Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Strelen.[]

British Library.



Strelen,[1] Stadt, in dem nach ihr benannten Kreis, an der Ohla, im Fürstenthum Brieg, in Niederschlesien, bekam 1709, vermöge der altranstädtischen Convention, eine lutherische Kirche und Schule. Jezt hat sie 2 lutherische Kirchen. Im J. 1796 hatte sie 2399 Einwohner, darunter viele Tuchmacher, auch beträchtliche Wollenmärkte. Der Strelener Kreis hat 64 Dörfer, und auf 7 QM. 14781 Einwohner, größtentheils Lutheraner.


Strehlen.[]


Strehlen [2] liegt am linken Ufer der Ohlau, hat doppelte Mauern und einen tiefen Graben, der nebst dem Zwischenraum der doppelten Mauern mit Obst und Maulbeerbäumen bepflanzt ist. Sie hat 2 evangelische Kirchen, 2 Begräbnißkirchen, ein Augustinerkloster und Kirche und eine böhmische reformirte Kirche, worin die Bewohner der nahen böhmischen Kolonien ihren Gottesdienst halten; dann giebts noch eine evangelische und katholische Schule und ein Spital nebst einer kleinen Kirche. Hier ist noch ein königl. Domainen-Amt, ein altes Schloß und ein zum Prieborner Amte gehöriger Hof, der zu einer ansehnlichen Lederfabrik eingerichtet ist. Die Stadt hat 389 Häuser, die wegen der Nähe der Steinbrüche meist gemauert, aber nur zum 3ten Theil mit Flachwerk gedeckt sind, und 2922 Einwohner, ein Accise und Zollamt, ein Steuer- Post- und Fabriken- Steueramt, 3 Viehmärkte, 2 Jahr- und Wollmärkte und einen Wochenmarkt, und eine Garnison von einer Eskadron Reiter, vom Regiment Heising, Nro. 8.

Die Einwohner Strehlens ernähren sich vom Kleinhandel, vom Bierbrauen, von mehrern Handwerken, einigem Tuchmachen und der Baumwollspinnerei. Hier wird einiges Tuch, Hüte, Handschuhe und Strümpfe gemacht, mehreres Leder in der dazu eingerichteten Ledermanufactur verarbeitet, einige Seide gewonnen und viel Baumwolle gesponnen.


Zeitgeschichte der Stadt.[]

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1769 den 29. October wurde die fast ganz neue aufgebaute St. Michaelis-Kirche eingeweiht. Sie mußte wegen höchster Baufälligkeit, verursacht durch die vielen Brände bis auf eine kleine Stelle an der Morgenseite niedergerissen werden und erhielt

1780 auch eine neue Orgel. Von itzt an genoß Strehlen äußerlich die Früchte des Friedens bis

1806 den 24sten Decbr. ein Weihnachtsvorabend, den die Bürgerschaft schwerlich vergessen wird. Der Befehlshaber eines kleinen Korps Preußen, Prinz von Anhalt Pleß, focht an diesem Tage theils in, theils außer der Stadt, mit den Baiern und Würtembergern, in der Absicht das belagerte Breslau zu entsetzen. Weil aber die feindliche Uebermacht denselben zum Rückzug nöthigte, so mußten die unglücklichen Einwohner büssen und wurden rein ausgeplündert. Hiermit aber war das Unglück der Stadt nicht beendet. Ihre Lage zwischen den 1807 belagerten Verstungen Schweidnitz, Brieg, Neiße und Silberberg, zog dann eine unaufhörliche Reihe von Durchmärschen nach sich, die gewöhnlich mit Einquartierung und harten Anforderungen vergesellschaftet waren und nach und nach der Stadt eine neue Schuldenlast von 30000 Rthl. aufbürdeten, indem manches Kaufmanns und Weinhändlers Rechnung sich in Hunderte und Tausende belief, ohne was den Handwerkern genommen worden war. Anders ging es im Freiheits-Kriege

1813, wo unter der Zeit des Waffenstillstandes Fürst Blücher in und um Strehlen sein Hauptquartier nahm. Obgleich die Belästigungen und Unannehmlichkeiten der Soldatenverpflegung mitunter fühlbar wurde, so floß dagegen auch den Einwohnern viel Verdienst in der Nahrung zu und sie verlohren nichts.

1817 den 7ten Febr. Mittags 12 Uhr zog bei sehr gelinder Witterung ein Donnerwetter auf, begleitet von Sturm und Schlossen. Ein Blitzstrahl, (deren nur zwei fielen) traf die Spindel des Rathsthurms und steckte diesen in Brand. Der außerordentliche Wind und die Höhe des Thurms vereitelte alle Löschungsversuche, die Uhrglocken zerschmolzen und die Uhr ward verdorben. Herabstürzende Feuerbrände setzten den vordern Theil des Rathhauses in Flammen, welches bis zum Sessions-Zimmer und der Kämmerey-Stube ausbrannte. Flugfeuer entzündete die Fleischbänke und mehrere Bürgerhäuser, welche jedoch durch die Thätigkeit der Löschenden -- worunter der Stadtmusikus Reich, Rittmeister v. Podscharli und Unteroffizier Zaun sich besonders auszeichneten -- glücklich erhalten wurden, und Nachmittags 4 Uhr, wo der Sturmwind nachließ, hatte man der Weiterverbreitung des Feuers Einhalt gethan. Zwar sind

1818 Thurm und Rathhaus bereits wieder hergestellt, allein ersterer hat weder seine vorige Höhe noch sein schönes Ansehen behalten, weil dürftige Umstände der Einwohner die Kosten dazu nicht aufzubringen vermochten.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
  3. Zeitgeschichte der Städte Schlesiens mit Abbildungen herausgegeben von D. Christ. Friedrich Emanuel Fischer und Carl Friedrich Stuckart. Schweidnitz bei Carl Friedrich Stuckart. 1819.
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