Smalkalden.[]
Smalkalden, Stadt und Oberamt, am Fluß gleiches Namens, in der gefürsteten Grafschaft Henneberg. Sie hat ein schönes Bergschloß, die Wilhelmsburg genannt, drey Thore, 3 Vorstädte und 5228 Einwohner (im J. 1810), welche im Ganzen nicht wohlhabend sind, und häufig auswandern, ob es ihnen gleich nicht am Fleiße fehlt, und wichtige Nahrungsquellen vorhanden sind. Denn der 2 Stunden von der Stadt liegende Stahlberg liefert sehr viel Eisen und Stahl, welcher in der Stadt zu vielerley Gegenstände, Gewehre, Messer xc. verarbeitet wird; vorzüglich bereitet man viele Schusters-Ahlen. Auch sind viele Salzkothen vorhanden; die Sohle ist nur zweylöthig, wird aber in 12 Gradierhäusern zum Sieden bereitet, und das ganze Werk gehört dem Landesherrn, welcher davon 10000 Thlr. reine Einkünfte bezieht. Dieser Ort ist von dem Schmalkaldischen Bunde, welchen die deutschen protestirenden Fürsten und Stände zu Beschützung der lutherischen Lehre 1531 wider Kaiser Carl V. errichtet, wie auch wegen der Smalkaldischen Artikel, welche unter die symbolischen Bücher der lutherischen Religion nachgehends gerechnet worden, berühmt. Das Oberamt ist in 4 Aemter getheilt, und enthält auf 6 QM. 37 Dörfer und Weiler mit ungefähr 16000 Einw. Stadt und Amt gehört seit 1807 zum Königreich Westphalen, Departem. der Weser, Bezirk Eschwege und ist der Hauptort eines Cantons. Ehemals gehörte es Hessen-Cassel.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1807]
Staatsbegebenheiten.
Schmalkalden, vom 28. Jan. Nachdem das Feuer des Aufstandes auch unsre sonst friedliche Gegend beunruhiget hatte, rückten am 21. Jan. ohngefähr 1600 Mann franz. Truppen hier ein. Ihr Betragen war gut. Schon am Sonnabend, den 24. Jan., zogen sie wieder, bis auf 200 Mann, die bis auf weitere Ordre hier geblieben sind, nach Kassel ab, und nahmen drey von den Aufwieglern, die sie aufgefangen hatten, geschlossen mit sich. Der kommandirende General verlangte 15,000 Franken von der Herrschaft Schmalkalden, die er aber nicht erhielt, weil noch zu rechter Zeit der Gegenbefehl vom Gouverneur Lagrange von Kassel ankam. Dagegen ist am Freytage (den 23. Jan.) von Erfurt aus eine Lieferung von Lebensmitteln xc. von hier verlangt worden, die nicht weniger als 50,000 fl. ausmacht, weshalb der Ober-Postmeister Pistor nach Kassel zum Gouverneur gereiset ist. Vor 14 Tagen mußten die hiesigen Vorgesetzten nach Vach, wo auch ein franz. General war,der eine ansehnliche Lieferung von der Herrschaft Schmalkalden verlangte; er ließ sich aber mit 100 Karolins baar befriedigen.
Gegenerklärungen.I. Gegen den im 6ten Stück dieser Zeitung S. 114 unter der Aufschrift Schmalkalden mitgetheilten Artikel sind folgende Gegenbemerkungen eingelaufen.
"Daß das unter dem Herrn General Barbot hier eingerückte Korps der Stadt viele Kosten verursacht hatte, war ganz natürlich, und daß wir mit Selbigem Rücksprache nahmen, wie diese Kosten möglichst gemindert werden könnten, war eben so natürlich, und hier müssen wir denn sogleich zur Steuer der Wahrheit versichern, daß die Disziplin dieses Korps musterhaft war, und daß alles mögliche zur Erleichterung der Einwohner geschah. Der von des Herrn Gouverneurs Lagrange Exzellenz, angeblich von Kassel angekommene Gegenbefehl ist daher offenbare Erdichtung, so wie das Douceur von 100 Karol. an einen französischen General in Vach. Wahr hingegen, daß von Erfurt aus eine Lieferung von Lebensmitteln in die Herrschaft Schmalkalden ausgeschrieben war, und, um selbige abzuwenden, wurden der Bergrath Wolf, der Prokurator Bauer, und ich, der Major und Ober-Postmeister Pistor, nach Kassel geschickt. Diesen Deputirten gelang es dann durch die kräftige Unterstützung Sr. Excellenz des General-Gouverneurs Lagrange -- dieses allgemein verehrten großen Menschenfreunds -- und der andern vortrefflichen französischen Behörden, nämlich der Herren Intendanten Martelliere, Kriegsdirektors Rooques, und der Herren Kriegskommissäre Morand und Lemarquant, daß die ganze Lieferung bis auf ein Geringes der Herrschaft Schmalkalden, wegen ihrer großen Armuth, erlassen wurde. Wir haben also Ursache zu glauben, daß der Herr General Barbot, der sich von der bedrängten Lage der Herrschaft Schmalkalden persönlich überzeugt hatte, das Seinige zu dieser glücklichen Wendung beygetragen habe. Gut meynt Er es gewiß mit uns, sonst hätte Er uns in der Person des Herrn Hauptmanns Suanini nicht einen so guten, rechtschaffenen, streng über Disziplin haltenden Kommandanten zurückgelassen. Ueberhaupt zeichnet sich das ganze Offizier-Korps des hier garnisonirenden italienischen zweyten leichten Infanterie-Regiments so vortheilhaft aus, daß ihre Namen billig der Publizität übergeben werden müssen; sie heißen: Louis Duplessis, kommandirender Lieutenant der siebenten Kompagnie des ersten Bataillons; Cosmacendi, Souslieutenant; Piantanida, Kapitain der sechsten Kompagnie des zweyten Bataillons: Pezza, Lieutenant; Drouault, Souslieutenant.
Schmalkalden, den 10. Febr. 1807.
- Schödde, Rath und Oberschultheiß. Pistor. Calckhof, Stadtschultheiß.
Quellen und Literatur.[]
- Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- National-Zeitung der Deutschen. 6tes Stück, den 5ten Februar 1807.
- National-Zeitung der Deutschen. 9tes Stück, den 26ten Februar 1807.