Sechstes Bulletin.[]
Weimar, 15. Okt. Abends.
Sechstausend Sachsen und mehr als 300 Offiziere wurden zu Gefangenen gemacht. Der Kaiser ließ die Offiziere versammeln, und sagte ihnen: es schmerze ihn, zu sehen, daß ihre Armee ihn bekriege; er habe die Waffen nur ergriffen, um die Unabhängigkeit der sächsischen Nation zu sichern, und sich zu widersetzen, daß die der preuß. Monarchie nicht einverleibt würde. Seine Absicht sey, sie alle nach Hause gehen zu lassen, wenn sie ihr Ehrenwort gäben, nie gegen Frankreich zu dienen. Ihr Souverain, dessen Eigenschaften er Gerechtigkeit wieder fahren lasse, habe dadurch eine ausnehmende Schwäche bewiesen, daß er den Drohungen der Preußen nachgegeben, und dieselbe sein Gebiet habe betreten lassen, dem allem müsse ein Ende gemacht werden. Die Preußen müßten in Preußen bleiben, und sich nicht mehr in Deutschlands Angelegenheiten mischen. Die Sachsen sollten unter Frankreichs Schutz einen Theil des rheinischen Bundes ausmachen, einem Schutze, der nicht neu wäre, indem sie seit 200 Jahren ohne Frankreich unter östreichische oder preußische Botmäßigkeit gekommen wären. Der Kaiser habe erst dann die Waffen ergriffen, als die Preußen in Sachsen eingefallen wären; diesen Gewaltthätigkeiten müsse ein Ziel gesetzt werden. Der Kontinent bedürfe der Ruhe, und der Intriguen und niedriger Leidenschaften ungeachtet, welche mehrere Höfe in Bewegung setzten, müsse diese Ruhe Statt haben, sollte sie auch den Sturz einiger Throne kosten.
Wirklich wurden auch alle sächsische Gefangenen mit der Proklamation des Kaisers an die Sachsen nach Hause geschickt, mit der Versicherung, daß man gegen ihre Nation nichts vorhabe.
Die unterzeichnete Erklärung lautet wie folget:
"Wir unterschriebene sächsische Generale, Obristen, Obristlieutenants, Majors, Hauptleute und Offiziere schwören auf unser Ehrenwort, die Waffen nicht gegen Se. Majestät den Kaiser der Franzosen, König von Italien und seine Bundesgenossen zu tragen, und wir übernehmen dieselbe Verpflichtung, und thun denselben Eid im Namen aller Unteroffiziere und Soldaten, die mit uns zu Gefangenen gemacht wurden, und deren Verzeichnis hier beigefügt ist, sollten wir auch selbst von unserm Landesherrn, dem Kurfürsten von Sachsen, förmlich Befehl dazu erhalten.
Jena, 15 Okt. 1806. - Unterzeichnet sind: der General-Lieutenant Baron v. Niesemeuschel, nebst 121 Obristlieutenants, Majors und andern Offizieren."
Quellen und Literatur.[]
- Pragmatische Geschichte der Europäischen Staaten seit dem Anfange der französischen Revolution bis auf unsere Zeit, oder die merkwürdigsten 20 Jahren Europens. Herausgegeben von zwei Weimarischen Gelehrten. Gotha, bei Carl Streudel. 1811