Zur nähern Kenntniß von Spanien.[]
- [Juni]
Bei der Acquisition welche Frankreich an Spanien gemacht hat, ist es wohl der Mühe werth, zu wissen, wie respectabel dieses Reich sei, und das um so mehr, da man allgemein annehmen kann, daß Spanien von jeher verkannt wurde, kurz das Unrichtige der bisherigen so verschiedenen Angaben wird am deutlichsten aus nachstehenden authentischen Bemerkungen hervorgehen.
Spanien enthält mit Einschluß der im mittelländischen Meere gelegenen und den Kanarischen Inseln, einen Umfang von 9400 Quadrat-Meilen. Die ganze Menschenzahl wird jetzt auf zehn und eine halbe Millionen gerechnet. Die geringere Volkszahl wird eines Theils seinen Kolonien zugeschrieben. Es besitzt in Amerika: Florida, Neu- und Alt-Mexiko, Neu Navarra, Kalifornien, Terra Firme, einen Theil von Guima, Peru, Chili, Paraguay mit Tukuaon, Magelaasland; in Westindien, die Insel Kuba, Portoriko; in Afrika: Ceute, Melilla, Penom, Albucemar, die Kanarischen Inseln, u. s. w.; in Asien: die Manilischen, Martinischen, Philippinischen und Karolinischen Inseln. Aus seinen Kolonien empfängt Spanien Silber in ausserordentlicher Menge, Gold, Kupfer, Zinn, Eisen, Quecksilber, Platina, Perlen, Edelsteine, Kochenille, Kacao, Vanille, Zucker, Taback, Viehhäute, Baumwolle, Vicognewolle, Wachs, Färbehölzer, Indigo, Salpeter, China Rinde, Saffaparille und Peruvianischen Balsam. Spanien selbst besitzt vorzüglich Wein, Baumfrüchte der besten Sorte, viele Oliven und Kastanienbäume, Korkeichen, Palm- und Maulbeerbäume. Man zieht Zucker, Reis, Anis, Kappern, Patates. Kurz man sieht aus dieser sehr richtigen Angabe, das Spanien nicht nur in allen Welttheilen Besitzungen habe, sondern auch, daß es die feinsten Früchte besitze, und überhaupt Erzeugnisse aller Art aufweisen könne.
Wichtig ist Spaniens Pferdezucht. Andalusien, Estremadura und Asturien liefern die vortreflichsten. Spanien selbst hat viele Silber- und Kupferbergwerke, und Schiffreich ist es selbst innerhalb des Landes, denn es hat 250 Flüsse. In Ansehung der Fabriken ist kein Land so gut gelegen, doch haben sie Vervollkommung nöthig, und die ihnen nun ganz bestimmt zu Theil wird. Die meisten und vorzüglichsten Manufakturen beschäftigen sich mit Seide und Wolle, es sind aber auch in Katalonien viele Baumwollenfabriken, und Leder wird in ausnehmender Güte gemacht. Porcellainfabriken sind zu Madrid und Buencetiro, aber Zuckersiedereien giebt es nur wenige. In Hinsicht des Handels war Spanien bis zur neuesten Zeit nach Verhältniß seiner Quellen, am unthätigsten, aber auch was die Thätigkeit der Spanier betrifft, so haben sie hiezu die beste Aussicht.
Wie bekannt ist in Spanien die herrschende Religion die Katholische. Zu Madrid ist ein General und Ober-Inquisitionsgericht, darunter 14 Provinzialgerichte stehen. Die Zahl seiner Beamten belaufen sich auf 2700, und die Geistlichkeit ist in Spanien so zahlreich, daß sich bei der letzten Zählung 69870 Mönche und 35491 Nonnen befanden. In der That eine respectable Zahl, die aber nun wohl auch vermindert werden dürfte. 1778 wurden die Staatseinkünfte auf 417,264,835 Realen, so viel als 75 Millionen Franken geschätzt, nachher sollen sie aber gestiegen seyn. Eben so ist es aber auch mit den Schulden gegangen, denn im Jahre 1790 wurden solche auf 154 Millionen Piaster geschätzt, die aber nachher über 250 Millionen gestiegen seyn sollen. Die Flotte bestand im Jahre 1786 aus 62 Linienschiffen, aus 5 von 54 bis 60 Kanonen, aus 44 Fregatten und 25 Brigantinen. Im Jahre 1792 betrug die Anzahl der Linienschiffe 76 wovon jedoch beinahe 20 unbrauchbar waren. Die Armee bestand an Königlichen Garden aus 9100 Mann, an Infanterie 42400, an Kavallerie 13300 Mann und Landmiliz 42 Regimenter 30246 Mann. Nach einen spätern Vorschlag sollten die Feldtruppen zu Kriegszeiten auf 120000 Mann gesetzt werden. Wenn auch dieses nicht geschehen ist, so ist immer die Spanische Kriegsmacht sehr bedeutend, und was man gegen ihre Einrichtung gesagt hat, so ist solches von keiner Erheblichkeit, denn die etwannigen Fehler können und werden auf jeden Fall unter Napoleons Leitung in jeder Hinsicht verbessert werden. Genug man sieht aus dem allen, wie wichtig es für Frankreich sei, dies schöne Reich mittelbar oder unmittelbar zu regieren, und alles so zu leiten, daß der große Zweck den Napoleon vor sich hat, Englands Demüthigung, erreicht werde. Das ist es nun freilich, was viele seyn wollende Politiker noch gar nicht begreifen, jedoch es wird nicht weit mehr entfernt seyn, wo man auch diese Aufgabe, überaus leicht auflösen wird.
Spaniens merkwürdige Ereignisse, seit funfzehn Jahren.[]
- [1808]
In dem Augenblicke wo König Karl IV seine Krone niederlegte, haben die merkwürdigsten Ereignisse die unter seiner Regierung vorfielen, aufzuzählen, ein allgemeines Interesse. Sie fangen vom Jahre 1793 an, wie die Französische Republick Spanien den Krieg erklärte, der bis 1795 dauerte, in welchem Jahre er durch den Frieden von Brasilien beendigt wurde. Der König trat in diesem Vertrag den Spanischen Antheil an der Insel St. Domingo an Frankreich ab, und erhielt die von Französischen Armeen besetzten Länder in Katalonien und Biskaya zurück. 1796 wurde zwischen Frankreich und Spanien ein Schutzbündniß geschlossen, und England erklärte an Spanien den Krieg und eroberte die Spanische Insel Mahon. Im Jahre 1799 erklärte Rußland dem Könige von Spanien den Krieg, weil dieser an der zweiten Koalition keinen Antheil nahm, und zwei Monate nachher erwiederte Spanien diese Herausfoderung. 1800 landeten die Engländer auf der Küste von Galizien, nahe bei Ferrol, mußten sich aber mit großem Verlust wieder einschiffen. Das nämliche Schicksal erfuhren die Engländer bei ihrer Landung auf der Insel Teneriffa, bei welchem Angriff Admiral Nelson einen Arm verlor. Der König von Spanien seinem Bundnisse mit Frankreich getreu, erklärte an Portugal, wegen seines Vereins mit England, den Krieg, und im Jahre 1801 erfochten die Spanier im Portugal einen Sieg und eroberten Olivenza, welches auch in dem darauf folgenden Frieden an Spanien angetreten und Guadiana als die Gränze beider Reiche festgesetzt wurde. Das Jahr 1802 war merkwürdig wegen des Friedensschlusses zu Amiens zwischen Frankreich, Spanien, Holland und England, und an England wurde der Insel Trinidat abgetreten. 1804 fiel der ungerechte Angriff und die Wegnahme der vier Spanischen Fregatten durch die Engländer vor, worauf Spanien den Krieg an England erklärte. Im Jahr 1805 fiel die Seeschlacht von Trafalgar vor. Die Engländer landeten in Südamerika, nahmen Buenos Ayros weg, aber die Spanier erfochten einen vollkommnen Sieg unter Liniers in Buenos Ayros 1806, wodurch die Engländer gezwungen wurden, Monte Video und die Mündungen des Silberstroms zu räumen. Im Jahr 1807 gieng eine Spanische Armee unter Marquis de la Romana über die Alpen und Pyrenäen und zog durch Frankreich und Deutschland an die Elbe. Eine andre Spanische und Französische Armee besetzte Portugal so wie sich auch gegenwärtig eine bedeutende Französische Armee in Spanien selbst befindet.
Das Jahr 1808 dürfte vielleicht unter allen das Merkwürdigste für Spanien werden. Es bildete sich wie bekannt in der Hauptstadt eine Revolution, und der König sah sich genöthigt, seine Regierung niederzulegen, und seinem Sohne dem Prinzen von Asturien zu übertragen. Wie es aber gegenwärtig das Ansehen hat, so ist Frankreich mit dieser Thronveränderung nicht ganz zufrieden, wenigstens bemerkt man diese Unzufriedenheit sehr deutlich in Französischen öffentlichen Blättern. Man macht den Prinzen bittre Vorwürfe, daß er als Sohn alle Achtung gegen seinen Vater aus den Augen gesetzt und in keinen dieser Blätter wird er König genannt, ja man schildert ihn sogar als einen schwachen Fürsten. Alles wird jetzt von der Zusammenkunft dieses Prinzen mit dem Französischen Kaiser abhängen, die den Zeitungen nach auch erfolgt ist, und nun wird dieses Prinzen so wie Spaniens Schicksal entschieden werden.
Thron-Anarchie in Spanien. Die Königl. Spanische Familie zu Bayonne. Aufstand zu Toledo und zu Madrid. Der Prinz von Asturien legt die Krone wieder nieder. Der Großherzog von Berg wird Generallieutenant und Regierungs-Präsident von Spanien.[]
[3]
Vor 20 Jahren brach das Unwetter über den Bourbonschen Thron in Frankreich aus; und welche Scene der Zerrüttung und unseliger Zwietracht stellt jezt das Königl. Haus in Spanien dar! So wie damals für Frankreich, entsteht jezt für Spanien, freilich auf andre Art und unter andern Umständen, eine ganz neue Epoche. Die Veranlassung ist dieselbe -- Schwäche der Könige. Dem Unheile von Factions Excessen wird indes in Spanien durch den mächtigen Arm Napoleons vorgebeugt. Längst die Zerrüttungen voraussehend, die in Spanien erfolgen würden, sandte er bei Zeiten eine starke Heersmacht nach Spanien, die sich über das ganze Land verbreitete, um dem Aufkommen von Partheyen vorzubeugen und Revolutions-Excesse in ihrer Geburt zu ersticken. So ward Napoleon nicht nur Schutzengel der Ruhe, sondern auch Schiedsrichter über Spanien, welches seine weitern Schicksale und Bestimmungen von den Anordnungen seiner Weisheit erwartet.
