Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Tippoo-Saib.[]

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Tippoo-Saib, König von Mysore, Sohn des berühmten indischen Fürsten Hyder-Aly, der dem Großmogol zinsbar war, sich aber unabhängig machte, mehrere Nachbarn seiner Herrschaft unterwarf und seinem Sohne einen Staat von ungefähr 87,630 engl. Meilen mit 16 Millionen Pf. Sterl. Einkünften hinterließ. Tippoo, Erbe des unruhigen Charakters von seinem Vater, aber nicht seiner Talente, mehr Soldat als General, und schlechter Regent, brachte seine Kriegsmacht auf mehr als 200,000 Mann und schien dadurch einen Augenblick den Glanz seiner Herrschaft noch zu erhöhen, achtete aber nicht, sich die Liebe seiner Völker zu erwerben, bezahlte seine Soldaten schlecht, verschwendete in Grillen und Gegenständen der Pracht, war gierig auf das Geld, ohne die Mittel zu kennen, wie man sich durch eine gute Staatsverwaltung seine Einkünfte sichern muß, ließ seine Schätze und seine Hülfsquellen, selbst in der Zeit seines Glücks, abnehmen, und sah seine Einkünfte in den letzten Jahren seiner Regierung, wenn man den Siegern glauben soll, auf das Viertheil zusammengeschmolzen. Unruhig und eifersüchtig auf die Nachbarschaft der Engländer, verband er sich während des Amerikanischen Kriegs mit Frankreich und leistete dieser Macht in allen indischen Feldzügen wichtige Dienste; auch ließ ihn dieselbe in dem Frieden, der in Europa unterzeichnet wurde, mit begreifen. Allein er fing nachher den Krieg wieder von neuen an, und da ihn die Revolution der wirksamen Unterstützung Frankreichs beraubte, sah er sich genöthigt, der englisch-indischen Kompagnie und ihren Alliirten allein die Spitze zu biethen, und that es, wenn nicht mit Erfolg, doch wenigstens mit Ruhm, geraume Zeit. Der Feldzug von 1790 war vorzüglich mörderisch, und er verlor in Folge der Schlacht von Travanore, welche den 9. Juny statt hatte, viele Kanonen. Auf mehreren derselben befand sich die prahlerische Inschrift: Tippoo Krieger und Prophet. Der Verlust seines Turbans, seiner Kostbarkeiten und seiner Sänfte, den er in dieser Affaire erlitt, schmerzte ihn so lebhaft, daß er sich 8 Tage lang in sein Zelt einschloß und niemanden vor sich ließ. Den 21. März 1791 sah er unter seinen Augen die Stadt Bengalore nehmen, ohne daß er ihr zu Hülfe kommen konnte; sein Günstling, der sich in dem Platz befand, gerieth in Gefangenschaft, und sein alter General Killodar, der darin kommandirte, kam bey der Sturmlücke (Bresche) um. Tippoo trug damals den Frieden an; sein Vorschlag wurde aber verworfen, weil er sich weigerte, zu gleicher Zeit mit den Indiern, die Alliirte der Engländer waren, Frieden zu machen. Nachdem er sich im Aprill des Forts Chillabaram bemächtigt hatte, machte er neue Versuche, in Unterhandlungen zu treten; die Furcht aber, welche sein thätiger aufrührischer Charakter der indischen Kompagnie einflößte, oder vielmehr die Hofnung, ihn ganz zu entthronen, womit sich diese Kompagnie zu schmeicheln anfing, machten diese Versuche abermals fruchtlos. Den 7. Februar 1792 brachte ihm der Lord Cronwallis eine vollkommene Niederlage bey, war auf dem Punkt, ihn gefangen zu bekommen und nahm ihm beynahe alle Plätze, die ihm noch übrig waren. Endlich zitterte er für seine Hauptstadt und bat den Sieger um Frieden, der ihm denn nun unter den härtesten Bedingungen zugestanden wurde. Ausser einem Theil seiner Staaten lieferte er den Engländern eine Summe von 3 Millionen Pf. Sterling und 2 seiner Söhne, als Geißel, aus. Diese Siege und dieser glorreiche Frieden wurden die Hauptquellen von dem Glücke der brittischen Kompagnie, die ohne die französische Revolution, welche Tippoo seinen eigenen Kräften überließ, nie diese Vortheile erlangt hätte. Er hatte im Jahr 1791 von Ludwig XVI. 6000 Mann Hülfstruppen verlangen lassen, erboth sich, alle Kosten der Expedition zu tragen, und schmeichelte sich mit dieser Verstärkung, die gesammten Niederlassungen der Engländer in Indien zu zerstören. Diese Unterhandlung wurde anfangs ganz insgeheim mit Herrn von Fresne, Kommandanten zu Pondichery, gepflogen; dieser schickte Herrn Leger, Ziviladministrator in Indien, einen äusserst unterrichteten Mann in den orientalischen Sprachen, welche Tippoo selbst alle, sich auf diese Sendung beziehenden, Depeschen dictirt hatte, nach Frankreich. Die Unternehmung wurde im Dezember 1791 dem König von dem damaligen Marineminister Bertrand von Molleville vorgelegt; der Monarch verwarf sie aber aus Gewissenhaftigkeit, und weil sie zu viel Aehnlichkeit mit dem Amerikanischen Kriege habe, "in welchem seine Jugend gemißbraucht worden wäre." Die Ränke des Tippoo indessen, der sich nicht ohne Verdruß von Kaufleuten geplündert sehen konnte, und mehrere Mahl auf Unterstützung seiner ehemaligen Alliirten hoffte, einige Versuche des Direktoriums, das 1797 Offiziere nach Seringapatam schickte, der Ehrgeitz der Engländer, die nur einen Vorwand suchten, um ihren schon geschwächten Feind vollends ganz vernichten zu können, und ihre wirkliche oder scheinbare augenblickliche Furcht, daß Bonaparte, der Ueberwinder Egyptens, nach Indien eindringen möchte, -- alle diese Ursachen fachten bald einen Krieg wieder an, welcher 1799 mit der gänzlichen Eroberung des Königreich Mysore und mit dem Tode Tippoos, der als Held auf dem Walle seiner Hauptstadt starb, endete.


