Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Traun.[]

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Traun, schiffbarer und fischreicher Fluß im Land ob der Ens, welcher in Steyermark entspringt, durch den Halstätter- und Traunsee geht, und endlich unterhalb Ebersperg in die Donau fällt. Von demselben hat das Traunviertel den Namen.


Die Traun.[]

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Die Traun, hinter die sich das österreichische Heer zurückzog, entspringt am südlichen Abhang der Gebirge, deren nackte Kalkspitzen die Marken zwischen Österreich und der westlichen Steyermark bilden Am Fuße des Rinnenkogels, eines der großen Gränzsteine der Natur, liegt in einem engen düstern Waldthale der Wildsee, die Geburtsstätte der westlichen Traun, der durch Waldbäche verstärkt in den Altenausseersee abfließt. In der Tiefe der schwarzen Gewässer dieses Sees spiegelt sich das Haupt des Hallstädter Gletschers, Morgens und Abends von der Sonne vergoldet, während tiefe Finsterniß in den Thälern herrscht. Nördlich vom Dorfe Altenaussee, dessen Hütten zwischen Wiesen und Gärten am linken Ufer des Sees zerstreut liegen, verbirgt ein Hügel einen der grössern Salzstöcke, welche der Natur in Zeiten uns unbekannter Revolutionen in dieser Gegend so reichlich niedergelegt hat. Rauschend entflieht die junge Nymphe dem zweyten mütterlichen Schooße, und eilt, mit dem Ramsaubach vereint, der Schwester entgegen. Diese, die mittlere Traun, am Fuße des Predigtstuhls, der Rabensteins und anderer Kogel, durch den Töpplitzbach, dem Wasser des Langgang- und Kammersees, und einige Wildbäche gebildet, stürzt sich in den tiefen, schwarzen Töpplitzsee, und aus diesem nach kurzem Laufe in den Grundelsee, den am linken Ufer ein steiles Waldgebirg, der Scheibling, vom Altenausseersee scheidet. Das düstere Thal mahnet an Schottlands Gebirge und den schwermüthigen Barden Ossian. In wilden Sprüngen ereilt die mittlere Traun noch vor dem Markte Aussee den westlichen Arm und südlich dem Sudhause erreicht der Nessenbach, der von Osten her aus dem von düstern Waldgebirgen eingeschlossenen öden See fließet, die vereinigten Schwestern. So verstärkt grub sich die Traun zwischen dem Sarstein und der hohen Koppen ein grausenvollen Bett über eine Welt von Ruinen; bald küßt die Tochter Steyermarks Österreichs Gränze, und stürzt sich bey Traundorf, vor Josephs Duldungsgesetz der heimliche Zufluchtsort stiller, häuslicher Protestanten, in den Hallstädter See.

In diesem düstern, von hohen Felsenwänden eingeschlossenen Kessel, mit dichten Nebeln häufig bedeckt, wohin durch dritthalb Monde kein Sonnenstrahl fällt, wo der Schmarotzende Spatz ein Fremdling ist, ruft der Reisende mit Tacitus aus: "Wer wollte in diesem Thale wohnen, dem es nicht Vaterland ist?" Genügsame Bergleute bauten sich am Abhange des westlichen Waldgebirgs ihre Wohnungen, den Markt Hallstadt; hoch über ihn ragt der ehrwürdige Rudolphsthurm hervor, den Albrecht I. erbaute, und dessen Wittwe bewohnte; tiefer in das Gebirg hinein liegt der Salzberg, der Nährer der ganzen Gegend.

Außer der Traun und vielen unterirdischen Quellen erhält der Hallstädter See, der 4260 Klafter lang, 1130 breit, und an manchen Stellen 75 tief ist, einen bedeutenden Zufluß durch einen Waldbach, den in einem engen, einsamen Thale am westlichen Ende des Sees die prachtvollen Wasserfälle, des Strub-, Spratter- und Staubbaches bilden, und durch den Gosabach, der hinter dem hohen Schratten durch zwey romantische Seen wild hervorrauscht, das freundliche Gosathal ruhig durchströmt, da, wo es wieder sich einengt, tosend über Felsen hinwegschäumt, und unter dem Gosazwang, Spillbüchlers Werk, in den See sich stürzt; ein schmahler Fußsteig führet von hier in den Markt, senkrecht Felsenwände unterbrechen am rechten Ufer den Pfad.

