Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Berichte an Lord Castlereagh.[]

[1]
Seit dem Anfange des vorigen Monats sind die Engländer in Portugall erschienen. Sie haben dahin die Hauptstärke ihrer Expedition gerichtet; aber mitten unter Insurgenten und von seinen Waffenbrüdern in Spanien einstweilen abgeschnitten, verleugnete auch hier gegen einen an Zahl beträchtlich überlegnen Feind, der General Junot, Herzog von Abrantes, den Heldensinn und die Geistesstärke nicht, die er schon so oft bewiesen hat. *) Welche Wendung auch die Sachen in Portugall einstweilen nehmen mögen, so wird, wie es sich erwarten läßt, die Glorie jenes berühmten Feldherrn, selbst unter schwierigen Umständen eher erhöht, als im geringsten verdunkelt werden. Die nachfolgenden Berichte, welche die Englische Hofzeitung vom 3ten Sepe. enthält, und die wir als zur Zeitgeschichte gehörig mit unsrer bekannten Partheylosigkeit mittheilen, enthalten, selbst im Munde des Feindes, die hohe Anerkennung der entgegengesetzten Tapferkeit und der heroischsten Eigenschaften. Wie vorübergehend wird auf jeden Fall die Erscheinung der Engländer in Portugall seyn!

Folgendes sind im wesentlichen jene Berichte an Lord Castlereagh:

Schreiben des Generallieutenants Sir Arthur Wellesley; Hauptquartier zu Villa Verde, den 17ten Aug. 1808.

Mylord!

Da der Franz. General Laborde [xx] seit meiner Ankunft zu Caldas den 15ten d., in seiner Position bei Roleia geblieben war, so beschloß ich, ihn diesen Morgen anzugreifen. Roleia liegt auf einer Anhöhe, und hat vor sich eine Ebene. Mitten im Thal, ungefähr 8 Meilen von Roleia, ist die Stadt und das alte Maurische Fort Oebidos, von da die feindlichen Piquets am 15ten vertrieben wurden. Die Armee des Feindes stand auf den Anhöhen von Roleia. Das Ganze wurde im Rücken durch vier oder fünf Gebürgspässe gedeckt.

Die feindliche Macht bestand wenigstens, wie ich Ursache habe zu glauben, aus 6000 Mann, worunter ungefähr 500 Mann Cavallerie war, mit 5 Kanonen Es war zu vermuthen, daß General Loison [xx], der zu Rio Mayor stand, während der Nacht zu dem rechten Flügel des Generals Laborde [xx] stoßen würde. Die Armee brach daher des Morgens in 3 Colonnen zum Angriff auf. Die rechte Colonne, die aus 1200 Mann Portugiesischer Infanterie und 50 Mann Portugiesischer Cavallerie bestand, war bestimmt, den linken Flügel des Feindes zu umgehen und ihm in den Rücken zu kommen; der linke unter Gen. Maj. Ferguson, die aus dessen und des Brigadier-Generals Bowes Infanterie, aus 3 Compagnien Scharfschützen, aus einer Brigade leichter Infanterie und aus 20 Englischen und 20 Portugiesischen Cavalleristen bestand, sollte die Hügel bei Oebidos erklimmen, alle feindliche Posten zur Linken des Thals, wie auch den Posten zu Roleia auf dem rechten Flügel tourniren, und zugleich die Bewegungen des Generals Loison [xx], der wie ich gehört hatte, in der abgewichnen Nacht von Rio Mayor nach Aleoentre aufgebrochen war, beobachten. Das Centrum, welches aus den Brigaden der Brigadier-Generals Nightingale, Craufurd und Fane, aus 400 Mann leichter Portugiesischer Infanterie, aus der Brittischen und Portugiesischen Cavallerie und aus einer Batterie von 9 Pfündern und einer Batterie von 6 Pfündern bestand, war dazu bestimmt, den General Laborde [xx] in der Fronte anzugreifen.

Um 7 Uhr des Morgens brachen die Colonnen von Oebios auf. (Nun folgt eine weitre Angabe der Dispositionen.) Der Gen Hill und der Brig. Gen. Nightingale marschirten gerade auf die feindliche Position los. Der Feind zog sich hierauf in der äußersten Ordnung und in der größten Geschwindigkeit (with the utmost regularity and the greatest celerity) durch die Pässe in die Gebürge zurück, und ohnerachtet des schnellen Vordringens der Brittischen Infanterie, erlitt er bei dem Mangel an hinreichender Cavallerie wenigen Verlust in der Ebene.