Wol deuteten wir schon im vorigen Stücke an, daß die Thronbesteigung des Prinzen von Asturien -- die mit diplomatischem Empressement den auswärtigen Staaten und Höfen notificirt wurde -- nicht der lezte Act des Schauspiels, sondern nur eine vorübergehende Erscheinung sey; und sie ist es geworden. Ferdinand hatte die Krone an sich gerissen, führte 6 Wochen lang -- vom 21sten März bis zum 6ten Mai den unanerkannten Königstitel -- eine Würde, die nun unwiderbringlich für ihn verloren ist, da sein Vater (man s. oben das Schreiben desselben an den Prinzen von Asturien) selbst erklärt hat, daß ihn Napoleon nie als König anerkennen werde, wobei der hinzufügte: "Ihr Betragen gegen mich, Ihre aufgefangenen Briefe haben eine Scheidewand von Erz zwischen Ihnen, Prinz, und dem Spanischen Thron errichtet." *)
- *) Vuestra conducta con migo, vuestras cartas interceptadas han puesto una barrera de bronce entre vos y el trono de Espana, y no es de vuestros interes ni de la patria, al que pretendais regnar.
Mehrere Dinge in Spanien nahmen überhaupt eine andre Wendung, als man anfangs im Publiko erwartet hatte. Kaiser Napoleon war Willens gewesen, sich selbst nach Madrid zu begeben, wie auch in dem denkwürdigen Schreiben desselben an den Prinzen von Asturien angeführt wird. Diese Reise unterblieb aber nun.
Dagegen begab sich die Königl. Spanische Familie zu dem Französischen Kaiser. Dieser traf am 15ten April von Bordeaux zu Bayonne ein. Von den Spanischen Prinzen empfing ihn daselbst zuerst der 20jährige Infant, Don Carlos, Bruder des Prinzen von Asturien. Dieser war bereits am 12ten zu Bayonne eingetroffen. Am 10ten April reisete auch der Prinz von Asturien, von Madrid nach Bayonne ab, und bestellte als König in seiner Abwesenheit seinen Oncle den Infanten Don Antonio zum Präsidenten der Regierungs-Junta in Madrid. Seine Anhänger empfingen ihn unterwegs mit Jubel, ließen ihm Blumen streuen und einzelne Leute vom Pöbel schätzten sich glücklich, wenn der Wagen des neuen Königs über ihre ausgebreiteten Mäntel fuhr.
Nach einigem Aufenthalt und mehreren Besprechungen an der Gränze traf der Prinz von Asturien in Begleitung seiner Freunde, der Herzöge von Infantado und von St. Carlos, des Canonicus Escoiquiz, der Minister Cevallos, Musquiz und anderer zu Bayonne ein. Der Französische Monarch, der schon unterm 16ten April das (obige) Schreiben an ihn erlassen hatte, empfing ihn mit zuvorkommender Höflichkeit, stattete ihm nach seiner Ankunft auf Französischem Gebiet den ersten Besuch ab und zog ihn zur Tafel.
Bald nachher traf auch der Gegner des Prinzen von Asturien, der Friedensfürst zu Bayonne ein. Auf höhern Befehl war er aus dem Gefängnisse, worin man ihn unweit Madrid unter starker Bewachung seit seinem Sturze eingesperrt und als den ärgsten Verbrecher behandelt hatte, befreiet worden. Der Großherzog von Berg hatte ihm einen seiner eignen Adjutanten, den Obersten Martes, als Sauvegarde und Begleiter nach Bayonne mitgegeben. Napoleon, der alle Partheyen anhören wollte, um das Ganze näher beurtheilen zu können, ertheilte dem Friedensfürsten mehrere Audienzen. Die vielen Verbreitungen gegen ihn, daß er ein Landes-Verräther sey, daß er sich im Einverständniß mit England befunden, daß er ein Vermögen von 500 Millionen Livres gesammlet, und größtenteils in den Englischen und andern Fonds belegt, daß er Münzen mit seinem Bildniß und mit der Umschrift: Emanuel I. Kaiser von Mexico, habe prägen lassen, wurden nun in eben den Französischen Blättern widerlegt, die anfangs, nach Spanischen Berichten so vieles gegen ihn enthalten hatten.
Am 30sten April traf auch der unglückliche Königl. Vater, Carl IV., mit seiner Gemahlin, vom Escurial zu Bayonne ein. Welch eine Reise in Vergleich mit dem orientalischen Pomp, der ihn sonst auf Reisen in seinem Reiche begleitet hatte! *) Ein Stallmeister, ein Kammerherr und ein Oberster machten diesmal das ganze Gefolge des Monarchen aus, den das traurige Verhältniß zu seinem Sohne und das Schicksal zu dieser Reise nöthigten, obgleich er vom Podagra sehr incommodirt war. Ueberall, wo er in Spanien durch Städte passirte, die von Französischen Truppen besezt waren, zu Burgos, Vittoria, Tolosa xc. erhielt er die Ehrenbezeugungen, die seinem hohen Range gebührten. Am Eingange des Französischen Gebiets empfing ihn der Prinz von Neufchatel **) im Namen Napoleons.
- *) Man erinnere sich unter andern an die Reise nach Badajoz, im Januar 1796, wo eine Zusammenkunft mit dem Prinzen von Brasilien gehalten wurde. Außer fast der ganzen Spanischen Leibwache, bestand das Gefolge aus mehr als 5000 Personen. Die Reise kostete 2 Millionen Piaster. Zu Badajoz logirten der König und die Königin in dem Pallast des Friedensfürsten.
- **) Der Prinz von Neufchatel kannte den König von Spanien persönlich, da er im September 1800 als General Berthier von Buonaparte zum Unterhandeln wegen der Portugiesischen Angelegenheiten nach Madrid war gesandt worden.
Zu Bayonne erfolgte die Ankunft Ihrer Spanischen Majestäten unter dem Donner der Kanonen. Napoleon hat auch das Merkwürdige in seiner Geschichte, daß er die meisten seiner Kaiserlichen oder Königlichen Collegen in Europa in Person gesehen und in Situationen und Verhältnissen, Zusammenkünfte mit ihnen gehabt hat, die ihm Gelegenheit gaben, seine Großmuth und seine zuvorkommende Güte als Sieger zu zeigen. Man denke an die Zusammenkünfte mit Kaiser Franz, mit dem Könige von Preußen xc. Aber noch war keine Zusammenkunft von der eignen, rührenden Art gewesen, als die mit Carl IV. Dieser kam, -- um sich Beistand gegen seinen eignen empörerischen Sohn zu erbitten, um sein Schicksal ganz in die Hände seines mächtigen Alliirten zu legen.
Dieser nahm sich auch ganz der Angelegenheiten des Spanischen Throns und der zerrütteten Königs-Familie an. Er empfing mit seiner Gemahlin, der Kaiserin, die ebenfalls zu Bayonne eingetroffen war, das benachbarte unglückliche Königspaar mit vieler Theilnahme und Rücksicht auf ihre Lage und das Interesse Spaniens. Auch der Prinz von Asturien wollte dem Königl. Vater am Tage seiner Ankunft seine Aufwartung machen. Dieser aber wies ihn mit den Worten zurück: "Haben Sie meinen grauen Haaren nicht schon Schmach genug angethan?" So wie über seinen Sohn, beschwerte sich der König besonders über die Gardes du Corps, die ihn verrathen und zu Aranjuez ihre Schuldigkeit nicht gethan hätten. "Ewr. Majestät wissen nicht, sagte Carl IV. wiederholt zu Napoleon, was es heißt, sich über einen Sohn zu beklagen zu haben; dieß ist das kränkendste Unglück, das man erdulden kann." Der Prinz von Asturien -- der den Haß seiner ersten Gemahlin, *) gegen Frankreich geerbt hat -- erschien auch nicht weiter vor dem Angesichte seines Vaters und wird sich nicht zurück nach Spanien begeben, sondern sich in Frankreich aufhalten, so wie auch die übrige Königl. Spanische Familie.
- *) Es war die am 20sten Mai 1806 gestorbene Neapolitanische Prinzessin Marie Antoinette.
Wie wenig man Französischer Seits den empörerischen Schritt des Prinzen von Asturien gegen seinen Königlichen Vater gebilligt hatte, erhellt auch daraus, daß dieser schon zwei Tage nach seiner Thronbesteigung, am 21sten März dieselbe förmlich zurücknahm. -- Bald nachdem der König von Escurial abgereiset war, brach inzwischen zu Madrid die Gährung aus, die daselbst, seit dem 18ten März geherrscht hatte. Die Factionisten hatten nicht aufgehört, die Franzosen zu insultiren. Bei dieser unruhigen Lage der Dinge beschloß die von der Königl. Familie zu Madrid noch allein zurückgebliebne Königin von Etrurien, sich mit dem 14 jährigen Infanten, D. Franciso ebenfalls nach Bayonne zu begeben. Der Großherzog von Berg schickte ihr am 2ten Mai zum Abschiednehmen und als Sauvegarde einen seiner Adjutanten. Dieser ward auf dem Platz des Königl. Pallastes vom Volk umringt und beinahe seiner Wuth geopfert.
