Große Folgen für den Orden.[]
[1]
Die Begebenheiten auf Malta waren nicht ohne große Folgen. Man sah eine unerwartete merkwürdige Scene im Norden -- wodurch die Absicht der Regenten in Frankreich, den Malteser-Orden zu vernichten, vereitelt wurde. Es erschien eine Protestation des Großpriorats von Rußland gegen die Uebergabe von Malta, die unter dem 26sten August zu St. Petersburg im Druck bekannt gemacht wurde, und deren wesentlichen Inhalt hier mitzutheilen wir für historische Pflicht halten.
"Welch einen tiefen Schmerz müßen wir nicht empfinden, heißt es darin, da wir diesen alten und edeln Schauplatz unsers Ruhms verrätherischer weise durch eine Convention verkauft sehen, die in ihren Grundsätzen eben so nichtig, als in ihren Wirkungen infam ist! In dem Laufe eines Kriegs von sieben Jahrhunderten empfanden die Ritter von St. Johann von Jerusalem mehr als einmal den Wechsel des Glücks. Mehr als einmal sahen die beunruhigten Christen den Schild des Glaubens, so zu sagen, in den Händen seiner Vertheidiger zerbrochen, und den ganzen Orden keinen andern Zufluchtsort, als das Herz dieser Ritter, übrig behalten. Aber stets bezeichneten die edelsten Anstrengungen ihre verschiednen Erfolge. Seit seinem Ursprunge, befleckte nur der Name eines einzigen Verräthers die Annalen der Ordens von St. Johann von Jerusalem; durch welch unglückliches Verhängniß müßen wir ihn jetzt in den Abgrund der Schande und der Schmach durch eben diejenigen gestürzt sehen, denen alles die Pflicht auferlegte, ihn dafür zu bewahren. Wenn die schleunige Todesstrafe, die d'Emaral erlitt, den durch seine Treulosigkeit verursachten Uebeln nicht abhalf, so bezeugt sie wenigstens die Strenge der Grundsätze dieses erlauchten Corps, und die gerechte Nachkommenschaft hat mit gleichem Maaße den Ruhm über Villiers von der Insel Adam, und die Schande über seinen ehrlosen Gegner, verbreitet. –
Was uns anbetrift, die wir unter dem glorwürdigen Schutze Pauls I. Durchlauchtigsten Kaisers und Selbstherrschers aller Reußen, und Beschützers unsers Ordens, vereinigt sind; so mißbilligen und erkennen wir feyerlich jeden den geheiligten Gesetzen unsrer Stiftung widrigen Schritt nicht an. Wir betrachten alle diejenigen, welche den infamen Tractat, der Malta überliefert, abgefaßt, angenommen, und dazu eingewilligt haben, als ihres Rangs und ihrer Würden entsetzt und degradirt, so wie alle diejenigen, welche der directen oder indirecten Mitwirkung an diesem Werke der Ungerechtigkeit überwiesen seyn werden. Wir entsagen von nun an jeder Art von Gemeinschaft mit diesen unwürdigen, angesteckten und bestochnen Mitgliedern. Wir erklären endlich förmlich, daß wir künftig nur diejenigen für unsre Brüder anerkennen werden, welche die Uebereinstimmung ihrer Grundsätze mit den unsrigen offenbaren, und ohne Vorbehalt der gegenwärtigen Protestation beypflichten werden."
Diese Protestation war von einem Manifeste des Großpriorats von Rußland begleitet, welches Details über die Uebergabe von Malta enthält, und sich so schließt: "Wir werfen uns in die Arme unsers Durchlauchtigsten und höchsten Beschützers Paul I. Kaisers und Selbstherrschers aller Reußen, mit dem Zutrauen, welches uns seine Gerechtigkeit, seine Gesinnungen und seine Wohlthaten einflößen. Wir flehen Se. Kaiserliche Majestät demüthigst an, uns seinen höchsten Willen zu erkennen zu geben, dem wir ohne Einschränkung Folge zu leisten versprechen, und seinen großmüthigen Schutz auf alle die Mitglieder unsers Ordens auszudehnen, die in diesen unglücklichen Umständen eine treue Anhänglichkeit an die unveränderlichen Grundlagen unsrer Stiftung, die Religion und die Ehre, bewiesen haben."
Auf dieses Manifest folgte ein Decret Sr. Majestät, des Kaisers und Selbstherrscher aller Reußen, worin er sagt: "Wir bestätigen die obenerwähnten Acten in aller ihrer Kraft, bezeigen Unsre Dankbarkeit für den Eifer der Mitglieder des erlauchten Ordens von St. Johann von Jerusalem, und nehmen das ganze wohlgesinnte Corps dieser Ordens unter Unsre Allerhöchste Direction. Wir versprechen auf Unser Kaiserliches Wort, denselben nicht nur in seinen Einrichtungen, Privilegien und Ehren aufrecht zu erhalten, sondern auch alle in Unsrer Macht befindliche Sorgfalt für deßen Wiederherstellung in den achtungswürdigen Stand anzuwenden, in welchem er sich befand, und zum Vortheile der ganzen Christenheit überhaupt sowohl, als zum Besten eines jeden wohl regierten Staats im besondern beytrug. Wir haben hierbey nicht die Absicht, irgend einen Anspruch zu erheben, der, unter welcher Benennung es sey, den Rechten fremder Höfe zum Nachtheil gereichen könnte." –
Nach einer vor uns liegenden genauen Liste, deren detaillirte Angabe wir hier aus Mangel an Raum nicht benutzen können, hat der Malteser-Orden in dem letzten Jahrszehend dieses Jahrhunderts, außer dem Verluste seines Sitzes, der Insel Malta, durch die Revolutionen in Frankreich, Italien und der Schweitz, -- 8 Priorate, 4 Balleyen, und 367 Commenden eingebüßt. Die gegenwärtigen Besitzungen dieses Ordens bestehen in allem nur noch aus 14 Prioraten, 8 Balleyen und 361 Commenden. –
Wir müßen, zum Schluße dieses Kapitels, auch bemerken, daß bereits der Groß-Meister des Ordens, Baron von Hompesch, eine Rechtfertigung wegen der Uebergabe von Malta an den Kaiser, nach Wien, eingesandt hat, und das noch eine umständlichere Vertheidigung und Rechtfertigung zur öffentlichen Kenntniß erscheinen soll, welche wir nicht ermangeln werden, anzuführen.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Frankreich. [2]
Das Journal de l'Empire will wissen, daß eine gänzliche Auflösung des Maltheser-Ordens nahe sey, weil die Verhältnisse, welche ihr bisher im Wege gestanden, aufgehört hätten. Es sey allgemein anerkannt, daß dieser, halb militärische, halb religiös , Orden mit den jetzigen Europäischen Sitten nicht mehr übereinstimme.
- [1808]
Italien. [3]
Ein anderes Dekret vom 5. Nov. verordnet, daß der Maltheser- und Constantinianer-Orden im Königreich Neapel aufgehoben werden sollen. Die Güter derselben dienen zur Dotazion der königl. Orden beyder Sizilien; der Ueberschuß der Einkünfte wird theils den königl. Domainen einverleibt, theils zur Pensionirung solcher Maltheser-Ritter, die sich der königl. Freygebigkeit würdig machen, verwendet.