Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Spanischer Reiter.[]

Spanischer Reiter, auch frisischer Reiter genannt, ist in der Kriegskunst ein wichtiges Hinderniß, welches man besonders bei der Verschanzungen einem vorrückenden Feinde entgegenlegt. Sie bestehen aus viereckigen oder sechseckigen Balken, die in Entfernung von 6 zu 6 Zoll Löcher haben, durch welche man an beiden Enden zugespitzte Pfähle ins Kreuz durchstecken kann. Die Länge eines spanischen Reiters beträgt gemeiniglich 10 bis 12 Fuß. Werden mehrere neben einander gestellt, so müssen sie fest mit einander durch eiserne Haken oder Ketten verbunden werden, damit sie der Feind nicht einzeln ausheben und sich Oeffnungen machen kann. Ihre Anwendung ist beim Festungskriege mehr als bei Vertheidigung von Feldschanzen im Gebrauch, da man sie nur selten haben kann und ihre Instandsetzung gelernte Arbeiter, Handwerkszeug und viel Zeit erfodert. Gegen Infanterie sind sie kein besonderes Hindernißmittel, weil die Federn leicht abgehauen, oder auch abgebrochen werden können; gegen Cavallerie kann man sie mit mehr Nutzen gebrauchen, besonders wenn man sich gegen Ueberfälle decken will. Man hat auch spanische Reiter, die aus einander genommen werden können, und diese haben vor den gewöhnlichen darin den Vorzug, daß sie sich auf Wagen leichter von einem Orte zum andern schaffen lassen.


Anekdoten.[]

Der Obrist-Lieutenant von Zieten und seine Brigade.

Zu der allgemein anerkannten Wahrheit -- daß der Feind die Tapferkeit seiner Gegner nach Werth schätzt -- gehört auch folgende Erzählung, die ich Ihnen, mein Freund! so mittheile, als ich sie erfahren habe.

Während der Belagerung von Danzig -- in einem Zeitpunkte, wo die Franzosen noch einen Entsatz von Danzig befürchteten -- trafen die an der Passarge kommandirenden Französischen Officiere alle mögliche Anstalten, den Uebergang über diesen Fluß denen Preußischen Truppen auf jede mögliche Weise zu erschweren; Braunsberg war zu dem Ende befestigt, die Brücken abgeworfen, und diese sowohl als jede Furth stark besetzt. Letztere zu verderben -- von denen sich doch nur sehr wenige dazu eigneten, einen Uebergang mit Geschütz zu bewerkstelligen -- wurde von den Französischen Vorposten öfters versucht, und es gelang Ihnen einige davon, durch Eingraben alter Wagen, Spanischer Reuter, durch Versenken mehrerer eiserner Eyden und Fußangeln (deren zu diesem Behuf über 30000 Stück in Braunsberg verfertigt waren) und dergleichen würklich zu ruiniren.

Der verdienstvolle brave Oberst-Lieutenant von Ziethen, Brigadier dieses Theils der Vorposten, bemerkte am folgenden Morgen, bei Revision seiner Vorposten, zu seinem höchsten Verdruß diesen -- durch zu wenige Wachsamkeit der Posten und Dunkelheit der Nacht -- bewürkten Vorfall; da indessen diese gerade die unbedeutendsten Furthen waren, so empfahl er nur denen Vorposten und den zwei Compagnien des Füsilierbataillons von W., die in denen Dörfern Schallmey und Grüneberg postirt waren, wiederholt und auf strengste, die äußerste Aufmerksamkeit. Diesem Befehl wurde demnächst, zur Zufriedenheit des Brigadiers aufs genauste nachgelebt, und so geschahe es denn, daß, in einer sehr dunkelen Nacht, welche die Feinde ebenfalls nutzen wollten, eine, zum Marsch einer Colonne allenfalls brauchbare Furth, bei Schallmey zu verderben, die Vidette -- ihrer Pflicht und Instruktion eingedenk -- auf die sich ihr leise nähernden Arbeiter Feuer gab; dieses, von den Franzosen erwiedert, verursachte nun -- da die ganz in der Nähe stehende Preußische Feldwacht sogleich ans Ufer rückte, eins der lebhaftesten Posten-Gefechte, in welchem der wachthabende Unterofficier und seine Leute vollkommen ihre Pflicht erfüllten. Der Chef der in dem Dorfe Schallmey kantonirenden Kompagnie eilte auf den ersten Schuß mit einiger Mannschaft zur Feldwacht, fand dies zu seiner Freude kalt und besonnen als alte Preußen fechten, wodurch denn, vermöge des gut angebrachten Feuers dieser nunmehr stärkeren Feldwacht, der Feind nicht nur in seiner Arbeit behinderte, sondern mit beträchtlichem Verlust ganz zurück gewiesen wurde. Gegen Tages Anbruch entdeckte man indessen, daß der Feind demungeachtet doch zwei große Spanische Reiter in die Furth hinabgelassen hatte, übrigens aber nichts weiter hatte unternehmen können; der Kapitän von St. ließ nun kaum den Wunsch laut werden, diese Spanische Reiter an das von ihm besetzte Ufer schaffen zu können, als auch schon ein paar Freiwillige, namentlich Neidt und Müller, in einem Augenblick entkleidet, ihn um die Erlaubniß baten, diese Spanischen Reiter herüber bringen zu dürfen, welche ihnen, unter Zusicherung des höchstmöglichen Schutzes, auch sehr gerne ertheilt wurde.

