Töplitz.[]
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Töplitz, ein berühmter Badeort im leitmeritzer Kreise des Königreichs Böhmen, in einer lachenden, fruchtbaren Ebene zwischen dem hohen Erzgebirge und dem böhmischen Mittelgebirge. Es verdankt seine Entstehung den warmen Quellen, die Ritter Kolostug, wie es heißt, 762 hier entdeckte. Er ließ hier ein Schloß bauen, und nannte es Teplaulicze (Warmort). Gegenwärtig sind hier 304 Häuser, und gegen 2300 Einwohner. Die Stadt ist nicht regelmäßig gebaut, die Häuser aber sind mit freundlichen hellen Farben übertüncht, was einen angenehmen Eindruck macht. Die Stadt gehört dem Fürsten Clary, der hier ein geschmackvolles Schloß mit einem herrlichen Garten besitzt, welcher stets zum Gebrauch geöffnet ist. An dem Schlosse ist das Schauspielhaus, das vom Professor Theil in Dresden erbaut ward. An Kirchen verdienen die Schloß- und Dechantkirche bemerkt zu werden. Das Merkwürdigste der Stadt sind ihre Bäder. Das große Männerbad, die zwei Weiberbäder in der Stadt, und das Weiberbad in der Vorstadt wurden im J. 1580 errichtet. Später kamen eine Menge andere hinzu, z. B. das warme, mittlere und kühle Bad u. s. w., so daß endlich zweiundzwanzig Bäder entstanden. Sieben derselben haben ihre besondern Quellen: das große Männerbad und das gemeine Weiberbad in der Stadt, das Frauenbad in der Vorstadt, das tiefe Bad und die Fürstenbäder. Die Einwohner ernähren sich größtentheils von den durch die Badegäste herbeigeführten Geschäften; nur wenige fertigen etwas Tuch, Leinwand, wollene Bademäntel, Beinkleider und Strümpfe. Töplitz ist auch der Sitz eines fürstlich claryschen Amtes. Bei dem benachbarten Dorfe Schönau finden sich die sogenannten Steinbäder, die Schlangenbäder und die Schwefelbäder. Die vorzüglichsten Belustigungsorte für Badegäste in dieser mahlerischen Gegend sind: das Dorf Dorna mit einen angenehmen Garten, das ehemalige Kloster Mariäschein, die Bergstadt Graupen mit einer Burgruine, das Jagdschloß Doppelburg, das Kloster Ossegg, das Städtchen Bilin mit einem Sauerbrunnen, die Ruine des Schloßbergs bei Töplitz, der millschauer Berg mit einer unendlichen Aussicht, das Städtchen Dux mit einer Naturaliensammlung und mancherlei Reliquien von Wallenstein, und das Schloß Culm, wo 1813 eine Schlacht vorfiel.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Wien, den 20sten May. [2]
Als Ihre Kaiserl. Majestäten auf Ihre Reise nach Dresden zu Töplitz angekommen waren, wurde die ganze Stadt des Abends erleuchtet. Es war das Erstemal, daß die Einwohner das Glück hatten, ihren Landesvater bey sich zu sehen.
Töplitz, den 22sten July. [3]Gestern sind Se. Kaiserl. Hoheit, der Großherzog von Würzburg, hier angekommen.
Prag, den 12ten August. [4]Gestern, Vormittags gegen 11 Uhr, sind Ihre Majestät, die Kaiserin, von Töplitz hier angekommen, und haben, ohne sich aufzuhalten, nach geschehenem Pferdewechsel, Allerhöchstihre weitere Reise nach Wien fortzusetzen geruhet.