Collectie Rijksmuseum Amsterdam.

The Assault and Taking of Seringapatam on the 4th of May 1799.

Er liebte die Künste, und hatte eine kostbare Bibliothek gesammelt. -- In Michaud Geschichte von Mysore findet man eine Schilderung des Tippoo-Saib, aus der wir hier einige Züge anführen wollen: "Tippoo-Saib wurde 1749 geboren, 13 Jahre vor dem Einzuge des Thamas-Koulikan zu Dely, und 15 vor der Erhebung Hyders auf den Thron von Mysore. Seine Länge war 5 Fuß 8 Zoll; er hatte einen dicken kurzen Hals, breite Schultern und war wohl beleibt. Seine Gliedmassen waren klein, vornehmlich seine Hände und Füße. Er hatte große Augen, geschweifte Augenbraunen, Adlernase und braune Hauptfarbe. In seinen ersten Jugendjahren war er allgemein am Hofe geschätzt, und Hyder Aly sah schon mit Freude des väterlichen Herzens die glückliche Regierung seines Sohnes im Geiste voraus. So wie er aber den Thron bestiegen hatte, täuschte er alle diese glänzenden Hofnungen; je mehr er Hindernisse in seiner neuen Laufbahn traf, desto jähzorniger wurde sein Charakter, und da er nicht in sich die Hülfsquellen fand, um diese Schwierigkeiten zu besiegen, nahm er häufig zu tyrannischen Mitteln seine Zuflucht. Sein Hochmuth war nur eine kindische Eitelkeit, und sein Ehrgeitz ging stets bis zum Wahnsinn. Doch war er nicht ganz ohne einen gewissen Adel in seinen Empfindungen; er war von den wenigen Menschen einer, die sich nicht mit dem Unglück ausgleichen, und bey Widerwärtigkeiten nicht unter ihr Glück herabsteigen."


Tippo Saib.[]

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Tippo Saib, Nabob von Mysore.

Geboren 1750. Gestorben 1799.

Tippo Saib, eigentlich Tippoo Saheb, war der Sohn des tapferen Hyder Aly, jenes berühmten indischen Fürsten, der von der Zinsbarkeit an den Großmogol sich losriß, mehrere Fürsten der benachbarten Staaten seiner Herrschaft unterwarf, und das usurpirte Reich Mysore zu einem Umfange von 87630 englischen Meilen mit sechzehn Millionen Pfund Sterling Einkünfte brachte.

