Die Franzosen werden bey Altenhofen geschlagen.[]
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Der erste März 1793.
Während die Preussen und Hessen die Franzosen von Frankfurt verjagt hatten, und Mainz von der rechten Rheinseite blockirt hielten, wirkte die österreichische Hauptmacht unter dem Feldmarschall Prinzen von Koburg gegen die Niederlande. Gegen Ende Februars war er bey der Armee angekommen und schon in der Nacht vom 28. Februar auf den ersten März ging er auf vier Punkten zwischen Zülich und Düren über die Rör. Den ersten Angriff bey Jülich, von dem der Erfolg der übrigen abhieng, führte der Feldzeugmeister Clairfait aus, den Hauptschlag bey Altenhofen leitete Koburg selbst. Die Franzosen träumten so wenig von einem Angriff, und hielten sich für so sicher, daß der General Dampierre zu Aachen mit einigen Damen in der Karte spielte, als er die erste Nachricht von der Ueberrumplung seiner Kantonirungsquartiere erhielt. Die Franzosen waren geschlagen, ehe sie sich vom ersten Schrecken erholen konnten, und warfen sich in großer Unordnung, ohne nur zu fechten, nach Lüttich zurück. Der General le Vecceur konnte kaum seine Kanonen vor Mastricht retten, und über die Maas zurückgehen, worauf Koburg zwey Tage später (am 3ten) in Mastricht einrückte, das fünf Tage und eben so viele Nächte durch von den Franzosen durch einen Regen von glühenden Kugeln geängstet worden war.
Sieg der Oesterreicher bei Aldenhofen.[]
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Der 1. März 1793.
F. M. Prinz Coburg wollte die Franzosen unter Dampiérre in ihren Cantonirungen so überfallen, dass sie nicht Zeit gewinnen sollten, sich in die bei Eschweiler und Höningen hinter Aldenhofen zubereiteten festen Stellungen ziehen zu können, und liess desshalb die ganze Armee in enge Concentrirung an der Roer zusammenrücken. Aus dieser brach selbe in der Nacht vom ersten März auf, und ging bei Düren und Jülich über die Roer. Die Avantgarde befehligt von Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Karl rückte unter beständigem Gefecht bis Wisweiler vor, wartete hier, den Feind canonirend, den Aufmarsch des unter F. M. L. Prinzen von Würtemberg nachrückenden Corps ab, und zog sich dann nebst dem 2ten Treffen rechts, um des Feindes linke Seite bei Höningen zu umgehen. Er wurden einige Eskadrons Cavallerie in dessen Rücken entsendet, und zugleich die Front, welche fünf grosse Verschanzungen deckten, mit solcher Entschlossenheit angegriffen, dass er gleich in Unordnung gerieth und sich zurückzog. Nun hieb die im Rücken erscheinende Cavallerie ein, und vollendete die Niederlage. Der Feind wurde bis Aachen getrieben. F. Z. M. Graf Clerfait ging mit seinem Corps unter dem Canonenfeuer mehrerer feindlichen Redoutten, welche auf der Chaussée von Aldenhofen erbaut waren, bei Jülich über den Fluss. Mehrere feindliche Massen wurden zusammengehauen, gefangen genommen, und Clerfait rückte über Aldenhofen hinaus. So war die Stellung, welche Aachen und Rolduc decken sollte, genommen. Merkwürdig ist dieser Sieg für die österr. Armee auch in dieser Hinsicht, dass hier der Erzherzog durch eine glänzende Waffenthat seine an kriegerischen Lorbeern so reiche Laufbahn begann.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Frankfurt, vom 4 M_rz. [3]
Aus dem Kayserl. Haupt-Quartier ist folgender Bericht unter dem 1. Merz hier angekommen; die Kayserlichen bemächtigten sich der Verschanzungen bey Aldenhoven am 1. Merz, verfolgten die fliehenden Franzosen bis zu einer andern vortheilhaften Stellung, vertrieben sie auch von dorten, nahmen denselben 12. Kanonen, viele Munitionswägen, Pferde und Bagage ab, und machten einige hundert zu Gefangenen, wovon aber die meisten tödlich verwundet sind. Auf dem Plaze blieben mehr als 2000. Franzosen. Von den Kayserl. wurden nur 30. bis 40. Mann getödet u. verwundet. Die Kayserl. Cavallerie that Wunder der Tapferkeit. Die Infanterie, die Jäger ausgenohmen, kam gar nicht zum Treffen. Die Franzosen fiengen wie gewöhn- mit einer lebhaften Kanonade an, man erwiederte es fast gar nicht, sondern drang auf sie loß. Die Franzosen waren bey 8000. Mann starck.
Der heutige Kourier, der mit dieser Nachricht hier durch nach Wien passirt, kan nicht genug die Tapferkeit und den unerschrockenen Muth schildern, mit welchem die Kayserl. Cavallerie sich hervorgethan. Sie war ganz in Wuth und mezelte alles nieder. Der Verlust von 3. ausgezeichneten Officieren ist sehr zu bedauern, worunter sich der Obrist Baron von Pforzheim vom Dragonerregiment de la Tour befindet. Tags darauf sezte die Armee ihren Marsch weiter fort, und will a, 4. dieses die Franzosen bey Mastricht angreifen.
