Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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SectieLandshut

Karte zur Uebersicht der Gefechte und Schlachten zwischen Landshut und Regensburg.

Ueber das Gefecht und die Position bei Landshut, am 16ten April.[]

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Die Erzwingung des Uebergangs über die Isarbrücke bei Landshut erzeugte in diesem Kriege das erste Gefecht. Des Morgens vor 10 Uhr fiengen die Oesterreicher an aus sechs Batterien, wovon vier ober- und seitwärts Landshut lagen, zu feuern, um dadurch ihren Uebergang zu begünstigen. Zwei Kanonen richteten senkrecht ihr Feuer auf die Brücke und ein Drittheil ihres zahlreiches Geschützes bestand aus siebenpfündigen Haubitzen.

Die Baiern placirten einige Stücke Geschütz rechts an der Papiermühle; da es aber von den ober und rechts Landshut liegenden Batterien dominirt und enfilirt wurde, so konnte man sich dort nicht lange halten. Es wurden also 400 Schritte rückwärts aufs neue Kanonen aufgefahren, welche auf die, auf der Anhöhe liegenden österreichischen Batterien ihr Feuer richteten, weil die in der Ebene aufgestellte Infanterie, welche den Uebergang vertheidigte, hinderte auf die österreichische Infanterie zu feuern. Diese Stellung wurde bis 12 Uhr standhaft behauptet, zu welcher Zeit die Oesterreicher durch ihre zahlreiche Artillerie, welche einigemal Brand in der Vorstadt veranlaßte, den Uebergang forcirten.

Nun wurden eilf Kanonen auf der Anhöhe, über welche die Straße durch Altdorf führt, aufgefahren, um die baierischen Truppen, die sich in der größten Ordnung zurückzogen, aufzunehmen. Diese Stellung wurde bis Nachmittags zwei Uhr behauptet und das Feuer von den Oesterreichern lebhaft erwiedert. Die Baiern zogen sich nun langsam brigadenweise zurück, und wenn die Oesterreicher zu nahe kamen, so wurden sie warm empfangen. Bei Weichmühl rückten sie aber sehr rasch mit Cavallerie und Geschütz auf die Baiern los, die sich aber schnell en ordre de Bataille stellten und sie mit Kartätschen begrüßten; man schlug sich bis in die Nacht, worauf die Baiern ruhig ihren Rückzug bis nach Pfaffenhausen fortsetzen konnten. Der Erfolg hat bewiesen, daß die Position bei Landshut nur zum Schein genommen wurde, um dort die Oesterreicher so lange aufzuhalten, bis alle Armeecorps hinter der kleinen und großen Laber, hinter der Abens, der Ilm und Par aufgestellt waren. Das ganze Terrain in dieser Gegend ist recht dazu geeignet, um das Genie und die Localkenntniß eines Feldherrn im glänzendsten Lichte zu zeigen.

Die Position von Landshut ist so beschaffen, daß um sie zu behaupten, die Baiern hätten drei Mal stärker seyn müssen; und auch dann wäre es eine schwere Aufgabe gewesen, weil die Placirung der Artillerie mit großen Schwierigkeiten verknüpft war, indem sie von den Anhöhen senkrecht und auf den beiden Flanken beschossen werden konnte. Dies wäre selbst dann noch der Fall gewesen, wenn sich die baierische Artillerie auf die bloße Vertheidigung der Brücke hätte einschränken wollen. Eine ernsthafte Behauptung Landshuts wäre überhaupt als eine, für Baiern so wichtige Universität, mit unzuberechnendem Verluste verknüpft gewesen; denn nicht allein die Vorstadt, sondern die Stadt selbst hätte durch das Feuer von beiden Seiten in einen Schutthaufen zusammen geschossen werden können.


