Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Temeswarer (Temeschwarer) Bannat, ansehnl. Landschaft von 445 QM. in Ungarn, die an Siebenbürgen, die Wallachey und Servien gränzt. Die Donau, die Theisse und der Marosch machen die südliche, westliche und nördliche Gränze desselben. Der Boden ist einer der fruchtbarsten; aber die Luft veränderlich, und für solche, die ihr nicht gewohnt sind, ungesund. Die vielen Flüsse, welche durchgehen, treten oft aus; daher finden sich Sümpfe, doch bey weitem nicht mehr so viele und große, wie ehemals, indem durch Canäle und Austrocknungen in neuern Zeiten dem Uebel größtentheils abgeholfen wurde. Diese Sümpfe nebst einigen Sandstrichen verbreiten sich aber nur über die westlichen und einen Theil der südlichen Landstriche; die ganze Osthälfte ist mit Bergen angefüllt, welche ausgebreitete Waldungen nebst vielen Bergwerken, auch berühmte Mineralwasser z. B. Meadia enthalten, und wo die Einwohner größtentheils von der Viehzucht leben. Von der Mitte des 16ten Jahrh. an bis 1716 war diese Landschaft den Türken unterworfen, und wurde fast zu einer Wildniß und Aufenthalt für Räuber. Nachdem sie, durch die Siege des Prinzen Eugen und den darauf erfolgten Passarowitzer Frieden den Pforte entrissen, und K. Carju VI. Zu Theil geworden war, so gab sich der Feldmarschall, Franz Mercy d'Argenteau, als Gouverneur, große und glückliche Mühe, das Bannat empor zu bringen. Er zog Colonien von Deutschen, Italiänern und Spaniern dahin, und besezte mit ihnen neue Dörfer. Er sorgte für die Cultur des Landes und für Manufakturen von allerley Art; so wie er für die Sicherheit durch militärische Einrichtungen und Befestigung mehrerer Orte gesorgt hatte. Sein Plan wurde auch nach seinem Tode, der in dem Treffen bey Parma 1734 erfolgte, fortgesetzt. Aber der Türkenkrieg von 1737 vernichtete viele von den getroffenen Anstalten. Die fremden Colonisten entflohen, und die Fabriken kamen in Verfall. Nach wieder hergestelltem Frieden kam eine Menge Raitzen, Servier und macedonische Griechen, aus eigenem Antrieb, in das Bannat; ingleichen auch viele katholische Bulgaren, welche ansehnlichen Reichthum mitbrachten. Der Baron Engelshofen, der 1742 Gouverneur wurde, ließ sich die Verbesserungen von jeder Art eifrig angelegen seyn. Mit dem Jahr 1752 wurde die bisherige militärische Verfassung des Bannats größtentheils in eine Kameralische verwandelt, und die Bevölkerung nahm durch neu ankommende Raitzen und Wallachen zu. Der Preussische Krieg von 1756 erstreckte seinen Einfluß auch bis zum Temeswarer Bannat. Die meisten Einwohner verliessen das Land wieder. Aber nach dem Frieden 1763 bemühete sich die Regierung sehr, die alten Colonien wieder herzustellen, und neue anzulegen. Es kamen viele neue Ansiedler aus Lothringen, aus den schwäbischen und rheinischen Kreisen xc. und darunter auch besonders Manufakturisten und Handwerker, und die Zahl der neuen Wohnhäuser in diesem Distrikte belief sich in den Jahren 1764 - 67 über 1700. Die Bevölkerung nahm durch Fremde immer mehr zu, und man rechnete die Zahl der in den Jahren 1769 - 72 erbauten Häuser und angesetzten Familien an 1400, worunter aber die Dörfer für Raitzen und Wallachen nicht begriffen waren. Die Einwohner sind aus Wallachen, Raitzen, Deutschen, Lothringern, Italiänern, Bulgaren, Zigeunern und Juden gemischt; worunter die erstern die zahlreichsten, die leztern aber an der Zahl am schwächsten sind. Da die meisten Flüsse und Bäche Goldkörner in ihrem Sande führen, so werden solche durch die Zigeuner ausgewaschen, die für 1 Ducaten werth geliefertes Waschgold von dem Bergamte 2 fl. erhalten. Ein Jahr in das andere gerechnet wird etwas über 1200 Ducaten werth gewaschen. Ausser dem gräbt man auch Silber, Kupfer, Bley und Eisen. Das Kupfer ist der größte Reichthum der dasigen Bergwerke, und bringt im Lande jährlich über 400000 fl. in Umlauf. Das aus Kupfer und Bley geschiedene Silber betrug im J. 1775 bis 2000 Mark. Im Jahr 1779 ward dieses Land dem Königreich Ungarn einverleibt, und in 3 Gespanschaften, die Temescher oder Temeswarer, Torontaler und Krassower Gespanschaft zertheilt, wobey noch ein ansehnlicher Distrikt den Gränzsoldaten eingeräumt wurde. s. Temeswarer District.


Quellen und Literatur.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
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