Dieser Vorfall war das Signal zu einem ausgebreiteten Volksaufstande. Der 2te Mai ward ein Schreckenstag für Madrid. Die gräßliche Scene von Lübeck wurde -- freilich unter ganz andern Umständen und Veranlassungen -- erneuert. Der Pöbel rottete sich über 20000 Mann stark in den Hauptstraßen von Madrid zusammen. Die Französische Besatzung zu Madrid bestand nur aus 3000 Mann, worunter 600 Mann Cavallerie. Der erfahrne Feldherr, der Großherzog von Berg gab aber bald einen Beweis, wie leicht solche Volks-Insurrectionen zu unterdrücken sind, wenn Klugheit und Entschlossenheit gleich im Anfange angemessene, unschonende Mittel gebrauchen. So wie die Empörer vordrangen, wurden sie mit Kartätschen-Schüssen empfangen und die Cavallerie hieb in sie ein. Sie zerstreuten sich bald in die Häuser und schossen nun aus den Fenstern. General Grouchy, Commandant von Madrid ließ darauf durch die Truppen, welche die Brigade-General Guillot und Daubray commandirten, die Thüren einsprengen und alles niedermetzeln, was man bewafnet vorfand. Eine Menge Bauern, die zum Beistande der Insurgenten nach der Stadt gekommen waren, wurden ebenfalls niedergemacht und die Versuche der Empörer vereitelt, sich der Artillerie im Arsenale, womit sie einige Schüsse gethan hatten und des daselbst befindlichen Vorraths von 10000 Flinten zu bemächtigen. Die Französischen Truppen in den fünf Lagern um Madrid eilten, als sie den Kanonen Donner hörten, in Sturm-Marsch auf Madrid zu, wo aber schon vor ihrer Ankunft die Ruhe hergestellt, und sogleich eine allgemeine Entwaffnung der Einwohner befohlen worden war. Die Empörer hatten den vermessenen Anschlag gehabt, die Französischen Truppen entwaffnen zu wollen. Dies was ihnen aber nur bei drei unerfahrnen Soldaten geglückt, die darauf, statt mit einer Flinte, eine Zeit lang mit einem Stock, haben paradiren müssen. Jener für die Hauptstadt Spaniens so schreckliche 2te Mai hatte den Franzosen nach ihrem Bericht nur 25 Mann an Todten und 50 Mann an Verwundeten, den Insurgenten aber verschiedene tausend der schlechtesten Subjecte (plusieurs milliers des plus mauvais sujets du pays) gekostet.
Schon früher, wie zu Madrid, war am 21sten April ein Volkstumult zu Toledo gewesen. Ein Theil des Pöbels, aus Anhängern des jetzigen Ex-Königs Ferdinand bestehend, hatte die Häuser einiger treuen Anhänger Carls IV. geplündert, ihre Effecten verbrannt und andere Excesse begangen. Das Einrücken Französischer Truppen unter General Dupont erhielt in der Folge die Ruhe zu Toledo.
Der Prinz von Asturien war nach Bayonne gekommen, um die Krone auf seinem Haupte zu befestigen, mußte aber nun derselben entsagen. Er ward veranlaßt, folgendes Schreiben an den nun ebenfalls zurückberufnen Bruder der Königs den Infanten Don Antonio zu Madrid zu senden:
Heute habe ich an meinen geliebten Vater ein in folgenden Ausdrücken abgefaßtes Schreiben geschickt:
"Mein ehrwürdiger Vater und Herr! Um Ewr. Majestät einen Beweis meiner Liebe, meines Gehorsams und meiner Unterwürfigkeit zu geben, und um dem Wunsch, den Sie mehrmals äußerten, nachzugeben, entsage ich meiner Krone zu Gunsten Ewr. Majestät, und wünsche, daß Sie dieselbe noch viele Jahre tragen mögen. Ich empfehle Ewr. Majestät die Personen, die mir seit dem 19ten März gedient haben. Ich vertraue auf die mit desfalls gemachten Versicherungen. Ich bitte Gott, er wolle Ew. Majestät noch viele und glückliche Tage bescheren.
- Gegeben zu Bayonne, am 6ten May 1808.
- Ich lege mich zu den Füssen Ewr. Königl. Majestät.
- Der unterthänigste Ihrer Söhne, Ferdinand."
Zugleich nahm der Prinz die Vollmachten zurück, die er der Regierungs-Junta zu Madrid ertheilt hatte und empfahl ihr, sich an den Kaiser Napoleon zu halten und sich nicht in die Fallstricke der Engländer -- unsrer ewigen Feinde (de nuestros eternos enemigos) locken zu lassen.
Sehr wahr ist die Bemerkung, daß es ein Glück für die innere Ruhe Spaniens gewesen, daß es sowohl dem Prinzen von Asturien als dem Friedensfürsten an Genie und Energie gefehlt habe, um sich als Chef einer Parthey zu behaupten, wodurch das Land in die Greuel einer Revolution und eines Bürgerkriegs hätte gestürzt werden können.
Dagegen trat nun ein Mann von Kraft und Talent in Spanien auf die Bühne. Die erste Folge der Nachricht von dem Aufstande zu Madrid war, daß K_nig Carl IV. den Großherzog von Berg zum Generallieutenant von Spanien ernannte. Am 4ten Mai ward er auch zum Präsidenten der Regierungs-Junta zu Madrid angestellt. So vereinigte er die oberste Militair- und Civilmacht in Spanien in sich -- und wer zweifelt, daß seine Rolle noch bedeutender werden dürfte!
Schon wird in Französischen Blättern die Nothwendigkeit erklärt, daß Spanien zu seiner Sicherheit enger mit Frankreich vereinigt werden müsse. *) –
- *) L'Espagne a besoin pour sa sureté d'etre unie à la France par des liens plus intimes que ceux des traités. Journal de l'Empire vom 14ten Mai.
Anfang, Mittel und Ende der Spanischen Revolution.[]
- [Mai]
Der Anfang dieser Thronrevolution war äusserst sonderbar, denn wie bekannt beschuldigte man nicht blos den Prinzen von Asturien an der Spitze einer Verschwörung gegen seinen Vater zu stehen, sondern man erhielt auch durch den de- und wehmüthigen Brief dieses Prinzen, den der Vater selbst nebst seiner Verzeihung publicirte, von dem allen Gewißheit. Jetzt glaubt man, diese Familiensache sei abgemacht, als auf einmal wieder in öffentlichen Blättern von einer neuen Revolution Nachricht gegeben wurde, die ernstlicher als die erste ausfiel, und wobei man nichts anders glauben konnte, als daß Unzufriedenheit des Volks mit des Königs Günstlinge, dem Friedensfürsten, die Haupt-Veranlassung gewesen wäre. Dergleichen Vorfälle sind nicht neu und wenn man las, welcher Verbrechen dieser königliche Liebling beschuldigt wurde, so könnte man sich um so weniger über die Klagen der Nation wundern, ja der Ausbruch der Pöbelwuth kam jedermann sehr natürlich vor. Kein Mensch dachte daran, daß der Prinz abermals die Triebfeder dieser Verschwörung seyn könne, und aller Augen waren nur auf den schuldigen Friedensfürsten gerichtet, der seiner Würden entsetzt, und seiner Güter beraubt, wahrscheinlich das Schaffot besteigen werde. Eben so begreiflich war auch die Thronentsagung des Königs Karl IV., denn wenn sich auch gegen deren Freiwilligkeit manche Zweifel regten, so glaubte man doch, er habe um sich nicht der Lebensgefahr auszusetzen, diesen Schritt gethan, in der Hofnung, sein Sohn werde in der Folge das Bittre dieses Kelches zu versüßen suchen. Aber auch dieses ist anders gekommen, als das Publikum glaubte, und jetzt erscheint abermals der Prinz als Hochverräther, als der Hauptanführer eines Tumults, wobei man den Sturz des Königs und des Friedensfürsten, zu vornehmsten Absicht macht. Bei solchen Unternehmungen heiligt gewöhnlich der Zweck die Mittel, und so wäre also wohl nichts gewisser gewesen, als Vater- und Muttermord zu begehen, um auf den Thron zu gelangen, wenn nicht durch die dem Anscheine nach feierliche Entsagungsakte, dem allen früh genug vorgebeugt worden. Zum Glücke des Königs befand sich eine Französische Armee in Spanien und der Großherzog von Berg an deren Spitze. Er hatte wahrscheinlich von seinem Kaiser Auftrag, sich genau nach dem Umständen dieser so wichtigen Begebenheit zu erkundigen, und der König sah keinen andern Ausweg sich zu retten, als an Napoleons Macht und Großmuth in jenem Briefe feierlich zu appelliren, der unsern Lesern durch den Moniteur bereits bekannt geworden. Auch konnte er wahrlich kein besseres und sicheres Rettungsmittel, als eben dieses ergreifen, und da alle Partheien, Kläger sowohl als Beklagte sich gegenwärtig in Bayonne befinden, so steht zu erwarten, daß Napoleon hier entscheiden werde. Es ziemt dem Publikum nicht, den Richter vorzugreifen, sondern es muß seinen Urtheilsspruch ruhig abwarten, aber wahrscheinlich ist, daß König Karl IV wieder in seine Rechte eingesetzt werde. Daraus folgt keinesweges, daß er die Regierung Spaniens je wieder antrete, denn es wäre leicht möglich, daß er nicht Lust habe, sich zum drittenmale einer Lebensgefahr auszusetzen, und daß er seinen Alliirten dem Französischen Kaiser übertrage, statt seiner für das verwaißte Spanien zu sorgen und diesem einen König nach seiner Weisheit zu geben. Ich sage es sei möglich, daß es so kommen könne, und weiß sehr gut, daß in diesem Fall man allgemein sagen wird, man habe es dem Könige so vorgelegt, eine dergleichen Erklärung von sich zu geben. Doch diese Vermuthungen gehören nicht hierher und nur was das Ende dieses Prozesses und das Schicksal des Prinzen von Asturien seyn werde, das ist es eigentlich, was jedem intereßirt, und worüber wir zu einer andern Zeit unsre Leser zu unterhalten gedenken.
Die Spanischen Begebenheiten.[]
- [Juni]
In Madrid kommen jetzt sehr viele Schriften heraus, die sich über die Königliche Familie so freimüthig äußern, daß man sich wundern muß, dergleichen in einem Lande zu lesen, wo wie bekannt, alle Druckschriften unter strenger Censur stehen, aber seit den neuern Revolutions-Begebenheiten, scheint diese Strenge gänzlich nachgelassen zu haben. So las man z. B. in einer dieser Schriften folgende Stelle: "Ohne Zweifel hatten die Spanier ein Recht sich darüber zu beklagen, daß der König seinen eignen Einsichten nicht traute, und einen grossen Theil seiner Gewalt fremden Händen übergab. Aber wenn man es bedauerte, daß keine solidere und bessere Erziehung dem König erlaubte, ohne den Beistand eines Ministers selbst zu regieren, was für eine Hofnung könnte man aus der noch schlechtern Erziehung eines Kronprinzen schöpfen, den sein schwacher Charakter wenig zu hohen Beruf bestimmt zu haben scheint? Die Königliche Familie hat unglücklicher Weise selbst ihre Rechte der Souverainität untergraben, denn man sahe, wie diese Prinzen sich wechselseitig Ankläger und Angeklagte nannten, sich bald veruneinigten, bald verziehen, und selbst die sonderbarsten Geständnisse thaten, so daß kein Mitglied der Königlichen Familie sich das Recht erworben hat, zu sagen: in mir residirt die monarchische Gewalt." In diesem Tone liest man mehrere dergleichen Aeußerungen, und es scheint, als wären die Spanischen Patrioten mit der neuen Veränderung gar nicht unzufrieden, daß viele unter dem Volke aber anders denken, das ist wohl sehr begreiflich.
