Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Troki.[]

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Troki, ehemalige Woiwodschaft in Litauen, zwischen dem Königreich Preussen und Samogitien. Sie begrief vier große Gebiethe, Troki, Grodno, Kupitski und Lowno. Die Hauptstadt

Troki, liegt an einer Erdzunge, welche in einen kleinen See geht. Sie bestehet aus ohngefähr 100 hölzernen Häusern, die zerstreuet liegen. Die 2 dasigen Schlösser sind verfallen. Die Ruinen des altern stehen auf einer Insel. Ausser den Kirchen in dem Dominicaner- und dem Bernhardiner Kloster ist hier eine Pfarrkirche, mit einem wunderthätigen Marienbild. Die Stadt wird, zum Unterschied des nicht weit davon liegenden Dorfs Alt-Troki (Troçki,) wo eine Benedictinerabtey ist, auch zuweilen Neu-Troki (oder Neu-Troçki) genennt. Jezt ist Troki eine Kreisstadt im Russ. Gouvernement Wilno. Sie hat stark besuchte Wallfahrten zu einem wunderthätigen Marienbilde.


1812.[]

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Als ich zurück zur Kavallerie kam, hatte das 1ste Korps bereits eine Stellung rechts von Troki genommen, und sobald die Kavallerie des Grafen Nansouty, von der zweiten Infanterie-Division und der leichten Artillerie unterstützt, auf der großen Straße angriff, theilte sich das Feuer der ganzen Linie mit. Die Russen leisteten, wahrscheinlich absichtlich, keinen bedeutenden Widerstand und zogen sich von Nansouty verfolgt, gegen Wilna zurück.

Troki ward von uns besetzt, der Graf Grouchy nahm daselbst sein Hauptquartier.

Now Troki ist eine Stadt von etwa 3000 Einwohnern. Mehrere kleine Seen umgeben sie, zwei große Klöster, wovon das eine auf der Höhe links, das andere am südlichen Ende derselben liegt, gereichen ihr, so wie die Häuser selbst, die meistentheils ein Stockwerk haben, zur Zierde.

Aber wie erfreulich auch der Anblick eines solchen Städtchens sein, zu welchen erquickenden Aussichten der Ruhe und Erholung er uns berechtigen mochte, so niederschlagend und empörend waren die Szenen in seinem Innern.

Ein allgemeines Jammergeschrei verscholl in den Windsturm und den ängstlichen Läuten der Glocken. Durch die Fenster waren Kugeln gegangen, die mehresten Hausthüren eingeschlagen und die bis jetzt verschonten dröhnten von den Kolbenschlägen und Fußtritten der lärmenden und trunkenen Soldaten, die in Haufen die Straßen anfüllten. Geplünderte, betende, ausgezogene Einwohner erblickte man zitternd sich unter dem vernichteten Hausrath und Wohlstand verbergen, oder der rohen Brutalität jener Rasenden blos gegeben. Kisten, Schränke, Tische lagen, so wie aufgeschnittene Betten mit umhergestreuten Federn, zwischen aufgeschlagenen Fässern, aus denen noch Branntwein oder Meth in trägem Zuge auf die Straße floß. Der großen Bernhardiner Klosters Pforten waren gesprengt, die Thüren der Kirchen zertrümmert, das Geschrei und die Wehklage der Mönche mischte sich mit dem Toben der Hab- und unsinnigen Zerstörungssucht. Und, um die Barbarei aufs Höchste zu treiben, um die traurigsten Beispiele der Verirrungen der Menschheit zu zeigen, stürzten einige Unmenschen Juden, die zur Verzweiflung getrieben sich hatten wehren wollen, aus dem obern Stock ihrer eignen Wohnungen herab.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Mittheilungen aus dem russischen Feldzuge, an einen Offizier des Generalstabes von Röder von Bomsdorff, Königlich Preussischem Rittmeister und Brigade-Adjutant. Leipzig, bey Wilhelm Engelmann. 1816.
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