Es wurden nun Anstalten getroffen, die furchtbare Position des Feindes anzugreifen. Die Pässe waren schwer zu passiren. Einige derselben wurden vom Feinde seht gut vertheidigt, besonders diejenigen, die von dem 29sten und 9ten Regiment angegriffen wurden. Diese Regimenter griffen mit dem größten Ungestüm an. Die Vertheidigung des Feindes war desperat *) Bei diesem Angriff verloren wir den tapfern Oberstlieutenant Lake.

Der Feind ward indeß durch unsere nachrückenden Truppen, aus den Gebürgspässen verdrängt. Auf das 29ste und 9te Regiment hatte er 3 sehr tapfere Angriffe (most gallant attacks) gemacht. Er zog sich in guter Ordnung zurück, da ich keine Cavallerie hatte und die Mannschaft und Kanonen schwer in die Gebürgspässe zu bringen waren; der Verlust des Feindes ist indes beträchtlich gewesen und drei Kanonen sind uns in die Hände gefallen.

Ich kann nicht genug das Betragen der Truppen während der ganzen Action loben. Die Positionen des Feindes waren furchtbar. Er bezog sie mit seiner gewohnten Geschicklichkeit und Schnelligkeit und vertheidigte sie äußerst tapfer (most gallantly). Obgleich wir an Zahl so sehr überlegen waren, so war dich nur ein Theil unsrer Truppen in der Hitze des Gefechts engagirt.

Alle Staabs- und übrigen Officiere haben mit auf das thätigste unterstüzt. (Nun folgen die einzelnen Lobeserhebungen.)

Ich habe die Ehre xc.
(Unterz.) Arthur Wellesley.
*) The Defence of the ennemy war desperate.


Der Verlust der Engländer in dieser Action betrug an Getödteten, Vermißten und Verwundeten 482 M. Unter den Getödteten waren 4 Officiers, nämlich Oberstlieutenant Lake, Capitän Bradford, vom Generalstaabe, Capitän Georg, von der Artillerie und Fähndrich Dawson. 20 Officiere wurden verwundet und 4 wurden vermißt.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Großbrittanien. [2]

Downingstreet den 2. Sept. 1808. Die Depeschen, aus welchen das Nachstehende kopirt und ausgezogen ist, sind gestern Abends von den Generallieutenanten Sir Harry Burrard und Sir Harry Wellesley eingegangen, sie sind an den Viscount Castlereagh, einen von Sr. Majestät ersten Staatssekretärs gerichtet, und wurden durch den Hauptmann Campbell, Adjutanten des Sir Arthur Wellesley, überbracht.

