Le Mémorial de Sainte-Hélène.[]
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VII. Gefecht bei St. Michel, Schlacht von Mondovi am 20sten und 22sten April.
Der General Serrurier zog seine Truppen in St. Michel zusammen. Den 20sten ging er über die Brücke von St. Michel; zu gleicher Zeit ging Massena über den Tanaro, um die Piemonteser anzugreifen. Allein Colli, der das Gefährliche seiner Stellung einsah, verließ den Zusammenfluß der beide Flüsse, und zog voran, um selbst in Mondovi Stellung zu nehmen. Durch Zufall befand er sich gerade in demselben Augenblick, als der General Serrurier über die Brücke hervorrückte, mit seinen Truppen vor St. Michel. Er machte Halt, ging ihm mit überlegener Macht entgegen, und zwang ihn zum Rückzug. Serrurier würde sich jedoch in St. Michel gehalten haben, wenn eines von seinen leichten Infanterie-Regimentern sich nicht mit Plündern abgegeben hätte.
Der französische General rückte den 22sten über die Brücke von Torre vor und zog sich nach Mondovi. Colli hatte dort bereits einige Redouten angelegt, und förmlich Stellung genommen; nämlich mit seinem rechten Flügel in Notre-Dame de Devico, und mit seinem Centrum in der Bicoque. Noch an demselben Tage nahm Serrurier die Redoute von der Bicoque, und entschied damit das Schicksal der Schlacht, welcher man den Namen der Schlacht von Mondovi gegeben hat.
Der General Stengel hatte sich in der Ebene mit etwa tausend Mann zu weit entfernt, und wurde von den Piemontesern, die doppelt so stark waren als er, angegriffen. Er traf alle Anstalten, die man nur von einem vollendeten General erwarten konnte, und bewerkstelligte gerade seinen Rückzug gegen seine Verstärkungen, als die bei einem Angriff eine tödtlichen Säbelstich bekam. Der General Murat trieb die Piemonteser an der Spitze der Cavalerie zurück, und verfolgte sie nun wiederum von seiner Seite einige Stunden lang.
Der General Stengel, ein Elsasser, war ein vortrefflicher Husarenoffizier; er hatte unter Dumourier in den nördlichen Feldzügen gedient, war gewandt, verständig, rasch; er vereinigte die Eigenschaften eines jungen Mannes mit jenen des höhern Alters; er war ein wahrer Vorpostengeneral. Zwei oder drei Tage vor seinem Tode war er der erste gewesen, der in Lezegno eindrang. Einige Stunden nach ihm kam dort der französische Obergeneral an, und alles, was man auch zu wünschen hatte, war bereits vorhanden. Die Engpässe, die Fuhrten, waren schon untersucht, Fuhren bestellt, der Pfarrer, der Postmeister verhört, Einverständnisse mit den Einwohnern angeknüpft, Spione waren nach verschiedenen Richtungen hin ausgeschickt; die Briefe auf der Post in Beschlag genommen, und diejenigen, woraus man nützliche Nachrichten ziehen konnte, übersezt; sogar alle Maßregeln waren genommen, um Magazine von Lebensmitteln zur Erfrischung der Truppen anzulegen. Zum Unglück hatte Stengel ein kurzes Gesicht, was beim Soldatenhandwerk ein wesentlicher Fehler ist; dieser unselige Umstand verursachte seinen Tod.
Nach der Schlacht von Mondovi marschirte der Obergeneral gegen Cherasco; Serrurier zog gegen Fossano, und Augereau gegen Alba.
Schreiben von Despinois.[]
Ceva, den 13ten Germinal d. J. 4. (d. 19. April 1796.)
An Denſelben.
Wir waren im Beſitz von Saint Michel, vom Schloß und den Anhöhen; der Feind hatte einen Theil ſeiner Ammunition in die Luft geſprengt; ſeine, bei der Niederlage ſeines Centrums verlaßnen Canonen waren durch einige der Jäger, welche ich bei mit hatte und die über den Tanaro gekommen waren, umgeſtürzt; kurz wir ſtanden auf dem Punct einen vollſtändigen Sieg zu erfechten. Ein Theil der Diviſion des Generals Serrürier überließ ſich unglücklicherweiſe der Plünderung im Dorfe Saint Michel, und alles Streben dieſes Officiers, derſelben Einhalt zu thun, war vergebens. Der Feind benutzte dieſe Unbeſonnenheit, um das Gefecht aufs neue zu beginnen; und in einem Augenblick verloren die Sieger Alles. Der General zog ſich zurück auf die Anhöhen Saint Michel gegenüber, wo ich mit einigen Compagnien, die ich aus den Truppen unter den Befehlen des Generals Fiorella gezogen hatte, zu ihm geſtoßen bin. Er hatte Luſt, ſich in ſeine erſten Stellungen zurückzuziehen, allein dieß widerrieth ich ihm ſehr; er wird Ihre Befehle erwarten. Nichts iſt unwiderbringlich verloren. Wenn der General Augereau das Centrum des Feindes lebhaft drängt, wenn ſein Angriff ſelbſt vor dem des Generals Serrürier beginnt, damit zwiſchen ihnen eine zum Erfolge unumgänglich nöthige Zuſammenwirkung eintrete, wenn unſere ganze Cavallerie ſich verſammelt, um raſch in das Thal einzudringen und über den Feind auf ſeinem Rückzuge herzufallen, ſo glaube ich, daß Sie auf ſichern Erfolg rechnen können. Der Feind hat wenig Artillerie und ſeine Haltung war den ganzen Tag über weniger die eines Feindes, der ſich halten, als vielmehr die eines Feindes der ſich zurückziehen will, und ſich nur die nöthige Zeit nimmt, ſeine Magazine zu leeren. Es iſt vor allen Dingen weſentlich nothwendig, das Sie dem General Serrürier ſchnelle Befehle ertheilen und ihn auffordern, ſich am Feinde zu rächen.
Ihr Bruder wird ihnen dieſe in Eile geſchriebnen Zeilen zuſtellen. Ich würde ſchon bei Ihnen eingetroffen ſeyn, aber mein Pferd iſt mit erkrankt und ich befinde mich nicht minder ſchlecht. Kommen Sie hieher zurück; ich glaube, daß Ihre Gegenwart hier nützlicher ſeyn wird, als zu Salicetto.
- Deſpinois. *)
- *) Damals Brigadegeneral. Es scheint, dass dieser Officier mit Bonaparte in unmittelbare Briefwechsel stand. Gegenwärtig ist er Generallieutenant und befehligt seit 1815 die erste Militärdivision (Paris). A. d. H.
Quellen.[]
- ↑ Denkwürdigkeiten von Sanct-Helena, oder Tagebuch, in welchem alles, was Napoleon in einem Zeitraume von achtzehn Monaten gesprochen und gethan hat, Tag für Tag aufgezeichnet ist. Von dem Grafen von Las Cases. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Gotta'schen Buchhandlung. 1823.
- ↑ *Ungedruckte amtliche und vertrauliche Correspondenz Napoleon Bonaparte's mit fremden Höfen, Fürsten, Ministern, französischen und auswärtigen Generalen in Italien, Deutschland und Aegypten. Leipzig, 1819. J. C. Hinrichssche Buchhandlung.