Der Großherzog von Berg scheint ganz der Mann zu seyn, der die Spanischen Angelegenheiten zur Zufriedenheit seines Kaisers leiten wird und in einigen Blättern ist er auch schon zum Vicekönig von Spanien bestimmt worden, was auch gar nicht unwahrscheinlich ist. Die Folgen die aus dieser sowohl politischen als militairischen Veränderung in Spanien hervorgehen werden, sind kaum zu berechnen, denn eine so respectable Flotte als die Spanische, was wird, was muß diese leisten können, da solche gegenwärtig unter der Leitung eines Monarchen steht, der sie besser zu benutzen weiß, als Spaniens bisherige Regenten. Das die Spanische Armee zu einer der vornehmsten in Europa gebildet werde, ist keinem Zweifel unterworfen, und ein Reich mit so ergiebigen Quellen als Spanien, kann unter Napoleons Leitung nicht anders als groß und blühend werden. Wir werden bald hören, wie dieses Land an Kultur gewinnt, unterdessen alle Zweige der Regierung zu großen Zwecken benutzt werden.
In Französischen Blättern wird behauptet, der König von Spanien sei fest entschlossen gewesen, bei seine Renunciation auf den Spanischen Thron zu beharren, und sich bei allen Ereignissen leidend zu verhalten, aber die Königin soll ihn bewogen haben, sich an den Kaiser zu wenden, fest überzeugt, daß wenn auch die Wiederherstellung des vorigen Zustandes nicht erfolgen sollte, dennoch das Schicksal der Königlichen Familie auf diese Art besser ausfallen werde, als wenn solche in Spanien bliebe, wo selbst das Leben in Gefahr war. Sie hat sehr richtig geurtheilt, und der Auffenthalt in Frankreich wird ihnen gewiß angenehmer seyn, als das unangenehme Gefühl, sich auf einen Posten zu befinden, den man unter solchen Umständen nimmermehr behaupten konnte.
Die Unruhen in Spanien.[]
- [Juli]
Die Nachrichten die wir darüber und zwar aus Frankreich haben, sind sehr verschieden. Einige sagen, die Unruhen wären bereits gestillt, andere behaupten, sie wären gar nicht von Bedeutung gewesen und nur das Gerücht habe sie wie gewöhnlich sehr vergrößert. So viel weiß man bestimmt, daß solche sich nur auf die südlichen Provinzen beschränkten, daß besonders Andalusien die neuen Authoritäten noch nicht anerkannt hatte, deshalb auch dem Korps des Generals Dupont, welches in diesen Gegenden stand, beträchtliche Verstärkungen nachgeschickt wurden. Unter diesen Umständen ist es sehr wahrscheinlich, daß man die Ruhe wieder hergestellt und für ihre Erhaltung auch Sorge tragen wird.
Die Klostergeistlichen sollen besonders das Volk ausgewiegelt haben, weil sie die angekündigten Reformen fürchten, und das sind grade die Aussichten, worüber die aufgeklärtere Theil der Nation, vorzüglich Freude bezeugt. So unruhig es in diesem Königreiche hergegangen, so ruhig soll sich der ehemalige König Karl IV. in sein Schicksal finden, und viele Personen, die während seines Aufenthalts zu Fontaineblau ebenfalls daselbst waren, versichern einstimmig, daß dieser Fürst nunmehr seine Bedürfnisse nach Ruhe befriedigt sehe und vergnügter sei als jemals, daß man aber an ihm viele Schwäche bemerkt und daß er den Tag über abwechselnd mit Beten und Jagen zugebracht habe. Er ist über den Verlust des Thrones ganz gleichgültig und freut sich, seine Lebenstage in dem schönen Compiegne in Ruhe zuzubringen.
Spanische Nachrichten.[]
- [Juli]
Die neuesten Nachrichten beweisen nur zu deutlich, daß die Spanischen Insurgenten auf allen Seiten überwältigt worden. So viel aber ist gewiß, daß diese Unruhen nicht so bedeutend waren, als einige öffentliche Blätter sie schilderten. Es waren nämlich einige Spanische Regimenter zu den Insurgenten übergegangen, und dadurch hatten sie eine Art von Regulirung erhalten; demungeachtet ist den Franzosen der Sieg eben nicht erschwert worden. Die Zerstreuung der Aufrührer soll hier und da die Straßen etwas unsicher gemacht haben. Die stärksten Auftritte scheinen in Valladolid und Saragossa gewesen zu seyn. Am erstern Orte ist die Ruhe vollkommen wieder hergestellt, aber von letztern Ort sind noch keine zuverläßige Nachrichten eingegangen. General Savary ist in Madrid angekommen und Marschall Massena wird ebenfalls erwartet, er soll sich bereits zu Bayonne befinden. Zwar hatte sich in Madrid das Gerücht von einem bevorstehenden Landkriege verbreitet, man hat aber nichts näheres davon erfahren. Die Uebelgesinnten haben von einer Succeßion Oesterreichs in Spanien geredet, aber die Liebe gegen die Bourbons ist nicht so groß, wie man glauben könnte. Die gegenwärtige Abneigung Einiger gegen die Franzosen ist in den ungegründeten Besorgnissen für die Religion und den Verlust der Kolonien gegründet, von denen die Spanier klug genug sind, einzusehen, daß sie sie zunächst nicht entbehren können. Da man nun aus dem Entwurf der neuen Konstitution gesehen hat, daß die katholische Religion gar nichts zu besorgen habe, vielmehr solche aufrecht erhalten werden soll, so ist zu vermuthen, daß die unruhigen Gemüther sehr bald zur Ruhe gebracht werden.
Spanische Neuigkeiten.[]
- [August]
So sehr auch die Erwartung des Publikums gegenwärtig gespannt ist, um etwas von dem zu erfahren, was in Spanien vorgeht, so ist doch diese Neugierde, trotz aller Bemühung der Journalisten, schwer zu befriedigen. Es kommen wie sehr natürlich, direkte keine Nachrichten aus Spanien zu uns, und wir müssen uns daher nur mit dem begnügen, was uns Französische Blätter mittheilen, aber auch diese Berichte sind nicht immer officiell, sie gründen sich eben so gut als die in Deutschland nur auf Privatbriefe, die gewöhnlich so lauten, wie sie das Interesse der Absender veranlaßt, und so befinden wir uns was Thatsachen betrift, in nicht geringer Verlegenheit. Demungeachtet ist auch aus diesen Nachrichten, manche Nutzanwendung zu machen, und wir dürfen sie als treue Geschichtsforscher, nicht ganz unberührt lassen.
Auch die Florentiner Zeitung enthält was Spanien betrift, manchen interessanten Artickel, die wir also von Zeit zu Zeit zu benutzen gedenken. Mögen die Leser dann selbst urtheilen, in wie ferne es wahrscheinlich sei, diesen Nachrichten Glauben beizumessen, und bei sorgfältiger Prüfung kann es nicht fehlen, über manchen uns dunkeln Gegenstand, Aufklärung zu erhalten.
Wie man aus Frankreich schreibt, so ist die Krone von Neapel anfangs dem König von Holland angeboten worden, allein König Ludwig hat erklärt, daß er in seinen gegenwärtigen Verhältnissen zu bleiben wünsche. Daß die Insurrektion in Spanien völlig gedämpft sei, wie einige Blätter schreiben, war schon um deswillen nicht wahrscheinlich, weil man selbst in Französischen Journalen sagt, sie dauere noch immer fort aber nicht allgemein, sondern theilweise in einigen Grenzprovinzen, namentlich in Gallizien und Asturien, so wie in Valencia, Murcia und in einigen Theilen von Andalusien. An zuverlässigen Details, (sagt der Argus) mangelt es seit dem Ausbruch der Insurrektion gänzlich, da sich aus Vorsicht alle Privatbriefe aus Spanien der Mittheilung politischer Nachrichten enthalten.
Ueber Holland hat man Berichte, daß die Englische Regierung sich sehr viel von dem Erfolg der Spanischen Insurrektion verspricht, und daher alle ihre disponible Landmacht an die Spanischen Küsten bestimmte, daß sie blos deshalb auch die so lange bei Gothenburg unthätig gelegene Expedition zurückberufen hat, und sie nach Spanien detaschirt, daß sie überhaupt 30000 Mann in den Gebirgsprovinzen Asturien und Gallizien aufstellen will, und mit Hülfe dieser Armee hofft, die westlichen Provinzen von Spanien und Portugall in Aufruhr zu bringen, wohin sie auch schon ansehnliche Quantitäten Artillerie, Munition und Gold abgeschickt hat. An dem allen ist nicht zu zweifeln, da dieser Artickel aus Holland selbst in Französischen Blättern aufgenommen worden, nur weiß man nicht, in wie ferne die Engländer diesen ihren Zweck auch erreicht haben. Man sagt aber, daß die Unterhandlung mit den Insurgentenchefs in jenen Provinzen noch kein günstiges Resultat für England gehabt, indem dieses sich den Besitz der Häfen von Ferral und Corumna ausbedingen wollte, was auch wohl das Hauptaugenmerk bei diesen Bewegungen seyn mochte, den es aber wie man glaubt nicht erreichen wird. Dies sind nun freilich nicht die neuesten Nachrichten, und daher ist es unbekannt, wie weit es den Engländern gelungen sei, ihren Plan in Spanien zu realisiren. Ob sie, wie in Frankreich selbst behauptet wurde, in den südöstlichen Provinzen gelandet haben, weiß man nicht, da mit jenen Gegenden alle Kommunikation abgeschnitten ist und die Regierung über den dortigen Zustand der Dinge nichts publizirt.
So befindet man sich also über die gegenwärtige Lage und Verhältnisse Spaniens in großer Unwissenheit, was bestimmte Nachrichten betrift, denn an Gerüchten ist wie sich von selbst versteht, selbst in Frankreich kein Mangel. Man erzählt täglich etwas Neues, manches wird widerrufen, manches scheint sich aber auch zu bestätigen, wenigstens wird es aus den Folgen wahrscheinlich.