II. Hauptquartier zu Villaverde den 17. Aug. Mylord! Da der Französische General Laborde seit meiner Ankunft zu Caldas am 15. fortwährend seine Stellung bey Roleja behauptete, so beschloß ich, ihn heut morgen anzugreifen. Roleja liegt auf einer Anhöhe; vor der Fronte ist eine Ebene am Ende eines Thals, das bey Caldas seinen Anfang nimmt. Gegen Süden wird es durch Berge begrenzt, die den linken Rand des Thals, wenn man von Caldas kommt, bilden. Mitten in diesem Thale, ungefähr acht Meilen von Roleja, liegt die Stadt Oebidos, die durch ein von den Mauren gebautes Fort vertheidigt wird. Die am 15. aus diesem Fort vertriebenen feindlichen Pikets hatten sich theils auf die Anhöhen an der Seite des Thals, theils in der Ebene gegen die Fronte ihrer Armee zurückgezogen. Diese hielt die Hügel vorwärts von Roleja besetzt; ihr rechter Flügel lehnte sich an die Anhöhen des Thals, der linke an eine kleine Höhe, worauf eine Windmühle stand; das Ganze bedeckte vollkommen vier bis fünf Schluchten, die hinter der feindlichen Armee lagen, und in den Berg hineingiengen. Ich glaube mit Grund, daß dieselbe aus wenigstens 6000 Mann bestand; sie hatte 5 Feldstücke; auch war alle Ursache zu vermuthen vorhanden, daß Gen. Loison, der sich gestern zu Rio major befand, sich in der Nacht auf Gen. Labordes rechten Flügel ziehen würde, um ihn zu verstärken. Ich richtete meinen Angriffsplan hiernach ein; die Armee rückte heute früh von Caldas aus, und wurde in drey Kolonnen formirt. Main rechter Flügel, aus 1200 Mann Portugiesischer Infanterie und 50 Reitern von der nämlichen Nazion bestehend, erhielt die Bestimmung, den linken Flügel des Feindes zu umgehen, und hinter seinem Rücken in die Bergschluchten einzudringen; mein linker Flügel, bestehend aus den Brigaden des Generalmajors Ferguson und des Brigadegenerals Boves, aus 3 Jägerkompagnien, einer Brigade leichte Artillerie, 20 Englischen Dragonern und 20 Portugiesischen Reitern, das Ganze kommandirt vom Gen. Ferguson, hatte Befehl, sich der Anhöhen bey Oebidos zu bemächtigen, den Feind auf der linken Seite des Thals zu umgehen, und ihn aus seinem Posten zu Roleja zu vertreiben. Auch sollte diese Division auf des Feindes rechtem Flügel die Bewegungen des Gen. Loison beobachten, der, wie man mir gesagt hatte, in der Nacht von Rio major aufgebrochen war, um sich nach Alcoentre zu begeben. Mein Zentrum, das aus den Brigaden des Generalmajors Hill, des Brigadegenerals Crawfurd und des Brigadegenerals Fane, ferner aus 400 Portugiesen von der leichten Infanterie, aus der Englischen und Portugiesischen Kavallerie bestand, und dem eine Artilleriebrigade mit einigen 9- und 6pfündigen Stucken voranzog, hatte Befehl Laborde's Stellung von Vorn anzugreifen. Sobald die Kolonnen so formirt waren, setzte sich die Armee in Bewegung, und verließ Oebidos um 7 Uhr des Morgens. Die Jäger von der Brigade des Generals Fane wurden sogleich abgeschickt, um sich der Anhöhen zur Linken zu bemächtigen, die Kommunikazion zwischen dem Zentrum und der linken Flügelkolonne zu sichern, und den Marsch des Hauptkorps längs des Thales, in welchem der Feind nach und nach viele starke Detaschements vorgeschickt hatte, zu decken. Die Brigade des Generalmajors Hill bildete sich in 3 Bataillonskolonnen, und marschirte längs des rechten Thalrandes zum Angriff des feindlichen linken Flügels; sie wurde durch ein Kavalleriekorps unterstützt. Die Brigaden der Generale Nightingale und Crawfurd blieben, nebst der Artillerie, auf der Hauptstrasse, und fuhren fort, vorwärts zu rücken, bis die Division des Generals Nightingale durch die leichten Infanterie-Kompagnien und das von der Crawfurdschen Brigade detaschirte 45. Regiment verstärkt, in der Ebene debouschiren, und sich vor der Fronte des Feindes aufstellen konnte. Die beyden and rn Regimenter der Crawfurdschen Brigade, das 50. und 91., bildeten, nebst einem Detaschement Artillerie, das einige 9pfündige Stücke bey sich hatte, ein Reservekorps im Hintertreffen. Dieses Manövre hatte den Feind so zu sagen umzingelt; der Generalmajor Hill und der Brigadegeneral Nightingale rückten schnell gegen seine Fronte vor; die Jäger des Brigadegenerals Fane hatten die Anhöhen zur Rechten