Von der Gosamühle bis zum Steg am nördlichen Ende wird der See allmählig seichter, für Wasserpflanzen ein fruchtbarer Boden. Durch ein anmuthiges Thal voll Wiesen und Wäldchen grub sich die Traun ihr weiteres Bett; ein Kreutz auf einem bemoosten Felsen im Flusse erinnert die Schiffer an den wilden Laufen und zur Andacht; pfeilschnell schießet der eingeengte Strom über Felsen herab, dem schönen erweiterten Thale entgegen, wo ihm die schiffbare Ischel aus dem schönsten aller österreichischen Seen, dem Abersee, das Wasser zuführt. Weiter in dem anmuthigen Thale nimmt sie von Westen den Weissenbach, von Osten das Wasser aus dem hintern und vordern Offensee auf, und stürzt sich bey Ebensee, nicht fern von der Mündung des Lambathbaches, der das Wasser seiner beyden Seen durch ein enges Waldthal herbeyführt, in den Traunsee.

Diesen zweyten Wasserbehälter der Traun erheben zu einem der schönsten und merkwürdigsten Seen Deutschlands eben so sehr seine Größe (6310 Kl. lang und 1570 breit), und das Leben, das durch die vielen mit Segeln bespannten Schiffe auf ihm herrscht, als seine reitzenden Umgebungen. Am östlichen Ufer starren die kahlen Kalkgipfel senkrechter Berge gegen Himmel empor; die Felsenpyramide des Traunsteins bildet den Schlußstein des hohen Gebirges; wo ein schmahles Ufer sich hier und da bildet, baute die Armuth eine Fischerhütte oder Mühle hin. Dem Rettelsteine gegenüber ist die letzte Felsenwand am westlichen Ufer; auf diesem waldigten Vorgebirge, das weit in den See hineinspringt, prangt Traunkirchen als die Beherrscherinn des Sees; von hier ziehen sich nur noch sanfte Hügel mit Feldern, prachtvollen Auen und schönen Dörfern hin; aus der See erhebt sich das Schloß Ort, am nördlichen Vordergrunde das freundliche Gmünden.

Durch die geöffnete Klause schließet aus dem See pfeilschnell die Traun, die in der Breccia des Mittelgebirgs einen tiefen Rinnsal sich grub. 7218 Klafter unterhalb Gmünden stürzt sie im engen Felsthal 6 Klafter tief über zerschellte Klippen, und weithin tönet das Tosen des schäumenden Flusses; neben dem schauerlichen Abgrund baute der unsterbliche Seeauer den berühmten Fallcanal, auf dem in einer Strecke von 200 Klaftern die Schiffe pfeilschnell eine Höhe von 10 Klaftern hinabstiegen; Bey dem Stifte Lambach empfängt die Traun durch die Ager das Wasser des Mond- und Attersees, des österr. Meeres, und bald darauf das des schiffbaren Baches, der aus dem schönen Albensee am nördlichen Abhang der Ausseer-Alpen hervorströmt. Nahe bey jener stolzen Abtey tritt sie in die Ebene hervor, ihr Bett wird breiter, ihr Lauf minder reissend als bisher; bey heftigen Regengüssen oder beym Schmelzen des Schnees in den höhern Gebirgen bleibt jedoch in der Welser Heide ein freyer Spielraum ihrer Ungestüm; das rechte Ufer ist etwas höher, und behält diesen Charakter bey Ebelsberg, wo die breite Traun die Krems aufnimmt, stets neue kleine Inseln bildet, und nach dem Laufe einer halben Stunde ihre meergrünen Fluthen in die Donau wälzt.

Obschon die Traun alle Gewässer der beyden Kammergüter empfängt, so ist ihr Lauf doch viel zu kurz, um ihre Wassermasse mit der des mächtigen Inn, oder auch nur der Enns zu vergleichen. In ihren großen Wasserbehältern zu Hallstadt und Gmünden muß daher das Wasser immer erst anschwellen, ehe die Klause geöffnet, und der Fluß Trotz des Baues künstlicher Pölster und Wehren für die schweren Salzschiffe fahrbar gemacht werden kann. Diese geringe Wassermasse, die in der Ebene bey erweitertem Bette dieses noch seichter macht, und der schiefe, nordöstliche Lauf erschweren die Vertheidigung dieses Flusses; er ist daher mehr durch seine Lage an den großen Salzbergen Österreichs für die Staatswirthschaft wichtig, als dem vordringenden Feinde gefährlich. Im hohen Gebirgsland ist er bey der Hallstädter Klause (am Steg), bey Laufen, Ischl, und Ebensee; im Mittelgebirge bey der Klause zu Gmünden und unterhalb dem Traunfall; in der Ebene an den Poststraßen aus Salzburg und Bayern bey Lambach, Wels und Ebelsberg überbrückt.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. 1813.
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