Die Proklamation des neuen Königs von Spanien, die am 25. July erfolgt, ist nach Madridter Berichten sehr ruhig von Statten gegangen, was freilich ein gutes Zeichen für das Ganze seyn möchte, und Spanische Privatbriefe setzen hinzu, das Volk sei nicht wenig vergnügt, weil man ihnen Stiergefechte gegeben, welches Schauspiel es seit mehreren Jahren nicht gesehen hatte, ob es gleich von jeher zu den Lieblings Vergnügungen der Spanier gehörte. Es mag wohl so seyn, aber doch ist nicht wahrscheinlich, daß blos dadurch die Ruhe in der Hauptstadt erzeugt worden, eben so wenig als daß man daraus auf die Ruhe in den Provinzen zu schliessen berechtigt, denn wenn es wahr ist, daß die Engländer als die Unruhestifter in Spanien anzusehen sind, so kann man auch glauben, daß sie hierzu weniger Gelegenheit in der Hauptstadt als in den Grenzprovinzen haben, wo sie sich thätiger bezeigen können.
Spanische Kriegsbegebenheiten.[]
- [September]
Den Klagen über Mangel Spanischer Nachrichten hat nun endlich die Französische Regierung abgeholfen, und man sieht daraus, daß die Meinung, als solle uns alles in Ansehung dieser Angelegenheiten verheimlicht werden, sehr irrig war, im Gegentheil lesen wir nicht nur im Moniteur die offiziellen Berichte, sondern alle Französischen Journale sind mit Spanischen Neuigkeiten so angefüllt, daß man wohl einsehen kann, man habe uns etwas Zusammenhängendes liefern wollen, und in der That steht sich unsre Neugierde nun besser dabei, als bei den einzelnen oft widersprechenden Berichten. Was die Leser in deutschen Zeitungen aus dem Moniteur erfahren haben, wollen wir nicht wiederholen, aber aus andern Französischen Blättern manches mittheilen, wodurch sie eine richtige Uebersicht des Ganzen bekommen.
Schon im May Monat hatten die Unruhen in Spanien ihren Anfang genommen, es waren jedoch nur einzelne Provinzen oder nicht einmal ganze Provinzen, sondern nur hier und da Ortschaften, in denen sich Insurrectionen bildeten, die leicht zu dämpfen waren, aber im Juny loderte das Feuer das bisher nur unter der Asche glimmerte, so hell auf, daß man nun wohl einsehen konnte, wie sehr es den Engländern gelungen sei, einen ziemlich allgemeinen Bürgerkrieg anzuspinnen.
Die Französische Armee in Spanien, war nun seit dem Juny in 6 Truppenkorps vertheilt, die nach Beschaffenheit der Umstände, bald mehr bald weniger beträchtlich waren, aber alle wurden durch die zahlreichen Garnisonen, die sie in Städten zurücklassen mußten, wie man leicht einsehen kann, sehr geschwächt. Diese 6 Korps waren folgende: das Korps des Generals Savary in Madrid; des Generals Dupont in Andalusien; des Marschalls Moncey in den südöstlichen Provinzen; des Generals Duhesme in Katalonien; des Generals Lefebvre in Arrogonien und das des Marschalls Bessieres in Altkastilien. Ausserdem war noch eine besondere Truppenabtheilung als Reserve aufgestellt. Was die Operationen dieser Truppen betrift, so stimmen alle Nachrichten darin überein, daß mehrere dieser Generals in ihren Unternehmungen glücklich waren, unter diesen aber besonders Marschall Bessieres, welcher die Insurgenten zurückschlug und bei Valladolid ein bedeutendes Treffen lieferte, so daß die Insurgenten Armee von Gallizien, Asturien und Leon, die bis dahin vorgerückt war, überwunden wurde. Er verfolgte seinen Sieg, eroberte die ganze Provinz Leon, marschierte aber nach Burgos wieder, weil man für nöthig fand, der Armee eine concentrirte Stellung annehmen zu lassen.
Auch das Korps des Generals Lefebvre, das in Arragonien stand, war zwar in seinen Unternehmungen glücklich, aber den Hauptzweck, Saragossa wieder zu erobern, konnte er nicht erreichen, selbst das versuchte Bombardement fand zu vielen Widerstand, und erst da eine ansehnliche Verstärkung ankam, gelang es nach der heftigsten Gegenwehr in das Innere der Stadt einzudringen, und so Saragossa mit Sturm zu erobern. Hier ist es unstreitig am hitzigsten hergegangen, denn die Insurgenten waren im Besitz der stärksten Forts und man spricht von achttägigen Gefechten, die in Saragossa selbst statt hatten, ehe man von Französischer Seite Meister der Stadt blieb.
Das sieht man aus allen, daß die Französischen Truppen zu schwach waren, um bei einer so allgemeinen Revolution, wie sie sich in allen Provinzen ausgebreitet hatte, vollkommnen Widerstand zu leisten. So z. B. mußte Marschall Moncey, ob er gleich bis Valencia vorgerückt war, und schon wegen Uebergabe der Stadt und Provinz Unterhandlungen angeknüpft hatte seine Unternehmung wieder aufgeben, blos weil er nicht stark genug war, um in so weiter Entfernung von den übrigen Armeekorps, sich gegen die täglich stärker werdenden Insurgenten zu vertheidigen, und er zog sich nach Madrid zurück, um sich an die dortigen Truppen wieder anzuschließen.
Von den blutigen Mordscenen, welche an so vielen Orten vorgefallen, wo die Insurgenten, die vornehmsten Behörden, sobald sie sich ihnen zu widersetzen wagten, massakrirten, wissen wir etwas aus dem Moniteur, aber nach allen Privatbriefen dieser Gegenden, ist es nur der kleinsten Theil von dem, was zur Schande der Menschheit vorgefallen, und sicher werden diese traurigen Nachrichten auch bald in Französischen Blättern Bestätigung finden, denn daß man von dieser Seite uns selbst die widrigsten Ereignisse nicht verschweigen werde, ist selbst aus den gegenwärtigen Berichten der Hofzeitung abzunehmen.
Die Unglücksfälle, welche das Korps des Generals Dupont erlitten, sind uns deutlich genug erzählt, und mit einer in solchen Fällen seltnen Treue geschildert worden. Bestimmt werden die Fehler angegeben, die dieser General begangen, zwei Drittheile seines Korps abschneiden und mit dem Ueberrest sich ungeachtet seiner unvortheilhaften Stellung, in ein Treffen einzulassen, dessen trauriger Ausgang der Erfolg beweisen hat, indem der König mit seinen Ministern und den Regierungsgliedern am 1sten August, von Madrid abreisen und sich nach Burgos begeben mußte, weil Spaniens Hauptstadt nun selbst von den Insurgenten bedroht wurde. In dieser Gegend ist die Hauptmacht der Französischen Armee concentrirt und man vermuthet, daß solche nicht eher als nach erhaltener Verstärkung aufs neue operiren werde. Ob der König bis zur Beilegung der Unruhen in Burgos bleiben werde, wie er sich vorgenommen, ist noch sehr unbestimmt, denn man weiß nicht, die fernern Unternehmungen der Insurgenten, aber so viel ist wahrscheinlich, daß ungeachtet ihrer Anstrengungen, die nach blutigen Kämpfen Ueberbleibenden, zum Gehorsam gebracht werden, denn das sagen doch selbst Englische Nachrichten, daß es ihnen an guten Anführern fehle, und dieser Mangel dürfte schwer, wenigstens nicht so schnell zu ersetzen seyn, um den Angriffen der Franzosen auf mehrern Punkten zu widerstehen, daß es aber bis zur gänzlichen Unterwerfung noch viel Blut von beiden Seiten kosten werde, ist eine von den traurigen Aussichten, die um so sicherer ist, da wir aus dem Moniteur wisse, wie weit diese Revolution um sich gegriffen hat, und die Engländer alle Kräfte aufbieten werden, sie noch länger zu unterhalten.
Etwas Nachgeholtes über Spanien.[]
- [September]
Man ließt folgende Nachrichten aus Spanien, in denen aber selten ein Datum der Ereignisse angegeben ist, doch scheinen die meisten der darin erwähnten Kriegsbegebenheiten im Junius vorgefallen zu sein.
Die Spanischen Schiffe in Cadix sollen nach Vera-Cruz abgesegelt sein, um das in Amerika seit mehrern Jahren aufgehäufte Gold, einen Schatz von 30 Millionen Piastern, abzuholen. Bei Rosos in Catalonien hat, wie man sagt, ein Korps von 4000 Mann Englischer Infanterie und 1500 Mann Kavallerie gelandet, sich mit den Cataloniern vereinigt, und eine nach Figueros bestimmte Konvoi weggenommen.
Das Korps des Generals Dupont in Andalusien soll besonders gelitten haben, und diese Vorgänge sind auf das Benehmen des Marschalls Moncey und Generals Frere von Einfluß gewesen, so daß beide ihre Macht nachher bei Madrid zusammengezogen. Hierauf glaubt man nun, sei das System ergriffen worden, mit concentrirter Macht zu handeln, dem Krieg jene regulaire Form zu geben, gegen welche es insurgirte Massen, nicht aushalten können. Die Zurüstungen an den Gränzen sind sehr groß. Eine große Anzahl italienischer und neapolitanischer Truppen, durchzieht das mittägliche Frankreich. Nach diesem Plane zweifelt man auch nicht an den Bericht, daß der König bereits in Vittoria eingetroffen, und die Belagerung von Saragossa, wo die Franzosen schon in einem Theile der Stadt eingedrungen waren, aufgehoben wäre.
Alle Nachrichten, die man aus Spanien erhält, bestätigen, daß die Insurgenten eine Menge Greuelthaten verüben. Alles was Spanien von Gesindel und Bettlern enthält, deren es daselbst bekanntlich im Ueberflusse giebt, hat sich zur Insurrection geschlagen und benutzt die Unordnung zu Plünderungen der begüterten Leute. Den Anführern wenn sie sich auch bemühen, Ordnung zu erhalten, gelingt dieses nur einzeln.
