Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Berichte des kommandirenden Generals Freiherrn Bennigsen an Se. Majestät den russischen Kaiser.[]

Erster Bericht.[]

vom 24sten Mai (5ten Juni) 1807, vom Schlachtfelde bei Guttstadt.

Ich habe das Glück, Ew. kaiserlichen Majestät zu berichten, daß der Marschall Ney heute mit seinem Corps geschlagen ist, und der General Rogert, einige Offiziere und gegen 1000 Soldaten gefangen genommen sind. Unser Verlust ist unbedeutend; geblieben sind wenige; aber leider sind verwundet der General-Lieutenant, Graf Ostermann und der General-Major Somow, ersterer in's Bein und letzterer in den Arm. Der Angriff geschah nach der Ew. kaiserlichen Majestät bekannten Disposition; während der Schlacht, welche auf der linken Seite der Alle statt fand, attakirte der Generallieutenant, Fürst Gotschakow die Stadt Guttstadt, und nahm sie, machte 150 Mann darin zu Gefangenen, und erbeutete ein feindliches Magazin. An diesem Tage hat der Feind gegen 2000 an Getödteten verloren. Die Truppen Ew. kaiserlichen Majestät verfolgten den Feind gegen 4 Meilen; morgen mit Tagesanbruch werden sie ihn noch weiter verfolgen.

Zweiter Bericht.[]

den 25sten Mai (6ten Juni) vom Schlachtfelde zwischen Deppen und Heiligenthal.

Heute früh Morgens um 3 Uhr gingen die Truppen Ew. kaiserlichen Majestät wieder vorwärts. Sobald sie in Ankendorf angekommen waren, wo der Marschall Ney mit seinem Corps in einer vortheilhaften Position in Schlachtordnung stand, ließ ich ihn von zwei Flanken angreifen, während der Fürst Bagrathion das Dorf Heiligenthal überfiel. Der Feind war gezwungen, auf allen Punkten zu weichen; er wurde bis zur Passarge zurückgetrieben. Der Feind hat großen Verlust erlitten, unter andern ist der General Dufahi gefährlich verwundet. An diesen beiden Tagen haben wir gegen 60 Stabs- und Oberoffiziere, und wenigstens 1500 Gemeine zu Gefangenen gemacht, und 2 Kanonen erobert. In der Folge werde ich nicht unterlassen, Ew. kaiserlichen Majestät die umständlichen Berichte von diesen Schlachten zu übergeben. Gestern kommandirte Se. kaiserliche Hoheit der Großfürst Constantin zur Unterstützung des General-Lieutenants Dochterow das Leibgarde-Jäger-Regiment; es hat so ausgezeichnet operirt, daß es die Verwunderung der ganzen Armee auf sich gezogen hat. Der Oberst, Graf Saint Priest hat eine Wunde in's Bein erhalten, sein Bruder, der Seconde-Lieutenant, Graf Saint Priest ist geblieben, eben so auch der Kapitain Wulf und der Lieutenant Ogon Dagonowsky. Graf Stroganow hat gestern mit dem Attamans Kosaken-Regiment, welches der General-Lieutenant Platow unter dessen Befehl gegeben hat, eine ausgezeichnete Heldenthat gethan. Er setzte schwimmend durch die Alle, attakirte augenblicklich den Feind, schlug ihn, machte wenigstens 1000 Mann auf dem Platze nieder und nahm 4 Stabsoffiziere, 21 Offiziere und 360 Gemeine gefangen.


Bulletin der großen Armee.[]

Auszug des 78. Bulletins der Französischen Armee.

Heilsberg den 12. Jun.

. . . . .

Während dieses vorfiel, griffen der Russische Oberfeldherr und der Großfürst Konstantin mit der kaiserl. Garde, und 3 Divisionen den Marschall Ney in seinen Stellungen bey Altkirchen, Guttstadt und Wolfsdorf an. Sie wurden überall zurückgeworfen; als aber der Marschall wahrnahm, daß der ihn angreifende Feind über 40,000 Mann stark sey, so begab er sich, den vorher erhaltenen Vorschriften gemäß, mit seinem Armeekorps nach Alkendorf."

Den 6. Jun. griff der Feind das 6. Armeekorps in seiner Stellung bey Deppen an der Passarge an. Er wurde geworfen. Die Manövres dieses Armeekorps, die bey dieser Gelegenheit durch den Divisionsgeneral Marchand und dessen Offiziere entwickelten Talente, und die Unerschrockenheit, die der Marschall Ney seinen Untergeordneten einflößte, machen dies Treffen so ruhmvoll als merkwürdig für die Korps, die Theil daran nahmen. Der Feind verlor nach seinem eigenen Geständnisse mehr als 2000 Todte, und hatte über 3000 Verwundete. Unser Verlust betrug 160 Todte, 200 Verwundete, und 250 Gefangene, die größtentheils von Kosaken, die am Morgen des Angriffes sich in den Rücken der Armee geschlichen hatten, aufgehoben wurden. Gen. Roger, der verwundet vom Pferde gefallen war, wurde bey einem Kavallerieangriff zum Gefangenen gemacht. Der Brigadegeneral Dutaillis verlor einen Arm durch eine Kanonenkugel."

Kaiser Napoleon langte den 8. zu Deppen beym Korps des Marschalls Ney an.


Quellen und Literatur.[]

  • Tagebuch während des Krieges zwischen Rußland und Preußen einerseits und Frankreich andrerseits, in den Jahren 1806 und 1807. Geschrieben von Carl von Plotho, Berlin, 1811. Bei Friedrich Braunes.
  • Wiener-Zeitung Nro. 55. Sonnabend, den 11. Julius 1807.
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