Töplitz sah in diesem Jahre Se. Majestät zweymal in seinen Mauern, und hatte die Kaiserin von Oesterreich, dann den Großherzog von Würzburg und den Herzog von Weimar zu Kurgästen. In der Durchreise hielt sich die Kaiserin von Frankreich einen Tag und eine Nacht mit Ihr~m Gefolge hier auf. Unsere Kaiserin zu besuchen waren gekommen: am 14ten July Ihre Majestäten von Sachsen, die sächsischen Prinzessinnen Augusta und Maria Anna. Am 25sten July Prinz Maximilian von Sachsen, nebst dessen Familie. Am 7ten August zum zweytenmale die Erzherzogin Theresia mit ihrem Gemahl, Prinz Anton von Sachsen. Ebenfalls zur Badekur langten ganz neulich an: Am 8ten August Se. Königl. Hoheit, der Prinz August von Preussen, und der Erbprinz von Weimar. Rechnet man hierzu noch die Fürsten, die nicht zu regierenden höchsten Häusern gehören: so kann man mit Recht behaupten, daß diesmal in Töplitz mehrere fürstliche Personen sich einfanden, als in manchem Bade die Zahl aller Kurgäste beträgt.
Von der sächsischen Gränze, vom 18ten August. [5]Am 16ten Abends sind Se. Majestät, der König von Preussen, in erwünschtem Wohlseyn über Kollin und Prag in Töplitz angekommen, und im Fürstenhause, das wenige Wochen zuvor auch von Ihro Majestät, der Kaiserin von Oesterreich, bewohnt, und jetzt zum Empfange Sr. Majestät eingerichtet worden war, abgestiegen. Allerhöchstdieselben haben bereits einige Bäder genommen, die Ihnen sehr gut bekommen. Im Gefolge Sr. Majestät befinden sich im Badeort anwesend: Se. Durchlaucht, der Fürst von Sayn-Wittgenstein, die Flügeladjutanten, Major von Luck und von Natzmer, der Major von Thiele, der geheime Kabinetsrath Albrecht, der Hofrath Bußler, der Generalchirurgus Wiebel xc.; im Ganzen, inklusive der Unterofficianten, Livree, Küche und Kellerey, einige 30 Personen.
Töplitz, den 10ten September. [6]Weil die hiesige Gegend rund um mit Gebirgen umgeben ist, kann es nicht anders seyn, daß nicht einer oder der andere der letzten Tage des Augusts minder angenehm sey. Dieses verursachte, daß ehedem die Kurgäste wähnten, die rauhere Jahrszeit schon anziehen zu sehen, um hier früher als in ganz Deutschland ihr Standquartier aufzuschlagen. Der milde September, der gerade hier so sehr sich auszeichnet, wurde also nicht erwartet. Nicht so in diesem Jahre, wo es an der Frequenz der unsere Bäder Besuchenden seinem Vorgänger nicht nachsteht. Noch immer unterhalten sich die hohen und höchsten Kurgäste auf die angenehmste Weise. Am 29sten August, als am Baderfindungsjahrstage, fanden sie sich auf dem Schießhause zum Scheibenschießen ein, wo die Königsscheibe gegeben, und der regierende Herzog von Koburg Scheibenkönig wurde. Am 30sten war Vogelschießen; am 2ten September gab der Herr Graf von Ruppin im Fürst Claryschen Gartensaal einen glänzenden Ball; am 3ten Se. Kaiserl. Hoheit, der Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Würzburg, ein großes Diner auf der, der herrlichen Aussicht wegen merkwürdigen, obern Bergschänke; am 5ten Herr Graf von Waldstein einen Ball in Dux; am 7ten wohnte Alles dem eigends veranstalteten Manöuvre bey, wo 2 Divisionen vom kaiserl. königl. Regiment Klenau mit vollem Beyfall militärische Evolutionen machten.
Heute früh um 5 Uhr reiseten Se. Kaiserl. Hoheit, der Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Würzburg, nach einem siebenwöchentlichen Aufenthalte nach Würzburg zurück.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 133. Montag, den 3. Juny 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 190. Donnerstag, den 8/20. August 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 200. Dienstag, den 20. August /1. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 202. Donnerstag, den 22. August /3. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 232. Donnerstag, den 26. September/8. Oktober. 1812.
Literatur.[]
- Beschreibung von Teplitz in Böhmen. Mit einem illuminirten Kupfer. Prag, 1798. bey J. G. Calve.