Die Insurrectionsausschüsse der einzelnen Provinzen sind zwar mit einander in Correspondenz getreten und es war schon früher der Vorschlag gethan worden, daß in Fermas eine allgemeine Reichsversammlung zusammen kommen sollte, um einen General-Capitain für das ganze insurgirte Spanien zu wählen, man vernimmt aber nicht, daß dieses Project zu Stande gekommen. Bisher hat jede Provinz meist nur für sich gehandelt, in der einen ein General, in andern die alten Conseils oft vom Pöbel gezwungen, anderswo vom Pöbel erhobene Menschen die Angelegenheiten geleitet. Der Aufstand soll in den meisten Provinzen so regulirt worden sein, daß alle Männer vom 16. bis 45sten Jahre unter Waffen dienen sollte, diese Masse sollte in drei Theile abgetheilt werden, wovon der erste als active Armee dienen sollte; die beiden andern aber, welche vornehmlich die verheiratheten Männer begriffen, sollten als Reserve dienen. Wie wenig von einem so allgemeinen Aufgebote zu erwarten stehe, vornehmlich für einen regelmäßigen Krieg, hat die Erfahrung längst bestätigt.
Um Geld zu bekommen hatten die Insurgenten im Widerspruche mit dem fanatischen Geiste, der das Ganze beseelt, Kirchengüter zu verkaufen angefangen, dieß aber bald wieder eingestellt.
Spanische Ereignisse.[]
- [Oktober]
Die Truppensendungen aus Italien nach Spanien haben noch nicht aufgehört, so wie auch starke Kolonnen Französischer Truppen durch die Provence und Languedoc nach den östlichen Pyrenäen ziehen, um in Perpignan einzutreffen. Aus allen aus Spanien eintreffenden Nachrichten scheint sich zu ergeben, daß bei der neuen Organisation der Armee, das in Katalonien stehende Truppen-Korps, als ein von der Hauptarmee abgesondertes zweites Korps angesehen wird, dessen vornehmster Zweck vor der Hand die Behauptung von Barcellona ist. Die Hauptarmee ist noch in Unthätigkeit, und wird vermuthlich vor Ankunft der großen Verstärkungen, die ihr von der Armee in Deutschland zukommen, ihre offensiven Operationen nicht beginnen. Nur die Avantgarde und die Korps der Flankeurs auf beiden Flügeln, wovon der linke sich bis an die Gränze von Arragonien, der rechte aber bis einige Stunden von Burgos ausgedehnt, haben zuwelien Gefecht mit den Insurgenten, die aber im Ganzen nichts entschieden. Die großen Schläge dürften erst gegen Ende des Novembermonats erfolgen.
Unterdessen ist doch eine Unternehmung von Bedeutung vorgefallen. Es befanden sich zu Bilbao 1200 Mann Französischer Truppen in Garnison. Ein Korps Spanier unter General Blacke rückte heran, und die Franzosen waren genöthigt, sich zurück zu ziehen; aber Marschall Ney machte eine solche Bewegung zugleich mit dem General Mouton, daß die Spanier, aus Furcht abgeschnitten zu werden, sich genöthigt sahen, die Flucht zu ergreifen, und -- in Bayonne sind officielle Nachrichten angekommen, daß Bilbao aufs neue von den Franzosen besetzt worden.
So wechselt das Kriegsglück in Spanien fast von einem Tage zum andern, es dürfte aber sich bald für die eine Parthei erklären, denn man sieht es wenigstens für entscheidend an, daß Kaiser Napoleon, so wie er aus Deutschland zurück gekommen, sehr bald in Bayonne eintreffen werde, und alsdann dürften entscheidende Maaßregeln für den Feldzug in Spanien genommen werden.
In Madrid herrscht noch immer die vollkommenste Anarchie, und die Insurgenten von Valencia, die hier eingezogen, haben nach vielen Plünderungen ein wahres Schreckenssystem angenommen, so daß diese Terroristen die ausgezeichnetsten Personen einkerkern und ihr Vermögen einziehen. Man hat diese Maaßregeln selbst auf einige Mitglieder der höhern Geistlichkeit ausgedehnt. Zwischen den Spanischen General Cuesta und Palofax ist große Uneinigkeit ausgebrochen, denn letzterer hat die Anerkennung der Regentschaft verweigert und die Provinz, wo er kommandirt, für einen unabhängigen Staat erklärt haben wollen. Wenn diese Nachrichten sich wirklich so verhalten, dürften die Angelegenheiten für die Spanischen Insurgenten nicht zum Besten beschaffen sein, und sehr bald eine andre Wendung bekommen, denn Uneinigkeiten pflegen gewöhnlich der gänzlichen Auflösung voran zu gehen.
Englische Nachrichten, Spanien betreffend.[]
- [Dezember]
(Aus der Wiener Hofzeitung.)
Es ist freilich sonderbar genug, in einem Niedersächsischen Journale, Englische Nachrichten aus Wiener Zeitungen zu nehmen, und man sollte glauben, wir befänden uns der ächten Quelle am nächsten; unterdessen scheinen die Wiener Blätter, die einige Artikel aufnahmen, sich dadurch einigen Kredit erworben zu haben, und wir wollen daher, so oft wir dergleichen in andern Zeitungen übergangenen Stellen zu bemerken, sie unsern Lesern keinesweges vorenthalten, und in dieser Hinsicht treulich referiren, was nur irgend in gedachter Hofzeitung aufzufinden, ohne was jedoch die Aechtheit dieser Nachrichten betrift, einige Gewähr zu leisten, und in Ansehung der Wichtigkeit überlassen wir solches den Journallesern zur Beurtheilung.
So z. B. enthält die Zeitung vom 12. November unter Spanien folgendes: "Von den frühern Ereignissen ist aus den zu London öffentlich bekannt gewordenen Aktenstücken das Nachstehende noch nachzuholen: Eine Proklamation des Gouverneurs von Cuba, Marquis de Sommernelios, vom 12. Juli, giebt den Bewohnern dieser Insel Kenntniß von den Beschlüssen der Junta von Sevilla, und fordert sie zur Anhänglichkeit an Ferdinand VII. auf; ebendasselbe geschah von dem Kommandanten der Marine daselbst, Don Villavicencios. Aehnliche Aufrufe ergiengen von den Vicekönigen des Spanischen Kontinents in Amerika. In mehrern Publikationen der einzelnen Juntas wird über die Art und Weise diskutirt, wie die Hauptregierung des Landes einzurichten sei. In einer sehr weitläuftigen Schrift von Seiten der Junta von Sevilla wird die Idee anderer Juntas, die Cortez zusammen zu rufen, bestritten, und vielmehr der Grundsatz aufgestellt, daß, da die einzelnen Provinzial-Juntas vom Volke ernannt wären; so repräsentirten sie auch den eigentlichen Volkswillen, und es käme daher bloß ihnen zu, Deputirte zu der Oberregierung zu erwählen. Diese frühern Versprechungen finden sich seit Anfange Septembers, durch die Errichtung der Madridter Central-Junta vollständig erledigt. Es hat sich nicht bestätigt, daß der General-Kapitain von Majorka sich geweigert habe, die Spanischen Truppen, welche sich auf dieser Insel befinden, nach Katalonien zu senden, als der General, Marquis von Palacia, solche begehrte. Vielmehr haben die Balearen thätigen Antheil an der Insurrektion genommen. Zu Corunna wurden in den ersten Oktobertagen Quartiere für 40000 Mann Brittischer Infanterie und 8 bis 9000 Mann Kavallerie gemacht. Die Englische Armee rückte (die wenigen Besatzungen ausgenommen) in Eilmärschen nach Kastilien. Ende Octobers sollten 110000 Mann Brittischer Truppen in Spanien und Portugal sein und selbige Sir John Moore en Chef kommandiren."
So weit diese Nachrichten, deren Werth oder Unwerth zu prüfen, wir unsern Lesern überlassen.
Spanische Zeitungsartikel.[]
- [Dezember]
Die letzten Madridter Blätter, die man hat, reichen nicht weit über die Räumung dieser Hauptstadt durch die Französische Armee hinaus, denn sie sind vom August, und manche Leser dürften wohl die Frage aufwerfen: Was sollen wir mit alten Zeitungsartikeln wohl anfangen? Unterdessen ist doch so viel gewiß, dergleichen Blätter gehören zu den politischen Seltenheiten, und da sie einige Nachricht von der wichtigen Epoche enthalten wie von Französischer Seite die Hauptstadt Spaniens geräumt wurde, so dürfte es manchem Leser angenehm sein, zu hören, wie die Spanier selbst sich über diesen Vorfall geäußert haben. Gedachter Artikel lautet so:
"Der hohe Rath von Kastilien, welcher, so wie der Kriegsrath und die Inquisition, dem König Joseph auch noch während seiner Anwesenheit den Eid der Treue verweigert, hat am 11. August ein Dekret ausrufen und anschlagen lassen, worin die Entsagung Karls IV., die Entsagung der Infanten und alles, was von der Junta zu Bayonne angenommen worden, als ein bloßes Werk der Gewalt dargestellt und als nichtig erklärt worden. Unter dem gleichen Grunde hatte der Minister-Staatssekretair der auswärtigen Geschäfte, Cevallos, der Fürst von Castelfranco, der Herzog von Infantado und andere Individuen der Bayonner Versammlung ihre Dimission gegeben. Infantado aber einen subalternen Grad in la Cuestas Heer angenommen. In dem wohl verschanzten und mit reichen Vorräthen angefüllten, zum Waffenplatze ausersehenen Buenretiro sind 106 Kanonen erbeutet, und nur die Pulvervorräthe in den großen Teich verschüttet worden. Den Königlichen Schatz, die Kassen xc. hat dargegen der Finanzminister Cabarrus unter starker Bedeckung mit sich genommen. Vom diplomatischen Korps folgten dem Könige der Französisch-Kaiserliche Botschafter Laforest, die Dänische und Sächsische Gesandtschaft. Kaum war der Abzug am 29. Juli geschehen, als der Intendant der Havannah, Vigari, als ein Französischgesinnter, vom Volke erwürgt und sein Leichnam durch die Straßen geschleift wurde. Die Ruhe aber wurde noch denselben Abend durch mehrere Proklamationen wieder hergestellt, die gleichfalls im Druck erschienen und in alle Provinzen versandt wurden."