Diese beiden Braven -- im Schwimmen geübt -- sprangen in den Fluß, und brachten außer diesen Spanischen Reitern noch einige Gewehre und Schanzwerkzeuge, welche der Feind im Stiche hatte lassen müssen -- Angesichts des Feindes, (es war nun schon völlig Tag) ohne daß der Feind sich regte -- glücklich herüber, und nun wurden diese Spanischen Reiter auf dieser Seite des Ufers, der feindlichen Feldwache im Angesichte, aufgestellt.

Während dieses vorging, war auch schon der so wachsame als thätige Oberst Lieutenant von Ziethen auf den augenblicklichen Bericht des Kapitäns v. St. mit einem Theile seiner braven W--gschen Husaren hinzu gekommen, von welchen sogleich einige absaßen und in den Fluß wateten, um denen Füsiliers thätige Hülfe zu leisten, denen nun vorzüglich, so wie der ganzen Feldwache, von Ziethen laut seinen vollkommensten Beifall zu erkennen gab. --

Diese übrigens unbedeutende Sache und ein paar andere -- ernsthaftere Gefechte, die späterhin an eben diesem Orte, unter dem Kommando des Oberst-Lieutenants von Ziethen, vorfielen, wobei die Franzosen viel einbüßten, ihnen auch einige Kanonen bemontirt und ein paar Munitionswagen in die Luft gesprengt wurden -- waren wichtigerer Begebenheiten wegen aus der Acht gelassen und vergessen -- nur der Französische Brigade-General Lahoussaye, der unter dem General Dupont an der Passarge kommandirt hatte und Zeuge dieser Gefechte gewesen war, hörte (nach dem Frieden) nicht so bald, daß eben der von Ziethen ihm wieder (an der Gilge) gegenüber die Vorposten kommandirte, der an der Passarge selbige befehligt habe, als er einen Officier an ihn schickte, ihn, nebst mehreren Officieren, unter diesen den Hauptmann von St. zu sich herüber bitten ließ, um die persönliche Bekanntschaft dieses verdienten Mannes (des xc. von Ziethen) zu machen. Bei dieser Gelegenheit, nachdem General Lahoussaye dem xc. v. Ziethen viele Lobeserhebungen gemacht hatte, welche dieser mehr als bescheidene Mann ganz auf seine Truppen übertrug, äußerte Ersterer, die Franzosen, ungeachtet sie bei diesen kleinen Gefechten sehr viel Men- verloren hätten, wüßten es ganz zu schätzen, so braven Truppen gegenüber gestanden zu haben! -- nur setzte er scherzweise hinzu: "es wäre ihnen immer empfindlich gewesen, ihre sauber gearbeiteten Spanischen Reiter, ihnen gegenüber -- gleichsam zum Hohn -- aufgestellt zu sehen.


Quellen und Literatur.[]

  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1818.
  • Das Vaterland. Beiträge zu einer Geschichte der Zeit, Versuche zur Veredlung des Nationalgeistes und zur Erhebung der Kunst und Industrie. In zwanglosen Heften. Berlin, bei Friedrich Maurer, 1808.
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