Köln, vom 2 Merz. [4]
Mittelst eines diesen Nachmittag allhier paßirten Courier nach Wien zu Sr. Kayserl. Maj. von des Feld-Marschalls, Prinzen von Koburg abgeschickten Officiers wurde die erfreuliche Nachricht bestätigt, daß die K. K. Truppen gestern, den 1ten dieses, unter Anführung des Prinzen von Koburg und des G. F. Z. M., Grafen Clairfait, einen herrlichen Sieg bey Düren und Aldenhofen davon getragen. Ein Schreiben aus dem K. K. Hauptquartier Aldenhoven vom 1sten Merz ist nachstehenden Inhalts: "Der heutige Tag ist vollkommen glücklich ausgefallen. Heute Nach paßirten wir die Roer und vertrieben den Feind sowohl von der Seite von Düren, als auch der Gegend von Jülich bis 5. Viertel Stund über Aldenhofen. Der feindliche Verlust beläuft sich an Todten, Verwundeten und Gefangenen gegen 2000. Mann. Leztere, nämlich die Gefangene bestehen aus ungefehr 600. Zwölf Kanonen und 13. Munitions-Wägen, 1. Wagen mit einer Kassa fiehlen in unsere Hände. Se. Königl. Hoheit, der Erzherzog Karl, haben Nachmittags in eigener Person mit der Avantgarde einige Batterien attakirt, und selbige alle erobert. Sie bestanden aus 9. Kanonen. Unser Verlust besteht in ungefehr 10. Todten und 40. Bleßirten. Unter den erstern ist der wackere Oberste von Pforzheim und der Rittmeister Meesmacker besonders zu bedauren. Heute Abends haben die Kayserl. 2. von den Franzosen eroberte Kanonen allhier eingebracht.
Jülich, vom 1. Merz.
In der Nacht auf den ersten dieses giengen die Kaiserl. hier durch. Der Zug war mit den Kanonen vermischt, und es folgte nachher noch eine vortrefliche Reserveartillerie, so wie auch noch einige schöne Regimenter zur Arriergarde. Der Versammlungs-Ort des ausgerückten grossen Truppenkorps war jenseits der Roer in den Brachfeldern zwischen Gürzenich und Dederichsweiler links und rechts der Chaussee. Von da vertheilte sich die Armee in 3. Kolonen, und jede gieng den angewiesenen Weg. Ungefehr um 7. Uhr kündigte uns der Donner der Kanonen schon an, daß sie mit den Franken im Gefechte waren. Wir sahen von unsern Thürnen, wo der Angriff war. Bey der Langerwehe zwo Stunden von hier hatten die Franken zwo Batterien mit Kanonen, und feuerten gegen die anrückenden Kayserl.; aber nach dem 6ten oder 7ten Schusse hatten 50. Mann Kayserl. Kavallerie die Batterie erreicht, etliche Franzosen zusammengehauen und die Kanonen erobert. Gegen 9. Uhr hörte man von verschiedenen nahen und entfernten Gegenden abermahls ein fürchterliches Kanonieren. Dieses dauerte an einigen Orten länger, an andern weniger. Nachmittags um 4. Uhr erfuhren wir, daß man von Jülich und mehr Orten an der Roer heute ebenermassen frühe ausgerückt und die Francken angegriffen; daß des von hier ausgerückten linken Flügels mittlere Kolonne schon den Franken alle Kanonen, ferner zu Weisweiler, Eschweiler und zu Ruhe in allem 16. zum Theil sehr schwere Stücke abgenohmen, dabey viele Mannschaft getödtet und gefangen genohmen; daß dieses Flügels linke Kolonne über Stollberg gegangen und allda treflichen Fang gethan; daß die rechte Kolonne gegen Aldenhofen sich gewendet, um den Franzosen, welche dorten von vorne vom Centro der Clairfaitischen Armee angegriffen wurde, in die Flanken zu kommen, und es waren auch dort die Batterien der Franken bald erobert. Nach 4. Uhr hörten wir einen neuen Kanonendonner von Achen her. Jezt um halb 7. Uhr hören wie weiter nichts, und es ist also wahrscheinlich, daß auch die Artillerie vor Aachen von dem nun kombinirten Centro und linken Flügel alle erobert und die Kayserl. schon in Aachen eingerückt seyn. Uns nun ist der gröste Plan zum allgemeinen Angriff und dessen meisterliche Anlegung, so wie die tapferste Ausführung am Tage, und es dörfte der Vorgang den Belagerern von Mastricht nicht schmecken. Sollte es nicht etwan auch im Plane liegen, daß der tapfere Beaulieu ebenfalls anrücke?
Jülich, vom 2 Merz.