Tippo trat schon in seinen Jünglingsjahren als Statthalter an die Spitze ansehnlicher Heere; und stritt gegen die Engländer, die Maratten und andere ostindische Völker mit dem glücklichsten Erfolge. Er führte tiefdurchdachte Plane und manche außerordentliche Kriegslist mit der größten Schnelligkeit und mit unglaublicher Tapferkeit aus, und wurde dadurch der Schrecken des ganzen südlichen Ostindiens. Alles erwartete, daß er, sobald er zur Regierung gelange, das von seinem Vater ungemein erweiterte Reich, welches aus dem eigentlichen Mysore, Coimbettore, Bedaur, Canonor, Canara, Calikut, und vielen anderen Provinzen in Decan bestand, und bis dicht an die englische Präsidentschaft Madras reichte, sicher auf die höchste Stufe des Glanzes bringen werde. Allein er entsprach diesen Hoffnungen nicht, und es zeigte sich, daß er wohl der Erbe des unruhigen Characters seines Vaters, aber nicht seiner Talente war, und daß der Genius desselben überall mangle.

Er übernahm die Regierung nach des Vaters Tode im Jahre 1782 während des hartnäckigstem Krieges mit der englisch-indischen Kompagnie, den er noch durch zwei Jahre ziemlich glücklich fortsetzte, und durch den Frieden zu Nangalore jedoch nur zeitlich schloß. Er hatte seine Kriegsmacht auf mehr als zweimalhunderttausend Mann gebracht, und schien daher eine Zeit lang fürchterlicher als Hyder Aly selbst. Allein Tippo war mehr ein tapferer Soldat, als guter General, und in der Regierungskunst sehr unerfahren. Er versäumte es, die Liebe seiner Völker zu erwerben, bezahlte seine Krieger schlecht, verschwendete dagegen ungeheure Summen auf Gegenstände der Pracht, ja zuweilen auf eitle Grillen, und war dabei doch gierig auf Geld, ohne die Mittel zu kennen, wie man sich durch eine kluge Staatsverwaltung die Einkünfte sichern muß. Schon in den Zeiten des Glückes sah er seine Schätze und Einkünfte abnehmen, und in den letzten Jahren seiner Regierung waren seine Hülfsquellen auf den vierten Theil herabgesunken.

Eifersüchtig auf die benachbarten Engländer verband er sich während des amerikanischen Krieges mit Frankreich, und leistete dieser Macht in allen indischen Feldzügen wichtige Dienste; auch ließ ihn dieselbe in dem Frieden, der in Europa unterzeichnet wurde, mitbegreifen. Bald fing er aber die Feindseligkeiten von neuem an, denn er meinte die Engländer mit Gewalt aus Madras zu vertreiben, und da er den Rajah von Travancore, einen Bundesgenossen oder vielmehr Unterthan der Engländer verrätherisch überfallen und unterjocht hatte, begann ein mörderischer Krieg. Die französische Revolution beraubte ihn einer wirksamen Unterstützung von dieser Seite, und er sah sich genöthigt der ostindischen Kompagnie und ihren Alliirten allein die Spitze zu bieten, welches er durch länger Zeit, wenn auch nicht mit Erfolg, doch mit Ruhm that. In der Schlacht bei Travancore am 9. Juny 1790 verlor er viele Kanonen. Auf mehreren derselben befand sich die prahlerische Inschrift:<<Tippo, Krieger und Prophet.>> Der Verlust seines Turbans, seiner Kostbarkeiten und seiner Sänfte, den er in dieser Affaire erlitt, schmerzte ihn so lebhaft, daß er sich acht Tage lang in sein Zelt einschloß, und niemanden vor sich ließ. Den 21. März 1791 sah er unter seinen Augen die Stadt Bengalon nehmen, ohne ihr zu Hülfe kommen zu können; sein Günstling, der sich in dem Platze befand, gerieth in Gefangenschaft, und sein alter General Killodar, der darin kommandirte, fiel an der Bresche. Nach diesem Schlage trug Tippo den Frieden an, sein Vorschlag wurde aber verworfen, weil er sich weigerte, zu gleicher Zeit mit den Indiern, welche Alliirte der Engländer waren, Friede zu machen. Nachdem er im April desselben Jahres sich des Forts Chillabaram bemächtigte, machte er neue Versuche in Unterhandlungen zu treten; die Furcht aber, welche sein thätiger unruhiger Character der indischen Kompagnie einflößte, oder vielmehr der Hoffnung, ihn ganz zu entthronen, womit sich die Kompagnie zu schmeicheln anfing, machten diese Versuche abermals fruchtlos. Am 7. Februar 1792 brachte ihm Lord Cornwallis eine vollkommene Niederlage bei, war auf dem Punkt, ihn gefangen zu bekommen, und nahm ihm beinahe alle Plätze, die ihm noch übrig waren. Endlich zitterte er für seine eigene Hauptstadt Seringapatnam, und bat den Sieger um Frieden, der ihm am 17. März 1792 ward, durch welchen er die Hälfte seiner Länder, nicht nach ihrem Umfange, sondern nach dem Ertrage gerechnet, an die Engländer und ihre Alliirten abtreten, eine ungeheuere Summe Geldes an dieselben zahlen, und überdieß seine beiden Söhne bis zu gänzlicher Erfüllung aller Bedingungen nach Madras als Geißeln schicken mußte. Dieser Friede wurde die Hauptquelle des Glückes der brittischen Kompagnie, die ohne die französische Revolution, welche Tippo seinen eigenen Kräften überließ, nie diese Vortheile erlangt hätte.

