stura und den Tanaro beschützen. Das Centrum, unter dem Commando von Dargentau, marschirte nach Montenotte, um die französische Armee vermöge eines Angriffs auf ihre Flanke abzuschneiden, und ihr in Savona den Weg nach der Corniche zu verwehren. Beaulieu in eigener Person zieht mit seinem linken Flügel Genua zu Hülfe und gegen Voltri.

Auf den ersten Anblick sollte man glauben, dieser Plan sey gut berechnet; allein bei näherer Untersuchung der Umstände findet man, daß Beaulieu seine Macht vertheilte, wobei jede unmittelbare Communikation zwischen seinem Centrum und seinem linken Flügel unterbrochen und nur hinter den Gebirgen herum möglich war; dagegen die französische Armee so gestellt war, daß sie sich in wenigen Stunden zusammenziehen und in Masse über das eine oder das andere der feindliche Corps herfallen konnte; war einmal eins von beiden geschlagen, so mußte sich das andere durchaus zurückziehen.

Der General Dargentau, welcher das Centrum der feindlichen Arme kommandirte, rückte den 9ten April vor, und kampirte an diesem Tage in Unter-Montenotte. Den 10ten zog er gegen Monte-Legino, um bei der Madonne herauszukommen. Der Oberste Rampon, welchem die Bewachung der drei Redouten von Monte-Legino übertragen worden war, hatte Nachricht von dem Anzug des Feindes erhalten, und ging mit einer starken Begleitung auf Rekognoscirung. Diese kam wieder zurück, der Feind folgte ihr von Mittag an bis um zwei Uhr, wo sie nun wieder die Redouten besezte. Dargentau machte den Versuch, diese auf einmal wegzunehmen; er wurde aber in drei Angriffen nach einander zurückgeschlagen; er gab dann die Sache auf. Da seine Leute abgemattet waren, so nahm er seine Stellung, und verschob es auf den andern Tag, diese Redouten zu umgehen, wo sie dann von selbst fallen würden.

Beaulieu seiner Seits rückte den 9ten gegen Genua vor. Den ganzen Tag über hatte Laharpe am 10ten mit seinen Vorposten, vorwärts über Voltri hinaus, zu thun, um ihm die Bergschlünde streitig zu machen, und ihn zurückzuhalten. Aber Abends vom 10ten zog er sich auf Savona zurück, und am 11ten mit Tagesanbruch befand er sich mit seiner ganzen Division hinter Rampon und hinter den Redouten von Monte-Legino.

In eben derselben Nacht vom 10ten auf den 11ten marschirte der Obergeneral mit den Divisionen Massena und Augereau über die Bergspitze von Cadibonne, und kam hinter Montenotte heraus. Mit Tagesanbruch wurde nun Dargentau, der sich auf diese Art von allen Seiten umgeben sah, durch Rampon und Laharpe von vornen, und durch den Obergeneral von hinten und auf der Flanke angegriffen. Die Niederlage war vollkommen; das Corps von Dargentau wurde ganz aufgerieben; gerade in diesem Zeitpunkt erschien Beaulieu bei Voltri, aber er traf hier niemand mehr an.

Erst am 12ten erfuhr dieser General das Unglück bei Montenotte, und das Eindringen der Franzosen in das Piemontesische. Da mußte er alsdann in aller Geschwindigkeit seine Truppen wieder denselbigen Marsch rückwärts machen, und auf eben den schlechten Wegen zurückgehen lassen, auf welchen er vermöge seines Plans genöthigt gewesen war, sich einzulassen.

Daraus folgte weiter, daß drei Tage nachher, bei der Schlacht von Millesimo, nur ein Theil seiner Truppen zu rechter Zeit auf dem Wahlplatze ankommen konnten.



> > > V. Schlacht von Millesimo, 14ten April. > > >


Schreiben von Masséna.[]

[4]

Montenotte, den 23ſten Germinal d. J. 4. (d. 12. April 1796.)

An Denſelben.

So eben haben wir den Feind aus den, zu Montenotte von ihm beſetzten Stellungen vertrieben. Sein Verlnſt iſt ſehr beträchtlich; ein gefangener Officier ſchätzt ihn auf 400 Mann; der unſrige beſteht nur aus etwa 20 Verwundeten und 5 oder 6 Getödteten.

Ich laſſe meine Truppen von den Stellungen bei Montenotte ablöſen; ich habe einen Stabsofficier mit 100 Mann auf Recognoscirung abgeſchickt, um in Erfahrung zu bringen, wo ſich der General Laharpe befindet. Iſt ſeine Operation noch nicht vollendet, ſo werde ich ihm zu Hülfe marſchiren und wir werden gemeinſchaftlich nach Carcaro und Sacello rücken, wie Sie mir in der Zuſchrift, die mir mein Adjutant ſo eben einhändigt, vorſchreiben.

Meine Truppen haben kein Brod erhalten; ich weiß nicht, ob man ſich zu Vado einiges hat verſchaffen können.

Den Tapferen, die unter meinen Befehlen ſtehen, bin ich die größten Lobeserhebungen ſchuldig.

Maſſena.

Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Buonaparte's Feldzüge in Italien aus dem Französischen des Bürgers P** General-Officiers der französischen Armee. Mit Kupfern und einer Karte. Leipzig. 1798. bei Karl Wilhelm Küchler.
  3. Denkwürdigkeiten von Sanct-Helena, oder Tagebuch, in welchem alles, was Napoleon in einem Zeitraume von achtzehn Monaten gesprochen und gethan hat, Tag für Tag aufgezeichnet ist. Von dem Grafen von Las Cases. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Gotta'schen Buchhandlung. 1823.
  4. Ungedruckte amtliche und vertrauliche Correspondenz Napoleon Bonaparte's mit fremden Höfen, Fürsten, Ministern, französische und auswärtigen Generalen in Italien, Deutschland und Aegypten. Erster Band. Italien. Leipzig, 1819. J. C. Hinrichssche Buchhandlung.
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