inne; die Portugiesische Infanterie war in ein Dorf zu seiner Linken eingedrungen, während die Kolonne des Generals Ferguson von den Anhöhen herabkam, um ihn von vorne anzugreifen. In dieser gefährlichen Lage zog sich der Feind, der noch im Besitz der Defileen in seinem Rücken war, in guter Ordnung in die Schluchten der Berge zurück, und ob die Englische Infanterie gleich sehr schnell marschirte, so machte doch der Mangel an einem hinreichenden Kavalleriekorps, daß er in der Ebene nicht viel Leute verlor. Nun ward es nothwendig, unsere ersten Angriffsdispozionen abzuändern, und neue zu geben, um den Feind aus seiner eingenommenen starken Stellung zu vertreiben. Die Jäger des Brigadegenerals Fane waren bereits in die Berge zu seiner Rechten eingedrungen, und man hatte keinen Augenblick verloren, um die verschiedenen Pässe anzugreifen, und die Jäger so zu unterstützen, daß der Feind überall geworfen werden konnte. Die Portugiesische Infanterie bekam demnach Befehl, das erste Defilee zur Rechten einzunehmen; die leichten Infanteriekompagnien von der Brigade des G. M. Hill, vom 5. Regiment unterstützt, griffen das zweyte Defilee an; der Brigade Nigh ingale rückte an der Spitze des 29. Regiments gegen das dritte vor, und die Regimenter 45 und 82 marschirten gegen die Defile's zur Linken. Alle diese Schluchten waren sehr schwer zugänglich, mehrere wurden vortrefflich vertheidigt. Besonders setzte diejenige, welche das 9. und das 29. Regiment angriffen, den größten Widerstand entgegen; diese beyden Regimenter waren bey ihrem kühnen Vordringen schneller auf den Feind gestossen, als ihn die dazu beorderten Truppen in die Flanke nehmen konnten. Der Feind vertheidigte sich seinerseits mit Hartnäckigkeit; wir litten daher hauptsächlich bey diesem Angriff den Verlust, den wir zu beklagen haben, namentlich des tapfern Oberstlieutenants Lake, der sich besonders auszeichnete. Unterdessen wurde der Feind aus allen seinen Stellungen in den Defileen der Berge vertrieben, und unsere Truppen gewannen die Anhöhen. Das 29. und 9. Regiment, und zu ihrer Rechten in einiger Entfernung die Jäger von der Brigade des Generals Fane, befanden sich eine geraume Zeit allein im Angesicht des Feindes. Ich ließ sie durch das 5. Regiment und die leichten Kompagnien von der Brigade des Generalmajors Hill, die ihnen zur Rechten aufmarschirten, so wie späterhin durch andere Truppen, unterstützen, die nach dem erhaltenen Befehle, den Gipfel der Berge zu gewinnen, nach und nach ankamen. Auf dieser Stelle machte der Feind, um seinen Rückzug zu decken, und die Ueberreste seiner überwundenen Armee zu retten, hintereinander drey kraftvolle Angriffe auf das 9. und 29. Regiment und die übrigen erwähnten Truppen; allein diese Angriffe waren fruchtlos. Auf allen Punkten zurückgetrieben, war der Feind genöthigt, zu weichen, und wenn es ihm gelang, seinen Rückzug in guter Ordnung zu vollbringen, so verdankte er es nur unserm Mangel an Kavallerie, so wie der Schwierigkeit, durch die Bergschluchten geschwind genug die Truppen und Artillerie nachkommen zu lassen, deren wir zur Unterstützung der zuerst auf die Gipfel der Berge gelangten Divisionen bedurften. Dessen ungeachtet war sein Verlust sehr beträchtlich; wir nahmen ihm 3 Feldstücke ab. Ich vermag das Betragen der Truppen während des Gefechts nicht genug zu loben. Der Feind hatte mit seiner gewöhnlichen Geschicklichkeit und Schnelligkeit sehr starke Stellungen gewählt, und vertheidigte sie muthig. Dabey muß ich bemerken, daß, ungeachtet unsere an diesem Tage gebrauchte Truppen ihm an Zahl überlegen waren, doch eigentlich, aus verschiedenen unvermeidlichen Hindernissen, nur folgende Truppen ins Handgemenge kamen: das 5., 9., 29. Regiment, die Jäger vom 60. und 95., und die Flügelkompagnien der Brigade des Generalmajors Hill, welches zusammen eine weit geringere Zahl, als die des Feindes, ausmachte. (Nun folgen Lobeserhebungen einzelner Generale und Offiziere.) Ich habe die Ehre, eine genaue Liste der Todten, Verwundeten und Gefangenen beyzuschliessen. (Unterz.) Arthur Wellesley.


Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  2. Wiener-Zeitung. Nr 83. Sonnabend, den 15. Oktober 1808. ff.