Man muß gestehen, daß der Mardrider Zeitungsschreiber mit einer Art von Bescheidenheit erzählt, die lobenswerth ist, und daß er nicht zu denen gehört, die ihr Publikum mit unwahren Nachrichten nur zu amusiren suchen. Die Londner Blätter gehören keinesweges zu dieser Klasse, sie haben oft von Vortheilen erzählt, die in Spanien erfochten worden, und man hat auch nicht ermangelt, in London deshalb Feste zu feiern, obgleich bald nachher entdeckt worden, daß diese Nachrichten nur von solchen Einsendern herrührten, welche mit der Leichtgläubigkeit des Publikums ihren Spaß treiben wollten.
Wie muß man die Spanischen Ereignisse beurtheilen?[]
- [Dezember]
Jedermann urtheilte über die Ereignisse in und entscheidet was der Französische Kaiser thun oder nicht thun sollen, bestimmt auch wohl geradezu, was den Spaniern und Engländern zu thun obliege, aber wie wenige von denen, die so unbedingt entscheiden, haben sich wohl mit der Spanischen Geschichte bekannt gemacht, und ohne deren Kenntniß sollte man billig diesen Gegenstand gar nicht in Erwägung ziehen, weil ausserdem die Urtheile nun einseitig oder schief ausfallen. An dergleichen schiefen Beurtheilung sind hauptsächlich wohl die verschiedenen Interessen der Beurtheiler Ursache, und es giebt kein Mittel eine richtige Ansicht der Dinge zu erhalten, als wenn man die ältern Verhältnisse Spaniens zu andern Mächten in Betrachtung zieht, wir wollen uns daher die ältere Geschichte ganz allein zur Führerin wählen.
Es war eine Zeit, nehmlich unter Ferdinand den Katholischen und Karl V., wo Spanien, was Sitten, Tapferkeit, Künste und Wissenschaften betraf, unter allen Reichen den Vorrang behauptete. So wie jetzt Frankreich, so ordnete Spanien ehemals die Angelegenheiten in Europa, denn daß der kräftigste Körper die Bewegungen der andern bestimme, das ist ewiges Naturgesetz und muß auch eben so gut in der Politik gelten.
Spaniens Uebermacht hat kaum ein Jahrhundert gedauert, Frankreich warf sich zur Nebenbuhlerin auf, und sehr natürlich, daß diese den Preis im Kampfe davon trug, denn Frankreich war in seiner Ausbildung fortgeschritten, Spanien hingegen hatte nicht nur Stillstand gemacht, sondern war, weil es unter Philipp II. eine ganz falsche Politik angenommen, auch immer weiter zurückgesunken.
Frankreich hatte durch seine Uebermacht gerade so wie jetzt, eine allgemeine Eifersucht auf sich gezogen, und besonders erhob sich ein Reich, das diese Uebermacht zerstören und den Handel ganz allein an sich ziehen wollte, das war England, und von dieser Zeit an entstand zwischen Frankreich und England eine wechselseitige Erbitterung, deren Grund eigentlich in den National-Bedürfnissen aufzufinden ist, denn Frankreich fühlte, seiner großen Bevölkerung wegen, von jeher das Bedürfniß eines freien Handels, und England will sich nicht den Welthandel entreissen lassen, weil es sehr gut weiß, daß ohne solchen die Regierung keinen Kredit mehr findet, und so ist es sehr natürlich, daß beide Reiche nie neben einander ihre wechselseitigen Bedürfnisse befriedigen können.
Unter dem Deckmantel des politischen Gleichgewichts hat England von jeher gesucht, die Europäischen Staaten an seinem Gängelbande zu leiten, keinen Staat aber empor kommen lassen, um den Alleinhandel zu haben; Frankreich hingegen hat Gleichheit der Völkerrechte zu Lande und zur See verlangt, und so ist also natürlich, daß bei einer so gerechten Idee, der vernünftigere Theil des Publikums sich an dieses anschließe, und daher fließt auch die Nothwendigkeit, daß Frankreich über England siegen müsse.
Das Englische Blendwerk vom Europäischen Gleichgewichte kann den Kontinent nicht mehr täuschen, seitdem es vier Koalitionen gegen Frankreich aufgerufen hat, die zu nichts gedient, als Frankreich immer mächtiger zu machen. Schon aus Politik und seines eignen Vortheils wegen, hätte Spanien sich an Frankreich fest anschließen sollen, und es affektirte auch hierzu seine Bereitwilligkeit, aber Ernst ist es ihm nie gewesen, und sobald es von Frankreich aufgefordert wurde, etwas zu leisten, wußte es gewöhnlich sich entweder mit Mangel an Mannschaft oder mit dem Zustand seiner Finanzen zu entschuldigen. Nur als Frankreich gegen Preußen zog, da fehlte es Spanien weder an Geld noch Mannschaft und die Armee wurde schnell genug mit 40000 Mann vermehrt. Man konnte leicht einsehen, wo es mit Spaniens innerlicher Politik hinaus wollte, und der geringste Nachtheil den Frankreich erlitten, würde sehr bald dem Spanischen Hofe die Maske abgezogen haben.
Nichts ist gewisser, als daß der Sieg von Jena den Spaniern hinderte, ihre ganze Macht gegen Frankreich anzuwenden, was eigentlich der Plan war, und Frankreichs Politik warf einen Schleier über diesen Beweis einer Feindseligkeit, indem es sich stellte, als wisse es gar nicht, in welcher Absicht Spanien sich so schnell gerüstet habe, unterdessen verlangte es doch, daß Spanien, zum Bürgen seiner Gesinnung, einen Theil seiner Truppen nach Deutschland schickte, und diese Forderung konnte nicht füglich abgeschlagen werden.
Heimlich war Spanien noch immer ein Anhänger von England, aber das war diesem Ministerio nicht genug, sondern wünschte vielmehr aus dem heimlichen Freunde einen offenen Bundsgenossen zu machen, und daher machte es den Versucht eine Thron-Veränderung zu bilden, wodurch Frankreich veranlaßt wurde, sich nun ernstlich in Spaniens Angelegenheiten zu mischen. Wahrscheinlich würde Frankreich, hätte es die Ereignisse der letzten Monate vorausgesehen, ganz ruhig den Zeitpunkt abgewartet haben, wo Spaniens neuer König, ein sehr folgsames Geschöpf der Englischen Politik, ihm den Krieg erklärt und folglich das Recht gegeben hätte mit Spanien als Sieger zu verfahren, allein Frankreich glaubte menschlicher und politischer zu handel, wenn es einem neuen Kriege durch Unterhandlungen vorbaue, es glaubte nach aller Wahrscheinlichkeit, daß eine Konstitution, von den Abgeordneten des Reichs angenommen, leichter die Gemüther für sich einnehmen würde, als eine vom Sieger aufgedrungene, auch glaubte es, die Nation würde eine Konstitution, so wie diese eingerichtet war, mit Vergnügen aufnehmen, und daher wurden weder die Spanischen Truppen entwaffnet, noch die Festungen besetzt. Diesmal hatte sich Frankreich geirrt, und es gelang England, Spanien im Revolutionszustand zu versetzen. Frankreich hat dadurch nichts weiter verloren, als daß es genöthigt worden ist, dasjenige mit dem Schwerte auszumachen, was es in Güte zu erhalten gehofft hatte. Viele glauben, wenn Frankreich sich nicht in Spaniens Angelegenheiten gemischt, so wäre es in diesem Reiche ruhig geblieben, daß ist aber eine ganz irrige Meinung, denn war nicht die Unruhe schon dekretirt, ehe Frankreich sich ins Mittel schlug? Wollte nicht der Sohn den Vater entthronen, und der Vater den Sohn enterben? Gab es nicht Partheien, und war nicht ein Bürgerkrieg unvermeidlich? Ich frage nun jeder, der nur auf oberflächliche politische Kenntniß Anspruch macht, konnte wohl Frankreich bei den Revolutionen von Madrid und Aranjuez einen ruhigen Zuschauer abgeben? Die Verhältnisse zwischen Spanien und Frankreich waren von der Art, daß letzteres unmöglich ruhig mit ansehen konnte, wie sein nächster Nachbar von England geleitet würde. Ich frage jedem, der Anspruch auf Unpartheilichkeit macht, was hätte Frankreich wohl thun sollen? Hätte es die Parthei des Vaters oder des Sohnes ergriffen, so wäre es auf jedem Fall nöthig gewesen, Blut zu vergießen und es glaubte daher, sicherer zu gehen, wenn es, um sich gegen England zu retten, einen Regenten auf den Thron setzte, auf den es sich ganz verlassen konnte. Setzen wir aber auch die Politik ganz bey Seite, so finden wie demungeachtet in Spaniens gegenwärtiger Verfassung Beweggründe genug, einen mit Weisheit und Macht begabten Regenten, wie Napoleon, aufzufordern von seiner Macht Gebrauch zu machen, um die moralisch- und physisch-kranke Spanische Nation zu retten. Ist es Pflicht, einen Kranken zur Einnahme von Arzenei wider Willen zu zwingen, so muß es auch ein Moralgesetz geben, nach welchem derjenige, der die Mittel dazu in den Händen hat, auch verpflichtet ist, eine ganze Nation zu retten, die sich am Abgrunde des Verderbens befindet. Daß dem also sei, ergiebt sich leicht, bloß aus einer kurzen Darstellung von Spaniens Lage und Verfassung.
Spanien bringt alle Produkte hervor, die man nur von seinem herrlichen Boden und von seinem sanften Himmelsstriche erwarten kann. Schaafe sind sein größter Reichthum; man setzt ihre Zahl auf 13 Millionen. Nach ihnen folgt Wein und Früchte. Salz wird in großer Menge bereitet; auch an Seide fehlt es nicht; auch hat es Bergwerke und die Gold und Silberminen der neuen Welt erheben seine Naturschätze über alle Europäischen Reiche. Aber welchen Gebrauch machte Spanien bisher von allen diesen Schätzen? Trotz des fruchtbaren Bodens liegt der Ackerbau ganz danieder, und wie die Regierung beschaffen war, kann man schon daraus urtheilen, weil Spanien schon öfterer Hungersnoth gelitten hat, unterdessen einige seiner Provinzen Ueberfluß an Korn hatten.