Diesen Verlust konnte er freilich nicht vergessen, und er sann von jetzt an nur auf Rache. Er suchte Hindostans Fürsten in sein Interesse zu ziehen, auch mit Frankreich die alte Verbindung wieder anzuknüpfen, um die Vertreibung der Engländer aus Ostindien zu bewerkstelligen. Allein die englische Regierung, von seinen Plänen hinlänglich unterrichtet, suchte ihm zuvorzukommen. Sie suchte zwar noch 1798 in Güte mit ihm zu unterhandeln, da er aber jeder freundschaftlichen Verständigung auszuweichen suchte, brachen die Engländer am Anfange des Jahres 1799 mit ihrer gesammten Armee nicht ohne die größten Schwierigkeiten und Gefahren von Madras auf, und zogen vor die Hauptstadt von Mysore. Am 1. May begannen sie die Belagerung von Seringapatnam, und schon am 4. wurde nach dem fürchterlichsten Gemetzel von beiden Seiten diese durch das ganze Morgenland für unüberwindlich gehaltene Festung mit Sturm erobert, wobei Tippo Saib selbst blieb.

In seinem Pallaste fand man einen ungeheuren Schatz von Gold, Juwelen, Silbergeschirr, Stoffen und anderen Kostbarkeiten, wovon fast alle Zimmer angefüllt waren. Auch fand sich eine herrliche Bibliothek, die er gesammelt hatte.

Tippo war fünf Fuß acht Zoll hoch, hatte einen dicken kurzen Hals, breite Schultern, und war wohlbeleibt. Seine Gliedmaßen waren klein, vornehmlich seine Hände und Füße. Er hatte große Augen, geschweifte Augenbraunen, eine Adlernase, und war von brauner Hautfarbe. In seinen Jünglingsjahren war er allgemein geschätzt, so wie er aber den Thron bestieg, täuschte er alle besseren Erwartungen; je mehr er Hindernisse in seiner Laufbahn traf, desto jähzorniger wurde sein Character, und da er nicht in sich die Hülfsquellen fand, diese Schwierigkeiten zu besiegen, nahm er häufig zu tyrannischen Mitteln seine Zuflucht. Ich will lieber, pflegte er öfters zu sagen, zwei Tage wie ein Tiger, als zweihundert Jahre wie ein Schaf leben. Sein Hochmuth war nur eine kindische Eitelkeit, sein Ehrgeiz ging stets bis zum Wahnsinne. Krieg und Feldzüge waren seine Lieblingsgegenstände, und von seiner Verachtung des Todes zeigt seine oft wiederholte Äußerung: da man nur einmal leben kann, so liegt wenig daran, ob es früher oder später geschieht. Doch war Tippo einer der wenigen Menschen, die sich nicht mit dem Unglücke ausgleichen, und bey Widerwärtigkeiten nicht unter ihr Glück herabsteigen.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Miszellen. [3]

Zu London wird nun an einem raisonnirenden Katalog über die Manuskripte des Sultan Tippo-Saib, die nach seinem Tode von Seringapatam ins Kollegium zu Calcutta gebracht wurden, gedruckt. Die Sammlung besteht aus mehr als 2000 Arabischen, Persischen und Hindostanischen Handschriften, worunter viele sehr seltene sich befinden.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Nach dem Französischen des Peter Blanchard neu herausgegeben, vermehrt und fortgesetzt von Friedrich Kraft. Pesth 1815, bei C. A. Hartleben.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 7. Sonnabend, den 23. Januar 1808.


Literatur.[]

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