Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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See-Schlacht bey Trafalgar.[]

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SectieTreffensTrafalgarAngriff

Plan des Treffens bey Trafalgar und kurz darauf erfolgter Angriff.

Der ein und zwanzigste Oktober 1805.

Zum Erstaunen der Welt hatte die Franzosen, ohngeachtet aller ihnen von den Engländern versetzten empfindlichen Schläge, in kurzer Zeit wieder eine beträchtliche Flotte ausgerüstet, so daß sie im Stande war, eine brittische Kauffahrtheyflotte von fünfzehn Schiffen, dreymalhundert tausend Sterling im Werth, wegzunehmen und sich am 22ten Julius 1805 zwischen Corunna und Ferrol dergestalt zu schlagen, daß keiner der kämpfenden Theile mit Bestimmtheit den Sieg zuschreiben konnte. Zwar hatte der englische Vice-Admiral Calder den mit den Franzosen vereinigten Spaniern zwey im Kampf über zugerichtete Schiffe genommen, aber auch von ihnen hatten drey Schiffe so gelitten, daß sie nicht mehr dienstfähig waren, sondern nach Hause geschickt werden mußten. Die Franzosen hingegen vereinigten sich mit der Flotte von Ferrol und waren jetzt, ohne die Fregatten zu rechnen, vier und dreyßig Linienschiffe stark, die weder Nelson noch Calder anzugreifen wagte. Diese große Flotte segelte ungehindert nach Kadix, wo sie vor der Hand blieb. Endlich am, heutigen Tag kam es zwischen ihr und dem Admiral Nelson zu einer fürchterlichen und blutigen Seeschlacht bey Trafalgar. Mit 27 Linienschiffen griefen Nelson und Collingwood die französisch-spanische Flotte, drey und dreyßig Linienschiffe unter Villeneuve, Gravina und Dumanoir stark, in zwey Kolonnen an. Die Engländer durchbrachen die feindliche Linie und errangen nach einem dreystündigen Gefecht den vollständigsten Sieg. Ein Theil der kombinirten Flotte wurde gänzlich zerstört, ein anderer erobert und der gröste Theil des entkommenen Ueberrestes fiel auch den Siegern in die Hände. Villeneuve und Alava wurden nebst dem Contre-Admiral Zisneros gefangen genommen. Die Engländer hatten 1214 Verwundete und 449 Todte; die Franzosen verloren über zehntausend Mann. Der allergröste Verlust, den die Engländer erlitten, war der große Seeheld Nelson, den eine Flintenkugel im Augenblick des Sieges vom Mastkorb des spanischen Schiffs Trinidad getroffen und todt zu Boden gestreckt hatte.


Seeschlacht bei Trafalgar.[]

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Der 21. October 1805.

Nelson hatte vergeblich im Sommer des J. 1805 der französisch-spanischen Flotte unter Villeneuve und Gravina in den westindischen Gewässern nachgejagt. Er sollte sie erst in Europa wieder finden. Geschickt wusste er sie aus dem Haven von Cadix zu locken, und am 21. Octob. bei Cap Trafalgar zur Schlacht zu zwingen. Er hatte 27, die Feinde 34 Linienschiffe. Der Kampf begann um Mittag. Die englische Flotte durchbrach an 2 Punkten den grossen Halbkreis der französischen. Der Sieg war nach 3 Stunden für die grossbrittanische Flagge entschieden, nachdem auf allen Schiffen mit der grössten Tapferkeit gefochten wurde. Es war seit Jahrhundert einer der grössten Seesiege.

England erkauft ihn mit dem Verluste seines grössten Seehelden; denn Nelson fiel von einer feindlichen Kugel tödtlich in die Brust getroffen. Der spanische Admiral Gravina starb an hier erhaltenen Wunden, der französische Villeneuve endete vor Gram über die verlorne Schlacht durch Selbstmord sein Leben. Nur 10 Schiffe blieben von der vereinigten Flotte übrig. Sie hatte an Todten, Verwundeten und Gefangenen bei 15,000 Mann verloren. Die Engländer kaum zwey Tausend. Villeneuve, General Contamine, Vice-Admiral Alava und Contre-Admiral Zisneros wurden gefangen.


Plan von der See-Schlacht zwischen den Englischen u. den vereinigten Französischen u. Spanischen Flotten bey Trafalgar ohnweit Cadix, d. 21 Octobr. 1805.


Einzelne historische Züge und Anekdoten.[]

[1806]

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Die bei Trafalgar besiegten Admirale der Spanischen und Französischen Flotte haben ihren Ueberwinder, Lord Nelson, nicht lange überlebt. Der allgemein bedauerte Admiral Gravina starb zu Cadix an den Folgen der in der großen Seeschlacht erhaltenen Wunden, und der Französische Admiral Villeneuve, der das ungünstige Urtheil eines niedergesezten Kriegsgerichts fürchtete, sezte in der Verzweiflung zu Rennes, wohin er aus England zurückgekehrt war, selbst seinem Leben auf eine gewaltsame schaudervolle Weise ein Ziel. Nun ist keiner von den Oberbefehlshabern jenes großen Tages mehr übrig. Von den Admiralen Gravina und Villeneuve wird diese Zeitschrift in der Folge biographische Abrisse liefern.

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Die Madridter Hofzeitung enthält eine Aufzeichnung der vielfältigen Beweise von Muth und Gewandheit, die ein Matrose aus der Stadt San Lucar de Barrameda nach der Schlacht bei Trafalgar gab. "Er nennt sich Felix Odevo, sein Name verdient auf die Nachwelt zu kommen. Am Tage der Schlacht trotzte er allen Gefahren, und rettete 4 Engländer die in dem Augenblicke zu Grunde gegangen waren, als sie mit Antauen des Rayo beschäftigt waren. Dann entriß er 200 Spanier dem Tode, die einen Theil der Schiffsmannschaft dieses im Treffen sehr mitgenommenen Schiffs ausmachten. Am andern Morgen erfährt er, daß das Französische Schiff Berwick gestrandet und gescheitert ist. Er fliegt mit seinem Boote dahin, und von 60 Mann, die auf den Trümmern des Schiffs mit dem Tode kämpften, rettete er 51. Einige Tage nachher vernimmt er, der Monarca schwimme mit dem Rest seiner Mannschaft 3 Stunden vom Hafen; er fährt mit 18 andern Matrosen, die sich an ihn angeschlossen hatten, dahin. Im Schiffe findet er 25 verwundete halbverbrannte Personen, die seit 6 Tagen aller Lebensmittel beraubt waren. Seine Gefährten verloren den Muth; er belebte sie durch sein Beispiel. Die 25 Unglücklichen werden an Bord seines Boots getragen, und er bringt glücklich 22 davon in den Hafen von Huelva. Nur 3 starben wahrend der Ueberfahrt. Den andern Morgen gelingt es diesem unermüdeten Mann, die Effecten zu retten, die sich am Bord einiger verbrannten oder gescheiterten Schiffe befanden. Seine Chefs, Zeugen dieser Wunder des Muths, können sie nicht genug rühmen, und der König, der sie zu schätzen weiß, ist im Begriff, sie zu belohnen. Unterdessen stellt er sie seinen braven Seeleuten als Muster auf.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  2. Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  3. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1806.
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