Es würde zu weitläuftig sein, das alles aus einander zu setzen, ich will daher nur noch anmerken, daß der sicherste Beweis vom Verfall eines Reichs darin bestehe, wenn sich die Bevölkerung vermindert, und das ist der Fall in Spanien. Sevilla hatte einst 400000 Einwohner, jetzt nur 90000; Toledo sonst 200000, jetzt 25000; Valladolid einst 100000, jetzt keine 20000. Wie es um die Erziehung und Aufklärung stehe, kann man leicht denken, da hier Aberglauben, Bigotterie und Schwärmerei sich an der Tagesordnung befinden, und so ist wohl dieser Nation zu wünschen, daß sie im Physischen und Moralischen geheilt werde, welcher Zeitpunkt auch wahrscheinlich nun wohl eintreten wird.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Frankreich. [15]
Paris vom 26. Febr. Die Neugierde, in Bezug auf die Ereignisse im mittelländischen Meere, ist bey uns sehr hoch gespannt, daß die Regierung in dieser Hinsicht sobald etwas Offizielles bekannt machen dürfte. Daß der Spanische Hof zu den projektirten Unternehmungen auf eine thätige Weise konkurrirt, scheint ausgemacht. Zur Belagerung von Gibraltar werden wenigstens zu Kadix und Algeziras sehr nachdrückliche Anstalten getroffen, und von der grossen Armee sind neuerdings mehrere Genie- und Artillerieoffiziere nach Frankreich zurückgekommen, die sich eilig nach Spanien begeben, um bey der Belagerungsarmee von Gibraltar angestellt zu werden. Die Spanischen Truppen, die sich bey Madrid versammeln, so wie die Armeekorps des Marschalls Moncey und des Generals Düpont sollen zum Theil dieselbe Bestimmung haben. Noch immer marschiren einzelne Regimenter und Bataillone nach Spanien, wo dem Vernehmen nach, ausser der Belagerungsarmee vor Gibraltar, noch eine besondere Observazionsarmee gebildet wird. Manche wollen sogar schon voraus errathen, daß Truppen nach Nordafrika übergesetzt werden sollen, um den Engländern die Häfen der Barbarey zu verschliessen. Der Madrider Hof unterstützt die Französischen Korps aufs Bereitwilligste mit allen Bedürfnissen. Die Reise des Kaisers nach Spanien scheint, nach allen Nachrichten, definitiv beschlossen, nur ist der Zeitpunkt noch nicht festgesetzt. --
Spanien. [16]
Madrid den 26. März. Durch verschiedene in der Madrider-Zeitung bekannt gemachte königl. Dekrete werden Don Pedro Cevallos, der Marquis Caballero, D. Antonio Olaguet-Fettu, D. Franzisko Gil, D. Mich. Gavetano Soler und D. Jos. Garcia di Laon y Pizarro, in ihren bisherigen Stellen, als Staatssekretairen, bestätigt.
Frankreich. [17]
Bayonne den 11. April. Die Madriter Hofzeitung vom 2. April liefert einen Tagsbefehl Sr. kaiserl. Hoheit, des Großherzogs von Berg, worin es heißt: Der kombinirte Marsch der Französischen und Russischen Truppen haben die Ankunft Sr. kaiserl. Majestät etwas verspätet. Es werde aber nicht mehr lange anstehen, daß Se. Maj. an der Spitze Ihrer Truppen sich in Spanien befinden werde. Den Folgenden Tag las man in der nämlichen Zeitung ein königl. Dekret, worin den Spaniern angekündigt wurde, daß die Truppen seines hohen Alliirten, des Kaisers der Franzosen, keine andere Bestimmung hätten, als die zwischen beyden Souveräns gegen den gemeinschaftlichen Feind geschlossenen Konvenzionen und entworfenen Plane zu vollziehen.
Madrit den 6. April. Der Großherzog von Berg hatte dem Don Pedro Cevallos, erstem Staats- und Depeschen-Sekretär, zu erkennen gegeben, daß Se. Maj. der Kaiser der Franzosen und König von Italien den Degen zu besitzen wünschte, den Franz I., König von Frankreich, in der berühmten Schlacht von Pavia, unter Kaiser Karl V., verlor; Se. Majestät der König, von diesem Verlangen benachrichtigt, und von dem Wunsche belebt, bey jeder Gelegenheit Sr. Majestät dem Kaiser der Franzosen, seinem innigen Alliirten, seine Schätzung für Dero erhabene Person und seine Bewunderung ~der Dero seltene Thaten zu bezeugen, glaubte mit diesem Depositum keine würdigere Hände beauftragen zu können, als die Sr. königl. Hoheit des Großherzogs von Berg; demnach verfügte sich am 31. März der Hr. Marquis d'Astorga, Oberstallmeister des Königreichs, in grossem Pompe, und von einem zahlreichen Gefolge begleitet, in den Pallast Sr. königl. Hoheit des Großherzogs von Berg, und überreichte demselben den Degen Franz des Ersten. General Belliard bekleidet die Stelle als Chef des Generalstabes des Großherzogs.
Politische Notizen. [18] [Juli.]
Es marschiren immer mehrere Französische Truppen nach Spanien, dagegen die Spanischen ihnen Platz machen und von der Garde werden einige Divisionen im Norden erwartet. Seitdem der König Joseph Napoleon zum Könige von Spanien erklärt worden, ist noch nicht bestimmt, wer künftig das Königreich Neapel beherrschen werde, und alles was darüber gesagt wird, sind nur Zeitungsgerüchte.
Politische Notizen. [19] [Juli.]
Die Spanische Konstitution, welche zu Bayonne entworfen worden, steht bereits im Pariser Moniteur, in Spanischer und Französischer Sprache. Der neue König von Spanien ist nach Madrid abgereist und sämmtliche Deputirten der Junta haben ihn begleitet. Auch die Königin wird nächstens aus Neapel erwartet.
Spanien. [20]
Am 4. July ward eine grosse Promozion Sr. kathol. Maj. publizirt, nehmlich die Minister, Gardebefehlshaber, Oberhofbeamten, und Kammerherren. Don Urquijo wurde Minister-Staatssekretär; Don Pedro Cevallos Minister der auswärtigen Angelegenheiten; D. Azanza Minister von Indien; der Admiral Mazaredo, Seeminister; der General O-Farril, Kriegsminister; D. Jovellanos, Minister des Innern; der Graf Cabarrus, Finanzminister; D. Pinuela, Justizminister; Gardenbefehlshaber, die Herzoge Parque, St. Germain, Infantado und der Fürst Castelfranco; Oberkammerherr, der Marquis von Ariza; Großzeremonienmeister, der Herzog von Hijar; Oberjägermeister, Graf Fernan-Nunes; Kammerherr, Graf Santa-Coloma; dann wurden noch einige Herzöge und Grafen zu Reisekammerherren ernannt.
Politische Notizen. [21] [August.]
Im Moniteur liest man, daß zwischen Paris und Madrid eine große Kommunikations-Straße angelegt werden soll, und zwar über Pau, Oleran und Soragossa.
Politische Notizen. [22] [September]
Die neuste Französische Post hat gar keine politische Neuigkeit von Bedeutung mitgebracht, und wir wissen nicht was die Angelegenheiten in Spanien betrifft, als daß mehrere Französische Generals zur Armee dahin abgehen, unter andern auch Marschall Ney.
Das Neueste aus Spanien. [23] [Oktober]
Die neuesten Nachrichten aus Vittoria sind vom 12. Oktober und die van Bayonne vom 15. Aus solchen erhellt, daß die Spanier Ausgang Septembers auf mehreren Seiten angriffsweise zu Werke gegangen sind und große Anstrengungen gemacht haben. Marschall Ney aber hat solche zurück getrieben und verfolgt. Daß in der Gegend von Vittoria bedeutende Gefechte vorgefallen, wie Gerüchte lauten, und man vorgiebt Privatbriefe dieses Inhalts zu haben, davon wird in den Berichten aus Vittoria sowohl als aus Bayonne kein Wort erwähnt, wir leben also dieser Neuigkeiten wegen noch in großer Ungewißheit.
Das Neueste aus Spanien. [24] [November]
Aus Spanien sind keine Neuigkeiten von Bedeutung eingegangen, und vor Ankunft des Kaisers bei der Armee, sind solche auch nicht zu erwarten. So viel ist bestimmt, daß viele der Spanischen Bauern die Waffen niedergelegt, und sich in ihrer Heimath wieder eingefunden haben, daher man hofft, es werde weniger Blut kosten, die Ruhe herzustellen, als man anfangs zu besorgen Ursache hatte.
Treue Auszüge aus Englischen Blättern. [25]
Im Englischen Journal Times, ließt man folgende Nachrichten aus Madrid: Die Mitglieder der hohen Regierung zu Aranjuez haben den General Urbino, Gouverneur von Segovia, befohlen, dem General und Staatsrath Valdes, Deputirten der Provinz Leon, der in dem Staatsgefängnisse von Segovia verwahrt wurde, vor sie zu bringen. Sie haben zu gleicher Zeit den General Cuesta befohlen, seine Armee zu verlassen, und vor ihnen zu erscheinen, um Rechenschaft von den Beweggründen, aus welchen er den General Valdes arretirt hat, zu geben. Valdes ist übrigens als rechtmäßiger Repräsentant des Königreichs Leon anerkannt, und die von Cuesto getroffene Wahl eines andern Deputirten ist kassirt worden. Auf das gewaltthätige Betragen Cuestas gegen einen Repräsentanten der Nation, hat Herr Stuart demselben keinen Antheil an der von der Brittischen Regierung für die Provinzen Asturien und Leon überschickten Geldsumme zukommen lassen wollen, und die Spanische Regierung hatte Stuarts Verfahren gebilligt. General Cuesta hat inzwischen eine Abtheilung seiner Armee nach Robres, einer kleinen Stadt bei Leon abgeschickt, und daselbst 250000 Dollars, welche der Brittischen Regierung gehörten, wegnehmen lassen. General Castannos ist nicht Generalissimus, wie man gesagt hat, sondern blos Oberbefehlshaber der Armeen von Andalusien, Kastilien, Valencia und Estremadura.
Spanien. [26]
Nicht blos nach Gibraltar, sondern auch nach den Inseln Majorka, Minorka und Joika werden von reichen Spanischen Familien eine Menge Kostbarkeiten geflüchtet. Die Zentraljunta zu Madrid hat in einer Proklamazion angekündigt, daß sie aus Amerika 100 Mill. Piaster, und 20,000 Mann, theils Linientruppen, theils Freywillige erwarte.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
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- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 22. Mittwoch, den 16. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 33. Sonnabend, den 23. April.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 37. Sonnabend den 7. May 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 60. Mittwoch, den 27. July 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 104. Mittwoch, den 28. Dezember 1808.