Da die Umstände von dem gestrigen wichtigen Vorfalle so verschieden angegeben werden, so glaube ich, ihnen als Augenzeugen mit folgendem ächten Bericht nicht unwillkommen zu seyn. Der Plan gieng dahin, daß die Kaiserl. Armee am 1ten d. an verschiedenen Orten zugleich über die Roer sezen sollte. Zu dem Ende ließ General Clerfait in der Nacht vom 28ten Hornung bey unserer Stadt eine Brücke über diesen Fluß schlagen, und detaschirte den Hauptmann, Grafen von Zinzendorf mit seinen Scharfschüzen über dieselbe nach dem Niersteiner Hof, wo man die Franzosen in einer starken Anzahl vermuthete, aber keinen Mann antraf. Während das General Clerfait dieses bewerkstelligte, kam Nachts um ein Uhr eine Französische Patrouille aus dem ganz nahe bey Nierstein liegenden Dorfe Koslar, welche sobald sie die Jäger gewahr wurde, Feuer gab, und gleich wieder nach Koslar zurück gieng. Bald darauf hörte man in gesagtem Dorfe die Trommeln rasseln; Sinzendorf hielt sich aber stille, weil Kaiserlicher Seits verboten war, keinen Schuß zu zu thun. Dieses machte, daß sich die Franzosen wieder zur Ruhe begaben. General Clerfait ließ nun seine Truppen und Artillerie über die Brücke gehen. Indessen bracht der Tag an, so daß die Französis. Schildwachen die Kaiserl. sehen konnten. Jezt wurde allenthalbe Lärm geschlage. Die feindliche Cavallerie sowohl als Infanterie aus Kirchberg und Burheim rückte mit 2 bis 3 Kanonen heraus, und feuerte von der den Clerfaitischen Truppen gerade gegen über liegenden Anhöhe, wiewohl ohne Wirkung, auf die Brücke sowohl als auf die Mannschaft. Zulezt versammelten sich auch die Franzosen von Koslar, Aldenhoven und aus der dasigen Gegend mit ihren Kanonen auf dem Aldenhofner Berg, von wo sie ein heftiges Feuer auf die rechte Flanke des General Clerfait machten welches aber keinen Schaden that. General Clerfait hielt sich imer aus der Kanonenweite, und befahl, keinen Schuß zu thun. Während dieser Zeit war der kommandirende Generalfeldmarschall, Prinz v. Coburg, mit dem Erzherzog Carl aus Düren auf Aldenhoven und der Prinz v. Würtemberg auf Eschweiler im Anzuge. Clerfait wartete daher auf das Signal, welches endlich um 9 Uhr erfolgte. Man hörte von Düren her stark mit Kanonen schiessen. Der Donner des Geschüzes zog sich näher gegen uns und gegen Eschweiler. Auf einmal gab General Clerfait den Wurmser und Blankensteinischen Husaren Befehl, die Franzosen mit dem Säbel in der Faust anzufallen. Jene von Burheim liefen nach dem Aldenhovner Berge und liessen eine Kanone im Stiche, derer sich die Husaren bemächtigten. Im Augenblicke sah man die ganze Kaiserliche Kavallerie den Aldenhovener Berg ersteigen und die Franzosen in aller Eil gegen Geilenkirchen die Flucht nehmen. Oben auf der Plaine gieng nun das Gemezel recht an, so daß Leute, die nach dem Gefechte auf dem Wahlfelde waren, über 1000 zusammengehauene Franzosen zählten. Auch sind schon bey 1000 Gefangene hier vorbey gekommen. Was von der Französischen Kavallerie entkommen konnte, rettete sich durch die Flucht; ihre 11 Kanonen fielen ebenfalls den Kaiserlichen in die Hände. Vergangene Nacht hielt Feldmarschall Prinz von Coburg nebst dem Generale Clerfait ihr Hauptquartier in Aldenhoven. General Latour ist mit 6000 Mann nach Linnich marschirt, um auch da den Feind zu verdrängen. Prinz von Würtemberg sollte gestern nur bis Eschweiler vorrücken, ist aber den Franzosen bis eine Stunde vor Achen gefolgt und hat eine entsezliche Niederlage angerichtet. Der Erzherzog Carl hat zu Högen, nicht weit von Aldenhoven, bey 2 Redouten starken Widerstand gefunden. Den braven Obersten Pforzheim traf eine Kugel, als er in eine Batterie ritt, und blieb nebst einem Rittmeister und einem Lieutenant auf der Stelle todt. Dieses erbitterte die Kaiserlichen so sehr, daß sie die ganze Mannschaft in der Batterie zusammen hieben. Heute ist das Hauptquartier in Herzogenrade, und so geht es immer vorwärts. Von der Wassenberger Seite hört man sehr schwere Kanonenschüsse. Vermuthlich sind die Franzosen auch da in der Dränge. Es heißt der Prinz Friedrich von Braunschweig sey schon zu Venlo über die Maas gegangen, und Morgen werde es auf Rüremond losgehen. Prinz von Würtemberg wird wohl nach Lüttich gehen.
Unsere ganze Besazung war gestern Nachts unterm Gewehre. Die Artillerie mußte gegen Mittag mit brennender Lunte auf den Wällen stehen und die Thore wurden nicht geöffnet. Jezt ist wieder alles ruhig.
Quellen.[]
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- ↑ Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 9. Merz, 1793. Num. 20.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Merz, 1793. Num. 21.