Züge von Heldenmuth.[]

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Gleich bei dem Anfange der Kanonade gab das Glück einem sehr verdienten baierischen Staabsofficier einen Beweis seiner Gunst. Er war in eines der schönsten Häuser in der Vorstadt einquartirt. Während daß die Oesterreicher den General de Roy aufforderten, sich zurückzuziehen und die abschlägige Antwort darüber in Empfang nahmen, hielten dieser Officier wichtige Dienstgegenstände noch in seinem Quartier auf. Er hatte vorher aus seinem Fenster die Stellung der Oesterreicher oft durch sein Perspectiv betrachtet, und diese konnten deutliche Officiers und Ordonanzen bei ihm aus- und eingehen sehen, weshalb sie vielleicht vermutheten, es logire hier ein General und darum richteten sie auch ihre ersten Kanonenschüsse von dieser Seite alle auf dieses Haus; und als dieser Officier eben auf der Charte noch etwas nachsehen wollte, schlugen zwei Kugeln durch das Fenster zwischen ihm und seinen Bedienten durch in die Wand des Zimmers. Es schnell verlassend, eilte er zur Hausthür, aber auch auf diese und auf die Straße, durch welche er mußte, schickten sie einen Hagel von Kugeln; es blieb ihm also kein anderer Ausweg, als durch die Hinterthür; aber diese war verschollen und die Hausleute konnten in der Angst den Schlüssel dazu nicht finden. Schon hatte man ihn allenthalben vergeblich gesucht, als plötzlich eine österreichische Kanonenkugel durch zwei Mauern das Schloß an dieser Seite wegschlug, als sey dies einzig ihre Bestimmung gewesen und so den Staabsofficier dem gewissen Tode entriß, dem er sich nur durch diese Thüre entziehen konnte.

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Der Grenadiercorporal Kostmar sah in dem Treffen bey Landshut 21. Aprill 1809 die Kasse seiner Division (2 Compagnien) unwiederbringlich verloren; die Bespannung war erschossen, und der Feind näherte sich im Sturmschritt dem Wagen. Rasch benützte Kostmar die wenigen Augenblicke, die ihm der Zufall noch gönnte, um die Kiste zu erbrechen; nahm von der Baarschaft, so viel er nur zu tragen vermochte, und eilte damit in die Wälder. Auf großen Umwegen, unter vielen Beschwerden und mancherley Abenteuern, aus welchen sein besonnener Muth ihn stets rettete, erreichte er nach acht Tagen sein Bataillon, und übergab das gerettete Geld, welches über 1500 Gulden in klingender Münze, und einige tausend Gulden in Bancozetteln betrug. So erprobte der Wackere, daß nicht Geld, sondern nur Pflicht und Ehre seine Thaten bestimmen.


Wackere österreichische Krieger.[]

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Der Grenadier vom Regimente Deutschmeister.

Als das österreichische Heer von Landshut nach Neumarkt am 21. Aprill 1809 sich zurückzog, wurden zwey schwache Grenadier-Compagnien vom Regimente Deutschmeister in einem Gehölze aufgestellt, um den Rückzug durch den Hohlweg von Geisenhausen zu decken. Beym Ausgange des Gehölzes sahen sie sich mitten in einer Ebene von einer zahlreichen feindlichen Reiterey bedroht. Ein Grenadier bemerkt einen verlassenen Pulverkarren zwischen ihnen und dem Feinde, eilt darauf los, gibt Feuer und sprengt ihn in die Luft, mehrere anprellende Reiter wurden verwundet, aber auch der österreichische Held ligt -- ein Opfer seines Muthes, zerschmettert da. Durch das unvermuthete Losknallen des Pulverkarrens abgeschreckt, wagen es die Feind nicht, weiter vorzudringen; die Grenadiere von Staub und Pulverdampf einige Zeit gedeckt; ziehen sich durch die Ebene eilig zurück; und treffen ohne weitern Verlust bey ihrem Bataillon ein; nur von Ferne folgten ihnen die Feind nach.

Schade daß der Nahme dieses Helden bis jetzt noch in keinem öffentlichen Blatte genannt ist; er verdiente es, der Nachwelt bekannt zu werden. Den Niederösterreichern gebührt indessen das Vergnügen, in ihm einen ihrer Landsleute zu vermuthen, da das Regiment Deutschmeister theils in Wien, theils in der umliegenden Gegend seinen Werbbezirk hat.


Quellen.[]

  1. Beobachtungen und historische Sammlung wichtiger Ereignisse aus dem Kriege zwischen Frankreich, dessen Verbündeten und Oesterreich im Jahr 1809. Weimar im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs. 1809.
  2. Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. Vierter Jahrgang. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.
  3. Vaterländischer Jugendfreund. Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch zur Veredlung des Herzens, Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse für die Jugend des österreichischen Kaiserstaates, von Leopold Chimani. Fünfter Theil. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.
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